Eine Frage, die viele werdende Eltern beschäftigt. Babys brauchen viel Körperkontakt, spielen noch nicht alleine und schlafen meist auch die ersten Wochen (oder Monate, oder Jahre) bei ihren Eltern. Aber es ist schön, einen eigenen Raum für den kleinen neuen Menschen zu haben. Ein Zimmer, das man schön einrichtet, in dem der Wickeltisch steht und eine Kommode für alle Babysachen. Aber braucht es das? Das perfekte Thema für ein Yay or Nay. Ich starte mit dem Nay, die Yay-Position hat unsere Leserin Elisabeth geschrieben.
Yay or Nay: Brauchen wir ein Babyzimmer?
Nay:
Als ich damals mit meiner großen Tochter schwanger war, war für uns recht früh klar, dass wir kein Babyzimmer brauchen. Wozu auch? Wir hatten ein Beistellbettchen besorgt, was an meiner Seite des Bettes angebracht war und es gab einen Stubenwagen (mit Rollen), der vor allem fürs Wohnzimmer gedacht war.
Und als unsere Tochter dann da war, kam es auch genau so. Sie hat meistens bei uns im Bett geschlafen, da sie viel Körperkontakt brauchte und das auch das nächtliche Stillen erleichtert hat. Das Babybett war aber eine gute Ablage ;). Ansonsten lag sie tagsüber mal auf einer Krabbeldecke oder saß später in einer Babywippe. Die meiste Zeit hatte einer von uns sie aber sowieso auf dem Arm. Sie war ein absolutes Tragebaby und mochte den Kinderwagen erst, als sie darin sitzen konnte. Babys sind ja sowieso immer und überall dabei. Gewickelt haben wir nachts im Schlafzimmer (kurze Wege), deswegen stand der Wickeltisch auch dort und tagsüber haben wir fast immer da gewickelt, wo sie eben gerade lag. Manchmal aber auch auf dem Wickeltisch.
Dass wir unser Arbeits- und Gästezimmer nicht gleich aufgegeben haben, hatte auch einige ganz praktische Vorteile. Wir hatten für den Besuch in den ersten Monaten ein Gästezimmer, so konnte auch meine Mutter, die uns in den ersten Wochen sehr unterstützt hat, ein paar Mal bei uns übernachten. Und manchmal haben wir es auch genutzt, damit einer von uns mal in Ruhe schlafen kann. Außerdem konnten beide dort arbeiten und waren trotzdem zuhause.
Mit einem eigenen Kinderzimmer haben wir uns erst beschäftigt, als unsere Tochter etwa 9 Monate alt war. Dann haben wir das dritte Zimmer zu einem richtig schönen Kleinkindzimmer gemacht. Geschlafen hat sie dort noch lange nicht (hallo Familienbett), aber zum Spielen wurde es ausgiebig genutzt.
Bei unserer zweiten Tochter haben wir uns die Frage dann gar nicht mehr gestellt. Wir hätten damals ohnehin nicht genug Zimmer gehabt. Aber wir haben ein größeres Familienbett gekauft!
Yay:
Unser Babyzimmer war schon lange in meinem Kopf eingerichtet, bevor unser kleiner Sohn das Licht der Welt erblickt hatte. Vorher war es ein eher vernachlässigtes Durchgangszimmer, in dem die Wäsche trocknete und ein Schreibtisch dazu diente, das Zimmer als Arbeitszimmer bezeichnen zu können.
Irgendwann saß ich hochschwanger im Schaukelstuhl und weinte, als ich mir die zurechtgelegten Kinderbücher ansah. Ich kniete auf dem Boden und versuchte mit dickem Bauch das alte Bettchen der Uroma abzuschleifen und zu streichen.
Nach und nach wurde es immer gemütlicher, so richtig natürlich erst, als es buchstäblich mit Leben gefüllt wurde. Ich konnte mir vorher nicht wirklich vorstellen, dass wir uns hier oft aufhalten würden. Einige belächelten den „extra fürs Stillen“ angeschafften Schaukelstuhl. Hinter einem wissenden Lächeln verbarg sich die Gewissheit der Freundinnen mit Kindern, dass Stillen eigentlich überall stattfindet, nur voraussichtlich nicht im Schaukelstuhl.
Aber tatsächlich: Wir wickelten hier nicht nur Windel um Windel, wir kuschelten und stillten im Schaukelstuhl, wir machten unser kleines Baby Abend für Abend unter seinem Schwanenmobile bettfertig. Es war ein Rückzugsort für uns als junge Familie, auch wenn im Wohnzimmer Verwandte saßen und auf das Baby warteten. Und na klar, floss hier auch die ein oder andere Träne der Verzweiflung, wenn die Überforderung oder die Hormone zu viel waren.
Das Mobile über dem Babybett war erst für ruhige Momente, in denen ich das Baby sicher ablegen konnte, schon nach sechs Monaten schlief unser Sohn aber allein in seinem eigenen Bettchen. Wir sangen, schaukelten und beruhigten im Schaukelstuhl, wir kitzelten und spielten auf dem Teppich oder sahen uns die bunten Bilder an den Wänden an. Noch heute lieben wir sein Zimmer, auch wenn immer mehr Spielzeug Einzug hält und Rasseln, Beißringe und Waschschüsseln Baggern und Duplo gewichen sind. Jeden Abend kuscheln wir uns in den Schaukelstuhl oder die Wippe und lesen bei gemütlichem Licht unsere Gutenachtgeschichten. Und noch heute kullert die ein oder andere Träne dabei!
Foto: Toa Heftiba