50/50 Paare: Da-Joung und Daniel

Da-Joung und Daniel sind gute Freunde von mir. Und auch wenn sie nicht wirklich 50/50 machen - er arbeitet etwas mehr, sie macht mehr Haushalt - sind sie für mich immer ein Gleichberechtigungs-Beispiel, einfach weil Daniel schon sehr aktiv am Familienleben teilnimmt und weil Da-Joung eine leitende Position hat und irre viel arbeitet. Die beiden haben zwei Kinder, zwei und vier Jahre alt. Wie sie sich organisieren? Lest weiter!

Wieviele Stunden arbeitet ihr?

Da-Joung arbeitet fest angestellt an fünf Tagen und 36 Stunden pro Woche in einer Agentur für Markenkommunikation und PR. Die Arbeitstage teilen sich in zwei lange (9 Stunden / Tag) und drei kurze Tage (6h/Tag). Daniel ist selbständig und leitet mit zwei Partnern eine Agentur für Digital Branding und Storytelling. Er arbeitet fünf Tage pro Woche, die sich in zwei lange und drei kurze Tage aufteilen (8h bzw. 6h). An einem der kurzen Tage arbeitet Daniel außerdem für sein Musikprojekt, das nebenher läuft und irgendwie auch als Beruf gezählt werden kann. Mittwochs geht er außerdem nach der Arbeit für ca. 4-5 Stunden ins Studio, um Musik zu produzieren. Am Wochenende verreist er unregelmäßig für Gigs.

Wie habt ihr eure Woche aufgeteilt, gibt es feste Tage?

Da-Joung bringt und holt die Kinder Montags, Mittwochs und Freitags. Daniel entsprechend Dienstags und Donnerstags. Nachmittags und Abends ist dann auch der jeweilige Abholer verantwortlich. Meist kommt der/die lange Arbeitende kurz vor oder nach der Schlafenszeit des Großen nach Hause. Gemeinsam gegessen wird danach.

Organisiert ihr euch spontan oder macht ihr einen Wochen- Monatsplan?

Die oben beschriebene Regel gilt recht fest. Es sei denn, einer von uns beiden hat wichtige Termine. Dann tauschen wir auch mal. Wir versuchen aber, das Verhältnis alles in allem aufrecht zu erhalten.

Welche Tools nutzt ihr?

Zusammen nutzen wir vor allem den Google Kalender. Da-Joung nutzt ausserdem Wunderlist.

Würdet ihr sagen, dass die Organisation des Alltags sehr zeitaufwändig ist und klappt sie gut?

Ja, sie ist schon zeitaufwändig. Wenn alles glatt läuft, haben wir den Alltag im Griff. Sobald aber ein oder noch schlimmer zwei Faktoren außerplanmäßig laufen (Kinder krank, Kita geschlossen, Geschäftsreise, längere Arbeitstage, Arzttermine, etc.) geraten wir immer wieder ins Schwimmen. Bei dreien brennt es meist lichterloh.

Was passiert, wenn ein Kind krank wird?

Dann ist der zuständig, der den kurzen Tag hat. Lange Arbeitstage stechen bei uns.

Habt ihr einzeln Hobbies, oder macht Sport? Wann findet ihr Zeit dafür?

Bei Daniel bringt uns das Hobby Musik auch Geld, insofern ist es irgendwie ein Zwischending zwischen Beruf und Hobby. Dafür findet er Zeit, weil ihm Da-Joung immer wieder den Rücken frei hält und er seine Freizeit opfert. Sport findet für Daniel außer dem 10km Arbeitsweg pro Strecke, den er mit dem Rad fährt, leider kaum statt. Da-Joung hat Sport gemacht als sie noch in Elternzeit war. Seit sie aber wieder im Berufsleben ist, bleibt kaum Zeit dafür.

Was ist mit Paar-Zeit, wann bekommt ihr die unter?

Puh, gute Frage. Momentan selten. Ab und zu kommt Daniels Tante am Wochenende zum Babysitten. Dann haben wir etwas Zeit, die über die ein, zwei abendlichen Stunden zu Hause zusammen hinausgeht. Wir sind uns dieser Baustelle und der Wichtigkeit auch bewusst und wollen in Zukunft unter der Woche regelmäßig einen Babysitter bestellen und nach der Arbeit gemeinsam etwas unternehmen.

Habt ihr denn bisher Hilfe, also einen Babysitter oder so?

Bisher eben nicht wirklich. Nur unregelmäßig die Großtante der Kinder.

Habt ihr das Gefühl, genug (Quality-) Zeit mit den Kindern zu verbringen?

Nicht so richtig. Die Kinder sind jeden Tag bis etwa 16:30 in der Kita, danach bleibt nicht mehr wirklich viel Zeit. Morgens ist ja immer viel zu tun, nachmittags muss auch immer noch was erledigt werden und am Wochenende hat sich meist viel Haushalt angestaut. Uns fehlt vor allem die Zeit zu viert, die ist wirklich zu wenig. Zum Glück machen die Kinder das Pensum aber sehr gut mit, sie gehen gerne in die Kita und unser Stress überträgt sich nicht auf sie.

Sprechen wir über den Haushalt: wie teilt ihr euch hier auf?

Um ehrlich zu sein, übernimmt Da-Joung schon deutlich mehr als Daniel. Der wiederum bringt mehr Geld nach Hause. Laut Da-Joung übernimmt sie 90% des Haushaltes. Laut Daniel geschätzte 75%. Wenn man die Kinder rausnimmt, da sind wir wirklich gleichberechtigt.

Seid ihr beide zufrieden mit eurem Haushaltssytem?

Nicht wirklich. Es gibt immer wieder Streit und Da-Joung ist oft überarbeitet.

Habt ihr hier Hilfe, eine Putzhilfe zum Beispiel? Wie  oft kommt diese?

Ja, alle zwei Wochen kommt eine Putzfrau für fünf Stunden. Alles darüber würde auch wieder ganz schön ins Geld gehen.

Woran liegt es, dass im Haushalt 50/50 nicht klappt?

Da-Joung hat lange in der Gastronomie gearbeitet und ist dadurch wesentlich effizienter und “wachsamer”. Daniel hat nicht ganz so hohe Maßstäbe, was Ordnung und Sauberkeit betrifft, er kann auch mal etwas liegen lassen, was Da-Joung schwer fällt. Dazu kommt noch Prägung von zuhause. Wir sind da bisher noch nicht weiter gekommen, aber streiten wenigstens immer seltener wegen solchen Sachen.

Wie habt ihr eure Finanzen geregelt?

Es gibt ein Familienkonto, auf das wir beide monatlich den gleichen Betrag einzahlen. Davon werden Miete, Nebenkosten, Essen, Kita, und so weiter bezahlt. Um größere Anschaffungen kümmert sich eher Daniel.

Findet ihr euer System gerecht, seid ihr glücklich damit?

Puh, schwere Frage. Was ist gerecht. Wir fügen uns dem System, da wir einfach auch finanzielle Zwänge haben! Grundsätzlich stellen wir es aber schon oft in Frage.

Was würdet ihr euch anders wünschen?

Vielleicht eine erschwingliche Haushaltshilfe und einen festen Pool an Babysittern? Einfach für den Fall der Fälle. Gerade sitzt das Geld leider nicht so locker. Mehr Zeit für alles wäre auch schön. Weniger Überstunden. Wenn wir keine Überstunden machen müssten, dann wäre schon ein großer Schritt getan!

Was würdet ihr euch vom Staat, von eurem Umfeld, vom Arbeitgeber wünschen?

Vom Staat würden wir uns mehr finanzielle Vorteile für die Kinder wünschen. Momentan hat man steuerliche Vorteile wenn man heiratet. Egal ob mit oder ohne Kinder. Unserer Einschätzung nach sollten aber die Kinder (ähnlich wie in Frankreich) viel stärker unterstützt werden. Denn durch eine Heirat (ohne Kinder) kommt es ja zu keinerlei Mehrbelastung oder Aufwände, die die Zukunft bzw. die Rente sichern. Das empfinden wir als ungerecht und falsch. Alleinerziehende sind dabei komplett vergessen worden! Auch zuverlässige Kitas, die einen wirklich Familie und Beruf bzw. vereinen lassen wären sehr, sehr wünschenswert. Die meisten schließen am frühen Nachmittag, sind recht unflexibel – unsere hat uns in den letzten Jahren auch manchmal richtig im Stich gelassen.

Von der Arbeitswelt würden wir uns wünschen, dass man – ähnlich wie zu Zeiten unserer Eltern – eine Familie mit einer vollen oder zwei halben Stellen ernähren kann und trotzdem ein Mal im Jahr verreisen oder sich sogar eine Immobilie leisten kann. Davon sind wir weit entfernt.

Was kommt immer zu kurz?

Die Zeit zu zweit! Und die Zeit zu viert. Und Schlaf.

Und was klappt aber eigentlich ziemlich gut?

Der normale Alltag. Wenn nichts schief läuft: Kinder fertig machen, wegbringen, arbeiten, abholen, spielen, zu Abend essen, ins Bett bringen etc. Da sind wir mittlerweile sehr eingespielt.

Was stresst euch im Alltag am meisten?

Da-Joung stresst am meisten, wenn sie vom Arbeitsvolumen her mit ihren 36 Stunden nicht klarkommt und zu Hause weiterarbeiten muss. Das passiert dann nachts und am Wochenende und ist natürlich unbezahlt. Daniel stresst am meisten, wenn Da-Joung dann gestresst ist, wenn sie dünne Haut und schlechte Laune hat.

Und was macht am meisten Freude?

Die Kinder. Immer!

Danke, ihr beiden!