Ich habe vor einigen Monaten in einem Anflug von “Freiheitssehnsucht” bzw. Sehnsucht nach meinem alten Leben (aka Vor-dem-Kind), das ich natürlich etwas anders erinnere als es wirklich war, einen Flug nach Ibiza gebucht. Alle meine Freunde waren, gefühlt, schon da und haben ja immer einen Riesen-Crazy- Spaß. Ich hingegen muss sonst auch im Urlaub um 6:30 Uhr aufstehen. Also, zack, gebucht. Eine knappe Woche “richtigen” Urlaub alleine – wie aufregend! (Isabel hat hier über ihre eine Woche ohne Kind geschrieben).
Aber was ist eigentlich diese Freiheit, die man ab und an zu vermissen meint? Die Freiheit sich am Wochenende zu betrinken und dann den Sonntag auf Halbmast zu verbringen und am Montag im Büro immer noch etwas angeschlagen zu sein?
Statt regelmäßig um 6 Uhr morgens ins Bett zu gehen, stehe ich jetzt regelmäßig um 6 Uhr morgens auf.
Das frühe Aufstehen kann besonders am Wochenende recht lustig sein. Wenn man den Kinderwagen bei schönstem Sonnenschein vormittags am Club vorbeischiebt (davon gibt es in Berlin Mitte ja doch noch genug), und ab und zu ein paar verschwitzte, leicht wankende Leute an einem vorbei laufen, denke ich mir jedes Mal: Wie wunderbar! Ich bin ausgeschlafen, gut gelaunt und freue mich auf einen Tag mit meinem Sohn. Wir werden Enten füttern, zusammen Mittagsschlaf machen, Freunde treffen. Toll. Statt: Oh mein Gott. Mein Kopf tut weh. Warum ist es schon hell. Ich will nach Hause. Keine Sonnenbrille? Sh**. Das schlechte Gefühl, wenn man die Mütter, Väter oder Familien den Tag beginnen sieht und man selbst etwas zerstört ins Taxi steigt… Nee, das vermisse ich nicht.
Sicherlich gab es auch lustige und aufregende Nächte. Und ab und zu macht das auch mal Spaß. Das aufregende Gefühl, wenn die Nacht begann und man dachte, alles sei möglich. Die ersten langen Nächte in Berlin vor 10 Jahren, das war toll. Aber irgendwie verändert sich das Leben, die Umstände und damit man selbst. Jetzt habe ich viel mehr Spaß mal einen Wein trinken zu gehen, viel zu reden. Und dann gern um Mitternacht im Bett zu sein. Vielleicht vermisse ich auch eher das: Mal spontan Abends eine Freundin zu treffen. Aber sowas lässt sich auch planen und ist dann trotzdem nett.
Ist man jetzt nicht mehr cool?
Aber zurück zu meinem Ibiza-Party-Versuch. Ich habe dann auch eine Party mitgemacht. Sogar bis 8 Uhr morgens. Es war hell. Ich habe lange auf ein Taxi gewartet. Ich hatte Kopfweh. Und habe dann den ganzen Tag im Bett gelegen. War es das wert? Ich weiß es nicht. Lieber hätte ich eigentlich am Strand gelegen und ein Buch gelesen. Und noch viel lieber hätte ich mich zu meinem Sohn gebeamt. Sind wir jetzt langweilig? Ist man jetzt nicht mehr cool? Diese Party hat mir gereicht. Ich war mal wieder dabei und ja, ich hatte Spaß. Aber mehr ging nicht. Eine Woche Party? Nee, ist nicht mehr drin. Ich freue mich auf ruhige Wochenenden mit Sohn und Freunden. Ich kann nicht mehr die Nächte durchmachen. Brauche mindestens drei bis vier Tage bis ich wieder richtig fit bin. Was immer es bedeutet hat cool zu sein, alle zu kennen, auf jeder guten Party zu sein, das war für eine Zeit ganz nett. Und dann geht das Leben weiter.
Die Zeiten, in denen man in einen Club lief und erstmal 30 Leuten Hallo sagt oder einem sofort die ersten Free-Drinks entgegen geflogen kommen, sind vorbei (Hier eine nicht ganz ernstzunehmende Liste, woran man merkt, dass man kein Party-Girl mehr ist). Die Gesprächsthemen mit Freundinnen sind nicht mehr, wo die nächste tolle Party ist oder wer wo hingeht und was anhat (obwohl das natürlich ab und zu auch herrlich Spaß macht). Und das ist gut so. Wir sind älter, haben andere Prioritäten. Wir haben eine große Menge Spaß ohne Kopfschmerzen am nächsten Tag. Mama ist kein Party-Tier mehr, nee, Mama ist jetzt einfach mal glücklich.