Yay or Nay: Familienbett
YAY:
Wir haben uns nie viele Gedanken darüber gemacht, wie wir denn mit Baby oder Kind/ern später schlafen wollen. In unseren Köpfen gab es ein klares Bild vom schlafenden Baby in seinem Gitterbettchen im eigenen Zimmer. Daher haben wir das alles auch so richtig schön in meiner ersten Schwangerschaft hergerichtet. Im Familien- und Bekanntenkreis hatten wir mitbekommen, dass man sich meist zuerst ein Beistellbett besorgt. Das hat Sinn gemacht und somit ist das Babybay gegen Ende der Schwangerschaft bei uns im Schlafzimmer eingezogen. Wir waren also perfekt vorbereitet.
Im Geburtsvorbereitungskurs wurde dann zum ersten Mal von der Hebamme angemerkt, dass Babys oft spüren, wenn sie nicht auf der gleichen Matratze wie die Mama liegen. Hm, naja – schauen wir mal wie es bei uns wird. Als dann unser kleiner Mann geboren wurde und wir aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen sind, hat sich die Frage nicht gestellt, wo er schlafen würde. Natürlich bei uns! Wir waren viel zu verliebt und wollten ihn ganz nah bei uns haben. Mit der Zeit gab es dann immer wieder ein paar halbherzige Versuche, ihn im Babybay, in der Wiege oder in seinem Bettchen im Kinderzimmer abzulegen. Aber erstens hatte er darauf gar keine Lust, denn er brauchte ganz viel Körperkontakt und zweitens hat es sich auch einfach nicht richtig angefühlt. Trotzdem ging es aus unseren Köpfen nicht raus, dass das Baby doch jetzt endlich mal „lernen“ müsste, im eigenen Bettchen zu schlafen. Wir waren so von vermeintlich gesellschaftlichen Konventionen geprägt, wie es zu sein hat, dass wir uns zeitweise wirklich unter Druck gesetzt haben. Und doch haben wir es immer wieder aufgeschoben. „Er ist doch noch so klein. Jetzt lernt er gerade krabbeln, da hat er genug mit Verarbeiten zu tun. Nein, doch nicht, wenn er krank ist. Zu seinem ersten Geburtstag ist das doch gemein. Und jetzt fängt die Kita an.“ Bis ich es irgendwann satt hatte, immer ein schlechtes Gewissen zu haben und meinen Mann gefragt habe: „Stört es dich denn, dass er bei uns schläft?“. Daraufhin meinte er nur kleinlaut, im Gegenteil er fände es schön, wenn die kleine Maus sich nachts an uns kuschelt und uns morgen mit glücklichen Patschern im Gesicht weckt. Damit war das Thema ein für allemal gegessen.
Auch als sich Baby Nr. 2 angekündigt hat, war für uns klar, dass wir (gerade) jetzt unseren Großen nicht ausquartieren. Vielmehr brauchten wir eine Lösung, bei der wir alle gemütlich schlafen konnten. Also haben wir ein bisschen improvisiert und noch ein Einzelbett mit Schaumstoffteil zwischen den Matratzen dazu gestellt. Und so schlafen wir nun seit zwei Jahren zu viert auf 2,70m. Es ist mit Sicherheit nicht die schickste Lösung und wir wachen bestimmt auch öfter auf, weil die Kleinen nachts auf Wanderschaft gehen und man hier und da einen Fuß im Gesicht hat. Aber es gibt fast nichts Schöneres für mich, als wenn mein Kind aufwacht und zwei Sekunden später wieder ruhig weiterschlummert, weil es sich sicher und geborgen fühlt, wenn es meine Hand oder meinen Körper spürt. Oder wenn ich morgens kuschelnd und mit einem Strahlen geweckt werde. Mal abgesehen davon, dass es auch einfach bequemer ist, als nachts ständig in ein anderes Zimmer zu rennen. Gerade bei Babys kann ich es nur schwer nachvollziehen, warum man sich das antut, immer komplett wach zu werden, wenn man stillt oder die Flasche gibt oder stundenlang vor dem Gitterbettchen sitzt und Händchen hält. Dann denke ich meist: nimm dein Baby doch einfach mit zu dir und ihr könnt beide zufrieden kuschelnd weiterschlafen.
Letztendlich hat sich unser Bauchgefühl immer durchgesetzt, aber ich wünschte, dass es schon von Anfang an ganz „normal“ für uns gewesen wäre, dass unsere Kinder auch nachts bei uns sind. Unsere Kleinen brauchen einfach Nähe und ich weiß jetzt schon, dass wir diese gemeinsame Zeit irgendwann sehr vermissen werden. Also genießt die (manchmal schlaflose) Kuschelzeit!
NAY:
Als ich mit dem ersten Kind schwanger war, war ich bei einer Freundin zu Besuch, die damals schon zwei Kinder hatte. Deren Schlafzimmer war ein Matratzenlager, total chaotisch, meine Freundin war völlig übernächtigt und sagte: “die schlafen einfach nur bei uns, wir haben uns ergeben. Jetzt wache ich immer mit einem Fuß oder einem Po im Gesicht auf und schlecht schlafen tu ich noch dazu.” Ich dachte damals schon: Niemals. Das will ich auf keinen Fall. Meine Kinder sollen in ihren eigenen Betten schlafen.
Als mein Sohn geboren wurde, habe ich ihn dann auch immer wieder nach dem Stillen zurück ins Beistellbettchen gelegt. Nicht nur, weil ich das wollte, sondern auch, weil ich so besser schlafen konnte. Wenn wir gelegentlich nach dem Stillen nebeneinander weggeschlummert sind, bin ich oft panisch aufgewacht und hatte Angst, ich könnte mich auf mein Baby rollen. Der Kleine hat immer gerne in seinem Bett geschlafen, nie gemeckert, wenn er alleine lag, nur zum Stillen hat er mich geweckt, das war immer so zwei Mal pro Nacht. Dann habe ich ihn gestillt und wieder zurück gelegt. Als er etwa acht Monate alt war, haben wir ihn ins Gitterbett umquartiert. Auch das war nie ein Problem, wir hatten liebevolle Abendrituale mit viel Kuscheln – und dann haben wir ihn in sein Bett gelegt. Er hat übrigens auch immer gerne im Kinderwagen gelegen. Nicht alle Kinder sind Traglinge!
Als ich nach drei Jahren wieder schwanger wurde, war das Thema “Familienbett” schon in aller Munde und ich dachte natürlich schon: wird es dieses Mal wieder so einfach werden? Denn viele im Bekanntenkreis hatten gesagt: Euer Kind macht es euch eben leicht, unseres schläft einfach nur mit Körperkontakt. Die zweite Maus war dann tatsächlich auch etwas anhänglicher. Ich hatte sie viel im Tragetuch, aber auch bei ihr blieb ich dabei: ich legte sie immer in ihr Beistellbett zurück. Und es hat gut geklappt. Mittlerweile ist sie 10 Monate alt und schläft seit etwa zwei Monaten mit ihrem Bruder in einem Zimmer. Er in seinem Hochbett, sie in ihrem Gitterbett. Abends lesen wir zusammen, kuscheln, dann bekommt sie eine Flasche in ihrem Bett und schlummert ein. Meistens weckt sie uns gegen 5 Uhr, dann holen wir sie zu uns, ich stille sie dann (obwohl ich schon mitten im Abstillen bin, aber morgens ist noch ein bisschen Milch da und es ist sehr gemütlich) und wir dösen noch mal ein. Der Große schläft mit einem leisen Hörspiel ein, er schläft durch, kommt aber auch manchmal morgens angetippelt. Wenn wir dann zu viert im Bett liegen, merke ich auch immer, wie eng das ist und wie ich es einfach nicht gerne mag, so zu schlafen. Mein Mann übrigens auch nicht, er zieht dann oft auf’s Sofa um – zum Glück passiert es auch einfach nicht so oft.
Manchmal sind sie krank, dann nehmen wir sie schon zu uns ins Bett und mein Mann oder ich schlafen dann im Kinderbett. Die Umstellung, nach der Genesung wieder im eigenen Bett zu schlafen, war aber nie ein Problem. Ich glaube, die Kinder mögen ihre Betten einfach.
Ich genieße es sehr, dass wir abends unser Bett für uns haben. Nicht nur für Zweisamkeit (ich weiß, das kann man auch auf dem Sofa machen, aber ich persönlich bevorzuge das Bett und zwar ohne schlafendes Kind daneben!), sondern auch zum Lesen, Reden… Ich lese gerne mit Licht und wir besprechen abends immer, was den Tag über so los war. Diese Zeit ohne Kinder ist mir heilig.
Ich denke, jede Familie muss ihren Weg finden. Aber es sollte ein Weg sein, mit dem alle glücklcih sind. Wenn die Kinder entscheiden, was passiert und die Eltern sich fügen, damit aber nicht zufrieden sind, finde ich das immer eher unglücklich. Und ja, ich denke dann auch manchmal: beschwert euch nicht, dass ihr schlecht schlaft, sondern probiert vielleicht mal etwas anderes aus. Es gibt durchaus Kinder, die gerne und gut in ihren Betten schlafen – meine sind das beste Beispiel!
Auf dem oberen Foto seht ihr übrigens das Familienbett von Hanny.
Das untere Bild ist aus der Ikea-Ausstellung. Ja auch dort ist das Familienbett schon angekommen!