Hey du… PMS, wir müssen mal reden…
Umso schlimmer, dass du wieder vor der Tür stehst. Natürlich wusste ich, dass es kein Abschied für immer sein wird. Natürlich wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, aber trotzdem ist es jedes Mal, wenn du wieder kommst zum Verzweifeln.
Dass du da bist, merke ich bereits beim ersten Augenöffnen am Morgen – heute fühlt sich alles anders an. Der Körper ist schwer, genauso wie der Druck auf der Brust. Tiefes Atmen ist kaum möglich, denn ein Kloß im Hals versperrt den Weg. Die Augen sind müde, das Hirn vernebelt, die Brüste spannen. Ich versuche, dich abzuschütteln, mache laute Musik an – aber du bist hartnäckig. Du machst aus allem ‘ne Egonummer, aus jedem Song, jeder Serie, sogar manchen Gerüchen. Die Tränen sind vorprogrammiert. Du ziehst meine Mundwinkel nach unten, so als würden Gewichte an ihnen hängen. Schaue ich in den Spiegel, sehe ich fahle Haut. Selbst das Strahlen in meinen Augen hast du mir genommen.
Für mein Umfeld ist das alles nicht sichtbar. Für sie bin ich „normal“. Alles wie immer. Ich kämpfe mich damit alleine durch den Alltag. Komme mir blöd vor, jedes Mal zu erwähnen, dass es dich gibt und ich nichts gegen dich tun kann. Bin es leid, Ratschläge zu bekommen, wie ich Abstand von dir nehmen kann. Alles schon probiert. Aber du bist zu hartnäckig.
Auch Mitleid brauche ich nicht, obwohl es dann manchmal doch gut tut. Genau so wie der Austausch mit Gleichgesinnten. Sich gemeinsam suhlen – hilft.
Ich hatte nicht vor, dich persönlich zu treffen
Bis vor ein paar Jahren kannten wir uns noch gar nicht. Ich wusste zwar, dass es dich gibt, hatte Gerüchte über dich gehört. Es wurde kein gutes Wort über dich verloren, aber hatte eh nicht vor, dich persönlich zu treffen. Doch mit dem Alter blieb mir keine andere Möglichkeit, du hast dich regelrecht aufgedrängt. Zum ersten Mal haben wir uns einige Monate nach der Geburt meines Sohnes getroffen. Hatte damals gehofft, es wäre nur ein kurzer Besuch, ein flüchtiges Hallo. Aber du wolltest bleiben. Mir das Leben schwer machen. Mich an meine Grenzen bringen. Was macht man mit ungebetenen Gästen? Man kann sie ignorieren – oder ihnen die Oberhand gewähren lassen. Oder aber man versucht, sich aneinander zu gewöhnen, sich besser kennenzulernen, die Gewohnheiten des andere zu akzeptieren. Ich beobachte dich und fange an, dich zu studieren. Ich kenne deine Macken und versuche, in ihnen etwas Gutes zu sehen. Du scheinst mich mittlerweile besser zu kennen, als mir lieb ist. Und auch, wenn du nicht meine besten Seiten hervorbringst, versuche ich, darin etwas Liebevolles zu sehen. Denn durch dich habe ich gelernt, darauf zu achten, was mir an diesen schweren Tagen gut tut. Mir mehr Pausen zu gönnen. Meinem Körper das zu geben, was er braucht. Anscheinend musste ich das auf die harte Tour lernen.
Einen Ausweg würde es noch geben – in Form einer Pille. Diese müsste ich jeden Tag nehmen, damit sie dich auslöscht. Jeden Tag, ein Schluck Wasser und du wärst fort. Es könnte so einfach sein – und doch fühlt es sich für mich nicht richtig an. Denn du bist echt, die Pille würde mir nur etwas vormachen. Mich steuern. Sie ist nicht echt, aber du bist es.
Wir werden wohl noch ein paar Jahre miteinander auskommen müssen. Hängen einander, wie Pech und Schwefel. Lass uns das Beste daraus machen, ok? Ich versuche, dich noch etwas mehr zu akzeptieren – und du könntest nachsichtiger mit mir sein.
Und wenn du irgendwann bereit bist, dich komplett aus meinem Leben zu verabschieden, dann werde ich wahrscheinlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge an dich zurück denken.