Manchmal wird’s mir wieder klar, während ich es die meiste Zeit einfach als normal empfinde: ich habe einen absoluten Super-Mann als Vater meines Kindes ausgesucht. Oder er sich mich, oder Xaver sich uns beide, oder wie auch immer, jedenfalls: ich habe großes Glück.
Gerade ist er in Elternzeit, während ich wieder 20 Stunden pro Woche ins Büro gehe. Fast bin ich neidisch, dass ich jetzt offensichtlich nicht mehr die Nummer eins in Xavers Leben bin. So schnell geht es, Papa ist jetzt einfach mehr da, und wird sogar manchmal Mama genannt.
Mit Leib und Seele
Xavers Papa ist mit Leib und Seele Papa. Er kann das sein, weil er Freiberufler ist und nie 5 Tage die Woche von morgens bis Abend arbeiten musste. Wieder so ein Glücksfall. Er ist es aber auch, weil er einfach wirklich Bock drauf hat, was leider nicht bei allen Papas der Fall ist. Viele Männer müssen nämlich plötzlich ganz viel arbeiten, wenn das Kind da ist – unter dem Deckmantel des „muss für die Familie Geld verdienen“ natürlich, dabei hätte das Kind von der Zeit mit Papa viel mehr, als von ein paar Euro extra. Viele Väter bringen ihre Kinder nie ins Bett, kochen nie Gemüsepasta (und lassen sie sich um die Ohren werfen), viele stehen nie nachts auf, wenn das Kind weinend im Bett steht. Viele haben es einfach so verinnerlicht, dass das doch die Mama macht. Und die macht es ja auch, denn sie hat es ja auch in sich.
Meiner ist nicht so. Er wickelt, er kocht, er macht und tut, er steht nachts auf. Er verrät mir gar täglich neue Tricks, wie er jetzt mit Xaver den Tag rumbringt. „Unser neues Schlafritual ist folgendermaßen…“, „Heute habe ich ihm was Neues zum Essen gemacht“. Natürlich verbockt er auch mal was, hat keine Windeln dabei oder zieht Xaver völlig wetter-untauglich an. Am Ende ist er eben auch nur ein Mann. Aber es geht ja auch, wenn nicht alles perfekt ist, Xaver bekommt das ja meistens nicht mal mit. Dann wird eben auf die Schnelle ein Ersatz-Body gekauft, oder eine Mütze, oder man leiht sich eine Windel von irgendjemandem. Ich schlage oft die Hände über dem Kopf zusammen, aber mal ehrlich: halb so wild!
Unsexy oder nicht?
Neulich fragte er eine Freundin auf dem Spielplatz mit ernster Miene, ob sie festgestellt hätte, dass die Kinder von Mandarinen einen wunden Po bekämen. Und: immer wenn wir das Haus verlassen, grüßt er irgendwelche Mütter und Väter, die ich noch nie gesehen habe. Weil er sie vom Spielplatz kennt!
Dass er so ist, ist einfach nur toll. Manche sagen jetzt vielleicht, dass sie das nicht sexy finden, wenn Männer so tolle Väter sind. Ich finde es sexy, und großartig. Er hält mir den Rücken frei. Ich bin nicht immer völlig erschöpft, ich kann arbeiten und Träume realisieren, Sport machen und manchmal ausgehen, ohne mich schlecht zu fühlen. Ich habe einfach wieder ins Berufsleben zurückgefunden (was natürlich auch an meinem Chef liegt), ich darf oft eine Nacht durchschlafen. Ich muss dafür zurückstecken, insofern als ich weniger Zeit mit Xaver habe, aber ich gönne sie den beiden auch.
Lang ersehnte Papa-Zeit
Mein Freund hat ja schon in der Schwangerschaft gesagt: „wenn er rauskommt, gehört er erst mal mir, du hast ihn ja schon neun Monate lang nur für dich gehabt!“ Nun musste er relativ lange auf seine Daddy-Quality-Time warten, weil ich durch Stillen, Elternzeit und einfach Mama-Dasein eben doch lange die unumstrittene Nummer eins war. Dafür genießt er sie jetzt umso mehr! Und für mich ist es auch angenehm und interessant, wenn er manchmal abends müde und platt auf dem Sofa liegt und sagt: ich hatte den Kleinen den ganzen Tag, es ist so anstrengend und ich komme zu nichts mehr. Kenn ich! Und kann er jetzt umso besser nachvollziehen.
Also – lange rede kurzer Sinn – bald geht die Kita los und unser beider Leben wird sich zumindest den halben Tag nicht mehr nur um Xaver drehen. Bis dahin bin ich einfach nur froh, so einen leidenschaftlichen Papa an meiner Seite zu haben. Ohne ihn wäre ich wohl verloren. Merci!
PS: Das Bild ist in unserem Indien-Urlaub entstanden. Und so tolle Stunts kann natürlich auch nur Papa!