Let’s talk about: Geschwisterkinder – welcher Altersabstand passt für uns?
Aber die Frage, was denn nun ein guter – also “gut” im Sinne von weniger anstrengend – Altersunterschied bei Geschwisterkindern ist, stelle ich mir natürlich auch. Doch hadere ich manchmal mit so allgemeinen Aussagen, wie dieses oder jenes Alter sei ganz schlimm, denn sind Familien nicht total individuell, jede anders? Hat nicht jeder unterschiedliche, ich nenne sie mal “Belastungstoleranzen”? Ich habe schon so oft erlebt, dass mir gesagt wurde, boah, das und das wird so anstrengend werden – und im Nachhinein habe ich es gar nicht so empfunden. Deshalb bin ich immer skeptisch, wenn mir Angst gemacht wird vor einer gewissen Lebensphase, vor bestimmten Umständen. Auch wenn diese Warnungen in den allermeisten Fällen ja gut gemeint sind.
Aber dieses Geschwisterthema…
Und doch scheint es gewisse Umstände zu geben, die in vielen Familien vorkommen, scheinen Kinder sich eben doch in bestimmten Entwicklungsphasen zu ähneln und gleiche Bedürfnisse zu haben. Ganz zumachen kann also auch ich mich nicht gegen solche Horrorszenarien. Denn klar, es macht einfach einen Unterschied, wie selbstständig ein Kind schon ist, wenn das nächste kommt. Und natürlich auch, was die eigenen Vorstellungen sind: Wenn man eh vorhatte, ein paar Jahre in Elternzeit zu gehen, oder Teilzeit zu arbeiten, bietet es sich vielleicht an, gleich noch ein Kind hinterher zu schieben. Es gibt also durchaus Faktoren, die man bei der Wahl des Altersabstands beachten könnte.
Wobei “Wahl” hier eigentlich nicht das richtige Wort ist. Familienplanung hin oder her – manchmal entstehen Kinder halt einfach – oder auch nicht, wie ihr in unserer Kinderwunsch-Serie lesen könnt oder ihr vielleicht auch selbst erfahren habt. Und dann gibt es da ja auch noch die Lebensumstände, die potenzielle Geschwisterkinder “on hold” setzen. Mein erstes Kind bekam ich mit 26 und das zweite mit 33. Die beiden sind über sechs Jahre auseinander und haben unterschiedliche Väter. Deshalb hat es auch so lange gedauert: Ich wusste einfach, wenn ich nochmal ein Kind bekommen würde, dann muss es passen. Bis der richtige Mann kam, mit dem ich mir das vorstellen konnte, sollte es eine Weile dauern. Nun haben die beiden einen großen Altersabstand, den ich aber ziemlich toll finde! Der Siebenjährige mag großer Bruder sein, aufpassen wenn man im anderen Zimmer ist (ab und zu), und versteht auch schon, warum der Kleine immer wieder sein Lego kaputt haut (was nicht heißt, dass ihn das nicht nervt). Er versteht, dass sein Bruder ein Baby ist, das noch etwas mehr Aufmerksamkeit und Hilfe braucht. Das ist schön und es wärmt einem das Herz, wenn man sieht wie lieb und fürsorglich er mit seinem kleinen Bruder umgeht. Zehn Punkte für diesen Altersabstand!
Gleichzeitig fordert der Große trotzdem viel Aufmerksamkeit ein, und manchmal denke ich, dass es daran liegt, dass er quasi sechs Jahre lang ein Einzelkind war. Wobei wir auch schon bei dem ersten Pro-Geringer Altersabstand-Argument zwischen Geschwistern sind: Wenn man früher zu zweit ist, lernen die Kids, dass sie nicht der Mittelpunkt des Universums sind, und werden vielleicht (nehme ich zumindest an) selbstständiger. Vielleicht ist das einfach nicht gut, wenn Kinder zu lange die Einzigen sind und das auch noch in Kombination mit super bedürfnissorientierten Helikopter-Eltern, wie uns? Außerdem haben in diesem Fall beide Kinder ja auch sich! Vielleicht schlafen sie in einem Zimmer, und müssen nicht anderthalb Stunden in den Schlaf begleitet werden, sondern regeln das untereinander? Soweit geht zumindest meine Vorstellung. Und ja, sie spielen doch bestimmt auch miteinander, oder? Bei sechs Jahren Altersunterschied hält sich gemeinsames Spielen sehr in Grenzen und bald will der Große das bestimmt auch gar nicht mehr. Zumindest ist also meine Vorstellung, dass Kinder mit kleinerem Altersunterschied “so richtig” miteinander spielen können. Klar, kenne ich auch die Geschichten von Freunden die, vor allem wohl bei Jungs, davon erzählen wie sich beide regelmäßig die Köpfe einschlagen und wie anstrengend das sei. Merke: Zwei Kinder mit geringem Altersabstand ja, aber dann bitte unterschiedlichen Geschlechts. Oft liest man auch von drei Jahren Unterschied, die ideal sein sollen. Das eine Kind ist schon relativ selbstständig und trotzdem können die Geschwister nach einiger Zeit gut miteinander spielen. Bei Isabel ist das mit Xaver und Quinn so. Meistens klappt das gut, aber natürlich auch nicht immer. Und ich denke manchmal auch, da ist man gerade aus der Wickelphase raus und es schließt sich gleich eine weitere an. Hm.
Also noch ein Pro-Geringer-Altersabstand-Argument: Die aufwendige Kleinkindphase im Leben nicht unnötig verlängern! Also lieber vier bis fünf Jahre am Stück wickeln und hinterherrennen und nachts nicht schlafen und dann nie mehr?! So ein wenig hatte ich für mein Leben diese Vorstellung: In den Dreißigern – schwupps- die Kids in die Welt setzen, stillen, füttern, wickeln und in den Vierzigen dann die Beine hochlegen bzw. mich wieder mehr auf Beziehung, mich, Karriere und gute Bücher konzentrieren. Die Kinder sind dann aus dem Gröbsten raus. Soweit so gut.
Aber etwas stört mich an diesen ganzen Überlegungen. Irgendwie kommt mir das hier ganz schön konstruiert vor. Irgendwie ist Kinder bekommen doch eigentlich etwas so Emotionales, Schönes, Romantisches und ganz und gar Verrücktes, dass ich mich dagegen sträube, es zu sehr planen zu wollen. Vielleicht schaut man auch einfach mal, lässt es auf sich zukommen.
So denke ich jedenfalls wenn ich gerade im fruchtbaren Teil meines Zyklus bin und dazu noch ausgeschlafen. An PMS-Tagen und mit beiden Kindern den ganzen Tag zu Hause, und weniger als 2 Stunden Schlaf am Stück, denke ich dann eher: Noch eins?! Hilfe! Vielleicht, wenn das Baby fünf ist.
Two under two – der Elternschreck
Aber mal im Ernst: Mehrere kleine Kinder zu haben, die eben wirklich noch klein sind und viel Hilfe brauchen, ist wahnsinnig fordernd. Und dann wird es auch wieder einfacher. Manchmal zählt jede Woche. So schnell entwickeln sich Kinder, können laufen, sich selbst anziehen, gehen aufs Töpfchen.
Und dann geht es ja auch um einen selbst. Wie fühle ich mich in meinem Körper? Könnte ich mir eine weitere Schwangerschaft vorstellen, oder brauche ich noch Zeit für Regeneration? Wie sieht es arbeitsmäßig aus – kann ich überhaupt noch mal Elternzeit nehmen, wie organisieren wir es? Was wollen wir eigentlich als Paar?
Es gibt so viele individuelle Pro und Contras. Belastungen, die der eine als schlimm empfindet, sieht jemand anders vielleicht als noch gar nicht anstrengend. Lebensvorstellungen, und -umstände sind vielfältig. Für den einen ist es ok, ein paar Jahre weniger zu schlafen, das volle Familienprogramm abzuziehen, abends mal essen gehen vielleicht alle zwei Monate, von ausgehen ganz zu schweigen. Für den oder die Andere bedeutet das einen hohen Verlust and Lebensqualität. Wahrscheinlich kommt es ganz viel darauf an, abzuwägen, zusammen mit dem Partner. Und sich nicht zu viel von anderen reinreden zu lassen – man selbst kennt seine Situation am besten. Weiß, was man leisten kann, weiß wo die Prioritäten liegen. Und dann tun die Hormone eh ihren Teil, die Stimmung und der Moment. Meistens haben wir die Entscheidung ja ganz tief drinnen schon selbst getroffen und suchen nur noch Theorien und Fakten, um diese zu unterstützen.
Welchen Abstand haben eure Kinder und seid ihr glücklich damit?
Foto: Kelly Sikkema