Yay or Nay: Nachmittagskurse

Endlich mal wieder ein #yayornay! Und zwar eines, das wir schon lange mal machen wollten. Was macht ihr denn so am Nachmittag mit euren Kindern? Da gibt es zwei Fraktionen. Die einen fahren ihren Nachwuchs von Kurs zu Kurs, spielen Mama-Taxi, die anderen machen lieber nur Alltag und Freunde treffen. Die einen argumentieren mit Frühförderung und Beschäftigung und die anderen mit freiem Spiel, Ruhepausen für die Kinder. Wie so oft ist es mir nicht gelungen, zwei richtig extreme Positionen nebeneinander zu stellen, die meisten machen ja dann doch einen Mix. Aber meine Freundin Alexandra ist schon ziemlich YAY. Sie ist die Mama, die ich kenne, die die meisten Kurse mit ihren Kinder macht. Ich versuche mich mal an der NAY-Position, denn im Prinzip finde ich es wichtig, dass Kinder vor allem Zerstreuung und freies Spiel erleben, solange sie Kinder sind. Wir waren aber auch schon mal in dem ein oder anderen Kurs, einfach weil ich es ausprobieren wollte. Los geht's!

YAY:

Grundsätzlich muss ich sagen: zu viel ist meiner Meinung nach eigentlich nie gut. Aber Nachmittagskurse bieten auch fernab von der ganzen Förderungsgeschichte viele weitere Vorteile. Für mich und unsere Kinder ist tatsächlich der größte Vorteil die Beschäftigung: So haben wir ein paar Punkte auf der Agenda, um die herum wir planen können und die Kinder sind gut ausgelastet. Tennis, Musik, Schwimmen… An manchen Tagen bin ich heilfroh, wenn beide Mädchen sich austoben konnten, dann schlafen sie auch einfach besser ein.

Ein weiterer Punkt für mich ist Sicherheit, vor allem im Bezug auf Schwimmen: Deswegen bringe ich sie gerne mehrmals die Woche zum Schwimmunterricht – sie lieben es und ich muss mir weniger Sorgen machen, wenn wir im Urlaub oder auch mal so am Wasser sind. Eine Freundin hat mir gerade auch einen Selbstverteidigungskurs für Kinder wärmstens empfohlen – bei zwei eher zarten Mädchen bestimmt keine schlechte Idee.

Manchmal bekomme ich aber einen Rappel – und möchte alle Kurse wieder absagen, um einfach nur Zeit mit den Kindern zu haben, aber meine Töchter verlangen regelrecht danach!

Die Kleine liegt mir zum Beispiel seit sechs Monaten damit in den Ohren, dass sie gerne Ballett-Unterricht nehmen möchte und um ihre andauernde Fragerei zu untermalen, trägt sie konstant Ihr Ballettkostüm (ein Relikt aus meinen Kindertagen) und will nur „Conni lernt Tanzen“ lesen… Jetzt habe ich sie angemeldet – mal sehen wie das so wird. Objektiv betrachtet tut ihr Ballett sicher auch gut: sie ist nicht gerade elfenhaft, wenn man das so sagen darf, und eine etwas bessere Haltung würde Ihr sicher gut tun.

Da wir beim Thema gut tun sind: Meine Große hat, seit sie regelmäßig Kurse belegt, einen richtigen Selbstbewusstseins-Schub bekommen und traut sich viel mehr. Ich denke das sind die Erfolgserlebnisse und die neuen Freundschaften, die sie sich so auch außerhalb der Kita schafft.

Mein Fazit zum dem Thema: Ich sage ganz klar YAY zu Nachmittagskursen, solange noch genug Zeit zum Spielen bleibt und das Ganze nicht in Stress ausartet (und ich mir eine Chauffeurs-Mütze kaufen muss).

NAY:

Wir haben letztes Jahr einen Schwimmkurs gemacht und es war mir wichtig, dass dieser am Wochenende stattfindet. Warum? Ich habe das Gefühl, dass meine Kinder unter der Woche nach der Kita genug haben. Sie fordern dann Ruhe ein, okay vielleicht noch auf den Spielplatz, im Sommer ins Schwimmbad, oder zu Freunden. Aber noch mal Gruppendynamik und Konzentration: Das wollen sie eigentlich nicht. Der Große fordert diese Pausen total ein, die Kleine ist da noch entspannter. Aber ich denke mir auch schon oft: wie krass, dass diese beiden kleinen Wesen jetzt schon an fünf Tagen in der Woche morgens aufstehen und dann ja auch irgendwie “funktionieren” müssen. Der Stress kommt doch noch früh genug. Und da will ich ihnen am Nachmittag wenigstens Freilauf bieten. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass Kinder im freien Spiel (gerne mit anderen) mehr lernen, als bei einem Kurs.

Außerdem bin ich auch eine von den Müttern, die am Nachmittag ihre Kinder sehen und erleben will. Ich habe ohnehin das Gefühl, sie nicht wirklich oft zu sehen. Morgens natürlich – aber dann gehen sie recht lang (denn sie lieben es beide) in die Kita, am Nachmittag habe ich sie, aber auch da beschäftigen sie sich mittlerweile oft selbst (was ich nicht stören will, auch wenn ich oft versucht bin, sie rauszuholen und ihnen ein Bastel-Projekt o.ä. aufzuschwatzen), Abendessen, und dann habe ich noch mit einem Kind exklusive Ins-Bett-Bring-Zeit. Und das war’s. Wenn ich dann auch noch am Nachmittag nur herumfahren und eventuell daneben sitzen würde, während sie Kurse machen. Das würde ich nicht wollen. Ich verstehe komplett, dass man die Kleinen beschäftigen will, aber ich persönlich habe im Moment gar nicht so sehr das Bedürfnis danach.

Allerdings bin ich auch nicht 100% Nay. Wenn meine Kinder sich einen Kurs wünschen, möchte ich ihnen das ermöglichen. Am Ende ist es ja auch immer eine finanzielle Frage – ob ich dann das Reiten oder Segeln finanzieren kann, müssten wir mal sehen, aber ich würde es versuchen. Weil ich es eigentlich total schön finde, wenn man ein Hobby hat, das man richtig liebt, egal ob Klavier, Fußball, oder Ballett. Aber ich möchte es nicht erzwingen und das würden sie auch gar nicht zulassen. Außerdem mache ich mit Quinn jetzt doch auch ein Mal pro Woche eine Musik-Klasse. Da tanzen und singen wir gemeinsam, sie liebt es und für mich ist es ein bisschen Eins zu Eins Zeit mit meiner Kleinsten, die sonst schon sehr oft einfach “dabei” ist. Und mit dem Großen werden wir auch in diesem Jahr wieder einen Schwimmkurs machen, denn schwimmen lernen finde ich einfach wichtig (es macht ihm aber auch sehr viel Spaß). Wenn es geht, sollte der aber auch wieder am Wochenende stattfinden.

Wie macht ihr das? Haben eure Kinder Hobbies? Oder seid ihr eher strikt Team Nay?

Foto: Kelly Sikkema