Familienkasse: Mit Velia, Mutter von Noah (1,5 Jahre), Krankenpflegerin und momentan getrennt erziehend

Endlich startet heute unsere Familienkassen-Serie wieder! Und zu Beginn haben wir gleich eine sehr spannende Familie für euch. Velia ist 29 Jahre alt, sie lebt in Nürnberg, ist Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie ausgebildete Doula. Von dem Vater ihres Sohnes Noah (1,5 Jahre) lebt sie momentan noch getrennt, die beiden haben aber vor Kurzem wieder zusammengefunden und werden demnächst zusammenziehen. Geld sparen und nachhaltig leben ist für Velia fast so etwas wie ein „Hobby“. Ihr macht es Spaß, ihr Waschmittel selbst zu machen und sie kauft gerne bei Food Saver Projekten ein, um Essen zu retten.

Velia erzählt: „Ich bin wirklich ein Mensch, der jeden Pfennig umdreht. Dabei bin ich aber keineswegs hundertprozentig konsequent. Ich fahre zum Beispiel viel mit dem Auto und leiste mir hin und wieder eine Fanta. Aber an sich macht mir Sparen und nachhaltig leben einfach wirklich Spaß. Ich kann gar nicht so genau sagen, woher das kommt. Ich bin in einer Lehrerfamilie aufgewachsen, es war immer genug Geld da und wir haben uns auch oft mal etwas gegönnt – alles ganz normal. Aber ich bin adoptiert, mit zwei Jahren zu meinen Eltern gekommen. Meine Mutter in Brasilien hatte insgesamt zehn Kinder, da war das Geld natürlich knapp. Und ich kann mir vorstellen, dass ich das irgendwie in mir habe, dass meine Mutter das also an mich weitergegeben hat. Meine Schwester, die ebenfalls adoptiert ist, tickt auch komplett anders als ich in der Hinsicht.

Ich versuche also, immer möglichst wenig Geld auszugeben und Essen wegwerfen kommt bei mir nicht in die Tüte. Ich zahle eigentlich immer alles mit Karte, damit ich einen guten Überblick habe. Bargeld habe ich nur, wenn ich Geschenke von Verwandten bekommen habe. Ich gehe wirklich super selten zur Bank.

Wenn ich mir mal etwas gönnen will, dann gehe ich zum Bäcker. Im Winter kaufe ich mir da gerne Plätzchen. Oder ich fahre ein- bis zweimal im Jahr in eine größere Stadt, um Kleidung in mehreren Größen für Noah zu kaufen. Meine letzte große Anschaffung war ein besonderer Staubsauger und Lufterfrischer in einem, der hat über 1000 Euro gekostet. Und Sushi, da ist mir wichtig, dass es schmeckt und da ist es mir auch egal, wenn es etwas teurer ist.

Kontoauszug:

Einnahmen: ca 1.500 Euro

Im Moment bekomme ich noch Unterhalt von dem Papa meines Sohnes und Elterngeld Plus, also ein halbes Kindergeld. Dazu kommen Wohngeld und Familiengeld (wir wohnen ja in Bayern) und mein Gehalt aus dem Nebengewerbe als Doula und als virtuelle Assistentin/Fotografin. Damit darf ich allerdings pro Monat nicht mehr als 1000 Euro verdienen und die Auftragslage schwankt sehr – auch wegen Corona. Insgesamt komme ich monatlich ungefähr bei 1.500 Euro raus. Als Krankenschwester in Vollzeit und mit meinem Nebengewerbe habe ich vor der Elternschaft fast 3000 Euro netto gehabt. Das waren noch Zeiten!

Miete: 590 Euro

Mein Sohn und ich wohnen in einer 49 Quadratmeter großen Wohnung zur Miete. Ich hab wirklich großes Glück, weil die Wohnung kalt nur 490 Euro kostet und das in einem super schönen Stadtteil von Nürnberg, mit allem Wichtigen in Reichweite. Nebenkosten sind ungefähr nochmal 100 Euro. Wir haben sogar einen Balkon und unsere Katze ist auch willkommen. Seit der Schwangerschaft lebt diese aber bei meinen Eltern. Die Räume sind hell und obwohl in dem Haus über 100 Parteien wohnen, fühlen wir uns sehr wohl. Im Sommer ziehen wir mit Noahs Papa zusammen, jeder hat dann sein eigenes Zimmer, den Luxus wollte ich. Dort wohnen wir dann ländlicher auf 75 Quadratmetern und bezahlen ingesamt 850 Euro warm.

Kita: 400 Euro

Die Kita ist aktuell in Laufnähe, was natürlich super ist. Im Monat zahlen wir knapp 400 Euro. Nach dem Umzug müssen wir in den Nachbarort mit dem Auto fahren. Dafür ist die Tagesmutter um mehr als 100 Euro günstiger.

Transport/Benzin: 100 Euro

Ich fahre mit dem Auto, auch wenn mir die Spritpreise ein bisschen weh tun, mein Hybridauto ist mir seit mittlerweile sieben Jahren treu. Straßenbahn, Zugfahren und Busfahren ist mir mit dem ollen Kinderwagen und dem ganzen Kram tatsächlich zu stressig und ich fühle mich dann immer so unflexibel. Wenn alle Stricke reißen, fahre ich aber natürlich öffentlich.

Kleidung & Körperpflege: 50 Euro

Für Kleidung gebe ich nur sehr gezielt Geld aus und trage meine Klamotten sehr lang. Mein ältestes Kleidungsstück ist ein Mantel und den habe ich seit ich fast 15 Jahren. Ich bin leider wohl nicht mehr gewachsen, haha! Wenn Noah Kleidung braucht, kaufe ich sie über Vinted gebraucht, oder ich bekomme sie von Freunden. Wenn ich etwas kaufe, dann günstig – er wächst so irre schnell. Ich lebe da sehr minimalistisch, allerdings kann mein Mamaherz natürlich nicht immer nein sagen, wenn ich was total schönes für ihn sehe. Dafür kaufe ich es dann in einer Größe, in der er noch nicht so viele Sachen hat, da hab ich tatsächlich eine Strichliste.

Ansonsten mache ich mir auch oft einen Spaß daraus, hier das Maximum heruaszuholen. Aus alten Seifenresten habe ich letztens Flüssigseife hergestellt, die benutzen wir zum Duschen und Händewaschen. Ich hab fast 2 Liter Flüssigseife gemacht, das meiste musste ich einfrieren, so viel braucht man ja gar nicht! Waschmittel mache ich aus Kastanien. Man kann sie schälen und muss sie einfach nur in den Mixer geben, mit heißem Wasser übergießen – der Sud, der übrig bleibt, ist das Waschmittel. Ich mache immer ganz viel, man kann es auch trocknen und die Brösel aufheben. Das hält lange und macht wirklich sauber. Es riecht halt nach nichts, aber mich stört das nicht.

Zum Friseur gehe ich nicht, meine Schwester oder Mama schneiden mir die Haare. Dafür gehe ich ca. alle 1-2 Monate zum Waxing. Für mich sind 50 Euro im Monat für diesen Posten viel – aber Noah braucht ja auch noch Windeln. Die kaufe ich immer beim Windellaster günstiger in Kartons.
Manchmal denke ich, ich sollte besser auf mein Mental Load achten, statt Babybrei/Hafermilch/Waschmittel selbst herzustellen, aber im Moment ist mir das noch zu wichtig.

Lebensmittel: 150 Euro

Vor einem Jahr war ich mit Noah oft beim Foodsharing. Aus dem Gemüse habe ich dann Brei gekocht. Und im Februar habe ich eine Eat-Up-Challenge gemacht. Einfach mal die Vorräte aufessen. Klappte gut, ist aber auch noch einiges da, zum Beispiel Reis. Ich mache meine Hafermilch selbst und schaue immer nach Angeboten. Aber wir gehen natürlich auch zum Supermarkt um die Ecke und wenn Noah eine Breze möchte, bekommt er sie.
Ich habe kein Problem damit, mal Sushi zu bestellen. Essen gehen ist aber tatsächlich nicht so mein Ding, ich mag gerne Snacks. In Bioqualität kaufe ich konsequent nur die Eier, Bananen und Gurken. Fleisch und Wurst kaufe ich nicht. Ich denke 150 Euro für Lebensmittel sind realistisch, manchmal auch weniger. Lebensmittel wegzuschmeißen liegt mir fern. Ich ärgere mich dann richtig über mich selbst. Lieber verarbeite ich Reste zu Waffeln oder friere ein. Mein Freund sagt, ich bin Einfrier-Weltmeisterin! Und ich muss sagen: Möglich wärs.

Abos: 15 Euro.

Ich habe Amazon und Spotify.

Versicherungen: 100 Euro

Als ich mich in meiner Schwangerschaft komplett um die Finanzen gekümmert habe, hab ich gemerkt, dass ich super viele Versicherungen (Hausrat, Unfall, Schlüssel, Haftpflicht) doppelt habe. Dämlich! Deshalb habe ich alles gekündigt und zahle nur noch bis zur Mitte des Jahres 100 Euro im Monat. Danach muss ich mich um neue Verträge kümmern, vermutlich dann irgendeine Familienversicherung.

Sparen: Zur Zeit nichts

Früher habe ich mehr als 1500 Euro jeden Monat wegsparen können. Das schaffe ich jetzt nicht mehr. Mein Bausparer wurde letztes Jahr ausgezahlt, der lief 10 Jahre, dass war ziemlich cool und jetzt habe ich ein ordentliches Polster. Wenn die Waschmaschine kaputt geht, dann ist das kein Problem – und das gibt mir Sicherheit.

In ETFs habe ich auch investiert, vor ein paar Jahren. Da vergesse ich aber oft, dass ich sie habe. Ich werde noch jeden Monat ein bisschen von meinem Ersparten Leben, bis ich wieder einen Job als Krankenschwester finde, der zu meinem Familienleben passt. Also sprich, wo ich nicht ständig einspringen und Nachtdienst machen muss.

Mit dem Umzug im Sommer wird sich Einiges ändern, vor allem, weil dann zwei Menschen sehr unterschiedlich haushalten. Außerdem hat jeder ein eigenes Zimmer und da sein Zimmer um Einiges größer ist, wünsche ich mir, dass er mehr Miete bezahlt. Wer fast zwei Meter groß ist, konsumiert auch mehr Lebensmittel, als jemand mit 1,55m. Er sieht das noch nicht so ganz, da sind noch viele Gespräche, Vereinbarungen und Deals fällig.

Ich bin in Sachen Finanzen aber sehr gerne Herrin der Lage und möchte das auch bleiben. Ich weiß genau, wo mein Geld monatlich hinfließt, welches Abo abgeschlossen wurde, etc. Aber jeder wird sein eigenes Konto haben und es wird aber zusätzlich ein gemeinsames Konto geben.

Und so sieht eine typische Woche bei uns aus:

Montag
7,10 € für ein bisschen Obst & Gemüse

Ich kaufe eigentlich immer nur ein, was wir auch akut verbrauchen. Klar mache ich auch mal einen großen Einkauf, zuletzt sogar in der Metro! Das kostet dann schon mal 50 Euro. Aber das passiert nur maximal ein Mal pro Monat. Am Montag habe ich Noah von der Kita abgeholt, wir waren noch spazieren, abends habe ich gekocht.

Dienstag
4,55€ Kleiner Einkauf: Brokkoli, Butter, Äpfel, Banane

Wieder ein ähnlicher Tag. Ich hatte vormittags einen Auftrag und habe etwas gearbeitet, nachmittags habe ich dann zusammen mit Noah etwas eingekauft. Er liebt es, mit mir in den Supermarkt zu kommen! Abends haben wir den Brokkoli zusammen gekocht.

Mittwoch
3,10 € Bäcker Brezel und Brot
6,90 € Kleiner Einkauf: veganen Käse und Joghurt

Heute hat sich Noah nach der Kita eine Breze gewünscht – und bekommen. Ich habe dann noch Brot gekauft und später Käse und Joghurt im Supermarkt eingekauft. Abends gab es dann Brotzeit.

Donnerstag
An diesem Tag war Noah bei seinem Papa und ich habe gar kein Geld ausgeben. Ich habe mich vormittags um die neue Wohnung gekümmert, nachmittags war ich bei einer Freundin zum Teetrinken.

Freitag
Noah und ich waren bei meinen Eltern, die haben uns abends zum Essen eingeladen. Also wieder ein Tag ohne Ausgaben!

Samstag
Abendessen Dean und David: 8 Euro.

Viele sagen mir: Gönn dir halt mal was! Aber die meisten Dinge, die Menschen sich so gönnen (und die unnötige Ausgaben sind) bedeuten mir nicht so viel. Ich trinke zum Beispiel keinen Kaffee! Am Samstag haben Noah und ich uns einen schönen Tag draußen gemacht, ich hatte Picknick und Wasser eingepackt und wir haben Enten gefüttert mit Dosenmais. Abends haben wir uns über die App “Too Good to Go” bei Dean und David Abendessen geholt. Das hat 8 Euro gekostet.

Sonntag
42,00 € Tanken und Fanta, 1 Euro für eine Semmel auf dem Fußballplatz

Am Sonntag war ich mit Noah und seinem Papa auf dem Fußballplatz, ich hatte wieder Essen dabei, aber Noah wollte eine Semmel – hat er bekommen. Am Nachmittag waren wir tanken für den Besuch bei der Uroma, der noch anstand. An der Tankstelle konnte ich nicht an der Fanta vorbeilaufen. Das ist fast ein bisschen ein Laster von mir, ich liebe Fanta! Dabei ist sie an der Tankstelle auch noch überteuert!

Illustration: Fräulein Motte

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