Eine einfachere und schnellere Geburt? Über die Louwen Diät

Eine kürzere und leichtere Geburt mit weniger Schmerzen wünscht sich wahrscheinlich jede werdende Mutter. Die Louwen Diät, die übrigens keine Diät ist, verspricht genau das. Habt ihr schon mal von dieser Ernährungsumstellung gehört? Uns begegnet sie gerade gefühlt ständig.

Alicia ist Ernährungscoachin (IHK) und hat sich auf Mütter und Familien spezialisiert. Sie hat für uns und euch aufgeschrieben, was die Louwen Diät eigentlich genau ist und ob sie hält, was sie verspricht.

Eine Diät in der Schwangerschaft?

Erstmal vorweg: Die Louwen Diät ist keine Diät, sondern eine Ernährungsumstellung, beziehungsweise eine bestimmte Ernährungsform (in der Schwangerschaft sollte man definitiv keine Diät machen, die das Ziel hat, Gewicht zu reduzieren!!).

Sie ist nach Prof. Dr. med. Frank Louwen benannt, er ist Leiter des selbstständigen Funktionsbereich Geburtshilfe und Pränatalmedizin der Uni Frankfurt und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Bei der Louwen Diät geht es darum, in den letzten sechs bis acht Wochen vor der Geburt auf einfache Kohlenhydrate und Zucker zu verzichten und möglichst viele Nahrungsmittel mit einem niedrigen glykämischen Index zu essen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Glyx-Diät oder der Logi-Methode, falls euch das etwas sagt. 

Wenig Kohlenhydrate, kaum Zucker – So funktioniert die Louwen Diät

Komplexe Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigen lassen, sind erlaubt. Diese Lebensmittel können alle während der Louwen Diät gegessen werden: Gemüse, Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen), Natur- und Wildreis, Milchprodukte, Obst (z.B. Äpfel, Orangen, Birnen), Quinoa, Amaranth, Nüsse, Samen, Eier, Fleisch, Fisch. Im Internet finden sich auch zahlreiche Glyx-Tabellen.

Warum soll auf einfache Kohlenhydrate und Zucker verzichtet werden? Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index, wie Weißmehlprodukte, Süßigkeiten oder zuckerhaltige Getränke, sorgen für einen schnellen Blutzuckeranstieg. Der wiederum lässt den Insulinspiegel im Blut stark ansteigen. Neben dem glykämischen Index spielt noch die glykämische Last eine wichtige Rolle. Sie ist das Produkt aus glykämischem Index und der Menge an zugeführten Kohlenhydraten. Und was hat das Insulin mit der Geburt zu tun?

Prostaglandin, Insulin & Co.

In den Wochen vor der Geburt stößt der Körper verstärkt das Hormon Prostaglandin aus. Prostaglandine steuern unter anderem die Reaktionen auf Schmerzen im Körper und geben wichtige Signale zum Einsetzen der Wehen. Sie sind außerdem dafür zuständig, den Gebärmutterhals zu verkürzen und sie unterstützen die Reifung des Muttermundes. Damit das Hormon wirken kann, muss es an bestimmten Rezeptoren andocken. Insulin dockt allerdings an die gleichen Rezeptoren an. Sind also viele der Rezeptoren schon durch Insulin belegt, bleiben weniger für die Prostaglandine. Das Insulin hemmt also die Wirkung der Prostaglandine. 

Deswegen setzt Dr. Louwen mit seiner Diät auf eine Ernährungsform mit einem niedrigen glykämischen Index.

Und hält sie, was sie verspricht?

Es gibt viele Erfahrungsbreichte von Frauen, die begeistert von der Louwen Diät und ihrer Geburt berichten. Und auch viele Hebammen empfehlen diese Ernährungsform.
Man sollte aber vermutlich keine Wunder erwarten. Es gibt bisher keine Studien, die die Wirkung belegen.
Ein Geburtsverlauf hängt außerdem von so vielen verschiedenen Faktoren ab. Und es ist wahrscheinlich wie mit vielen Dingen: Manche schwören auf Himbeerblättertee, andere auf Akupunktur, bei wieder anderen hat sich das alles scheinbar wenig auf die Geburt ausgewirkt. Oder doch? Letztendlich kann man das nicht beantworten, weil man nicht weiß, wie es ohne verlaufen wäre. Wenn einem eine Methode gut tut, und es vielleicht noch ein bisschen zuversichtlicher stimmt – super! Wenn ihr gesund seid, keine Vorerkrankungen und Stoffwechselerkrankungen habt oder unter einer Essstörung leidet, schadet die Louwen Diät defintiv nicht. Wichtig ist nur, dass ihr auch mit dieser Ernährungsform darauf achtet, euch ausgewogen zu ernähren. Und ihr solltet die Ernährungsumstellung mit eurer Hebamme oder Gynäkolog*in besprechen. 

Macht, was euch gut tut – Essen ist (auch) Selbstfürsorge

Wer bei der Auflistung der Lebensmittel gedacht hat „Boah nee, das ist mir zu anstrengend“ – total verständlich. Essen ist ein emotionales Thema und auch eine wichtige Selbstfürsorge. Denn Essen ist dafür da, dass es uns gut geht. Körperlich UND seelisch. Da ist es total in Ordnung, wenn man gerade in den letzten – vielleicht sehr anstrengenden Wochen – nicht auf geliebtes Comfort Food verzichten will. Wer seine Ernährung ein bisschen verändern will, ohne es ganz strikt zu machen, kann ja eine sanftere Vartiante wählen: raffinierten Zucker und Weißmehlprodukte streichen. Das ist sowieso immer eine gute Idee!

Danke, Alicia!