Fünf Bücher über Trennung

Ehrlicherweise habe ich mit meinen Kindern keine Bücher gelesen zu diesem Thema. Zumindest nicht im Trennungs-Prozess, jetzt haben wir im Zuge dieses Posts in ein paar gemeinsam reingelesen. Warum haben wir das vorher nicht getan? Mein Gefühl war, dass das den Kinder potentiell einen Floh ins Ohr setzen würde, dass die Trennung der Eltern immer eine schlimme und traurige Sache ist. Bei uns ist es recht freundschaftlich und gut gelaufen, sie kannten das Konzept zur Genüge aus dem Freundeskreis, es scheint bislang, als ob sie diese große Veränderung sehr gut meistern.

 

Ich hatte mich nicht mal informiert, was es so an Büchern gibt! Aber natürlich gibt es einige. Und es macht auch für viele Familien sehr viel Sinn, Bücher über Trennungen zu lesen. Denn die Kinder holt es ab, wenn sie sehen, dass viele Eltern sich trennen. Dass sie nicht alleine sind. Ein Buch kann auch helfen, in den Dialog mit dem Kind zu kommen. Bist du traurig? Was macht dir Angst? Und wenn insbesondere größere Kinder viele Fragen haben – dann kann ein Buch diese kinngerecht und neutral beantworten.

Mama und Papa trennen sich – und ich?

Ich würde sagen, dass dieses Buch schon für sehr kleine Kinder geeignet ist – etwa ab 3 Jahren. Es beantwortet liebevoll viele Fragen zum Thema, stellt mögliche Szenarien vor und, was ich sehr schön fand, es werden Fragen an das Kind gestellt. Was ist schön? Was ist doof? Das nimmt die Kinder mit in den Dialog. Auf der linken Seite werden immer kurze Alltagsszenen dargestellt, auf der rechten Seite werden klischeefrei Situationen erklärt. Was, wenn Mama einen neuen Freund hat? Wenn es ein neues Baby gibt? Was, wenn ich Papa vermisse? Wir mochten besonders die Absprachen auf der letzten Seite – genau die haben wir auch und sie sind wirklich eine gute Sache!

Das alles ist Familie

Nicht direkt ein Buch über Trennung, aber finde ich auch eine super Idee, wenn man sich trennt. Einfach immer wieder klar stellen: Familie ist, wenn man sich lieb hat! Egal, in welcher Konstellation man lebt. Die Story geht so: Lars findet ein Päckchen und kann den Empfänger nicht entziffern. Daraufhin klingelt er bei allen Nachbarn und entdeckt, wie unterschiedlich sie leben. Als Großfamilie, mit einem Elternteil, als Patchwork. Und es gibt kein besser oder schlechter – alle Familienformen sind toll! Ab 4 Jahren empfohlen.

Das Gute daran

Diesen Ansatz mochte ich auch. Denn es ist eine Menge gut daran, wenn die Eltern sich trennen. Überhaupt mag ich es, immer das Gutes zu sehen. Fast alle Erlebnisse und Tatsachen im Leben haben auch gute Seiten, selbst wenn man das vielleicht erst mal nicht so sieht. In diesem Buch wird über einzelne Bilder, die ein bisschen wie Polaroids aussehen, der Alltag eines Kindes geschildert, das manchmal bei Mama und manchmal bei Papa lebt. Und so zu leben – das muss nicht unbedingt Zerrissenheit bedeuten. Es hat schöne und interessante Seiten, es gibt Gemeinsamkeiten, manche Dinge sind beim einen so, beim anderen so. Darüber steht, dass das Kind sich immer geborgen fühlt – und das ist doch das Wichtigste, oder? Ein sehr positives Buch, das dennoch ernsthaft ist! Ab 4 Jahren.

Vorsicht, frisch geschieden!

Jetzt kommen wir zu den ausführlicheren Büchern, dieses hier wird ab 9 Jahren empfohlen. Gerade, wenn Kinder viele Fragen zur neuen Situation haben, finde ich das toll. Hier geht es um den “Club der geschiedenen Leute” – Fanny, Lovis, Metin, Karl, Aylin und andere. Alle erzählen in kleinen Geschichten, wie das bei ihnen so war und ist mit den getrennten Eltern. Trotz der persönlichen Ebene bleibt das Buch sachlich und informativ. Es wird kein Blatt vor den Mund genommen, es geht zum Beispiel auch um häusliche Gewalt und Sucht. Und es gibt eine Top Ten der Scheidungsgründe! Die wichtigste Botschaft wird immer wiederholt: Du bist nicht schuld! Kinder sind überhaupt NIE schuld, wenn Eltern auseinander gehen. Das Buch ist in drei Kapitel gegliedert “Vor der Scheidung”, “Die Scheidung” und “Nach der Scheidung”. Und ehrlich gesagt ist das auch ein Kritikpunkt von mir. Würde überall statt “Scheidung” “Trennung” stehen, fände ich das Buch noch um einiges besser.  SO viele Eltern sind heutzutage nicht verheiratet. Und ich finde es enorm schade, dass die sich durch Titel, Aufmachung, etc. schon mal gar nicht richtig abgeholt fühlen. Sonst ist es aber toll gemacht.

Zicke, Zacke, Trennungskacke

Ebenfalls ein Buch für größere Kinder, ab 8 empfohlen. Der Unterteil lautet: “und wie du da durchkommst.” Ich mag die humorvolle Aufmachung, hinten steht direkt: „Glückwunsch, du bist ein Trennungskind!“ Das Buch ist ein Mitmachbuch, das abholen und zur Seite stehen soll. Kinder finden Platz und Erklärungen für ihre Gefühle, es gibt zahlreiche Übungen, Texte und Tipps. Andere Kinder, die in derselben Situation sind, berichten, wie sie es durchgestanden haben.
Ich würde aber sagen, das Buch macht vor allem Sinn, wenn es einem Kind sichtlich schlecht geht, wenn es unter der Trennung leidet, aggressiv ist, irgendwie auffällig, viele Fragen hat. Denn es steht schon auf jeder Seite, wie schlecht es Kindern meist geht und auch, dass vorher alles besser war (was ja ganz oft nicht der Fall ist). Mein Sohn konnte wenig damit anfangen, er meinte: so schlimm ist das doch alles nicht. Aber WENN das Kind die Situation sehr belastend findet, dann kann diese Mischung aus Eintragbuch, Kritzel- und Tagebuch, Coachingbuch und Ratgeber sicher total viel Mut machen und beim Verarbeiten helfen. Besonders gerne mochten wir die Briefe an Mama und Papa und das Trostbällchen-Rezept.