Kinderhaben anderswo: Svenja in New York

Wir folgen Svenja, die viele von euch vielleicht auch als MO•AI NYC kennen, schon lange auf Instagram und lieben ihre kurzen, knackigen Reels und ihre tollen Rezepte, die immer so lecker UND gesund sind. Deswegen war sie auch schon zweimal Teil unserer Food-Themenwochen! Svenja lebt mit ihrer Family in New York. Wow! Da wollten wir natürlich mehr wissen… Wie kam es dazu? Wie ist das Familienleben dort? Svenja hat uns alles erzählt und noch ein paar Tipps für Familien verraten.

Liebe Svenja, wie seid ihr nach New York gekommen? Und seit wann lebt ihr dort?

2015 bekam mein damaliger Freund (jetziger Mann) ein Job-Angebot aus NYC. Zu dem Zeitpunkt haben wir beide in der Mode gearbeitet, in Stuttgart gelebt und standen nun vor der Entscheidung: Gehen wir gemeinsam? Geht er vor? Komme ich nach?

Die Entscheidung fiel nicht schwer: Wir haben beide unsere Jobs gekündigt, Auto verkauft, Kisten gepackt und im Juli geheiratet. Er ist dann zwei Tage später nach NYC geflogen – ONE WAY – und ich bin eine Woche später nachgekommen. Nie bereut! Wir lieben die Stadt!!!

Wo lebt ihr? 

Wir leben in Manhattan. Mittendrin! Mein Mann arbeitet in der Mode. Ich habe meinen Mode-Job aufgegeben, da ich zunächst keine Arbeitserlaubnis hatte. Ich habe die Zeit genutzt und eine Yogalehrerinnen-Ausbildung gemacht und mich als Ernährungsberaterin weitergebildet – beides Dinge, die ich schon immer machen wollte und für die ich durch die Visa Situation nun Zeit hatte. Dann kam unsere erste Tochter auf die Welt und wir haben uns bewusst entschieden, dass ich eine Jobpause mache und mich um sie kümmere – statt wie es üblich ist in NYC, eine Nanny zu engagieren und nach ca. 7 Wochen wieder arbeiten zu gehen.
Unsere zweite Tochter kam dann zwei Jahre später zur Welt und langsam hat es in meinen Fingern “gejuckt” –  ich hatte grosse Lust, wieder zu arbeiten – wollte aber definitiv nicht Vollzeit zurück in die Mode. Dann kam die Pandemie und sämtliche Ideen waren sowieso hinfällig. Vor etwa drei Jahren, nach dem ersten großen Lockdown, habe ich dann Mut gefasst und meine eigene Firma gegründet.  Seitdem arbeite ich als Health Coach und helfe vor allem Frauen und Müttern dabei, abzunehmen, sich besser zu fühlen und das Leben wieder mehr zu genießen.
Letztes Jahr habe ich noch eine zweite Firma gegründet mit einer Freundin. So verbringe ich jeden Tag bis zur Abholung mit zwei verschiedenen Jobs und nach Abholung als Vollzeit Mami. Ich empfinde es als großes Geschenk – nicht immer unanstrengend, aber ich bin dankbar, dass ich beides verbinden kann.

Erzähl doch mal, wie du deine Schwangerschaften und Geburten in New York erlebt hast. 

Ich hatte in Deutschland zwei Fehlgeburten und war umso glücklicher, dass ich schon drei Monate nach unserem Umzug nach NYC schwanger geworden bin. Also habe ich meine erste neue Freundin nach einem Frauenarzt gefragt und ohne zu zögern in der Praxis angerufen. Normalerweise sucht man sich das Krankenhaus aus und dann die dauzgehörende Frauenärztin – das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht… Ich habe einfach auf meine Freundin gehört und bin bei einer tollen Ärztin gelandet.
Hier werden – gerade zu Beginn – wahnsinnig viele Blut / DNA Tests gemacht. Generell wird die Schwangerschaft sehr viel medizinischer behandelt, als in Deutschland (obwohl ich natürlich keinen persönlichen Vergleich habe). Für die Ultraschalluntersuchungen geht man ins Krankenhaus oder in spezielle Praxen.
Ich habe mich immer sehr gut aufgehoben gefühlt und generell wird man in Amerika auf Händen getragen, wenn man schwanger ist. Komplimente, sofort einen Sitzplatz in der Subway usw.
Für die Geburt hatten wir privat eine DOULA angeheuert – da es hier keine Hebammen gibt (auch nicht für die Nachuntersuchungen). Sie war bei beiden Geburten die ganze Zeit dabei und kam auch danach noch dreimal zu Besuch. Das hat richtig gut getan – vor allem, weil wir keine Familie vor Ort haben.
Mein Mann hatte nach beiden Geburten keine Elternzeit und musste sofort wieder ins Büro zurück – quasi vom Kreißsaal “back to business”. So wurde ich ins kalte Wasser geschmissen und habe schnell schwimmen gelernt.

Und wie ist es in New York mit Kinderbetreuung und Vereinbarkeit? 

Kaum jemand hat hier Familie vor Ort, so dass es massenhaft andere Möglichkeiten gibt: Nannies, Kitas ab 6 Wochen usw… Aus Deutschland kommend war für uns jedoch klar: das wollen wir so nicht. In Deutschland hätte ich auf jeden Fall ein Jahr Elternzeit genommen und das wollte ich so hier auch. Ich habe sehr häufig Nannies erlebt, die nicht wirklich liebevoll mit den Babies umgegangen sind und war sehr, sehr dankbar, dass ich es “selber machen” konnte.
NYC ist eine Stadt voller Bequemlichkeiten (wenn das Geld vorhanden ist…) – viele Bekannte hatten direkt nach dem Krankenhaus “Night Nurses”, die nachts die Babies versorgen und tagsüber Nannies. Schlaftraining ist ganz normal hier und Stillen auch eher die Ausnahme. Absolut persönliche Entscheidungen und ich verurteile niemanden – persönlich habe ich mich aber gefreut, dass ich beide Babies stillen konnte und habe dies sehr gerne jede Nacht selber übernommen.

Da es völlig normal ist, sehr früh wieder arbeiten zu gehen (nach 6-7 Wochen) ist es eben auch absolut normal, Nannies zu haben, die sich um die Babies kümmern. Als “stay at home Mom” bekommt man eher komische Blicke.

Wie kinderfreundlich ist New York?

Ich dachte immer, New York ist wahnsinnig kinderfreundlich, bis wir 2022 mal eine Woche in Österreich im Urlaub waren. Haha.
New York hat die tollsten Spielplätze, wahnsinnig viele tolle Angebote in allen Bereichen. Ich liebe die Stadt mit Kindern sehr und genieße die Vielfalt. Es ist sehr abwechslungsreich, dennoch vermissen wir manchmal einen Sonntagnachmittag im Garten – den haben wir natürlich in Manhattan nicht.

Was liebst du am Familienleben in New York? 

Ich liebe die Vielfalt und die Internationalität – unsere Töchter haben Freund:innen aus der ganzen Welt und keinerlei Berührungsängste mit anderen Kulturen. Es ist wie eine kunterbunte Regenbogenwelt. Sie feiern Diwali, Rosh Hashanah, Luna New Year und es ist völlig normal für sie!

Ich sehe es als großes Geschenk, dass sie in einer der pulsierendsten und faszinierendsten Städte der Welt aufwachsen. Ich wünsche mir, dass sie genauso tolerant, weltoffen und aufgeschlossen bleiben, wie sie jetzt sind. Die Prinzessinnen, die sie malen, haben alle verschiedenen Hautfarben, Namen und Haarfarben – und es ist völlig normal.

Individualität ist einfach ein Teil von New York – meine Kinder können mit Unterhose auf dem Kopf rumlaufen und es interessiert wirklich niemanden. Aber: Das Leben kann auch sehr anstrengend sein. Die Stadt ist laut und schnell. Man läuft automatisch schneller, auch wenn man nicht in Eile ist. Der konstante Lärmpegel ist nicht ohne und ich als Krebs (mein Sternzeichen ist definitiv Programm) sitze sehr gerne auch mal in Ruhe und Stille als Ausgleich.
Mein Kinderwagen sah jeden Tag aus wie ein Umzugscontainer, weil man einfach alles mit sich rumträgt. Das Leben spielt sich auf der Straße ab. Eine Freundin sagte vor kurzem, im Vergleich zu Familien in LA, haben wir es in New York einfach sehr gerne schwer. Statt im Auto rumzufahren, laufen wir täglich ca. 10.000 Schritte – gerne mit Kindern, Roller, Snacks und Wasserflasche auf dem Arm.
Bei Besuchen in Deutschland freue ich mich immer über gemütliche Einkaufsfahrten zum Supermarkt und finde alles ein wenig entspannter.
Nach vier Wochen Besuch freue ich mich dann aber auch wieder tierisch auf den Trubel!

Wie sieht die Zukunft aus – bleibt ihr in New York?

Im Moment: ja! Aber: never say never. Wir lieben die Stadt und haben hier unser Leben und einen Freundeskreis aufgebaut. Da viele Freund:innen auch Familie hier sind, haben wir unsere NYC Familie aufgebaut. In der Pandemie 2020 haben wir sogar zusammen Weihnachten gefeiert.
Wir lieben das sehr und wissen es zu schätzen. Der gegenseitige Support ist grenzenlos. Insofern: JA wir bleiben vorerst hier – unser Töchter haben durch die Geburt hier sowieso die amerikanische Staatsbürgerschaft und sind somit halb Amerikanerinnen und halb Deutsche.

Was sollte man als Familie in New York machen?

New York ist für jedes Alter toll und mitreißend. Es gibt so viel zu entdecken – einfach eintauchen und die Stadt erleben. U-Bahn fahren, viel laufen, Menschen beobachten. Na klar muss man auch unbedingt auf ein Gebäude hoch – ich liebe z.B. TOP OF THE ROCKS – man hat einen gigantischen Blick in alle Richtungen. Eine Bus Tour ist toll, um die Vielfältigkeit zu erleben. Die Staten Island Ferry ist umsonst und man fährt ganz nah an der Statue of Liberty vorbei. Direkt daneben ist einer meiner Lieblingss pielplätze und das tollste Karussell “Sea Glass Carousel” – man fühlt sich wie Arielle die Meerjungfrau.
Eine Broadway Show ist auch immer toll, aber leider auch recht teuer.

Danke, Svenja!