Familienfreundliche Vorbild-Unternehmen: Polarstern

© Anna Rehkaemper

Beruf und Familie vereinbaren – ein Mysterium, wie das funktionieren soll! Aber es gibt immer wieder Familien, die es gut hinbekommen. Und vor allem gibt es Unternehmen, die sich auf die Fahne geschrieben haben, Familien zu unterstützen und das Arbeitsumfeld möglichst familienfreundlich zu gestalten. Ein solches Unternehmen ist… Polarstern! Ein moderner Energieversorger, der für 100% saubere Energie seht. Wirklich! Polarstern liefert Ökostrom, Ökogas und Spezialtarife für Wärmepumpen und Elektroautos. Polarstern wurde (vor ziemlich genau 12 Jahren, es ist Geburttstags-Woche!) als Social Business gegründet. Und daran lassen die Polarsterne sich immer noch messen.

Doch zurück zum Thema: Bei Polarstern arbeiten viele Eltern. Und soweit wir das beurteilen können, sagen hier die meisten, dass es gut klappt mit der Vereinbarkeit. Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, ein Penne-Tag (Pasta!). Wie machen die das?

Um euch ein bisschen näher zu bringen, wie bei Polarstern gearbeitet wird, haben wir heute einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu Wort kommen lassen.

Vielleicht inspiriert euch das ein oder andere Lebensmodell. Und vielleicht wollt ihr diesen Artikel auch bei euch am Arbeitsplatz vorzeigen, denn es gibt sicher viele Arbeitgeber_innen da draußen, die sich eine Scheibe abschneiden können!

Norman Elmers

Los geht es mit Norman Elmers, er leitet den Bereich Vertrieb und Elektromobilität und ist seit zehn Jahren bei Polarstern. Nach vielen Jahren in München lebt er inzwischen mit seiner Familie in Köln. An zwei Tagen pro Woche kommt Norman per Bahn nach München. Klingt stressig? Für Norman ist es ideal und er und seine Partnerin leben ein sehr interessantes Modell!

© Anna Rehkaemper
© Anna Rehkaemper

Wie alt sind eure Kinder und wie sind sie betreut?

Sie sind sieben und vier Jahre alt und gehen in die Schule (1. Klasse) und in die Kita. In der Theorie können beide bis 17 Uhr dort bleiben. Wir sind total zufrieden mit den Einrichtungen und beide Kinder gehen sehr gerne hin, das macht natürlich alles viel einfacher.

Wie teilt ihr euch auf?

Ich arbeite 100%, meine Partnerin in ihrem festen Job 80%. Sie arbeitet zudem noch freiberuflich als Coach, insofern kommen wir wahrscheinlich auf ähnliche Stunden, sie übernimmt aber einen Abschnitt mehr pro Woche – den Freitagnachmittag.
Wir haben feste Tage, an diesen Tagen ist der eine komplett verantwortlich für Kinder und den Haushalt, also: Morgenprogramm, Wegbringen, Einkaufen, Kochen, Frühstück, Abendessen, Aufräumen, Wäsche… Der gesamte Mental Load liegt an diesen Tagen auch bei jeweils einer Person. Ich mache den Montag und den Dienstag. An diesen Tagen arbeite ich im Home Office und kann das gut vereinbaren, meine Partnerin macht Mittwoch, Donnerstag und den Freitag. Wir machen das seit sechs Jahren so und haben festgestellt, dass es uns total hilft, weil die Verantwortungen zu 100% geklärt sind. Auch wenn ein Kind krank ist, gibt es keine Diskussionen. Es ist der dran, dessen Tag gerade ist.
An meinen Tagen geht meine Partnerin meist früh aus dem Haus, also sogar noch bevor ich die Kinder wecke. Sie ist Psychologin in der Personalentwicklung, nebenbei ist Sie als Coach tätig. Sie genießt diese beiden Tage total, da kann sie sich ganz Ihren beruflichen Themen widmen und kommt auch wirklich erst zum Abendessen nach Hause.

Und du fährst ein Mal pro Woche mit der Bahn nach München…

Genau. Immer am Mittwoch steige ich morgens sehr früh in den Zug, Ich gehe am Dienstag zeitig ins Bett, mache im Zug dann aber auch noch mal die Augen zu. Mittlerweile habe ich da gute Routinen. Das hört sich sicher total spießig an, aber ich weiß, welcher Wagen, wo ich mich hinsetzen kann, Schlafmaske, Kissen. Nach meinem Nickerchen fange ich noch im Zug an zu arbeiten, ich nenne es Train Office. Das ist eine totale Fokus-Zeit für mich. Ich kann diese Zeit gut nutzen, um Themen zu bearbeiten, die ich im Büro nicht schaffe.

Von mir gibt es übrigens an dieser Stelle auch mal ein Lob an die DB, die Strecke ist total angenehm, der Zug ist fast immer pünktlich! Der Mittwoch ist dann ein langer Arbeitstag, da ist ja auch Polarstern Stammtisch und Penne-Tag (es gibt immer mittwochs Pasta für alle bei Polarstern! Und das ist SEHR beliebt!), ich habe immer das Gefühl, diesen Tag absolut optimal zu nutzen. Die lange Strecke ist also am Ende total produktiv für mich, ich kann meinen Tag planen. Und es ist natürlich super, dass ich bei Polarstern so arbeiten kann.

In München übernachte ich dann bei einem guten Freund. Das geht alles nur, weil ich zehn Jahre in München gelebt habe und dort gut vernetzt bin. Diese eine Nacht für mich, die genieße ich jede Woche sehr. Der Mittwoch ist dann auch mein freier Abend. Ich habe ein ziemlich großes Autonomie-Bedürfnis – und das ist erfüllt, dank unserem Modell.
Donnerstag steige ich nach dem Büro am Nachmittag wieder in den Zug, arbeite dort weiter und komme idealerweise zwischen 19 und 20 Uhr nach Hause. Ich versuche immer, die Kids noch zu sehen. Und das klappt auch meist, weil sie eher spät schlafen.

Hast du Elternzeit genommen und wie bist du wieder eingestiegen?

Da muss ich gestehen, dass ich nicht das Vorbild bin, das ich sein könnte. Ich habe direkt nach beiden Geburten einen großen Teil des Jahresurlaubs genommen und war dann bei beiden nochmal jeweils zwei Monate zuhause. Die Elternzeitmonate beim ersten Kind haben wir im Bulli auf einer Deutschlandtour verbracht. Beim zweiten Kind habe ich die Eingewöhnung des ersten Kindes in den Kindergarten begonnen (leider dauerte diese länger als geplant, so dass danach meine Partnerin in der Elternzeit sehr eingebunden war), und einen Monat Elternzeit, als meine Partnerin wieder in Ihren Job eingestiegen ist. Da geht noch mehr, das weiß ich heute. Besser wäre 6/6, also auch hier die Aufteilung der Zeit. Und es wäre bei den Polarsternen auch absolut möglich gewesen, bisher haben die Väter hier aber noch keine sehr lange Elternzeit genommen, ich kann mir aber vorstellen, dass das bald passiert. Wir haben viele neue Mitarbeiter Ende 20, Anfang 30, wenn die Kinder bekommen, wollen die das auf jeden Fall!

Wie regelt ihr das mit der Care-Arbeit zuhause?

Innerhalb unserer festen Tage. Es gibt ansonsten keine festen Zuständigkeiten, wir machen beide alles und bringen uns beide voll ein. Wir haben beide alles im Blick, was brauchen die Kinder für die Schule, was fehlt im Kühlschrank… Wir haben keine Unterstützung von Putzkräften oder so, ich möchte das auch nicht, deshalb müssen wir beide anpacken. Klar. Wir ist malen da ein Idealbild, an dem wir ständigarbeiten – unser Ziel ist 50/50, realistisch schwankt es einfach, es pendelt zur einen und zur anderen Seite. Es wird aber immer schnell gemerkt, wenn die Fairness nicht da ist. Das führt dann natürlich auch zu Spannungen und Auseinandersetzungen. Aber die bleiben nicht aus, wenn man so eng zusammen arbeitet und vor allem so viele Aufgaben teilt und übergeben muss.

Und was ist mit Paar-Zeit?

Das ist die größte Herausforderung. Wir sehen uns abends, aber unter der Woche ist da nicht viel Luft, generell ist gerade wenig Luft da. Wir suchen oft das Gespräch, sind dann aber auch einfach meistens total platt. Die Zeit muss man sich also bewusst nehmen. Und dieses bewusst nehmen ist super schwierig! Aber am Wochenende haben wir Familienzeit, arbeiten also nicht, zumindest nicht im klassischen Sinne der Erwerbsarbeit, Carearbeit fällt natürlich trotzdem an.

Hast du das Gefühl, genug Zeit für alles zu haben? 

Naja. Es bleibt schon immer was zu kurz, definitiv. Außenstehende sagen mir oft: Ganz schön krass, was ihr leistet. Es ist auch wirklich gut organisiert, aber es ist kein perfektes System, das gibt es vielleicht auch nicht. Alle Kuchenstücke müssen ihren Platz finden und daran arbeiten wir kontinuierlich – es gibt immer Verbesserungs-Potential.
Wenn man sich mehr Zeit nehmen will, muss man sie irgendwo abkappen. Wir müssten also beide unsere Arbeitszeit reduzieren, um zu gewinnen, das wollen wir aber momentan nicht.
Aber je älter die Kinder werden, umso autonomer werden sie, es wird immer mehr Freiraum geben, da bin ich sicher.

Was schätzt du an deinem Arbeitgeber?

Ich gehöre so lange dazu, ich fühle mich als ein Teil von Polarstern. Und ich hatte das Glück, das Ganze mitzugestalten können. Vor Corona bin ich ja auch schon gependelt. Da war ich die einzige Person, die so gearbeitet hat, jetzt ist remote arbeiten total Usus bei uns. Alle stimmen sich ab, von wo sie arbeiten. Wir gehen da einfach gut miteinander um, es gibt viel Flexibilität, Vertrauen und Verständnis der Polarsterne untereinander, ob mit Kindern oder ohne Kinder.
Viele Mitarbeitende bei Polarstern haben Kinder, aber es ist nicht so, dass es eine Sonderbehandlung gibt. Man achtet einfach aufeinander. Wenn jemand einen Hund hat, hat der ja zum Beispiel auch wieder andere Bedürfnisse.
Wir nutzen das Onboarding immer als Einstieg, damit alle unsere Werte verstehen, was uns wichtig ist. Und ab dann ist es einfach viel Kommunikation. Es gibt Lunch-Dates und Kaffee-Dates, die per Zufallsverfahren zugeteilt werden. Das ist super, damit man sich austauscht, und die Polarsterne besser kennenlernt, die man vielleicht nicht täglich sieht.

Verena Wiget

Verena Wiget leitet den Bereich Personal und Organisation. Sie setzt sich viel mit Gleichberechtigung und Weiterentwicklung auseinander. Auch sie ist bereits seit vielen Jahren bei Polarstern, seit sieben um genau zu sein. Während dieser Zeit hat sie zwei Kinder bekommen und ist in verschiedene Aufgaben geschlüpft.

Wie alt sind deine Kinder und hast du Elternzeit genommen?

Sie sagen, sie sind halb zwei und halb fünf, haha! Also fast zwei und fast fünf. Ich habe jeweils etwa neun Monate Elternzeit genommen und danach bin ich einmal mit 15 Stunden, dann mit 24 wieder gekommen und habe die Stunden immer weiter erhöht. Heute arbeite ich vollzeitnah. Der Vater der Kinder hat einmal vier und einmal sieben Monate Elternzeit genommen.

Wie sehen denn deine normalen Arbeitszeiten aus?

Ich machen Dienstag und Donnerstag Home Office, da hole ich dann auch meine Kinder ab und bin nachmittags raus. Wir haben ja Gleitzeit, ich gestalte meine Stunden recht flexibel, arbeite auch gerne mal abends, weil ich das liebe. Ich bin eher nicht so der Nachmittagsmensch, aber abends fahre ich noch mal hoch. Ich bin eine Eule, kann das nur leider wegen meiner Lerchen-Kinder nicht voll ausleben!
Montags holt die Oma die Kinder, den Mittwoch und den Freitag macht mein Partner.
Wenn ich ins Büro fahre, nehme ich immer das Fahrrad, das sind zehn Kilometer – mein Sport, meine beste halbe Stunde! Ich sortiere da immer schon im Kopf und komme voller Energie ins Office. Der Mix ist für mich ideal.
Da bin ich Corona sehr dankbar, ich wäre sonst ehrlich gesagt nie ins Home Office gegangen, ich bin ein extrovertierter Mensch und liebe den Austausch, im Büro gibt es auch den besseren Kaffee! Aber ein paar Tage die Woche kurze Wege zu haben, mehr Zeit, mal ein Paket annehmen können, nebenbei die Waschmaschine füllen – das ist einfach sehr praktisch und jetzt merke ich, wie gut mir das tut.

Der Umgang mit der Pandemie war bei Polarstern ohnehin sehr wertschätzend. Als der erste Lockdown kam, haben die Geschäftsführer sofort alle Eltern angeschrieben: „Ihr müsst eure Stunden nicht reduzieren, wir sind alle in der gleichen Situation, wir bekommen das hin.“ Das war sehr explizit und klar formuliert und hat uns allen glaube ich sehr geholfen.

Dein Partner und du, ihr seid also ziemlich fifty-fifty, oder?

Ja. Wir machen alles gleichberechtigt. Wir haben beide in Schweden gelebt und uns dort kennengelernt und für mich war das eine Voraussetzung – sonst hätte ich keine Kinder bekommen. Was mir in Westdeutschland vorgelebt wurde an Familienleben, das war nie was für mich. Papa arbeitet, Mama macht Haushalt. Als junge Frau war mein Tenor: „Wenn ich das so machen muss, dann mache ich es nicht.“ Ich arbeite auch einfach wirklich gerne, mir hat das in der Elternzeit total gefehlt. Ich war in diesen Monaten intellektuell und mental sehr unterfordert – ansonsten aber total überfordert!

Natürlich ist es auch bei uns manchmal ein Ringen, zum Beispiel wenn ein Kind krank ist: Welcher Termin ist wichtiger? Aber bisher haben wir immer eine Lösung gefunden.

Du gestaltest bei Polarstern ja den Personalbereich mit, inwieweit sind Themen wie Gleichberechtigung und Vereinbarkeit da wichtig?

Das spielt ja überall mit rein. Wenn wir uns fragen: Wie wollen wir uns aufbauen? Wie wollen wir wachsen? Was ist Führungskultur, wie spiegeln sich unsere Werte wieder? Welche Gehalts- und Arbeitsmodelle haben wir? Wenn wir neue Teams erstellen, haben wir das immer im Hinterkopf. Jetzt gerade kommen viele junge Menschen ins Unternehmen, da wird sich noch ganz viel bewegen!

Ich denke, wir sind gesamtgesellschaftlich erst am Ziel, wenn Männer ein genauso großes Risiko für eine Firma darstellen, wenn sie Eltern werden, weil sie genau so ausfallen, wie Frauen. Da sind wir bei Polarstern noch nicht, das ist Teil der Wahrheit. Ich sehe das aber auch als meine Aufgabe an, da immer wieder nachzujustieren. Die Firma wurde von drei Männern gegründet, eine gewisse Imbalance gibt es also. Mittlerweile haben wir sehr ausgeglichene Teams, wir achten auf Parität und auch darauf, Frauen in den entscheidende Positionen zu besetzen. Flo sagt immer plakativ: „Wir stellen einfach die besten Menschen ein – und das sind halt oft die Frauen.“ Ich habe immer einen Blick auf die Weiterentwicklungen und auch auf die Gehaltstabellen. Dass es da gerecht zugeht. Ich habe da auch schon bei Frauen nachgehakt, wann sie denn mal nachverhandeln wollen – weil sie einfach seltener nachfragen!

Wir haben verschiedene Dinge für das Team Building, das ist auch schön. Der Mittwoch ist der große Bürotag, da werden Penne gekocht für alle, da sind die Meetings, da kommen alle zusammen. Morgens gibt es auch Yoga im 5. Stock.

Auch für Weiterbildung haben wir Kontingente im Jahr. Ich motiviere da die Leute, dass sie das auch nehmen. Viele in der Firma wissen aber auch mittlerweile, was ich so mache und die kommen dann zu mir, wenn Bedarf ist. Oder wenn es in Sachen Netzwerk oder Empowerment etwas zu tun gibt.

Was natürlich auch schön ist: Kinder werden bei uns mitgedacht. Sie sind die Polarsternchen und Teil des Teams. Einmal im Jahr machen wir zum Beispiel einen Clean Up Tag und räumen mit vielen Organisationen zusammen die Isar auf. Da kommt jeder und das ist natürlich toll mit den Kindern aus der Firma. Alle machen mit und die Kids sammeln Kronenkorken.

Auch bei den Weihnachtsfeiern hatten die Geschäftsführer schon mal ein Kind dabei – Kinder sind einfach Teil des Ganzen. Ich habe meine auch schon ins Büro mit genommen, wenn es sich nicht anders ausging. Das passiert – und ist kein Thema.

Manche sagt ja, wahre Vereinbarkeit sei nie möglich…

Ah, das ist der totale Trigger für mich, ehrlich gesagt. Weil – was ist die Lösung? Zuhause bleiben? Nein! Kinder aufgeben? Nein! Man muss irgendwie eine Balance finden. Meine Kinder würden sicher bestätigen, dass mir arbeiten gut tut. Wenn ich ausgeglichen bin, liebe ich es, mit denen Höhlen zu bauen – aber den ganzen Tag möchte ich es eben nicht machen.

Dennoch weiß ich, was mit der Aussage gemeint ist. Die Ansprüche, alles perfekt zu machen, alles zu schaffen – das geht natürlich nicht. Aber ich bin ich fest davon überzeugt, dass man es mit dem richtigen Set-up schaffen kann, ziemlich viel zu schaffen!

Ludwig Obermeier

Ludwig ist erst seit eineinhalb Jahren bei Polarstern – und ziemlich genau so lange auch Vater. Er arbeitet im Marketing-Team und war vorher bei einem großen Medienkonzern tätig.

Wie alt ist dein Kind?

Mein Sohn ist 14 Monate alt. Ich war noch in der Probezeit, als er geboren wurde und das war auch der Grund, warum ich nur halb Elternzeit genommen habe. Obwohl es sicher möglich gewesen wäre, wollte ich nicht gleich zu Beginn komplett raus, nach so kurzer Zeit um Unternehmen. Ich habe einen Monat lang zwei Tage pro Woche gearbeitet direkt nach der Geburt – und ein paar Monate später dann nochmal sechs Wochen Elternzeit genommen, heute arbeite ich Vollzeit.

Deine Partnerin ist auch berufstätig. Wie teilt ihr euch auf?

Ich arbeite im Schnitt und in normalen Wochen, die ja mit Kind nicht so oft vorkommen, an drei Tagen im Büro und zwei Tage zuhause. Meine Freundin ist Store-Leitung bei einer dänischen Möbelmarke und im Gegensatz zu mir kann sie gar nicht so einfach zuhause arbeiten.
 Seit März arbeitet sie jetzt 26 Stunden, möchte aber perspektivisch auch wieder mehr arbeiten. Der Kleine geht seit Januar in die Kita. Ich kann mir auch vorstellen, mittelfristig in Teilzeit zu gehen, vielleicht arbeiten wir dann beide irgendwann 80%.
Dienstags und mittwochs bin ich fast immer im Büro, da sind auch die meisten Meetings – und es ist gemeinsamer Penne-Tag am Mittwoch! 
Ansonsten ist es einfach wunderbar, dass wir so kurze Wege haben. Ich bringe unseren Sohn immer mit dem Rad in die Kita, das liegt auf dem Weg, ein paar Minuten und dann brauche ich nur noch so zehn Minuten ins Büro. Unsere Kita ist schon ein Glücksfall!

Was macht Polarstern so familienfreundlich?

Der Workload und die Arbeitszeitenregelung sind klar mit Familienleben machbar, das ist für mich die Nummer eins. Da kenne ich aus dem Konzern, wo ich vorher war, ganz andere Maßstäbe und auch Arbeitszeiten. Wenn ich mal einen Tag verpasse, weil das Kind krank ist, dann ist das bei Polarstern kein Drama. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, weil ich jemand anderen direkt in die Bredouille bringe. Fast alle Führungskräfte haben mindestens ein Kind – da ist natürlich ein großes Verständnis für Familienthemen bei Polarstern da.

Bleibst du zuhause, wenn das Kind krank ist?

Ja, meistens, weil es bei mir besser möglich ist. Ich kann immer von zuhause aus arbeiten. Allerdings ist unser Sohn noch so klein, dass es schon ein Spagat ist im Home Office, außer, wenn er Mittagsschlaf macht. Wenn es gar nicht geht, nehme ich einen KindKrank-Tag. In meinem Team arbeiten viele Eltern und es gibt gute Vorbilder! Die Vereinbarkeit von Job und Familie ist bei Polarstern wirklich sehr gut, das sieht man auch konkret im Unternehmen. Eine Kollegin zum Beispiel hat eine wichtige Position, macht diese aber in Teilzeit und hat mehrere Kinder.
 Trotzdem oder gerade wegen Polarstern klappt das sehr gut. Das ist das Grundgefühl, das ich von Anfang an hatte. Es ist viel möglich, wir bekommen Flexibilität und Vertrauen.

Arbeitest du auch mal abends oder am Wochenende?



Abends schon manchmal und kurz, das ist irgendwie die Macht der Gewohnheit bei mir. Ich habe einfach lange Schichtdienst und Wochenenddienst gemacht, da hat man das noch drin! Es wird aber nicht von mir erwartet, trotzdem schaue ich abends oft noch rein in den Laptop. Gerade, wenn zum Beispiel ein Newsletter frisch rausging. Da interessiert es mich schon auch: Wie läuft der, interessiert der Newsletter, wird er gelesen?

Aber am Wochenende? Nein. Da ist der Laptop zu. Es wäre auch kaum Zeit, ihn mal aufzuklappen, weil unser Sohn dann volle Aufmerksamkeit will und bekommt. Wochenende ist eben Zeit für meine Familie und Freunde.

Florian Henle und Anna Zipse

Florian und Anna sind am Längsten dabei. Denn Flo hat Polarstern mitgegründet. Anna ist seine Frau. Sie hat von Beginn an Polarstern begleitet, hat nach und nach immer mehr Verantwortung und Aufgaben übernommen. Heute leitet sie das Team Marketing und Kommunikation und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Die beiden haben drei Kinder. Sie sind 10, 12 und drei Jahre alt.

Drei Kinder und zwei Eltern, die Vollzeit arbeiten. Wann startet euer Tag?



Flo: Früh! Aber irgendwie sind wir so routiniert, dass ich den Morgen nicht als stressig empfinde. Natürlich ist es ein Tollhaus, läuft nicht alles nach Plan, aber ich mag‘s. Die großen Kinder gehen alleine in die Schule, die machen eh schon so viel selbstständig…

Anna: Oft können Flo und ich den Weg ins Büro dann zusammen machen, auf dem Fahrrad. Es ist eine schöne Strecke, sehr grün und da besprechen wir oft schon ein paar Sachen, die anliegen. Sowohl privat, als auch beruflich. Das ist eine halbe Stunde, die total viel Wert für uns hat!
Ich mache mich dann nachmittags auf den Heimweg, um den Jüngsten abzuholen, der Mittlere geht in den Hort, der Große ist dann meist schon zuhause. Er kocht sich selbst Mittagessen, macht Hausaufgaben… Nachmittags ist dann Kinderzeit und ich mache nur dringendere Telefonate. Abends teilen wir uns die Aufgaben – während der eine die Kinder ins Bett bringt, macht der andere Wäsche und räumt auf.

Flo: Einen Nachmittag die Woche bin ich auch zuhause und verbringe Zeit mit den Kids. Die Großen wollen das ja schon gar nicht mehr, aber mir ist das sehr wichtig.

Wie sieht es mit der Care Arbeit aus?

Anna: Wir teilen uns das Meiste. Außerdem liebe ich unseren Saug-Roboter! Wir führen eine gemeinsame Einkaufs-App, und die Kinder werden auch schon mit einbezogen. Betten beziehen und Betten machen – das tun sie zum Beispiel selbst.
Wenn ich zuhause bin, mache ich oft die Waschmaschine an, die Wäsche liegt dann in der Maschine und Flo räumt sie am Abend aus. Wir haben keine klare Aufteilung, aber wenn der Boden gewischt werden muss, dann sehen wir es beide – und einer macht es.

Flo: Das Pensum ist aber ganz schön hoch, das muss man sagen! Und ja, ich fühle mich genauso verantwortlich, wie Anna. Für das Essen, für die Wäsche. Wir sind seit 22 Jahren zusammen, Anna war immer streng mit mir in der Hinsicht (lacht) – jetzt trägt das Früchte.

Anna: Du wurdest aber auch immer von deiner Mutter mit einbezogen, hattest immer Aufgaben bekommen. Alle in der Familie helfen einander.

Flo: Ja, stimmt. Heute bin ich bin dafür dankbar und ich mache das genauso mit den Jungs. Ich bin da recht konsequent. Die decken den Tisch, machen die Betten, räumen auf. Im Garten helfen sie, Auto aussaugen. Und die Großen passen auch mal auf den Kleinen auf!

Apropos. Nach so langer Zeit noch ein drittes Kind – wie war das?

Flo: Ja, fast sieben Jahre liegen dazwischen… Das war keine bewusste Entscheidung. Aber im Nachhinein irgendwie schon. Natürlich ist es durch Leo jetzt viel stressiger, eigentlich könnte es genau jetzt entspannt laufen. Der Kleine bringt uns noch mal zurück auf Los, das ist mega anstrengend. Er stellt alles auf den Kopf. Aber es ist auch so bereichernd, jetzt mit dem Abstand noch mal ein Kind aufwachsen zu sehen. Ich finde es total cool.

Was passiert, wenn ein Kind krank ist?

Anna: Die sind echt fit zum Glück und wenig krank. Aber wenn… Dann schauen wir uns tief in die Augen. Und entscheiden, wer an dem Tag am besten jonglieren kann. Und der bleibt dann zuhause. Wenn’s ganz schlimm ist, kommen auch mal die Großeltern.

Wie ist es für euch, mit dem Partner/der Partnerin zusammen zu arbeiten?

Flo: Unterm Strich ist es bereichernd, aber es hat natürlich Vor- und Nachteile. Gut ist, dass auf beiden Seiten Verständnis für die beruflichen Themen des jeweils anderen da ist. Man muss nicht alles teilen, wir sehen uns im Büro gar nicht oft. Aber das Verständnis ist da. Und Anna ist ein toller Sparring-Partner, sie hat immer guten Input. Mir hilft das enorm.

Anna: Die Meinung des anderen ist immer wichtig, auf allen Ebenen. Natürlich ist es dann am Ende eine Kunst, Kritik nicht als Angriff zu nehmen. Da muss man unterscheiden. Wenn wir auf persönlicher Ebene nicht einer Meinung sind, dann nehme ich das viel persönlicher, berufliche Themen kann ich sachlicher sehen. Und am Ende kämpfen wir gemeinsam für die Sache – wir wollen die Energiewende voranbringen!

Anna, du bist erst nach und nach ins Unternehmen eingestiegen, warum?

Anna: Ich war schon in der Gründungsphase dabei, damals habe ich aber noch in einer Agentur gearbeitet und war mit dem ersten Kind schwanger. In der Agentur wurde mir ziemlich deutlich klar gemacht: „Du musst dich entscheiden, Kind oder Karriere.“ Das hat mich schockiert und so bin ich in die Selbstständigkeit gegangen und habe dabei unter anderem Polarstern begleitet. Da habe ich immer mehr Aufgaben und Bereiche übernommen und bin quasi reingewachsen. Mir war es wichtig, nicht als Ehefrau des Gründers reinzugehen, sondern über die fachliche Qualifikation.

Empfindet ihr es so, dass ihr Vorbilder für die Eltern im Unternehmen seid?

Anna: Jein. Jeder muss seinen Weg finden. Unser Job ist es, den Mitarbeitenden möglichst viel zu ermöglichen. Es ist natürlich kein “Wünsch-dir-was”, aber wir haben viel Verständnis für die Belange von Eltern. Das Wichtigste, was du geben kannst, ist Flexibilität. Wir haben Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, jede(r) Mitarbeitende kann sich so einteilen, wie es am besten zur eigenen Situation passt.

Flo: Durch das, was wir machen, haben wir auch Leute an Bord, die echt Bock haben. Die wollen die Energiewende voran bringen. Ich habe das Gefühl, wir haben niemanden, der einfach seine Stunden absitzt. Alle haben ihre Aufgaben und alle sind motiviert!
Dadurch, dass alle so mit Herzblut bei der Sache sind, ist die Gefahr eher, dass sie sich übernehmen und den Abstand nicht mehr hinbekommen. Das merke ich auch bei mir. Wir sind ja keine Roboter! Ich kann zum Glück auf Knopfdruck aus- und anschalten, aber das schützt mich auch nicht davor, mich auch mal zu übernehmen. Und dann bleibt eben was liegen. Manchmal ist es mir zu viel. Aber es gibt viele andere Tage!

Anna: Wir hatten mal den Fall, dass jemand von Vollzeit auf vier Tage gehen wollte, ohne den Workload runterzufahren. In enger Abstimmung mit der Personalabteilung haben wir beschlossen: Wir probieren das. Aber am Ende war es in diesem Fall zu viel. Das heißt aber nicht, dass so etwas grundsätzlich nicht geht. Wichtig ist es, eng im Austausch zu sein, um schnell reagieren zu können. Am Anfang steht für uns, den Mitarbeitenden etwas zuzutrauen, also wenn es ihr Wunsch und grundsätzlich möglich ist, es auch zu versuchen.

Habt ihr das Gefühl, genug Zeit zu haben?

Flo: Für alles? Nein! Aber das werde ich nie haben, da ich mir immer eine Aufgabe suche. Klar, würde ich gerne mehr für die Selbstverwirklichung machen: Reisen, Skitouren, eine Trans-Alp-Tour. Hab‘ ich die Zeit dazu? Nein. Fehlt es mir? Ja, aber anscheinend nicht genug, sonst würde ich die Zeit irgendwie finden.

Anna: Ich habe definitiv nicht genug Zeit – vor allem für mich und für uns als Paar. Wir verbringen aber viel Zeit zusammen, arbeiten leidenschaftlich an Projekten.
 Und dauernd zu hadern, das bringt ja nix. Wenn’s nicht passt, muss man selbst etwas ändern und nicht darauf warten, dass es andere für einen tun oder es sich einfach so ergibt. Und im Großen und Ganzen ist es für mich wunderbar, so wie es ist.

Danke ihr Polarsterne, dass wir bei euch reinschauen durften! HIER findet ihr übrigens die aktuellen Stellenanzeigen…