..laß ich vor ein paar Monaten irgendwo und dachte: Ha! Genau! Denn ich freute mich damals schon insgeheim auf den Tag, an dem ich meinen Busen wieder ganz für mich haben würde. Damals!
Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen. Ich habe gern gestillt, ich finde Stillen eine Wahnsinns-Erfindung von Mutter Natur und ich würde jeder Mama ans Herz legen, für das Stillen zu kämpfen.
Der Kampf lohnt sich
Denn am Anfang ist es meistens nicht leicht, die Kleinen trinken oft und lang und es tut weh. Ja, es tut weh und bei mir hat es richtig lange weh getan, auch wenn Xaver immer richtig angedockt hat. Man muss sich erst eingrooven und das dauert gut und gerne sechs Wochen.
Dann hatte ich aber keine Probleme mehr, es ging immer schneller und die Stillabstände wurden größer. Ich habe irgendwann eigentlich nur noch 4-5 mal am Tag gestillt. Perfekt. Ich hatte immer genug Milch, Xaver war immer satt, ich habe überall, ungeniert und völlig problemlos gestillt. Es war Sommer, das machte die ganze Geschichte noch einfacher. Und trotzdem habe ich mich eingeschränkt gefühlt. Weil ich nicht anziehen konnte, was ich wollte, weil ich nicht lange weg konnte (auch wenn genug abgepumpte Milch da war, nach ein paar Stunden ist mir ja der Busen geplatzt!), weil ich überall stinkige Milchflecken hatte, und so weiter. Ach ja, und weil Stillhormone laut meiner Frauenärztin wie die Wechseljahre wirken und die Libido daher im Keller ist. Auch das habe ich gemerkt und es hat mich genervt. Also: ich konnte es nicht abwarten, abzustillen. Nach sechs Monaten wollte ich mit der Nummer durch sein.
Langsam Abstillen….
Als Xaver etwa vier Monate alt war habe ich langsam angefangen, ihm Gemüse und ab und zu Pre-Milch zu geben. Eine Mahlzeit am Tag war schnell ersetzt und es kam auch bald keine Milch mehr mittags (von einem kleinen, höchst unangenehmen Unfall mit Seidenbluse mal abgesehen …). Im Nachhinein muss ich sagen: das war zu früh. Nicht weil es ihn gestört hat, er ist wirklich easy, was das Essen anbetrifft. Er isst alles, nimmt jede Milch und jede Flasche. Bis heute habe ich keine Sekunde das Gefühl gehabt, dass ihm mein Busen fehlt. Aber es hätte einfach nicht sein müssen. Muttermilch schmeckt so viel besser (und sie schmeckt immer ein bisschen anders – die Kunstmilch schmeckt immer gleich fad), das mit dem Brei ist anstrengend, genau wie Fläschchen machen (immer Wasser abkochen, alles auf die richtige Temperatur bringen, mitschleppen, etc…). Muttermilch ist einfach viel toller, sie ist 100 % natürlich, sie ist magisch genau auf das Kind abgestimmt, sie hat immer die richtige Temperatur, sie ist immer steril und: sie ist auch noch umsonst.
Kurzum: der erste Schritt war getan und plötzlich wollte ich gar nicht mehr abstillen. Plötzlich fand ich es nicht nur viel praktischer, ich fand es auch schön! Xaver hatte offensichtlich null Probleme mit dem Abstillen, aber ich! Ich fand das Stillen jetzt kuschelig, ich genoss es richtig und spielte nicht mehr nebenbei mit dem iPhone rum. Ich war selbst erstaunt. Kaum war der Druck weg, änderte sich meine Einstellung um 180 Grad. Welcher Druck, habe ich mich gefragt. Der Stilldruck. Den ich mir selbst gemacht hatte, und der aber auch vorherrscht. Und dann war da noch der Abstilldruck. Den ich mir auch selbst gemacht hatte, und der aber auch vorherrscht. Ich wollte keine von denen sein, die ein laufendes Kind noch am Busen hängen hat.
Der elendige Druck!
Stillen ist ein viel zu großes Thema geworden, all die Still-Beratungen, die Bücher, die gesellschaftliche Meinung. All das schränkt die Frauen glaube ich ein, es macht Stress. Und Stress ist nicht gut für die Milchbildung!! Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zwischen diesem Druck und der Tatsache, dass sehr viele Frauen nach ein paar Monaten zufüttern, weil sie das Gefühl haben, sie bekommen das Baby nicht mehr satt. Fast alle meine Freundinnen klagen darüber. Dabei sollte eigentlich immer genau genug Milch für das Baby produziert werden. Letztens laß ich irgendwo einen Artikel von einer Frau, die das häufige Stillen am Anfang als extreme Belastung empfunden hat. Statt Abzustillen oder Zuzufüttern entschied sie sich für ein Ausdehnen der Stillpausen, Stillen nach der Uhr. Darunter zig erboste Kommentare, das sei “unmenschlich” und “grausam” und man müsse immer nach Bedarf stillen. Was soll das? Die Frau hat, gemeinsam mit ihrem Kind, einen Weg gefunden. Stillen ist und bleibt etwas Intimes, jeder macht das so wie er es für gut empfindet. Warum mischen sich alle ein, warum gibt es so viele Meinungen und Empfehlungen zu einem solch privaten Thema?
Stressfrei Stillen
Bei Nestling.org, ein Blog, den ich sehr gerne lese, (auch wenn mir dieses Attachment-Parenting too much ist, ich mag Kathrins Art zu schreiben und auch die Themen interessieren mich) fand ich einen sehr guten Artikel: Stillen ohne Zwang, über ein neues Buch mit eben diesem Titel. Er spricht mir aus der Seele. Ich würde mir wünschen, dass das Stillen wieder als das natürliche Wunder angesehen würde, das es ist. Dass den Müttern mehr Vertrauen geschenkt würde, dass sie das gut hinbekommen und dass sich Mama und Kind immer einpendeln. Dass die Frauen sich das selbst auch zutrauen und dass mehr Frauen stressfrei stillen können, so oft und so lange sie wollen. Oder eben nicht, je nachdem!
Zitat: “Warum auch immer eine Mutter abstillt: Es ist ihre ganz persönliche Geschichte, die ihre Entscheidung beeinflusst und darf nicht von außen bewertet werden.” Genau!
Beim nächsten Kind…
Ach ja: ich habe mittlerweile fast abgestillt. Nur nachts, beziehungsweise frühmorgens nehme ich meinen Babysohn, der jetzt langsam immer größer wird, noch ab und zu zu mir ins Bett und wir kuschel-stillen. Viel Milch kommt da nicht mehr raus, aber wir mögen es (ich mehr als er. Wenn er Hunger hat, schreit er mir leider den Busen an…) Ich habe recht langsam und behutsam abgestillt, und das würde ich auch wieder so machen, aber das nächste Kind wird definitv länger voll gestillt, wenn es wieder so gut läuft wie bei Xaver. Trotzdem bin ich jetzt auch froh, dass es (fast) vorbei ist. Ich kann wieder hochgeschlossene Kleider tragen, fühle mich weiblicher. Mein Körper gehört wieder mir. Fehlen tut’s mir nicht, aber ich bin etwas wehmütig, weil es nur so eine kurze Zeit war. Das Stillen hatte für mich eben immer zwei Seiten – wie so vieles im Leben…
Hier noch ein Video von Unicef. Finde ich etwas plakativ, aber hey: wir sind eben auch Säugetiere!