Die ewige Mama-Schuld

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Ein Gefühl, das mich seit dem ich Mutter bin, oft begleitet ist: Schuld. Egal, was los ist mit meinem Kind, ich suche den Fehler zuerst bei mir. Schon in der Schwangerschaft fing das an. Dieser riesige Haufen Verantwortung und die damit einhergehende Angst, etwas falsch zu machen. Denn, wenn das Kind da nicht gesund rauskommt, wer ist schuld? Rational gibt es die unterschiedlichsten Gründe, und doch fühle ich mich als Mutter wie die schuldige Nummer eins.  

Schon von Anfang an wird einem eingetrichtert, was man alles falsch machen kann. Die Rechte an unserem Körper geben wir mit der Schwangerschaft quasi ab (dazu: Mein Bauch, dein Bauch, unser aller Bauch von Isabel). Auch in Erziehungsfragen fühle ich mich wie die Hauptverantwortliche. Sicherlich muss das nicht so sein, eigentlich weiß ich, dass das Wohlergehen meines Sohnes nicht nur in meiner Verantwortung liegt, trotzdem: Sobald die Kita auch nur etwas leicht Kritisches erwähnt, fühle ich mich erstmal als Versagerin und Gefühle von Schuld lasten auf mir. Dabei bin ich doch die, die allen Anderen immer predigt entspannt zu sein, alles nicht so ernst zu nehmen und, dass man so viel eh nicht falsch machen könne mit den Kleinen.

Die gute Puppenmami

Ich frage mich also, woher kommt dieses Schuldgefühl? Ist es etwas naturgegebenes, damit wir uns auch ausreichend um die Kinder kümmern? Oder etwas von unserer Gesellschaft Antrainiertes, so wie man schon als kleines Mädchen gelernt hat, eine gute Puppenmami zu sein? Ich tippe eher auf Letzteres. Wenn das Kindchen also Schnupfen hat, suche ich erstmal den Fehler bei mir: War er auf dem Fahrrad nicht warm genug anzogen? Hätte ich doch noch das vergessene Halstuch in die Kita bringen sollen? Hat er zu lange im schon abgekühlten Badewasser geplanscht? Habe ich tatsächlich alle diese Fehler gemacht?! Oh je. Es gibt so viele verschiedene Gründe, weshalb der Sohnemann eine Rotznase haben könnte – er hat sich in der Kita angesteckt, jemand in der U-Bahn hat neben ihm geniest etc.etc. – und trotzdem denke ich als erstes an mich.

Mama als Serienmodell

Irgendwer von meinen Freunden meinte mal, “Mama, das ist halt Serienmodell!” sprich: Mama ist eh immer da und verfügbar. Klar, so muss es sein. Eine Mutter, die das nicht ist, wird schnell als Rabenmutter abgestempelt. Nach diesem Tenor werden Themen um Mutterschaft häufig in den Medien verhandelt: Es gibt die gute Mutter, die sich fürsorglich um ihre Kinder kümmert und es gibt die Rabenmütter (weil Karriere im Kopf). Viel Spielraum gibt es oft nicht, auch wenn die Diskurse langsam anfangen etwas offener zu werden. Mama und Mamas Körper muss dem Kind also immer verfügbar sein, das scheint logisch. Quasi als Ressource bereitstehen, zumindest in den ersten Monaten. Und natürlich stillen wir das Kind, man will ja nur das Beste?! Dass dies “der natürliche Weg” ist, lernen wir von klein auf. Und es ist ja auch etwas Schönes und wir geben gern – muss es deshalb aber selbstverständlich sein?

Kommt daher vielleicht unser Schuldgefühl? Weil es diese unausgesprochenen Erwartungen gibt, die wir, gefühlt, nie komplett erfüllen können oder auch wollen?

Guilt-Free?

Wir Frauen haben irgendwie eh immer viel mit Schuld zutun, oder? In den USA gibt es “guilt-free” Snacks (damit man sich als Frau nicht schuldig fühlen muss, dick zu werden), wir fühlen uns als Mütter schuldig, oder auch im Berufsleben oder ganz einfach, wenn wir Komplimente bekommen. Vielleicht sollte man darüber einmal nach denken –

Oder könnte es sein, dass es diese universelle Mama-Schuld gibt, weil wir es ja waren, die das Kind in die Welt gesetzt haben? Könnte also das Satzende des Aufdrucks auf dem Body im Bild oben lauten “I forgive you for putting me in this world”? Oder “I forgive you for all the mistakes you’ll make”? Meine Antwort wäre: “Ja, ich habe dich in diese Welt gesetzt. Ich werde Fehler machen, du wirst auch mal traurig sein und enttäuscht, aber das Geheimnis: It’s totally worth it.”

Was man übrigens ab und zu vergisst: Für unsere Babys sind wir eh die tollsten Mamas der Welt. Schuldgefühl hin, oder her.