Das ultimative “Aufklärungsbuch”: Ein Baby! Wie eine Familie entsteht

Fast alle Kids stellen irgendwann die Frage der Fragen: "wo kommen eigentlich die Babies her?" Bei Cup of Jo haben wir mal Folgendes gelesen: es macht Sinn, den Kids erstmal zu erklären, dass sich Samen und Eizelle treffen, daraus bilde sich dann das Baby. Und wenn sie wissen wollen, wie der Samen zur Eizelle kommt... dann haben sie eine gute und ehrliche Antwort darauf verdient! Als Marie sich vor einer Weile auf die Suche nach Aufklärungsbüchern machte, die ihr das Thema vielleicht etwas erleichtern könnten, wurde sie zwar fündig. Aber so ganz zufrieden war sie nicht. Das hat sich nun definitiv verändert. Es gibt gleich mehrere, ziemlich ausführliche und fast progressive Aufklärungsbücher zum Thema auf dem Markt. Unser absolutes Lieblingsexemplar kommt - und wundert das nicht - aus dem Penguin Junior Verlag, den wir euch ja schon mal vorgestellt haben.

Denn “Ein Baby! Wie eine Familie entsteht” von Rachel Greener macht einfach an ganz vielen Stellen ganz viele Dinge richtig. Es geht schon lustig los: Früher hat man den Kindern ja gerne erzählt, dass die Babies der Storch bringt, oder dass Babies wie Kohlköpfe wachsen. Verrückt, oder? Mit solchen Mythen räumt das Buch direkt mal auf und leitet elegant und kindgerecht darauf über, wie das Prozedere wirklich passiert.

Sehr toll dabei: das weibliche Geschlecht wird “Vulva” gennant. Das ist nicht nur ein schöner, sondern auch der korrekte Begriff. Sonst wird in Kinderbüchern ja oft “Scheide” gesagt und diesen Begriff finden wir nicht nur irgendwie nicht zeitgemäß (ihr könnt ja mal googeln, woher er kommt), er ist auch falsch. Denn Scheide oder Vagina bezeichnet eben nur den inneren Teil des weiblichen Geschlechtsorgans.

Und wieder einmal (wie so oft in Büchern aus dem Penguin Junior Verlag) sind in dem Buch sehr diverse Menschen zu sehen: Schwarze und weiße Menschen, dicke und dünne, mit und ohne Handicap. Einfach die ganze Palette! Und wir wissen ja mittlerweile, wie wichtig es ist, wenn die Realität auch schon in Büchern für die Kleinsten abgebildet sind. Wieviel es bewegt, wenn einfach mal nicht alle Menschen weiß, schlank und nicht-behindert sind.

Was wir auch mögen: Das Buch macht klar: Ein Baby kann auf verschiedene Weise entstehen, “zum Beispiel wenn zwei Menschen Sex haben”. Ja, denn das ist ja nur eine Möglichkeit! Es wird genau erklärt, was Menschen, die ohne Sex ein Baby haben wollen, machen können. Samenspende, künstliche Befruchtung – wird alles sehr klar und einfach erklärt. Selbst das Thema “Leihmutterschaft” kommt vor, natürlich mit dem Hinweis, dass das in Deutschland verboten ist. Auch der Themenkomplex “Adoption” wird behandelt, wieder sehr einfühlsam.

Ebenfalls sehr positiv fällt auf, dass nicht nur die Rede von “Mann” und “Frau” ist, sondern von Menschen mit Penis, oder Menschen mit Scheide, Menschen mit Gebärmüttern, Menschen die stillen. Das ist wirklich ein absolutes Novum und uns freut das. Es lädt dazu ein, den Kindern schon früh zu erklären, dass es eben nicht nur Männer und Frauen gibt – sondern noch viel zwischendrin. Und es lehrt uns auch selbst darin, bei der Wortwahl vorsichtiger und inklusiver zu sein.

“Meistens”, so geht es dann aber auch weiter, “wächst ein Baby in der Gebärmutter.” Die einzelnen Stadien werden detailliert beschrieben, auch Zwillingsschwangerschaften kommen vor. Und dann wird das Baby geboren. Die Geburt wird auch ziemlich realistisch dargestellt, es geht um Hausgeburt und klinische Geburt, um Wehen, um alles – aber natürlich vereinfacht dargestellt, für Kinder eben. Und vor allem: auch der Kaiserschnitt findet Raum. Marie hat sich so gefreut! Für alle Kaiserschnitt-Eltern fühlt sich das so, so gut an. Endlich steht auch mal in einem Buch, wie so viele Kinder heutzutage auf die Welt kommen.

Zum Schluss finden sogar noch Themen Platz, die wir so noch nie in einem Kinderbuch gesehen haben. Fehlgeburten und Frühgeburten zum Beispiel. Und es wird auch besprochen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. “Wenn sie älter werden, finden manche Menschen heraus, dass ihr biologisches Geschlecht nicht ihr wahres Geschlecht ist, oder dass sie keinem der beiden Geschlechter angehören.” Finden wir fast revolutionär – und so wichtig! Auch hier dient das Buch auch ein bisschen dazu, uns Erwachsene zu erziehen. Denn wir sind ja noch ganz anders geprägt und müssen unser Denken an ganz vielen Stellen noch umstellen. Am Ende gibt es noch ein Glossar, dass das Buch perfekt abschließt. Und die wirklich schönen Illustrationen von Clare Owen sind sowieso sehr hübsch anzusehen. Wieder werden Familien in allen Formen und Farben dargestellt. Die Message ist klar: Alles ist Familie, Du und deine Familie ihr seid einfach großartig, so wie ihr seid.

Ihr merkt also: ganz schön progressiv, dieses Buch! Aber eben auch so wichtig und sowas von zeitgemäß. Außerdem, das muss auch mal gesagt werden: es war auch wirklich überfällig. Empfohlen wird das Buch ab 5 Jahren.