Ich habe ja schon mal darüber geschrieben, dass ich immer wieder den Eindruck habe, dass Jungs einen Tacken unbeliebter sind. Auch Zeit Online hat das Thema kürzlich aufgegriffen. Und ich hatte ebenfalls diese Gedanken, als ich das erste Mal schwanger war. Dass ich dann so eine wahnsinnig glückliche Jungs-Mama werden würde, hätte ich nie gedacht! Auch wenn ich mir in manchen lauten Momenten nichts mehr gewünscht habe, als ein ruhig malendes Mädchen.
Das Mädchen habe ich dann noch bekommen, ruhig ist es selten. Malend schon, aber nie auf Papier. Und so schön ich es auch finde, beides zu haben, so egal ist es eben auch. Ja, ich werde mich nie fragen, wie es mit einem Jungen/Mädchen gewesen wäre, weil ich eben beides habe, das ist beruhigend. Auf der anderen Seite muss man als Eltern von einem Pärchen wirklich immer wieder aufpassen, die unterschiedlichen Charaktere der Kinder nicht auf ihr Geschlecht zu schieben. Wenn Quinn ein Junge geworden wäre, wäre sie sicher genauso willensstark, beobachtend, zutraulich, bockig, lustig, kuschelig und frech geworden.
Und so absurd, dass ich so oft zu meinem “Ideal”-Pärchen mit großem Bruder beglückwünscht werde! Jede Geschwister-Konstellation hat doch seine schönen Seiten und seine Tücken, oder?
Immer wieder erzählen mir Mütter mit zwei oder mehr Jungs (und auch mit mehr als einem Mädchen), dass sie fast bemitleidet werden. Nicht alle erleben das, aber doch genug. Und ich denke: das kann doch wohl nicht sein!
Ich will hier also mal ein bisschen Werbung für Geschwister-Konstellationen abseits des Pärchens machen: zwei, drei, vier Jungs. Wunderbar! Viele Mädchen, wie schön!
Und weil ich so viele tolle Jungs-Mamas kenne, die allesamt großartige Burschen haben, habe ich sie mal gefragt, warum sie gerne Jungs haben. Die Kids sind allesamt jetzt 5 Jahre älter. Aber das Thema bleibt ja…
Also Bühne frei für all die tollen Jungs-Mamas da draußen:
Franziska Müller von der Ahé, Gründerin der Kommunikationsagentur Glutamat und Mama von Luis (4) und Leo (2):
Ich finde es immer noch schräg, dass ich in der Schwangerschaft auf einmal angefangen habe, darüber nachzudenken, was der Unterschied zwischen Tochter/Sohn wäre. Welche Hobbies, Charakterzüge, Macken sie haben würden. Als käme eine Persönlichkeit mit einem x-Chromosom mehr oder weniger. Mit wachsendem Bauch kam die Vernunft zurück. Weil Riesenquatsch. Bei der zweiten Schwangerschaft gab es dieselbe Reaktion von außen: Oha, zwei Jungs, das riecht nach Chaos. Und ja: Das tuts sogar ziemlich oft. Was aber weniger am Geschlecht liegt, sondern an den Persönlichkeiten meiner Kinder. Oder der Laune. Hätte ich zwei Mädchen, wären das genauso wilde Feger fürchte ich. Die beiden Jungs haben genauso viele Ähnlichkeiten wie Unterschiede. Ich wünsche mir für meine Kinder, dass sie sich nach ihren Wünschen, Träumen, Bedürfnissen entwickeln können und nicht abhängig von den Zuschreibungen, die ihr biologisches Geschlecht für sie vorsieht. Ich wünsche mir, dass sie das auch für andere gelten lassen können, dass sie sich in keine Schubladen stecken lassen, die sie sich nicht selbst gezimmert haben. Und, dass sie endlich lernen, wie man morgens den Eltern Frühstück ans Bett serviert, das Zimmer aufräumt und sich selbst in die Kita bringt! :)
Silke Wichert, Modejournalistin, Autorin und Mama von Toni (6) und Jussi (4):
Ich habe einmal einen Text über das „Jungs-Mutter-Sein“ geschrieben und erstaunlich viele Leserbriefe dazu bekommen. Viele andere Jungs-Mütter schrieben, dass ihnen mehr kondoliert als gratuliert wurde, vor allem wenn das zweite Kind „schon wieder ein Junge werden würde…“ Natürlich waren diese besorgten Leute vor allem solche, die keine Kinder, Mädchen oder Pärchen hatten, und wir dürfen sie beruhigen: Jungs-Mutter zu sein, ist nicht so schlimm wie sie denken. Um ehrlich zu sein: Es ist genau so toll (und manchmal genau so ermüdend) wie alle anderen Kombinationen. Nur eben anders. Einer meiner Söhne hat mich kürzlich gefragt, warum er eigentlich ein Junge geworden ist und kein Mädchen. Nur so aus Interesse. Die Antwort hat der Vierjährige dann selbst gegeben. Weil es ja langweilig wäre, wenn nur Mädchen auf der Welt wären. „Und außerdem magst du doch Jungs. Papa ist ja auch ein Junge.“ Obwohl ich Mädchen tatsächlich genauso mag – im Endeffekt kommt wahrscheinlich alles so, wie es kommen soll: Ich kann keinen einzigen anständigen Zopf flechten, gucke lieber Fußball statt Vorabendserien, repariere mit großer Geduld immer wieder die Carrera-Bahn, weil mein Bruder und ich früher auch eine hatten. Kurzum: Meine Jungs-Mutter-Qualitäten überwiegen im Vergleich. Was allerdings stimmt und was ich gern einmal verstehen würde: Warum Jungs oft so wahnsinnig laut sind. Irgendetwas im Gehörgang muss da anders verortet sein oder in der Evolution noch hinterherhinken. Immerhin die Tonlage ist im Vergleich vielleicht die angenehmere.
Jule Pumpe, Hebamme, Innenarchitektin und Mutter von Piet (8), Bo (6) und Camillo (4)
Wir haben uns jedes Mal überraschen lassen und ich war eigentlich schon beim ersten Mal sehr froh über meinen kleinen Kerl. Erst als alle um mich rum so auf Mädchen bestanden, kam das Gefühl in mir auf, dass ich ja vielleicht auch viel lieber eines hätte. Auch bei Bo, unserem zweiten Kind wollte ich es nicht wissen — dank des Feindiagnostikers wusste ich es aber nach 40 Sekunden. Ich war überrascht und beschämt, dass ich tatsächlich dachte: “Ach du scheisse”. Der Jubel übers zweite Kind, aber auch über den zweiten Jungen war so gering, dass ich manchmal echt schlucken musste. Dann das dritte. Viele haben gedacht: “ah Jule will unbedingt noch ein Mädchen, deswegen dass dritte Kind.” Es kamen nur schlimme Gratulationssprüche. Von“ Halleluja” bis „Wow Jule, das tut mir leid, dass du jetzt noch einen Jungen hast. Das ist echt schlimm. Ein viertes Kind wollt ihr bestimmt nicht, oder?”. Glaubt es, oder nicht: ich bin wirklich froh, dass auch unser drittes Kind ein Junge ist! Nur für Bo würde ich es mir manchmal wünschen, dass er ein anderes Geschlecht als mittleres Kind hätte, um sich irgendwie eine eigene Position zu sichern. Großer und kleiner Bruder zu sein ist nicht immer leicht.
Jungs-haben ist viel viel besser ist als sein Ruf!!! Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir unsere Jungs gerade alle verprellen. Die Gesellschaft ist genervt. Wie oft man sich rechtfertigen muss, dass man mehr als einen in die Welt setzt und dass die drei wirklich ganz okay und keine Monster sind. Klar, manchmal denke ich wenn alle drei durch die Wohnung flippen: boah Leute, könnt ihr Mal halb so laut reden? Halb so energiegeladen sein? Wenn ich mit meinen drei Kerlen irgendwo auftauche ist es definitiv immer laut. Mir ist das meist unangenehm, weil man an den Gesichtern merkt, wie schnell alle angestrengt sind. Da unsere Kinder innerhalb von 4,5 Jahren geboren sind, würde ich mal ganz mutig behaupten, dass ich mit drei Mädchen sicherlich auch nicht unentdeckt bleiben würde.
Das tolle an drei mal das gleiche Geschlecht haben ist, dass man die Kinder als Kinder vergleicht, aber nicht in die Falle tappt, die Geschlechter-Schublade zu ziehen. Die Jungs machen es eben so, wie sie es machen, aber nicht weil sie ein Junge oder Mädchen sind. Schön finde ich auch, dass die Drei so unterschiedliche Interessen, Wesen und Stärken haben. Alle drei malen viel und gern, alle Spielen und bauen gern mit allem was es gibt, stehen auf die Eisprinzessin, genauso wie auf Lego und andere „typische Jungs-Sachen”. Verkleiden sich mehrmals täglich, bauen Buden, proben für einen großen Zirkus, rasen mit den Autos laut jaulend durch die Wohnung, spielen Fussball aber auch mit Puppen. Tolle Kinder sind das!
Saskia Hilgenberg, Redakteurin, Stylistin und Mama von Leo (8), August und Paul (beide 5)
Ich wurde noch nie dafür bemitleidet, dass ich “nur” Jungs habe. Ganz im Gegenteil. Was ich aber wirklich regelmäßig höre ist die Frage: “Na, noch ein Mädchen?”. Ich persönlich liebe es, drei Jungs großzuziehen. Denn für mich ist es nicht besser oder schlechter Jungs oder Mädchen zu haben, sondern entscheidend ist doch, dass man nette Kinder geboren hat. Für mich sind meine vier Jungs mein persönlicher Jackpot. Das Beste was mir im Leben passieren konnte. Sie machen mich zu einer so stolzen Mama, Frau, Freundin, zu eigentlich allem, was ich bin. Sie zeigen mir täglich, was wichtig in der Welt ist, wie gut die Menschen sind, und dass Liebe Berge versetzen kann. Das hilft mir immer ganz gut, wenn ich z.B. zwischen selbigen Wäschegebirgen mal wieder Lawinengefahr sehe. Sie sparen nicht an Worten und Taten der Zuwendung und lassen mich immer wieder vergessen, dass sie mich grad auf die Palme gebracht haben, weil es Streit gab, während ich zum dritten mal am Tag unter dem Tisch kroch, um Krümel und Essensreste aufzuwischen, oder das von mir frisch geputzte Bad vor Zahnpastaspuren unzugänglich gemacht worden ist. Kinder erden und die volle Ladung Jungspower die meine drei Orgelpfeifen mir bieten, holt mich sowas von runter. Herrlich!
Juliane Lauth, Projektmanagerin und Mutter von Liam (7) und Luca (fast 2)
Ich finde, das ist ein schwieriges Thema, weil man so schnell bestimmte „Schubladen“ öffnet. Deshalb kann ich nur von meinen „Kindern” sprechen – auch wenn es hier bestimmt viele „jungstypische“ Eigenschaften gibt. Das erste Kind im Bauch, vom Gefühl wäre ein Mädchen irgendwie „näher“, irgendwie mehr man selbst. Man geht automatisch davon aus, dass das Mädchen genauso tickt und sieht sich schon auf gemeinsamen Shoppingtouren und den ersten Liebeskummer besprechen. Bei mir war dann schnell klar: ein Junge. Und meine Gedanken waren auch: „Und wenn es so ein Nervkind wird…“, denn es waren eher negative Eigenschaften, die ich mit Jungs verbunden habe: ärgern viel, sind unruhig, stören die Gruppe, bekommen Ärger, etc. Das kann ja was werden! Und dann kam er auf die Welt, mich überfielen sämtliche Gefühle, in meinem ganzen Leben hatte und habe ich noch nie so bedingungslos geliebt und jegliche Zweifel, Fragen, Unsicherheiten waren weg, ich habe mich einfach auf das Kind verlassen. Ich bin bis heute stolz, glücklich und unheimlich verliebt. Ich denke nicht, dass das nur bei Jungs so ist – aber diese Liebe und diese enorme Bindung (übrigens auf beiden Seiten: „die Mama ist “Nummer 1″“) ist faszinierend.
Nummer zwei trug den Arbeitstitel „Mädchen“ – und beim großen Ultraschall war das „Mädchen“ so brav, dass der Papa fest davon überzeugt war, dass ess eines sein muss. Das Schmunzeln des Arztes ist ihm entgangen, aber bei dem Satz „Es wird wieder ein Junge“ musste ich weinen – es überkam mich einfach. Nicht weil es um mich und meine Gefühle ging, sondern weil es sich der große Bruder genau so gewünscht hatte. Einen Bruder! Für mich war nur wichtig, dass es gesund ist und alles gut läuft. Ob es an den Jungs liegt, dass ich eine so glückliche, stolze, zufriedene Mama bin, weiß ich nicht, aber es liegt zumindest an meinen Kindern, die vielleicht ein paar typische Eigenschaften haben: machen wenig Drama, sind pragmatisch, praktisch, lösungsorientiert, brauchen viel Bewegung und siehe da: auch die Mama ist so fit wie noch nie. Sie haben eine gewisse, positive Selbstverständlichkeit, machen sich „wenig Kopf“, was mir gut tut. Es ist unfassbar, aber die Liebe konnte durch einen zweiten Jungen noch mehr wachsen – auch die Bruderliebe. Wir haben das Glück, dass der Große von Anfang an seinen kleinen Bruder über alles liebte. Er muss überall mit und eigentlich sind die Beiden nie getrennt. Es hat mich fasziniert, dass sie so eine Bindung haben. Im besten Fall werden sie ein Leben lang voneinander lernen, sich ausgleichen und unterstützen. Gefühlt machen sie mich komplett – unsere Familie rund. Ich mit meinen drei Männern und dem männlichen Hund. Hätte ich nie gedacht, aber wir sind sehr glücklich.
Claudia Schaumann, Journalistin, Bloggerin, und Mama von Lasse (7), Luk (5), Tjelle (3) und Bo (5 Monate)
Ich habe immer das Gefühl, dass es meine Aufgabe ist, der Welt mitzuteilen, wie toll Jungs sind. Nach dem vierten Jungen muss ich mir schließlich so Einiges anhören und fast rechtfertigen, dass ich wirklich glücklich bin, genau so, wie es ist. Was ist so toll an meinen Jungs? So vieles. Sie verzeihen so schnell. Wenn wir uns so richtig gestritten haben, wenn ich doof war oder sogar laut, kommen sie eine Minute später zu mir, schenken mir die schönste Feder ihrer Federsammlung, geben mir einen feuchten Kuss und sagen: “Du bist die beste Mama der Welt.” An dieses blitzschnelle Nicht-mehr-sauer sein muss ich mich noch immer gewöhnen. Es ist eine der Sachen, die ich von ihnen lernen kann. Genau wie so viele Dinge über Rennautos, Skidoos, Müllautos. Was man über Müllautos alles wissen kann. Unglaublich. Eine ganz neue Welt für mich. Ganz schön spannend… Schön finde ich aber auch, dass ich mit ihnen genauso gut zum Bastel-Workshop gehen kann, zu einer Modenschau, oder gemütlich frühstücken und dabei ganz viel erzählen – der Große geht sogar gern shoppen. Es ist zum Glück ein Irrglaube, dass sowas nur mit Töchtern geht. Auch toll: Die Jungs maulen nie über das Wetter. Sie mögen es, wenn es warm ist und die Sonne scheint. Und sie freuen sich, wenn es regnet und sie in den Pfützen auf dem Hof Staudämme bauen. Sie matschen und machen sich so richtig dreckig – und maulen kein bisschen über die schmutzigen Hände. Ich mag das sehr. Und: Sie fallen hin – und schreien nicht theatralisch. Sie holen sich kurz einen Puste-Kuss von mir ab und gut ist es. Außerdem sind sie allesamt schon kleine Gentlemen: sie machen Komplimente. Und wie. Sie trommeln mit den Händen auf meinem After-Baby-Po, freuen sich, wie es schwabbelt und sagen dann: “Du bist die Schönste auf der Welt, Mama!” Jungs-haben ist wunderbar!
Juliane Herbet, Ärztin und Mama von und Henri (5) und Emile (2)
Als ich mit dem ersten Kind schwanger war, waren die Reaktionen die Klassischen: “Juhu, ein kleiner Prinz, ein Stammhalter, etcetera”. Beim ersten Kind war es uns tatsächlich egal, Hauptsache gesund. Beim zweiten wird das Umfeld dann schon strenger und man hört eher “Auweia, das wird laut”. Nun haben wir zwei Jungen und so laut ist es eigentlich gar nicht. Ich habe inzwischen eher das Gefühl, dass zwischen meinen drei Männern eine Komplizenschaft entsteht, an der ich nicht immer teilhabe. Was ich gar nicht so schlecht finde! Oft ziehen sie zu dritt los und ich habe mal ein bisschen Zeit für mich. Für mich haben auch Themen wie Feminismus und Mädchenförderung einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Mit sensiblen Söhnen schaut man auf einmal ganz schön kritisch auf diese gezielte, geschlechtsspezifische Förderung. Was ist mit den Jungs? Dazu kommt noch: Das Verhalten der kleinen Männer weiht einen gewissermaßen in die geheime Welt der Entstehung der Männlichkeit ein. Und ich finde es total spannend, daran teilzuhaben. Am Ende empfinde ich Jungs-haben also als schöne Herausforderung, es bereichert mich!
Elise Seitz, Gründerin von Hey Soho und Mama von Liam (4) und Raphael (12 Monate)
Ich habe mich immer als Mädchen-Mama gesehen, aber wie die Natur es so will wurden es zwei Jungs. Und es ist ganz anders als gedacht! Meine Jungs sind sehr emotional, haben viel Gefühl. Morgens wird lange im Bett gekuschelt. So hatte ich mir das gar nicht vorgestellt! Liam – der Größe – tobt gern, aber seine beste Freundin aus dem Kindergarten ist noch viel wilder und oft sitzen wir Mamas zusammen und sagen: wer hätte das gedacht. Ich weiß nicht, wie es mit einem Mädchen gewesen wäre, aber eines kann ich sagen: Ich wurde überrascht und bin sehr reich beschenkt worden. Und trotzdem, da bin ich ehrlich, hätte ich auch gern mal das volle Mädchen-Zöpfe-Rosa-Programm gehabt. Einfach weil auch das sehr viel Spaß macht!
Janine Dudenhöffer, Journalistin, Autorin, Stylistin und Mama von Philo (4) und Quinn (11 Monate)
Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin eine der wenigen Frauen, die sich NICHT insgeheim ein Mädchen gewünscht hat. Mein persönlicher Moment-Mal-Moment war, als die Oma Philo fragte, was er sich denn wünsche – noch bevor feststand, was es eigentlich wird! Ich hab sie daraufhin zur Seite genommen und ihr erklärt, dass wir Philo nur Wunschfragen stellen, wenn er auch wirklich die Wahl hat – also: Rote oder grüne Tasse, Fenchel- oder Kamillentee, Fahrrad oder Laufen usw. Ich frage mich ernsthaft, warum 2017 das Geschlecht überhaupt noch eine Rolle spielt? Wir schreiben uns liberale, genderneutrale Erziehung auf die Fahne, haben aber dann unterschiedliche Erwartungshaltungen bereits an Ungeborene?! Wtf!? Korrigiert mich, wenn ich irre aber hegen wir unterschwellig immer noch althergebrachte Rollenbilder. Oder warum wünscht man sich das eine Geschlecht mehr als das andere – respektive beide Gender und am besten noch in einer bestimmten Reihenfolge? Weil wir es in einer Konsum überfluteten Gesellschaft einfach gewohnt sind, Wünsche zu äußern – und diese auch erfüllt zu bekommen?! Oder weil wir uns insgeheim alle eins zu eins reproduzieren wollen und Narzissmus noch nie auf so fruchtbaren Boden gefallen ist wie in Zeiten von Social Media?
Wer sich Sorgen über das Geschlecht seines Babys macht, der hat keine Sorgen. Wer sich ein Mädchen wünscht, um es hübsch anzuziehen oder einen Jungen, zum Fußball kicken, der sollte besser in Puppen investieren. Wenn ich mir etwas wünsche, dann dass ich meine Jungs dabei begleiten kann, verständnisvolle und emanzipierte Männer zu werden. Über den ganzen Schubladen-Gendermist habe ich mich übrigens hier mal ausgelassen…
Fotos Unsplash, Whitelight-Photo/ Lisa Rothfuß / Vitolda Klein