Nein, nein, nein. Es kann so anstrengend sein. Man will den Kleinen ja wirklich nur Gutes. Die warme Jacke muss wirklich sein, im Winter. Der Fahrradhelm auch. Irgendwann müssen wir eben nach Hause, es soll ja noch gegessen und gebadet werden. Ach ja, baden. Auch das ein notwendiges Übel. Und so oft hören wir als Antwort auf unsere wohl gemeinten Vorschläge einfach nur ein lautes: „NEIN!“. Das kann frustrierend sein. Uns hilft es meist, zu verstehen, was im Kind vorgeht. Warum sagt es so oft Nein? Hier ein paar Erklärungsversuche.
Warum Kinder „Nein“ sagen
Kinder sagen nein,
…weil sie auch einfach mal nichts tun wollen
Ich will nicht mitgehen! Ich möchte zuhause bleiben. Ganz oft formulieren Kinder so, dass sie ihre Ruhe brauchen. Es ist auch für viele Kinder wirklich wichtig, ab und zu in einem reizarmen Umfeld zu sein, ganz bei sich. Natürlich lässt sich nicht immer ein Kompromiss finden. Aber manchmal eben schon. Vielleicht kann man die Lebensmittel heute ausnahmsweise bestellen. Oder die Verabredung verschieben.
…weil sie in ihrem eigenen Tempo die Welt erkunden
Gleich! Warte! Ich brauche noch! Kinder sind Weltmeister in Sachen Achtsamkeit. Und gelegentlich brauchen sie einfach noch ein bisschen. Weil die Blume so schön aussieht, sie muss ganz genau inspiziert werden. Weil der Stein so bunt ist und der Bagger so unglaublich aufregend. Da hilft nur durchatmen und geduldig sein. Zudem kann es absolut wunderbar sein, sich auch mal in diese Ruhe fallen zu lassen. Blumen haben nämlich tatsächlich unfassbar viele Facetten. Und Bagger erst!
…weil sie lernen, sich etwas zuzutrauen
Nein, ich kann das alleine! Das nervt so oft, oder? Und ist nicht selten gefährlich oder mit einer großen Sauerei verbunden. Außerdem dauert es eventuell ewig. Und trotzdem ist es wichtig, den Kleinen immer mal wieder den Raum zu lassen, sich etwas zuzutrauen. Alleine aufs Klettergerüst, alleine die Rutsche runter. Alleine das Brot schmieren, alleine den Teig rühren, alleine die Hose anziehen. Weil dadurch die Selbstständigkeit wächst. Und die wünschen wir uns ja alle irgendwann!
…weil es wichtig ist, seine eigenen Grenzen aufzuzeigen
Hier denken wir direkt an die Küsschen von der lieben Tante. Aber auch in anderen Situationen sagen Kinder: “Nein, das mag ich nicht“. Und das ist gut und wichtig so. Denn Kinder wissen genau, wenn ihnen etwas zu viel ist. Nein, nicht kitzeln, Nein, nicht hochheben, nein, nicht anfassen. Daran muss man sich im allermeisten Fall halten. Klar, Ausnahmen gibt es. Beim Waschen und Zähneputzen müssen zum Beispiel – mal wieder – Kompromisse gefunden werden.
…weil Schlaf als Grundbedürfnis individuell und verschieden ist
Oh ja, ein leidiges Thema. Aber viele Kids signalisieren tatsächlich schon früh: “Nein, ich will nicht schlafen.” Sei es mittags, oder abends. Natürlich gibt es dafür auch andere Gründe. Das Leben ist zu spannend, die Kinder sind überdreht und finden nicht mehr in den Schlaf. Aber nicht alle Kleinkinder brauchen eben auch wirklich 12 Stunden Nachtschlaf. Das sind dann die Exemplare, die um vier wach sind, wenn sie um 20 Uhr eingeschlafen sind. Auch hier ist es wichtig, individuelle Kompromisse zu finden, die für alle Familienmitglieder passen.
…weil sie nicht unterbrochen werden wollen
Nein, ich möchte weiter malen! Nein, weiterspielen! Wenn Kinder so richtig im Flow sind, ihr Bild spüren, das Rollenspiel verinnerlicht haben, dann kann es unfassbar hart sein, herausgezogen zu werden. Diesen großen Konflikt muss man als Erwachsener ernst nehmen, auch wir hassen es ja, aus einer Aufgabe, in die wir vertieft sind, herausgerissen zu werden, oder?
…weil Erwachsenenregeln manchmal schwer nachzuvollziehen sind
Nein, ich will nicht aufräumen, Nein, ich will mich nicht anziehen. Den Wert von Ordnung und wetterfester Kleidung zu erkennen – das dauert eine Weile. Es ist für ein Kind oft einfach nicht nachvollziehbar, warum Erwachsene auf Dinge pochen, die in ihren Augen völlig unwichtig sind. Wir sind hier oft ehrlich: „Es ist MIR wichtig, dass es hier einigermaßen aussieht.“ ist ein Ansatz. Und die Kinder irgendwie mit einbeziehen und das Prozedere spielerisch gestalten.
…weil Kinder ihren eigenen Körper spüren
Nein, ich bin satt. Das ist so ein Beispiel. Viele Kinder spüren schon sehr früh, was sie brauchen. Hunger, Durst, Müdigkeit. Und es ist wichtig, das ernst zu nehmen und sie dann nicht zu Dingen zu zwingen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das ständige NEIN geht auch uns gehörig auf den Senkel. Aber in ihrer kindlichen Perspektive haben unsere Kleinen relativ gute Gründe für ein Nein. Versucht, das ernst zu nehmen und Kompromisse zu finden. Ihnen zu vertrauen. Und sicher kommt auch immer wieder ein: „JA! Ich hab dich lieb.“ Als kleiner Ausgleich :)