In Krypto investieren – eine gute Idee? Elisa Spiess erklärt Frauen die Krypto-Welt

Wenn man sich mit dem Thema Finanzen und Anlagen beschäftigt, kommt man um ein Thema kaum herum. Krypto! Und auch wenn Kryptowährungen keinen besonders guten Ruf haben und eher nach Zocker-Mentalität als nach ernsthaftem Invest klingen, gibt es durchaus Stimmen, die sehr an Krypto und die Blockchain-Technologie glauben. Eine von ihnen ist Elisa Spiess, sie ist die Gründerin von FemmeCapital. In ihren Workshops vermittelt sie Frauen alles rund um Kryptowährungen und begeistert sie davon, clever in Bitcoin, Ethereum oder andere Digitale Assets zu investieren. Denn genau das ist Elisas Ziel: Dass mehr Frauen einsteigen! Die Blockchain-Technologie ist ihre große Leidenschaft. Nach ihrem Ethnologie-Studium und einer Zeit im Ausland, begriff sie immer mehr, welche gesellschaftlichen und positiven Auswirkungen dezentralisierte Systeme und Währungen haben können. Das Thema ließ sie nicht mehr los. Mittlerweile ist Elisa erfolgreiche Krypto-Investorin. In ihrem Start-Up gibt sie ihr Blockchain-Wissen nun leicht verständlich und auf sehr sympathische Weise an ihre Kursteilnehmerinnen weiter. Ihr Ziel ist es, Frauen für ihre persönliche Geldanlage im Kryptomarkt fit zu machen, sodass sie selbstständige Investment-Entscheidungen treffen können.

Liebe Elisa, erzähl doch mal von deinem Werdegang, du bist ja eigentlich Geisteswissenschaftlerin, wie kamst du denn überhaupt zum Thema „Kryptowährungen“?

Das stimmt, ich komme ganz woanders her! Aber mein Freund beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Blockchaintechnologie und so wurde ich auf das Thema aufmerksam und habe begonnen, mich einzulesen und zu investieren. Gemeinsame Reisen zu Konferenzen haben mir einen weiteren Einblick in die Kryptowelt ermöglicht.
Ich weiss, dass viele Frauen sich so komplexe Tech-Themen gar nicht zutrauen, gerade auch, wenn sie zum Beispiel etwas ganz anderes studiert haben. Und dann gar nicht erst anfangen!
Ja, und das ist auch ein Problem, dass Frauen sich das nicht zutrauen. So schwierig ist es nämlich nicht. Ich habe in meinem Studium nicht mal Excel gelernt, ich war wirklich nicht sonderlich versiert in Tech-Themen. Und ich habe es auch kapiert. Viele Frauen sagen, für sie sei es schon ein Horror, ein Backup machen zu müssen. Das kann ich auch verstehen, aber dann muss man ich hinsetzen und sich durchwurschteln, dann bekommt man das alles hin.
Es stimmt einfach nicht, dass Frauen so etwas weniger können, dass sie nur sprachlich oder gesellschaftlich ihre Stärken haben. Außerdem: Programmieren ist ja eigentlich auch eine Sprache, und entsprechend war Programmieren ja auch ganz am Anfang eine weibliche Domäne.
Ich glaube, es geht darum, die Relevanz zu erkennen. Man muss viel Geld haben, um sich den Luxus zu leisten, sich nicht mit Finanzen auseinanderzusetzen. Viele Frauen sagen: „Aber ich habe kein Geld zum Investieren, ich brauche deinen Workshop gar nicht zu machen.“ Jedoch: wenn wir uns in Sachen Rente auf den Staat verlassen, dann ist das einfach keine gute Idee. Und das ist auch ein Thema, das mir am Herzen liegt: Wir Frauen machen viele Dinge nicht für uns, sondern lieber für Menschen, die wir lieb haben, das ist tatsächlich bei Männern anders. Die haben da öfter einen gesunderen Egoismus. Aber hier kann man ja auch sagen: Wir kümmern und um unsere Finanzen, für unsere Kinder. Damit wir deren Ausbildung schultern können und damit sie uns im Alter nicht finanzieren müssen.

Und wie kamst du auf die Idee, Krypto-Workshops für Frauen anzubieten?

Auf diesen Konferenzen und Events war ich immer eine von wenigen, manchmal die einzige Frau. Außerdem habe ich gemerkt, dass in meinem Freundeskreis immer mehr Männer in Krypto eingestiegen sind, aber keine einzige meiner Freundinnen. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter weiß ich, wie wichtig es ist, sich, vor allem als Frau, mit dem Thema Finanzen auseinander zu setzen. Und als sich dann auch noch meine ersten großen finanziellen Erfolge einstellten, war mir schnell klar, dass ich dieses Wissen nutzen und weitergeben möchte, damit auch andere von dieser Chance profitieren können. Frauen sollten mitspielen in diesem Business.
Es ist wahr, dass es in der Branche eine gewisse Zocker-Mentalitität gibt. Und genau deshalb sind Frauen wichtig. Sie achten oft mehr auf nachhaltiges Investment, sie hinterfragen die Dinge oft mehr, als nur auf Profit aus zu sein. Es bringt also den Frauen etwas, wenn sie sich mit Blockchain befassen – aber es bringt der Krypto-Szene etwas, wenn mehr Frauen an Bord sind. Und das ist ein echter Markt, da entstehen auch total viele Jobs. Ich habe eben erst von einer Frau gelesen, die unseren Kurs gemacht hat, total Feuer gefangen hat, und die nun einen Job in der Krypto-Branche hat.

Das Thema Blockchain ist schon ziemlich komplex finde ich, muss man da komplett durchsteigen, um erfolgreich zu investieren?

Ja, schon. Wie im klassischen Anlagebereich gilt auch hier „wenn ich eine Geldanlage nicht verstehe, ist sie nicht die richtige Geldanlage für mich“. Aber aufgrund des immer noch sehr jungen Alters des Kryptomarktes und der extrem hohen Dynamik und Komplexität und der wenigen Regulierungen, ist es in diesem Bereich besonders wichtig, sich damit bewusst auseinanderzusetzen.

Ich weiß, es ist kaum möglich, aber erklär doch vielleicht mal ganz kurz das Prinzip Blockchain und inwiefern eine Währung darauf basiert.

Es gibt ja unfassbar viele Währungen, über 10.000. Und der Begriff „Währung“ ist an sich nicht wirklich passend. Denn es ist keine Währung, sie wird nicht von einer Zentralbank ausgegeben, kein Staat wacht darüber. Bitcoin zum Beispiel ist ein Zahlungssystem, das zäsurresistent funktioniert. Hier kann man sich auf die Regierung und das Finanzsystem verlassen, aber das ist ja nicht überall so. Man kann damit in Real Time Transactions Geld überweisen, und zwar innerhalb von Sekunden. Und es sind keine Mittelsmänner dazwischen, keine Banken, oder Finanzinstitute. Das ist für mich ein wichtiger Punkt: Wir haben immer wieder gesehen, dass sich nicht viel getan hat in der Finanzbranche, trotz der ganzen Skandale. Obwohl so viel getrickst wurde, so viel Geld wegspekuliert wurde, sogar der Statt betrogen wurde. Die Investmentbänker verdienen nach wie vor Unmengen von Geld, Banken haben irre viel Macht. Jeder, der mal einen Kredit beantragt hat, weiß, was ich meine. Für mich ist das ein Finanzsystem, auf das man sich nicht ganz verlassen kann. Dass es da eine Alternative gibt, das ist der Wert von Krypto. Es wird natürlich immer Banken geben, aber dadurch, dass wir eine andere Möglichkeit haben, ist die Monopol-Stellung aufgebrochen, wir haben ein alternatives System, das unabhängig ist. Das ist der Game Changer, darin steckt das Potential von Krypto. Wir brauchen diese Alternativen, in Deutschland vielleicht weniger, aber weltweit auf jeden Fall.

Du sagst: es gibt 10.000 Währungen. Wie investiere ich richtig?

Der Großteil der Währungen ist irrelevant, die werden wieder verschwinden. Deshalb muss man sich wirklich damit auseinandersetzen, welche gut sind.
Der Bereich Smart Contracts, oder eben DeFi (Decentralized Finance), der funktioniert ja schon. Smart contract, das bedeutet vereinfacht: wir machen einen Trade, ich gebe etwas, du zahlst, dann machen wir einen Swap, wir brauchen niemanden dazwischen. Aufgrund der Technologie können beide Parteien sicher sein, dass das auch funktioniert. Das sind die Assets, die wirklich Potential haben. Und man muss sich die Technologien, die hinter den Coins stehen, genau ansehen, um zu verstehen, was dahinter steckt. Klar, man kann auch Dogecoin kaufen, aber da steckt natürlich nicht viel dahinter.

Der große Energieaufwand, den die Technologien brauchen, ist ein großer Kritikpunkt….

Ja, und das ist auch ein valider Punkt. Ich glaube aber, dass man differenzieren muss. Blockchain ist nicht gleich Blockchain. Solana zum Beispiel braucht einen Bruchteil von dem, was Bitcoin verbraucht – und schafft viel mehr Transaktionen. Zudem: Ja, das braucht Energie, aber man bekommt ja auch etwas dafür. Es passiert etwas mit der Energie. Wenn wir unser Geld in Unternehmen stecken, in Aktien, dann sind die auch nicht unbedingt energieeffizient. Oder Gold, das gilt immer noch als super Invest, aber die Bedingungen, unter denen das Gold geschürft wurde, sind in der Regel absolut nicht okay. Es wird so viel Energie verbraucht, um das System zu haben, wo wir diese klassischen, alten Werte, wie Aktien oder Gold aufbewahren. Wenn man das sieht, dann ist die Situation wieder anders. Und Ethereum zum Beispiel ist auf dem Weg, nachhaltiger zu werden. Das müssen sie auch, denn es gibt viele neue Blockchains, die das, was bei Ethereum nicht läuft, gerade sehr schnell verbessern.

Krypto ist ja schon ein Risiko-Investment, du hast damals alles auf eine Karte gesetzt, würdest du das empfehlen?

Grundsätzlich gilt meines Erachtens: gerade, wer noch keine Altersvorsorge oder große Ersparnisse hat, sollte sich mit dem Thema Finanzen auseinander setzen um eben das zu ändern. Und Diversifizieren ist das A und O, wenn es um Finanzinvestments geht. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass man im Kryptobereich nie einen ganzen Coin kaufen muss, man kann z.B. einen Bruchteil eines Bitcoins kaufen. Das heißt, dass man auch schon mit 20€ oder 30€ anfangen kann zu investieren. Alles auf eine Karte zu setzen ist in dem Bereich sicherlich keine gute Lösung, zumindest nicht so lange man bzw. frau sich nicht wirklich gut auskennt.

Apropos Risiko: welche Risiken habe ich denn, wenn ich Krypto kaufe?

Es gibt unterschiedliche Risiken in diesem Bereich. Einige stellen „die andere Seite der Medaille“, den großen Nachteile von Krypto dar. So wie die Volatilität der Kurse gute Chancen auf ein höheren Gewinn bringt als bei traditionellen Finanzprodukten, so ist die Gefahr auch groß, dass man bei Kursstürzen in Panik rät und mit Verlust verkauft; oder unüberlegt mit Hebel investiert und liquidiert wird. Deswegen ist es so wichtig, sich mit der Materie, aber auch mit der eigenen Strategie und emotionalen Stabilität auseinander zu setzten und sich selber gut zu kennen. Und nie, nie mehr Geld zu investieren, als man verlieren kann. Außerdem ist es sehr wichtig, dass man sich auch mit dem technischen Teil ein bisschen auseinandersetzt. Es gibt keine Mittelsmänner oder Institutionen, die uns helfen könnten, falls man sein Passwort, Computer, oder Wallet verloren hat: was verloren ist, ist verloren. Auch im Fall eines Hacks haben wir normalerweise nicht viele Möglichkeiten, gestohlenes Geld zurück zu bekommen. Deswegen ist es sehr, sehr wichtig, dass man immer E-Mail, Endgeräte, Accounts und im Prinzip seine ganze Internetpräsenz sehr gut sichert – zumindest den Teil, der mit Krypto in Berührung kommt. Dazu gibt es eine Reihe an Software und Methoden, die sehr hilfreich und effektiv sind, aber auch etwas mehr Arbeit und Überlegungen erfordern, als die meisten Menschen vielleicht gewöhnt sind.

Die Währungen sind sehr instabil, die Kurse gehen rauf und runter. Wie schafft man es, da keine kalten Füße zu bekommen?

Ich habe schon viele Anlegerinnen gesehen, die angefangen haben extrem gestresst und besorgt zu sein, weil sie zu schnell zu viel investiert haben. Meiner Erfahrung nach gewöhnt man sich an diese extremen Hochs und Tiefs relativ schnell. Und wenn man den Markt ein bisschen verstanden hat, kann man diese Schwankungen sehr wohl nutzen um sein Portfolio weiter aufzubauen. Man kann sich aber auch selber schlaflose Nächte einhandeln, wenn das Portfolio plötzlich um mehr als 50% eingebrochen ist.

Welche Rendite kann ich erreichen, und wieviel davon muss ich versteuern?

In den vergangenen Jahren waren schwindelerregende Renditen bei Investements in Kryptowährungen möglich. Ich verstehe, dass das reizvolle Aussichten sind. Ich kann aber nicht oft genug betonen, dass Recherche die Basis dieser Erfolge ist. Daher ist mein wichtigster Tipp:
1. Lesen, 2. Lesen, 3. Lesen!
Nur so kann man wirklich verstehen, welche Kryptowährung Potential hat und was langfristig ein sinnvolles Investment ist. Und für alle weiblichen Leserinnen ist das hier natürlich eine herzliche Einladung, unsere Kurse zu besuchen und mit uns gemeinsam zu lernen!
Leider gibt es in Steuerfragen noch viel zu wenig Klarheit. Es gibt Steuerexperten, die der Meinung sind, dass die Gewinne aus digitalen Währungen, wenn man sie länger als ein Jahr hält, steuerfrei entnommen werden können. Es gibt aber auch Stimmen dagegen. Ich erhoffe mir von der neuen Bundesregierung, dass sie die Relevanz des Themas erkennt und endlich für Klarheit in diesem Bereich sorgt.

Die großen Währungen sind schon ganz schön teuer. Lohnt es sich dennoch, noch einzusteigen?

Ich bin davon überzeugt, dass wir noch ganz am Anfang stehen. Rückblickend betrachtet werden alle, die jetzt noch keine digitalen Wertanlagen haben in ein paar Jahren sagen „wäre ich doch mal 2021 schon eingestiegen“.

Danke, Elisa!

Für die Schnupper-Workshops von Femme Capital am 3. und am 22. November sind noch Plätze frei! Die Workshops können direkt hier gebucht werden. Der nächste Einsteigerinnen-Kurs startet dann am 29. November. Und es macht sehr viel Sinn, wenn ihr zunächst den Schnupper-Workshop belegt, damit ihr wisst, was ihr genau vom Kurs erwarten könnt!

Foto: Mateusz Tondel