Kinderhaben anderswo: Sandra in Paris

Wie ist es eigentlich, Kinder zu haben in… Paris? Ehrlicherweise eine Stadt, in der ich SO gerne mal leben würde. Und dann stellt man sich das Leben mit Kindern ja auch immer ziemlich easy vor in Frankreich. Da ist doch alles so gut organisiert, oder? Und die französischen Eltern wirken so lässig mit ihren drei Kindern und ihren Vollzeit-Jobs. Wollen wir das auch? Sandra hat sich vor Jahren in Frankreich (und einen Franzosen) verliebt und lebt nun das süße Leben in Paris. Wie es so ist? Hat sie uns erzählt, danke Sandra!

Meine Liebe zu Frankreich

“Du gehst nach Paris und dann findest du die große Liebe”, sagte mir damals meine beste Freundin, bevor ich 2013 im Rahmen meines Musikwissenschaftstudiums an der Berliner Humboldt zum Praktikum in einer Künstleragentur nach Paris gezogen bin. Was sich zunächst nach einem Klischee anhörte, wurde tatsächlich wahr und die große Liebe kam sogar gleich zweimal ums Eck – die Stadt und mein Mann. Wir lernten uns in einem Chor kennen, in dem ich meine Mittwochabende verbrachte. Er ist Franzose und war der begleitende Pianist – noch so ein Klischee. Auf den herzzerreißenden Abschied am Ende meines Praktikums folgten zahlreiche Berlin-Paris-Flüge, bis ich schließlich einen Weg (und einen Dozenten!) fand, der es mir ermöglichte, mein Studium von Frankreich aus abzuschließen.

Wir zogen 2015 in unser kleines 35-Quadratmeter-Nest ins 20. Arrondissement. Für mich erfüllte sich der Traum, direkt über einem Restaurant zu wohnen. Ich kann es immer nur schwer in Worte fassen, was ich neben der Sprache und der Kultur an diesem Land so liebe. Ich fühlte mich hier von der ersten Minute an mehr zu Hause als in Deutschland. Vielleicht ist es dieses “Savoir-vivre” und die Wertschätzung der schönen Dinge, was mich an den Franzosen so fasziniert und ich in Deutschland nie ausleben konnte.

Nach der harten Probe einer Fernbeziehung zwischen Berlin und Paris heirateten wir 2017 und waren sechs Monate später schon auf der Suche nach einem größeren Zuhause. Unsere kleine Tochter Fanny war unterwegs und wir wussten, dass wir in einer winzigen Wohnung mitten in Paris mit einem Baby (und einem Klavier!) nicht unser Glück finden würden.
Die Entscheidung zu unserem Hauskauf trafen wir genauso aus dem Bauch heraus wie unsere bisherigen Entscheidungen – es war Liebe auf den ersten Blick, ohne dass wir groß über die Nachteile philosophierten, die das Leben außerhalb des Pariser Zentrums so mit sich bringen könnten. Der Umzug in den östlichen Vorort der Stadt fiel uns allerdings unglaublich schwer und es hat eine Weile gedauert, bis wir uns an dieses neue Leben gewöhnt hatten. Ich kannte bisher nur das Vorstadtleben aus meiner Heimatstadt Stuttgart und konnte mir nur schwer vorstellen, wie groß die Benachteiligung der Bevölkerung auf politischer und sozialer Ebene sein kann.
Wir haben es aber heute deutlich grüner, mehr Platz für uns und unsere Tochter und sind nur 25 Minuten mit der S-Bahn vom Zentrum unserer Herzensstadt entfernt. Ich wollte schon immer in einem Haus mit Garten leben und spätestens seit Corona sind wir jeden Tag dankbar dafür. Wir freuen uns im Sommer über das Planschbecken, trinken Aperol Spritz auf unserer Terrasse und ernten Himbeeren.

Die Schwangerschaft

Einen Großteil meiner Schwangerschaft verbrachte ich noch in der Pariser Innenstadt. Frankreich ist so zentralistisch aufgestellt, dass dieses Modell selbst das Gesundheitssystem beeinflusst. Die besten Ärzte, Krankenhäuser und Geburtshäuser findet man in der Hauptstadt. Man muss sich hier sehr früh um alles kümmern: Toxoplasmose-Test, Untersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes, Einschreibung ins Krankenhaus/Geburtshaus (maternité), Ankündigung der Schwangerschaft bei der Krankenkasse… Alle Bluttests werden per Überweisung direkt in einem Labor durchgeführt. Ich war einmal pro Monat bei meiner Gynäkologin, die jedes Mal einen Ultraschall gemacht hat, solange ich das wollte, was aber nicht immer die Regel ist. Generell gibt es auch hier 3 offizielle Ultraschalltermine, die zusätzlich bei einem:r Spezialisten:in durchgeführt werden.

Ab dem sechsten Monat bin ich zu den Untersuchungen ins Geburtshaus gegangen, in dem ich mich angemeldet hatte (Les Bluets im 12. Arrondissement). Es ist dafür bekannt, dass das Wohlbefinden der Mütter besonders im Vordergrund steht und sehr ernst genommen wird. Ich war jedes Mal überrascht, mit wie viel Respekt, Kompetenz und Fürsorge ich behandelt wurde. Auch die Geburtsvorbereitungskurse konnte ich (wie alle Untersuchungen) kostenlos in Anspruch nehmen. Sobald man die Schwangerschaft rechtzeitig angekündigt, werden auch alle Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Was den Aufenthalt im Krankenhaus anbelangt, kommt es auf die jeweilige Zusatzversicherung an, die man hier in Frankreich hat und die einen Großteil rückerstattet (mutuelle).

Viele Frauen haben in Paris eine Hebamme, aber sie sind komplett ausgebucht und überlastet. Wohnt man nur eine Gehminute weiter entfernt als das von ihr angegebene Arrondissement, wird man schon abgelehnt. Ich habe es nach unserem Umzug erst gar nicht versucht, eine Hebamme zu suchen. Daher war mir die Betreuung im Geburtshaus auch so wichtig.

Mir ist erst heute so richtig bewusst, was für ein wahnsinniges Glück ich hatte. Meine Schwangerschaft verlief einwandfrei, ohne Übelkeit oder sonstige größere Wehwehchen. Wir wohnten zum Zeitpunkt der Geburt bereits in unserem neuen Haus und hatten schon etwas Sorge, dass wir irgendwo auf dem Weg zum Kreißsaal im Chaos des Pariser Autobahnrings stecken bleiben würden. Meine Fruchtblase platzte um Mitternacht, die Wehen setzten sofort ein, ohne den geringsten Zweifel, dass das Ganze noch länger dauern würde. Mein Mann war kreidebleich, ich stieg noch kurz unter die Dusche, bis das Taxi kam und um 1 Uhr lag ich im Kreißsaal. Nur drei Stunden später war unsere kleine Fanny da. Mein Mann und ich waren total überwältigt!

Wochenbett und Stillversuche

Wie alle frischgebackenen Mütter hatte ich keine Ahnung, wie die Zeit im Wochenbett wirklich aussehen würde. Da ich keine Hebamme organisiert hatte, wollte ich so lange wie möglich im Geburtshaus bleiben. Ich war so dankbar für diese Klingel über dem Bett, die man einfach drücken konnte, sobald man sich unsicher fühlte und Hilfe brauchte.

Ich wurde von einer Stillberaterin betreut, die meinen Aufenthalt noch auf 5 Tage verlängerte. Aber trotz der besten Betreuung merkte ich, dass das Stillen überhaupt nichts für mich war. Vor der Geburt schien es mir sonnenklar, dass ich eine stillende Mama sein würde. Aber wie das mit der Mutterschaft so ist, lassen sich solche Dinge im Voraus nicht planen. Ich weiß heute, dass ich mich nicht mehr zwingen werde, mein Kind zu stillen, wenn es sich nicht richtig anfühlt. Ich glaube, ich habe dadurch ziemlich viele schöne Momente mit meinem Baby verpasst, weil es durch den Stress und das Unwohlsein beim Stillen gestört wurde.

Ich habe auch das Gefühl, dass das Thema “Stillen” in Deutschland und Frankreich sehr unterschiedlich angegangen wird. So richtig bewusst wurde es mir, als ich die Reaktionen unserer Großmütter vergleichen konnte. Meine Oma: “Ich hoffe, du hast auch genug Milch!” Die Oma meines Mannes: “Wieso stillt sie denn? Es gibt doch auch Flaschenmilch!” Laut Statistik zählt Frankreich zu den Ländern, in denen am wenigsten gestillt wird. Es hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass französische Mütter früher wieder in ihren Beruf zurückkehren als in Deutschland.

Muttersein in Frankreich

Dieser Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich war für mich während der gesamten Schwangerschaft und der ersten beiden Jahre mit meiner Tochter sehr präsent (vielleicht zu sehr). Es ist keinesfalls ein Klischee, dass die französische Frau nicht als Glucke (mère poule) angesehen werden will. Den Begriff der Rabenmutter, die ihr Kind “fremdbetreut”, gibt es hier erst gar nicht. Die französische Feministinnen-Bewegung der 60er- und 70er-Jahre hat im Hinblick auf die Einstellung zur Mutterschaft zum Glück vieles bewegt und der Staat alles dafür getan, dass Frauen so schnell wie möglich wieder in das Arbeitsleben zurückkehren können. Der Mutterschutz beginnt 6 Wochen vor und endet 10 Wochen nach der Geburt. Man hat dann die Möglichkeit, sein Kind in die Kita (crèche) zu bringen oder zu einer Tagesmutter (nounou, assistante maternelle). Ein Äquivalent zur Elternzeit gibt es nicht. Man kann allerdings einen vollzeitigen “Elternurlaub” (congé parental) beantragen, bei dem die Gehaltszahlung eingestellt wird und man 6 Monate lang maximal 428 € beziehen kann. Dieser Elternurlaub kann auch in Teilzeit (50 % oder 80 %) beansprucht werden. Das Kindergeld ist an das Einkommen des jeweiligen Haushalts geknüpft und wird bis zum 3. Geburtstag ausbezahlt (ungefähr 120 €).

Ich frage mich häufig, wie frei man als Mutter in diesem Kontext in der Entscheidung sein kann, wann man nach der Geburt wieder arbeiten gehen möchte. Für mich hat sich dieses System nicht nach Freiheit angefühlt, da meine Entscheidung eine rein finanzielle war und wir wie viele mit nur einem Gehalt in Paris nicht über die Runden kommen.

Ich hatte nach dem Mutterschutz meinen gesamten Jahresurlaub aufgebraucht, um noch einen Monat länger mit Fanny zu verbringen, ehe wir sie zu ihrer Tagesmutter brachten. Die Nächte waren katastrophal und ich stand nach nur 3 Monaten mit nur 2 Stunden Schlaf wieder für einen 8-Stunden-Tag auf der Matte. Sicherlich wollte ich gerne wieder arbeiten, aber nicht nach 3 Monaten und schon gar nicht ohne Schlaf. Man wird nach der Rückkehr aus dem Mutterschutz definitiv nicht mit Samthandschuhen angefasst und ich empfand es als unglaublich schwer, so tun zu müssen, als hätte ich kein Baby zu Hause. Die Zeit mit meiner Tochter beschränkte sich aufs Wochenende und die Abende, an denen ich stundenlang an ihrem Bett verbrachte, bis sie einschlief. Fanny liebte es aber, bei ihrer Tagesmutter und ihren drei kleinen Freunden zu sein.

Auch wenn ich mich in Frankreich immer so wohl gefühlt hatte, bemerkte ich spätestens jetzt, wie sehr man von seiner eigenen Kultur geprägt ist und wie tief die eigenen Kindheitserfahrungen in uns verankert sind. Ich dachte ständig an all die Mamas, die in Deutschland mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen konnten und all die Eltern, die sich in ihren Vans auf Elternzeit-Reise machten … Ich entschied mich, in den ersten Jahren in meiner Stelle als Content Manager 80 % zu arbeiten, um mich an den Mittwochen um Fanny zu kümmern.

Vereinbarkeit und Kinderbetreuung

Es hat fast drei Jahre gedauert, bis ich eine Lösung für meine anfängliche Unzufriedenheit in der Vereinbarkeit von Kind und Beruf gefunden habe. Für mich konnte nur der Weg in die Selbstständigkeit aus meinem persönlichen Dilemma herausführen.

Die klassischen Büroarbeitszeiten in Frankreich (zwischen 9 und 18:30 Uhr) sind mit den Kindergarten- und Schulzeiten (8:30 bis 16:30 Uhr) inkompatibel. Daher besteht die Möglichkeit, die Kinder schon vorher ab 7 Uhr und nachher bis 19 Uhr in die städtische Betreuung zu bringen. Ist das Kind noch bei einer Tagesmutter, kann die Betreuung etwas flexibler gestaltet werden. In den meisten Unternehmen wird bis 19 Uhr gearbeitet und es besteht das Mindset, dass, je länger man Zeit an seinem Arbeitsplatz verbringt, man auch am meisten arbeitet. Wer um 17 Uhr geht, hat sich quasi den Nachmittag freigenommen – so wird hier häufig gewitzelt. Ich glaube, vielen Franzosen wird bewusst, dass diese Mentalität weder produktiv noch zufriedenstellend für die Angestellten ist, aber die Unternehmenskultur verändert sich nur schleppend hin zur Familienfreundlichkeit.

Ich hatte schon zu Beginn meiner Karriere mit dem Gedanken gespielt, selbstständig zu arbeiten. Nach sechs Jahren Festanstellung kann ich heute als Mutter, Musikerin, Lebensliebhaberin, Content Writerin, Freelancerin all meine Rollen miteinander in Einklang bringen. Ich bin davon überzeugt, dass es das perfekte System der Vereinbarkeit von Kind und Beruf (noch) nicht gibt und versuche täglich, es nach meinen Bedürfnissen selbst zu schaffen.

Unser Alltag in und um Paris

In unserer Familie gestaltet sich jeder Tag etwas anders. Die Arbeitszeiten meines Mannes sind als Korrepetitor und Lehrer am Musikkonservatorium häufig auf den späten Vormittag und Abend gelegt, sodass er unsere Tochter auf 8:30 Uhr in den Kindergarten bringt und ich sie um 16:30 Uhr abhole. Ich liebe es, an manchen Tagen in Ruhe zu zweit zu frühstücken oder dass morgens Zeit für eine Stunde Yoga bleibt. Einmal die Woche geht Fanny nachmittags in die Betreuung, sodass ich einen längeren Arbeitstag bis 17:30 Uhr einlegen kann. Die Kinder essen in der Kantine zu Mittag, deren Menüs heutzutage von Ernährungsberatern zusammengestellt werden. Nicht jede Schule bietet dieselbe Qualität der Menüs, wir haben aber das Glück, dass Fanny sehr zufrieden ist (sie ist ein unglaubliches Schleckermäulchen).

In Frankreich ist Mittwochs häufig schulfrei. Dies ist nicht in allen Schulen der Fall, bei den Kindern im Kindergarten- und frühen Schulalter ist es aber üblich. Ich versuche also, so wenig Arbeit wie möglich am Mittwoch einzuplanen und mein Mann und ich teilen uns die Betreuung auf, je nach Workload, der bei uns gerade ansteht. Gelegentlich bringen wir sie auch in die Mittwochs-Betreuung (8 € pro Tag). Man kann die Kinder hier unangemeldet und nach Belieben vorbeibringen – nur vormittags oder auch den ganzen Tag. Unsere Tochter trifft dort die Freunde aus ihrer Gruppe oder andere Kinder zum Spielen.

An den Mittwochabenden kommt häufig meine Schwiegermutter oder unsere Babysitterin zu Besuch, da mein Mann in seiner Chorprobe ist und ich in einem Gospel/Soul-Chor singe. Auch wenn ich keine professionelle Musikerin bin, ist Singen für mich fast lebensnotwendig geworden – die Müdigkeit des Alltags ist danach immer wie weggeblasen!

Freitags ist Papa-Tag (er bringt unsere Tochter und holt sie ab), sodass ich alles Wichtige der Woche abschließen kann.

An den Samstagen begleite ich Fanny zum Kindertanzen, da mein Mann am Vormittag Kurse im Konservatorium gibt. Das Wochenende beginnt bei uns also erst ab Samstagnachmittag und dann wird auch nicht mehr gearbeitet.
Wir gehen häufig in den Jardin du Luxembourg, ich nehme Fanny gerne mit ins Café, wir treffen Freunde, fahren zu Fannys Großeltern oder machen auch viele Ausflüge in und um Île-de-France oder Seine-et-Marne. In den Ferien fahren wir oft zu Familie und Freunden nach Deutschland und an die Atlantikküste.

Meinem Mann und mir ist es wichtig, Zeit zu zweit zu verbringen. Mindestens einmal im Monat schläft Fanny übers Wochenende bei den Schwiegereltern, die 30 km von uns entfernt wohnen. Gelegentlich fahren wir für einen Tag in die Normandie ans Meer, gehen abends aus oder genießen manchmal einfach nur die Stille Zuhause.

Kindsein in Frankreich

Kinder gehören in Frankreich einfach dazu, ohne dass man das Leben besonders an sie anpasst. Es fängt bei den Essgewohnheiten an und hört mit der Kleidung auf.
Ich habe das Gefühl, dass um die Kinder kein besonderer “Terz” gemacht wird – bei Familienfesten ist man nicht extra leise, damit das Baby schlafen kann und es wird für sie auch kein Kindertisch gedeckt, an dem es extra nur Spaghetti mit Soße gibt. Kinder essen wie die Erwachsenen, gehen abends mit ins Restaurant und haben sehr früh ihr eigenes kleines Leben. Schulpflicht besteht ganztägig ab 3 Jahren (école maternelle) und auch der erste Schultag beginnt ohne große Eingewöhnung (nach fünf Minuten wurden wir bereits aus dem Klassenzimmer geschmissen!). Die Kinder kommen hier sehr früh in den Genuss des kulturellen Angebots wie Kino und Theater, nehmen an Malkursen teil und besichtigen Schlösser (der ganze Stolz des französischen Kulturerbes). Der Mittwoch bietet den Kindern den Freiraum, den sie unter der Woche nach ihrem langen Tag nicht haben. Außerdem haben die Kinder insgesamt längere Schultage, dafür aber von Anfang Juli bis Anfang September Sommerferien. Und dann fahren alle Pariser an die Küste und die Stadt ist wie leer gefegt!
Ähnlich wie in Spanien gibt es hier besonders schöne Kindermode. Daher ist es nicht unüblich, dass man kleine Mädchen im Kleidchen mit weißer Strumpfhose im Sandkasten spielen sieht. Matschhosen habe ich hier zumindest noch nie gesehen … Es lebe die 60°-Wäsche!

Was ich hier liebe und was mir fehlt

Ich liebe die Lebenslust, die Unkompliziertheit der Pariser (man zerbricht sich hier viel weniger den Kopf über alles) und ihren Sinn für Kreativität, für Schönes, fürs Zelebrieren der kleinen Dinge und des guten Essens, das man hier zu schätzen weiß.

Mich stört am meisten, wenn die Unkompliziertheit häufig zum Chaos mutiert – es wird viel zu wenig geplant und hinterher sind alle überrascht, dass etwas nicht funktioniert. Mittlerweile kann ich mich darüber aber immer wieder amüsieren.
Mich nervt die Aggressivität im Straßenverkehr, die Einstellung zur Arbeit, die schon den Dreijährigen vermittelt wird und das elitäre Schulsystem.

Ich möchte trotz allem nicht mehr nach Deutschland zurückkehren, da es mit mir und Frankreich ein bisschen ist wie mit der Liebe – man liebt das Gesamtpaket mit all seinen Ecken und Kanten.

Von Deutschland fehlt mir (außer meiner Familie) nur eine Sache: die Weihnachtszeit! Ab Ende November lebe ich Zuhause in meiner eigenen, kleinen Weihnachtswelt, da so etwas wie vorweihnachtliche Stimmung in Frankreich nicht existiert. Es gibt auch keinen zweiten Weihnachtsfeiertag und man nutzt auch nicht seinen Jahresurlaub, um freizumachen… Aber seit meine Tochter auf der Welt ist, habe ich einen Grund mehr, Plätzchen zu backen und mein Mann fragt (endlich, nach 10 Jahren Beziehung): Wann gibt’s denn wieder Vanillekipferl und Bing Crosby?