Alles, was du über eine Vasektomie wissen musst

“Warum machen es nicht mehr Männer”? ist eigentlich der Satz, den man am häufigsten von Männern hört, die eine Vasektomie hinter sich haben. Denn wenn die Familienplanung abgeschlossen ist, dann macht es ja tatsächlich total Sinn, sich für eine dauerhafte, schnelle, (fast) schmerzfreie und sehr sichere Methode zu entscheiden.

Zudem ist es in den meisten heterosexuellen Beziehungen so, dass die Frau sich Jahre und jahrzehntelang um die Verhütung gekümmert hat. Viele haben ewig Hormone genommen, mit all den Nebenwirkungen. Haben sich Spiralen einsetzen lassen und Hormonringe eingeführt, haben auf Stäbchen gepinkelt, um fruchtbare Tage zu ermitteln und so weiter. Das ist teuer, aufwendig und oft mit Schmerzen und Nebenwirkungen verbunden – insofern könnte man sagen: Nur fair, dass dann irgendwann der Mann die Verantwortung übernimmt. Trotzdem scheuen viele vor dem Eingriff zurück.

Wir haben mit drei Männern gesprochen, die sich auskennen, zwei davon (Niklas und Christoph) haben eine Vasektomie hinter sich, der dritte, Friedrich, ist Urologe und nimm regelmäßig Vasektomien vor.

Zudem haben wir alle wichtigen Informationen gesammelt!

1. Wo kann man das machen lassen?

In der Regel bei einem Urologen in der Praxis, man kann eine Vasektomie aber auch in vielen Krankenhäusern in der Urologie machen lassen, dort muss man aber sicher länger auf einen Termin warten.

Friedrich: „Auf Vasektomie.de kann man sich informieren und Anlaufstellen in der Nähe finden, die den Eingriff vornehmen.“

Niklas: „Bei uns im Freundeskreis ist das seit Jahren Thema, ich bin einfach zu einem Arzt gegangen, den ein Freund empfohlen hatte.“

Christoph: „In Berlin gibt es einige Praxen, die haben sich darauf spezialisiert. Einfach googeln. Einen Termin bekommen, war easy.“

2. Wieviel kostet es?

In der Regel zwischen 400 und 700 Euro. Es ist eine Privatleistung.

Friedrich: „Es ist auch regional unterschiedlich und in einer Klinik ist eine Vasektomie meist günstiger.“

Niklas: „Ich gebe zu, ich hab erstmal geschluckt. Das ist schon ne Stange Geld, bei mir waren es etwas über 500 Euro. Aber dann habe ich mal erfahren, was so eine Spirale kostet, das waren bei meiner Frau 350 Euro und die liegt ja nur 5 Jahre. Wenn man dann noch rechnet, was die Pille kostet (mind. 150 Euro im Jahr) und Kondome – das rechnet sich recht schnell.“

Christoph: „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Es war klar, dass ich jetzt an der Reihe bin und dass das passieren muss, damit wir ungeschützten und entspannten Sex haben können.“

3. Wie läuft der Eingriff ab?

Die meisten Vasektomien werden mit einer örtlicher Betäubung durchgeführt, das heißt, man spürt nur einen kleinen Pieks und kann am Tag des Eingriffes normal essen und trinken. Das Ganze dauert ca. 20-40 Minuten. Auf Wunsch kann man auch in einen kurzen, leichten Dämmerschlaf mit narkoseärztlicher Betreuung versetzt werden.

Friedrich: „Dann nimmt man aber natürlich mehr Risiken in Kauf und muss den Eingriff auch im Krankenhaus machen lassen. Meiner Meinung nach eher unverhältnismäßig, aber wenn man das möchte, ist es möglich.“

So läuft es ab: „Die Hodensackhaut wird angeritzt, beide Samenleiter dann durchtrennt und gekürzt. Anschließend werden die Enden durch Abbinden, Veröden oder mit Titanclips (das würde ich nicht empfehlen) verschlossen. Die Spermien werden dadurch im Nebenhoden gelagert und fließen nicht mehr ab. Irgendwann sterben sie ab und werden von körpereigenen Zellen wieder resorbiert. Es ist eine kleine Wunde und in der Regel sieht man nach kurzer Zeit nichts mehr, auch keine Narbe.“

Und danach? „Ich empfehle eng anliegende Unterwäsche. Nach dem Eingriff sollte man sich für ein paar Tage schonen, eine Krankschreibung ist nicht nötig. Aber ich würde für eine Woche empfehlen, keinen Sport zu machen, vor allem Fahrradfahren und Wandern sollte man nicht. Keine heißen Bäder und keine Sauna für eine Woche, duschen kann man nach zwei Tagen wieder normal.“

Niklas: „Ich habe das in der Mittagspause machen lassen! Der Arzt war total nett, hat mich noch mal aufgeklärt, was jetzt passiert, welche Risiken es gibt (Ich denke nicht mehr, als bei jeder anderen OP auch). Dann ging es los. Ich habe eigentlich nur den Piekser gespürt, danach war es maximal ein bisschen unangenehm, aber ich hatte schon Zahnarzttermine, die wesentlich schlimmer waren!“

Christoph: „Ich fand den Eingriff auch völlig harmlos und Urologen sind ja meistens recht humorvoll, sagt man zumindest. Danach hat es aber schon ein paar Tage gedrückt und war ein bisschen blau.“

4. Ab wann kann man wieder Sex haben?

Friedrich: „Das kommt darauf an, wie die Wunde heilt, aber bei den meisten Männern ist nach ein paar Tagen wieder alles “wie vorher”. Es dauert nach dem Eingriff aber eine Weile, bis wirklich keine Spermien mehr kommen. Man sagt ungefähr 20 bis 25 Ejakulationen – nach ein paar Monaten (6-10 Wochen) findet in der Regel eine Nachuntersuchung statt und es wird ein Spermiogramm erstellt. Da kann man dann überprüfen, ob nun endgültig keine Spermien mehr zu finden ist. Wenn eine gefunden wird, macht man einen neuen Termin. Und ich sage mal so: Wie die Spermien rauskommen, ist egal. Insofern hat man es auch selbst in der Hand, wie schnell das geht.“

Niklas: „Ich finde es lustig, dass das alle fragen, den erstens haben die meisten Paare mit Kindern ja jetzt eh nicht andauernd Sex und natürlich ist alles total empfindlich einige Tage lang. Es hat so gedrückt und sich einfach ein bisschen anders angefühlt. Ich kann gar nicht sagen, wann wir wieder Sex hatten, ich denke nach ein paar Wochen. Dann aber ja auch noch mit Verhütung.“

Christoph: „Ich war nach drei Monaten bei der Nachuntersuchung und da haben sie noch was gefunden, das hat mich gewundert! Nach fünf Monaten war dann aber wirklich alles sicher. Und bei mir war es wie gesagt direkt danach blau. Nach wildem Sex fühlt man sich da nicht. Aber das war schnell vorbei.“

5. Gibt es Nebenwirkungen?

Friedrich: „Klar gibt es mögliche Nebenwirkungen, so wie bei jeder Operation. Darüber wird man auch aufgeklärt. Es kann zum Beispiel zu Infektionen, Nachblutung, Schmerzen und Thrombosen kommen. Blutergüsse und dass es ein bisschen dick wird, sind normal und können auch ein paar Wochen dauern. Die meisten Patienten sind nach ein paar Tagen beschwerdefrei. Und bei alledem sollte man nicht vergessen: Man kann mit Sicherheit sagen, dass eine Sterilisation beim Mann wesentlich leichter durchzuführen und risikoärmer ist als bei der Frau.“

6. Verändern sich danach Libido, Ejakulat, oder der Sex an sich?

Friedrich: „Nein. Der Penis wird weiterhin steif, und es kommt auch zum Ausstoß von Ejakulat – nur eben ohne Spermien. Der Orgasmus fühlt sich gleich an und das Ejakulat ist in Sachen Volumen, Aussehen und Geruch unverändert. Auch in Sachen Libido verändert sich nichts.“

Niklas: „Es hat sich NICHTS verändert. Auch in Sachen “Männlichkeit” nicht. Die Frage kommt ja immer wieder, ich finde das komisch. Erstens habe ich mich noch nie über meine Zeugungsfähigkeit definiert – es gibt ja auch viele Männer, die nicht zeugungsfähig sind, warum sollten das keine “richtigen” Männer sein? Zweitens habe ich ja schon zwei Kinder und habe mich bewusst dafür entschieden, dass es keine weiteren werden sollen.“

Christoph: „Ich habe sogar eher mehr Lust auf Sex, weil der jetzt viel entspannter stattfinden kann! Mich und meine Partnerin haben die Kondome echt gestört, bei uns war die Vasektomie richtig gut fürs Sexleben“

7. Kann man es wieder rückgängig machen?

Es ist grundsätzlich möglich, eine Vasektomie rückgängig zu machen – jedoch ohne Erfolgsgarantie. Der mikrochirurgische Eingriff heißt Refertilisierung oder auch Vasovasostomie und erfolgt in Vollnarkose. Je nach Methode kostet der Eingriff 2000 bis 4500 Euro.

Friedrich: „Das passiert natürlich immer mal wieder, dass das gewünscht wird. Es gibt nur wenige Ärzte, die das machen, es ist theoretisch möglich. Aber ich würde davon abraten. Man sollte sich sicher sein, wenn man eine Vasektomie vornehmen lässt.“

Bild: Fabian Montano