Yay or Nay: Gemeinsames Familienessen
YAY:
Tatsächlich hatte ich mir das immer genau so vorgestellt: Abends sitzen wir alle zusammen und essen gemeinsam. Besprechen den Tag. Handys sind verboten, Spielsachen auch. Klappt das? Nun ja, meistens. Manchmal hat ein Kind gerade keine Lust oder keinen Hunger, manchmal will ein Kind gleich wieder spielen und isst in Windeseile. Manchmal schmeckt das Essen nicht, dann mache ich den Kindern ein Brot. Aber ganz oft ist es eben auch wie aus dem Bilderbuch: Die Kinder helfen beim Schnippeln und beim Aufdecken, wir sitzen gemeinsam und alle essen das, was gekocht wurde. An ganz guten Tagen sagt eines der Kinder: das schmeckt GUUUUTT. Und dann ist der Koch (meistens der Papa) so glücklich, dass gar nichts mehr schief gehen kann. Unter Garantie klappt das bei Gerichten, die nicht schon komplett fertig sind, wo man also noch ein bisschen variieren kann. Nachos zum Beispiel, da kann man Mais, Bohnen, Fleisch, Tofu, Salat, Sour Cream und so weiter reinmachen, je nach Gusto, bei den Kindern ist es dann meistens nur Mais und Käse, aber was soll’s. Caspar Mierau ist Fan des “Selbermach-Salats”, auch da stehen alle Zutaten auf dem Tisch und man stellt individuell zusammen. Die wichtigste Zutat dabei, sagt Caspar, ist das “Selbermach”. Aber auch andere Gerichte funktionieren bei uns wunderbar: milde Currys mit Reis, Shakshuka, jede Art von Pasta und alles, was mit Bratkartoffeln serviert wird.
Manchmal beschwert sich mein Mann, dass wir uns schon immer mehr limitieren mussten in unserer Essens-Vielfalt der Kinder wegen. Manchmal kocht er dann am Wochenende zwei Gerichte: was Simples für die Kids, etwas Ausgefalleneres aus einem schönen Kochbuch für uns. Aber unter der Woche ist dafür definitv keine Zeit. Dennoch schaffen wir es fast immer, zusammen zu essen, auch wenn es nur eine Brotzeit ist. Und ich muss auch sagen: wenn das ausfällt, was schon mal vorkommt, zum Beispiel wenn einer von uns mit Xaver beim Schwimmkurs ist und mit ihm essen geht, oder wenn die Hungerzeiten einfach komplett unterschiedlich sind, und die Kids sich schon um 17 Uhr mit irgendwas satt gegessen haben. Dann fehlt mir richtig was!
NAY:
Genau wie wahrscheinlich alle anderen neuen Mütter hatte ich vor einigen Jahren als meine große Tochter (inzwischen sechs Jahre alt) geboren wurde, den festen Plan, dass ich mit meiner Familie jeden Abend GEMEINSAM zu Abend essen würde.
Egal, wie hektisch unsere Tage wären, wie unregelmäßig, das sollte doch immer gleich sein. Wir würden zu dritt – inzwischen zu viert – zusammenkommen, sprechen, zuhören. Und vor Allem, so dachte ich, würde ich jeden Abend für die Kinder kochen (spoiler altert: hab ich nicht) und dadurch, dass alle das selbe essen, würde ich sicherlich auch Essensvergweigerungen abwenden können (spoiler alert: konnte ich nicht).
Ich finde das tägliche gemeinsame Familienessen immer noch eine schöne Vorstellung, bitte nicht falsch verstehen. Aber wie so oft musste ich lernen, dass die Realität meiner Familie anders aussieht und ich mich von einigen Vorstellungen verabschieden musste. Meine Kinder essen zu zweit gegen 18.00 ohne uns. Also, wir sitzen natürlich dabei. Das Gespräch gibt es also trotzdem. Geht sogar noch besser.Das funktioniert für uns am besten und hat mehrere Gründe: Meine Kinder sind Lerchen. Beide. Schon immer gewesen. Stehen um spätestens 7.00 auf, gehen um spätestens 20.00 ins Bett. Daran kann man einfach nichts ändern, außer manchmal im Urlaub – und das hat auch viele Vorteile. ABER: Sie haben beide um Sechs Uhr abends Bärenhunger und brauchen was zu Essen. Mein Mann und ich haben aber weder Lust jeden Abend um 18.00 Nudeln mit Butter oder Fischstäbchen zu essen, nur damit der jeweils andere, der später nach hause kommt, dann einsam gegen 20.30 in der Küche beim Käsebrot steht. Noch hatten wir Lust auf Teufel komm raus um 18.30 ein Familienessen zu erzwingen, das „allen“ schmeckt (also nur uns) – obwohl wir noch keinen Hunger hatten. So ist es also. Die Kinder essen zusammen was sie wollen, gehen schlafen, und mein Mann und ich essen danach noch gemütlich eine Kleinigkeit und trinken ein Glas Wein. Das ist unser Ritual. Wir versuchen dafür immer am Wochenende, das Mittagessen ausfallen zu lassen, um für alle zusammen ein „großes Nachmittagsessen“ zu machen. Meistens Nudeln mit Tomatensoße!