Fahrt ihr eure Kinder in die Schule? Und wenn ja, warum?
Die so genannten “Elterntaxis”
Ich bin meine ganze Grundschulzeit über alleine in die Schule gelaufen. Von der ersten Klasse an! Der Weg war nicht gerade kurz (ca. 20 Minuten), aber ich habe meistens eine Freundin abgeholt und auch wenn nicht: für mich war es selbstverständlich und ich habe es geliebt. Mitten in München, in einer Gegend, die damals noch wesentlich “rougher” war, als sie es heute ist, liefen damals gefühlt 90% der Kinder alleine in die Schule. Die, die gebracht wurden, wurden immer ein bisschen als unselbstständige Mama-Kinder belächelt.
Für mich ist auch deshalb schon jetzt völlig klar, dass meine Kinder, wenn sie in die Schule kommen, auch alleine laufen werden. Im Kiez machen das alle so (obwohl auch dieser schon durchaus “rough” ist…), die Kinder werden auch nicht alleine sein, denn das gesamte Haus schickt seine Kinder auf die selbe Schule. Und sonst könnte man ja Schulweg-Gemeinschaften bilden, so wie bei mir damals.
Für sehr sehr viele Eltern scheint das aber überhaupt nicht selbstverständlich zu sein! Ich wusste das schon lange und es hat mich schon immer verwundert, letzte Woche war aber noch mal ein Artikel in der Süddeutschen, der mich endgültig dazu brachte, das hier mal anzusprechen.
Denn alle sind sich einig: Eltern-Taxis sind Quatsch. Die Bewegung, die Selbstständigkeit, die Zeit alleine mit Freunden – all das ist nur positiv für die Kinder. Entführungen, Missbrauch, Unfälle: passieren auf dem Schulweg statistisch quasi gar nicht. Und nicht nur das: das In-die-Schule-Gefahre ist sogar gefährlich für die Kinder: denn jeden Tag stapeln sich gestresste Eltern in zweiter, dritter, vierter Reihe vor der Schule, das Verkehrsaufkommen ist entsprechend hoch und somit steigt das Unfallpotential. Völlig paradox: Schülerlotsen, die ja eigentlich für die Sicherheit der Kinder sorgen sollen, sind verängstigt, wurden sogar schon von Eltern angefahren.
Unbelehrbar.
“Eltern sind ein riesiges Problem für die Sicherheit vor den Schulen”, so das Kinderhilfswerk. Selbst der ADAC, der Autofahrer selten in Schutz nimmt, sagt: “Weniger Elterntaxis – weniger Probleme. Aber die Eltern sind unbelehrbar.”
Die Schulen lassen sich Einiges einfallen, um dem entgegenzukommen, aber anscheinend recht erfolglos. Es gibt “Kiss and Good Bye” Parkplätze vor den Schulen (und die Eltern fahren trotzdem vor die Tür), “Bannmeilen” mit Elternhaltestellen, Straßensperren, Schilder auf denen steht: “Vorsicht Kinder, hier fahren eure Eltern!”. Die Schulen schicken Meldungen raus, man solle seine Kinder bitte nicht fahren und abholen! Alles umsonst.
Mir scheint das alles absurd. Ich glaube, es ist unheimlich wichtig für die Kinder, alleine kleine Wege zu bestreiten, auch schon in der Grundschule. Ich kann verstehen, dass man die Kinder nicht gleich von Anfang an alleine laufen lassen möchte, ich würde aber immer versuchen, zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Und sie irgendwann ziehen lassen. Dass Einzugsgebiet-System in Deutschland gibt es aus dem Grund, damit Kinder alleine in die Schule gehen und Freundschaften im Viertel schließen können. Ich erinnere mich an viele schöne Gespräche auf dem Schulweg und an Freundschaften, die genau dort verfestigt wurden.
Warum nimmt man das seinem Kind? Und tut sich und all den anderen Schulkindern den Auto-Stress und die Gefahren durch den Verkehr morgens an?
Aber vielleicht gibt es ja auch gute Gründe dafür, die ich nicht kenne. Ich bin offen für Belehrungen…
Also:
Macht ihr das, fahrt ihr eure Kinder in die Schule? Und wenn ja, warum? Ist es Zeitdruck, Bequemlichkeit? Oder wirklich Angst? Oder gibt es andere Gründe?
Ich bin gespannt…
Foto: Steinar Engeland