Mama-Sein ist manchmal doof

Mama-Sein ist oft total schön, aber ihr kennt sie sicherlich auch, diese bestimmten Momente ...

                      Original-Illustration von Jon-Michael Frank gibt es hier auf Etsy zu kaufen.

Nicht schlafen können ist doof.

Heute Nacht ist es nämlich passiert. Ich habe mein Kind ein Arschloch genannt. Denn seit einiger Zeit hat Junio beschlossen, dass man ab 5 Uhr den Tag beginnen kann. Natürlich nicht gut gelaunt, weil man eigentlich noch mehr Schlaf gebraucht hätte. Das geht nun schon ein paar Tage so und da ich es leider oft nicht früh genug ins Bett schaffe, fehlen mir jeden Tag einige Stunden Schlaf. Gestern Nacht war dann so eine Nacht … Er weckte mich schon um Mitternacht auf, um dann einfach nicht mehr schlafen zu können. Also nahm ich ihn zu mir ins Bett. Kurz war er ruhig, dann fing er an mir an den Haaren zu reissen und mit seinen kleinen Fingerchen in meine Augen zu piksen. Dann wieder Ruhe, ein paar Minuten. Dann wieder piksen und reissen und sich umher werfen. Immer und immer wieder und ich war so, so müde.  Irgendwann rutsche es mir dann wutentbrannt raus, dass böse Wort. Gefolgt von einem schlechten Gewissen.

Sich isoliert fühlen ist doof.

Oder: Wenn man plötzlich keine Anrufe mehr bekommt, weil man bei guten (kinderlosen) Freunden ohne es böse zu meinen nicht mehr auf der Anruf- oder Einladeliste ist, da man eh meistens (kurz vorher) absagt. Man verbringt die Abende zu Hause, im Netz. Mit Serien oder auf Blogs oder noch schlimmer: Auf Facebook. Da haben ja sowieso alle das tollste Leben. Und die machen so viele spannende Sachen, sehen super aus und sind so verdammt happy. Und man selber denkt daran, wie wunderbar das Leben mit Kind sein soll, das große Glück und so weiter und eigentlich fühlt man sich allein. Zu Hause und ausgeschlossen vom “Leben da draußen”.

Die Kontrolle verlieren ist doof.

Ich war vor dem Kind ziemlich organisiert und hatte immer einen Plan für alles. Ich liebte es zu planen! Das gab mir Sicherheit und, gefühlt, Kontrolle über mein Leben. Dann kam dieser kleine neue Mensch und nichts ist wirklich mehr planbar. Aber ganz besonders bin ich nicht mehr planbar! Ich hatte eigentlich vor, ihn mit sechs Monaten zur Tagesmutter zu geben und wieder an die Uni zu gehen. Nix da! Ich habe es nicht übers Herz gebracht. Auch jetzt schiebe ich die Uni auf, erst mal wieder bis Oktober. Ich schaffe es einfach nicht, den Kleinen schon so lange abzugeben. Natürlich ist das ok so und auch ganz normal, verunsichern tut es mich trotzdem, weil ich das Gefühl habe, ich habe mich nicht unter Kontrolle. Aber mal ehrlich -Die Kontrolle zu haben, war ja vorher auch nur eine Illusion, oder? War man da nicht auch getrieben von Gefühlen und Bedürfnissen?

Aber: Die Zeit vergeht, die Phasen verändern sich, nichts bleibt, wie es ist. Das Kind wird älter, schläft länger und die eigenen Prioritäten verschieben sich. Man hat mehr Freunde, mit Kindern.

Und: Ich habe noch nie in meinem Leben so ein Glück erfahren! Wie wunderbar es ist, auf einer Frühlingswiese mit dem Kleinen zu sitzen und ihn davon abzuhalten sämtliche Gänseblümchen aufzuessen. Die unschlagbar gute Laune, die er meistens hat. Das süßeste Lachen. Das Gefühl man ist reich, weil man diesen tollen Menschen in seinem Leben hat. Der Stolz, die Herausforderung des Kinderkriegens angenommen zu haben und den Mut gehabt zu haben, sein Leben radikal zu verändern. Es gibt so Vieles, das überhaupt nicht doof ist.