Verhüten ohne Hormone oder Spirale: Maggie schreibt wie’s geht
Als uns Maggie von We Are The Ladies schrieb, war ich deshalb Feuer und Flamme: Über natürliche Verhütung hatte ich schon viel nachgedacht, aber Temperatur messen und Co. – machen das nicht nur Frauen, die schwanger werden wollen? Nein, sagt Maggie, die drei Jahre damit verhütet hat. Die freie Journalistin schreibt in ihrem Blog über symptothermale Verhütung, welche Tools man dafür benutzen kann und warum das Ganze überhaupt nicht verstaubt und altmodisch ist, sondern ziemlich einfach und modern. Wir haben sie deshalb in ihrem Gastbeitrag gebeten, uns das mal genauer zu erklären. Danke dir Maggie!
Pille war gestern: Wie Frauen heute zuverlässig und hormonfrei verhüten können
Marie fragt, warum mich das Thema Verhütung so interessiert. Hmmm, eigentlich kann ich das nur mit einer Gegenfrage beantworten: Welche Frau im gebärfähigen Alter interessiert das Thema nicht? Dabei kennen die meisten jedoch nur drei Optionen: Pille, Spirale, Kondom. Auch mir ging es vor einigen Jahren nicht anders. Ende 2010 hatte ich die Pille abgesetzt und eines stand seitdem für mich fest: Nie wieder Hormone. So viel zur Theorie. Als ich dann jedoch zwei Jahre später meinen jetzigen Mann kennen lernte, hatten wir auf immer nur Kondome schnell keine Lust mehr. Ich spielte daher mit dem Gedanken, mir die Kupferspirale einsetzen zu lassen beziehungsweise die Gynefix, also Kupferkette. Doch diese Idee verwarf ich recht schnell wieder: Der Gedanke an einen Fremdkörper in meiner Gebärmutter war mir irgendwie nicht ganz geheuer und außerdem – eventuell noch stärkere Regelschmerzen? Danke, aber nein, danke.
Dann taten wir etwas ziemlich Verrücktes: Wir entschieden uns, vollkommen natürlich zu verhüten. Und zwar mithilfe der symptothermalen Methode, also der Kombination aus Temperaturmessung und Zervixschleimbeobachtung. Bei Freunden und Bekannten kippte regelmäßig die Kinnlade runter als sie davon hörten: „Waaaas? Willst Du etwa schwanger werden?“ Ähm, nein, wollte ich nicht. Doch ich konnte ihnen ihre Reaktion noch nicht mal verübeln, schließlich hatte auch ich alle gängigen Vorurteile zu natürlicher Verhütung im Kopf: unsicher, aufwendig, kompliziert, nur für Frauen mit regelmäßigem Zyklus und Tagesablauf, überhaupt nur für Frauen geeignet, die schwanger werden möchten.
So sicher wie die Pille – aber ohne Nebenwirkungen
Ich las mich immer weiter in das Thema ein und was mich schließlich überzeugte waren die knallharten Fakten: Die symptothermale Methode ist zu sagenhaften 99,7 Prozent sicher, vorausgesetzt Frau führt sie gewissenhaft durch und beachtet ein paar Basics. Die Methode basiert dabei auf einer ganz einfachen Tatsache: Die Eizelle ist pro Zyklus nur 12 bis 18 Stunden befruchtungsfähig. Hinzu kommen maximal fünf Tage, die Spermien unter optimalen Voraussetzungen im weiblichen Körper überleben können. Macht also sechs fruchtbare Tage pro Zyklus.
Diese sechs Tage lassen sich mithilfe der symptothermalen Methode jeden Monat wunderbar aufs Neue bestimmen – und nicht etwa grob berechnen, wie bei der unsicheren Kalendermethode, bei der lediglich abgezählt wird. Obwohl es sich also um zwei völlig unterschiedliche Methoden handelt, werden beide oft in einen Topf geworfen. Dadurch entstehen Vorurteile und falsche Annahmen. Die wenigsten wissen zu Beispiel, dass bei der symptothermalen Methode der individuelle Zyklus der Frau berücksichtigt wird, und daher auch bei Schwankungen und Unregelmäßigkeiten zuverlässig mit ihr verhütet werden kann.
Wie genau das funktioniert? Nun, wir achten auf bestimmte Zeichen, die uns unser Körper im Zusammenhang mit dem Eisprung sendet: Unsere Körpertemperatur steigt um 0,2 bis 0,5 Grad an und der Zervixschleim verändert seine Konsistenz. Beides wird nach festgelegten Regeln beobachtet und ausgewertet. Das klingt jetzt furchtbar aufwendig und kompliziert, ist es aber dank modernster Technik überhaupt nicht mehr.
Frau braucht nur die richtigen Tools
So können sich Paare Unterstützung in Form eines Verhütungscomputers holen – das haben mein Mann und ich damals auch getan. Wir entschieden uns für den cyclotest 2 Plus, mittlerweile würde ich aber das Nachfolgermodell cyclotest myWay oder die daysy empfehlen. Diese beiden Computer sind sehr benutzerfreundlich, einfach und intuitiv zu bedienen und bieten eine über 99-prozentige Sicherheit. Sie übernehmen das messen, speichern und auswerten der Temperatur und zeigen an, ob gerade Fruchtbarkeit angenommen werden muss oder nicht.
Je nach gewähltem Modell gibt es noch weitere Zusatzfunktionen, beim myWay kann zum Beispiel der Zervixschleim protokolliert und bei Bedarf in den Kinderwunschmodus gewechselt werden.
Wer nicht so viel Geld investieren möchte (so ein Computer kostet zwischen 125 und 300 Euro) – wobei man bedenken sollte, dass ein Verhütungscomputer eine Langzeitinvestition von zirka 10 Jahren ist und die Kosten sich dadurch schnell relativieren – kann alternativ auf eine App und ein Thermometer zurück greifen. Doch Vorsicht: Nicht jede Zyklus-App ist für die symptothermale Methode geeignet. Die meisten, wie beispielsweise Clue, berechnen die fruchtbaren Tage nämlich anhand der unsicheren Kalendermethode – sind also gar nicht empfehlenswert. Und auch das Thermometer darf nicht beliebig sein: Es muss zwei Stellen nach dem Komma anzeigen, ansonsten ist es zu ungenau für die symptothermale Methode. Alternativ kann auf ein analoges Thermometer zurück gegriffen werden (das ist sogar noch genauer als ein digitales), doch auch an ihm werden stets zwei Nachkommastellen abgelesen.
Vorsicht vor Störfaktoren!
Egal für welches Tool Frau und Mann sich entscheiden – wer natürlich verhüten will, muss zwingend ein paar Dinge beachten, sonst büßt die Methode an Sicherheit ein. So gibt es bestimmte äußere Einflüsse wie Reisen, Krankheit, (zu viel) Alkohol oder zu wenig Schlaf, die dazu führen können, dass unsere Temperatur am nächsten Morgen ungewöhnlich hoch ist. Die Gefahr besteht darin, den Anstieg durch einen sogenannten Störfaktor mit dem besagten nach dem Eisprung zu verwechseln. Daher werden gestörte Temperaturwerte ausgeklammert und nicht mit in die Auswertung einbezogen. Welcher Störfaktor sich wie auf den eigenen Körper auswirkt und ob überhaupt kann leider nicht pauschalisiert werden und erfordert daher ein wenig Übung und Erfahrung. Doch schon nach ein paar Zyklen hat Frau den Dreh raus, versprochen!
Dann wird sich natürliche Verhütung ohnehin problemlos in den Alltag integrieren. Für mich lief sie nach einiger Zeit genau so routiniert ab wie Zähne putzen: Ich wache auf, messe meine Temperatur und trage im Laufe des Tages noch meine Zervixschleimkonsistenz ein. Mittlerweile muss ich das ganze Prozedere ohnehin nur noch an den potenziell fruchtbaren Tagen und nicht an allen im Zyklus machen, bei mir handelt es sich dabei um zirka 10 bis 12 Messungen pro Monat.
(M)ein neues Lebens- und Körpergefühl
Natürliche Verhütung hat mein Leben auf eine Art und Weise verändert, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Ich habe mir wertvolles Zykluswissen angeeignet und gelernt, auf die Zeichen, die mein Körper mir sendet zu hören und zu vertrauen. Ich habe enorm an Selbstbewusstsein hinzugewonnen – schließlich kann ich nun eigenständig feststellen, wann meine fruchtbaren Tage sind, ich also verhüten muss und wann das logischerweise gar nicht mehr notwendig ist, weil der Eisprung ohnehin vorüber ist.
Meine Fruchtbarkeit habe ich nun selbst in der Hand, ich bin nicht mehr fremdbestimmt durch Hormone. Und: Ich kann jeden Monat aufs Neue entscheiden, wie ich mit meiner Fruchtbarkeit umgehen möchte. Über drei Jahre war mein oberstes Ziel: zuverlässig natürlich verhüten. Und als mein Mann und ich beschlossen, nun kann ein Kind kommen, haben wir den Spieß einfach umgedreht. Mit dem Ergebnis, dass ich direkt im ersten Kinderwunsch-Zyklus schwanger geworden bin. Für mich ein weiterer Beweis dafür, wie zuverlässig die Methode die Jahre davor funktioniert hat und wie einfach sie sich umkehren lässt. Daher liebe Ladies, traut Euch, Eurem Körper zu vertrauen. Es lohnt sich.