Let’s talk about: Die Schnullerfee
Und besser ein Nuckel im Mund, als eine völlig ausgelaugte Mutter mit blutenden Brustwarzen, oder? Jedoch, die Nachteile liegen natürlich auch auf der Hand: Der Schnuller ist nicht gut für die Kiefer- und Sprachentwicklung und vor allem: irgendwann muss er weg. Wer gar nicht erst damit anfängt, spart sich diesen Stress.
Mein Sohn ließ sich damals recht einfach von der Notwendigkeit überzeugen, den Schnuller abzugeben. Wir erklärten ihm, dass er nun groß sei, dass das nicht gut für die Zähne sei und dass bald die Schnullerfee kommen würde, mit einem Geschenk. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen: es war ein gemütliches Feiertags-Wochenende, wir kümmerten uns rührend um ihn (die Schwester war noch nicht geboren), ich wachte die ganze Nacht neben ihm, “begleitete” den Schnuller-Entzug also wie im Bilderbuch. Nach der ersten Nacht ohne Schnuller waren alle Exemplare verschwunden, das Geschenk war da und wurde heiß geliebt und es wurde nie wieder über den Schnuller gesprochen.
So weit, so einfach!
Übrigens weiß mein 6-Jähriger Sohn mittlerweile ganz genau, dass es keinen Weihnachtsmann gibt und irgendwann kombinierte er, und ihm wurde klar, dass auch die Schnullerfee eigentlich die eigenen Eltern gewesen waren. Er konnte sich noch genau daran erinnern! Und zwar nur daran, wie sehr er sich über das Geschenk gefreut hat, und kein bisschen mehr daran, dass das Abgeben des Nuckels gar nicht so leicht gewesen war. Puh!
Bei Kind zwei ist man ja immer entspannter, zumindest war ich es: im eigenen Bett schlafen? Wird sie schon irgendwann (war auch so). Ohne Windel? Klappt schon irgendwann (war auch so), Abstillen? Kein Problem gewesen, aber auch viel später als bei Kind eins. Milchflasche abgewöhnen? Lief auch von selbst. Was aber blieb: der Schnuller. Argh. Das Kind wurde größer und größer, der Schnuller blieb. Er wurde mehrmals täglich eingefordert und – naja – choose your battles. Sie bekam ihn immer.
Mir wurde allerdings irgendwann klar, dass sich das mit dem Nuckel nicht von selbst erledigen würde. Wir würden das proaktiv angehen müssen, freiwillig hätte sie ihn niemals hergegeben. Die Predigt des Zahnarztes (“offener Biss! Dringend abgewöhnen!”) beeindruckte uns sehr (Gott, haben wir uns Vorwürfe gemacht!), unsere Tochter kein bisschen. Ein Geschenk von der Schnullerfee? Auch das würde sie nicht umstimmen können. “Sie ist einfach nicht materialistisch genug dafür!”, scherzten wir.
Ich erzählte vom Schnullerbaum – faszinierte sie nicht. Ein Mal überlegte ich, den Schnuller im Urlaub zu vergessen, und traute mich dann doch nicht. Die Reise ohne Schnuller? Zu gefährlich…. Und dann war doch irgendwann das Timing einfach richtig. Die Dreijährige machte seit ein paar Wochen keinen Mittagsschlaf mehr, musste also nachmittags eher wach gehalten, als beruhigt werden und schlief abends innerhalb weniger Minuten ein. Der Nuckel war also ohnehin am Nachmittag tabu (in der Kita gab es ihn von Anfang an nicht). Und eines Montag abends, sagte ich spontan: Wir finden ihn nicht! Wir schaffen das auch so! Kind protestierte kurz, aber nach kürzester Zeit siegte die Müdigkeit. So ging das von da an immer, die Nächte waren okay, tagsüber fragte sie ein bist zwei Mal danach, wenn sie müde oder überreizt war, aber schließlich: war das Thema einfach gegessen.
Ein Geschenk habe ich ihr dann trotzdem noch gekauft, einfach weil es so viel Freude macht und weil ich so stolz war auf mich, auf uns und vor allem auf sie.
Kann ich Tipps geben, wie man den Schnuller los wird? Ich kann es versuchen.
- Wie erwähnt, man kann mit einer Schnullerfee arbeiten, oder eben mit dem Schnullerbaum. Das ist ein Konzept, das in Dänemark und Schweden sehr populär ist, aber auch in Deutschland gibt es Schnullerbäume! Viele unterbreiten den Kindern auch den Vorschlag, den Schnuller an ein anderes Baby zu geben, das sie mehr braucht. Ich kenne Familien, die den Schnuller an den Weihnachtbaum gehängt haben – und manche, die ihn, wie ich ja auch überlegt hatte, im Urlaub einfach zuhause vergessen haben.
- Ich denke, das Wichtigste ist, dass das Kind zumindest einigermaßen einverstanden ist, oder vielleicht sogar begeistert davon ist, den Schnuller abzugeben und dass man ehrlich (nun gut, das mit der Fee…) und klar ist mit den Kindern. Wir haben den Kindern den Schnuller als Beruhigungsstrategie angewöhnt, nun müssen wir die Suppe auch auslöffeln, und geduldig mit ihnen sein. Einem tobenden Kind würde ich den Schnuller lieber nicht wegnehmen, sondern lieber einen ruhigeren Zeitpunkt abwarten. Das Abgewöhnen kann durchaus dauern und auch anstrengend sein, aber wie gesagt: da können die Kinder ja nichts dafür, das finde ich ganz wichtig. Dennoch ist es sicher gut, wenn man klar ist, also: wenn die Entscheidung gefallen ist, dann ist sie gefallen.
- Und dann müssen natürlich auch ALLE Schnuller verschwinden, da sollte man gründlich sein! Eine Freundin hatte einen vergessen, das Kind fand ihn am Tag nach der Entwöhnung – und danach dauerte es Monate, bis sie einen zweiten Anlauf wagte…
- Das Timing spielt eine große Rolle. Ich würde immer empfehlen, den Schnuller nicht abzugewöhnen, wenn eine andere große Entscheidung oder ein aufregendes Erlebnis ansteht: Also Krankheit, Kita-Wechsel, eine Wachstumsphase, Geschwisterkind, Geburtstag, Besuch: das sind keine guten Zeitpunkte. Ich bin auch kein Fan von “auf Reisen”, aber bei anderen klappt das sehr gut! Vielleicht ist ein Wochenende mit wenig Programm gut, dann kann man sich dem Kind voll und ganz widmen. Und die Eltern sollten möglichst fit, ausgeschlafen, gesund und ungestresst sein…
- Man kann einen Brief an die Schnullerfee schreiben, zum Schnullerbaum fahren, oder ein anderes Ritual mit einbauen. So oder so ist es sicher gut, viel zu reden. Das Thema immer wieder anzusprechen, zu erzählen, warum größere Kinder keinen Schnuller mehr haben können, was toll daran ist, ihn abzugeben. Meine Tochter war auf jeden Fall auch “vorbereitet”. Sie wusste, dass das irgendwann kommen würde, wir hatten seit Monaten darüber gesprochen. Am Ende habe ich sie dann doch etwas “überrumpelt”, aber ich glaube, in unserem Fall, war das genau richtig so.
- Sicher ist es auch gut, den Nuckel in den Wochen vorher schon zu “reduzieren”, also zum Beispiel nur noch nachts zum Einschlafen zu benutzen. Ich hatte die Schnuller in dieser Zeit tatsächlich wirklich immer vergessen, auch weil ich – wie erwähnt – ohnehin vermeiden wollte, dass das Kind einschläft. Das kann anstrengend sein, ich habe viel getragen und getröstet in dieser Zeit, aber wie gesagt: ich hatte ihr den Schnuller ja auch antrainiert, das war schon okay…
- Wenn es dann so weit ist, ist es denke ich wichtig, nicht zu wackeln oder zu zweifeln. “Wir schaffen das zusammen”, habe ich damals zu meinem Sohn gesagt und ich denke, ich war so felsenfest davon überzeugt, dass niemand daran gezweifelt hat. Die erste Nacht war bei beiden Kindern noch etwas unruhig, aber danach haben sie sogar besser geschlafen als vorher.
- Bei uns war es bei beiden Kindern so, dass das Thema nach wenigen Tagen durch war, die Kleine fragte zwar, wie gesagt, noch lange gelegentlich nach dem Schnuller, aber wenn sie einen bei anderen Kindern sah, schaute sie ihn an, als hätte sie nie selbst einen gehabt. Bei beiden Kindern haben sich auch die Zahnstellung und die Aussprache nach der Schnuller-Abgewöhnung extrem schnell verbessert (vom “offenen Biss” ist jetzt, ein paar Wochen später, fast nichts mehr zu sehen), das ist unheimlich angenehm, denn man kann sich dann immer wieder sagen: Es war Zeit, wir haben das gut geschafft.
Und nun bin ich gespannt: Habt ihr einen Schnuller benutzt? Wie seid ihr ihn losgeworden?