Ein paar Worte zu meinem “neuen Leben”

Einige findige Instagram-Follower_innen haben es schon geahnt und mir in den letzten Wochen und Monaten immer wieder geschrieben: „Habt ihr euch getrennt?“. Ich wollte das erstmal nicht beantworten, weil zu privat und irgendwie muss sich das alles ja auch erstmal setzen. Aber ja, der Papa der Kinder und ich, wir sind seit einem halben Jahr getrennt und leben nun in unterschiedlichen Wohnungen. Bevor jetzt alle rufen: „Oh nein! Wie traurig!“ muss ich gleich mal sagen: Es geht allen gut, es gibt keinen Streit, es ist für alle gut, so wie es jetzt ist.

Aber ja, natürlich. In den ersten Monaten war ich oft traurig. Weil eine Lebensidee geplatzt ist, weil es ja nicht immer schlecht war zu viert. Weil wir viele schöne Dinge zusammen erlebt haben, weil wir in 12 Jahren Beziehung und 10 Jahren Eltern-sein viel mehr gute als schlechte Momente hatten.

Jedoch, das letzte Jahr war dann nicht mehr gut. Warum genau, das lässt sich gar nicht so vereinfacht sagen. Es kam viel zusammen, wir hatten die Pandemie noch total super zusammen gerockt, danach stellte sich vielleicht eine Art „Müdigkeit“ ein. Eventuell hätten wir mit viel Arbeit, Therapie und Fokus noch etwas retten können, heute denke ich rückblickend, wir hatten einfach keine Kraft dafür und fühlten uns eher nach einer Veränderung.

Es war nie so, dass wir täglich und andauernd gestritten haben, es gab einfach einige Dinge, die uns nicht mehr glücklich gemacht haben – beide. Im Herbst haben wir beschlossen, dass wir uns mal räumlich trennen und das auch den Kindern kommuniziert. Im Januar war es dann so weit – und es pendelte sich schnell alles ein und fühlte sich richtig an. Es gab zwischendrin ein paar holprige Wochen aber jetzt bin ich richtig stolz auf uns, weil es eine so vernünftige Trennung ist, weil wir uns gut verstehen, ständig im Kontakt miteinander sind und weil ich sogar finde, dass wir das Eltern-sein jetzt fast besser hinbekommen, als vorher. Es gibt keine verletzten Egos, das hilft natürlich. Und ich habe mal gelesen: „Sich trennen ist schmerzhaft. Aber getrennt sein, das kann ganz wundervoll sein.“

Es wurden so viele Fragen gestellt und die wichtigsten beantworte ich jetzt:

1. Wie geht es den Kindern?

Gut. Wirklich gut! Sie machen das alles toll. Mir wäre ein Nest-Modell für den Start am liebsten gewesen, der Papa der Kinder wollte eine eigene Wohnung – und eine Trennung besteht auch aus viel Wohlwollen und Kompromissen, zudem signalisierten die Kinder schnell, dass es für sie kein Problem darstellt, umzuziehen. Wir machen also Wechselmodell, jetzt seit einem halben Jahr. Am Anfang mit kürzeren Abständen, es waren die Kinder, die dann nach ein paar Wochen sagten: „Wir wollen eine ganze Woche!“. So machen es alle ihre Freude, deren Eltern getrennt sind – und jetzt gibt es einen festen Tag, an dem gewechselt wird, das macht es für sie übersichtlicher. Wir haben die Trennung nie als etwas Schlimmes oder Trauriges kommuniziert, einfach als ein anderes Lebensmodell und ich denke, so haben sie es aufgenommen. In unserem Umfeld sind wir nicht die Einzigen, die so leben, das macht es natürlich viel einfacher. Gleich in der ersten Woche hatten beide Kinder Freund-innen da und am Tisch wurde über die Vor-und Nachteile gesprochen.  Ein Kind sagte: „Ich würde gerne mal ausprobieren, wie es ist, getrennt zu sein. Zwei Zimmer haben, das stelle ich mir total cool vor.“ Ein anderes sagte: „Meine Eltern sind einfach gute Freunde geblieben.“ Und ich jubelte innerlich über das offene Umfeld, in dem meine Kinder aufwachsen. Ein Kind hat sich sogar in der Schule verbessert im letzten Halbjahr, oft haben wir das Gefühl, dass auch bei den Kindern einfach “Ruhe eingekehrt” ist. Das andere Kind sagt aber schon oft, dass es die Zeit mit Mama und Papa vermisst – und das versuchen wir dann eben aufzufangen, indem wir ab und zu gemeinsam Zeit verbringen.

Die Kinder haben alle Klamotten doppelt, wir haben viele Spielsachen in die neue Wohnung gebracht, sie ziehen also nicht mit einem Rucksack um. Irgendwie finde ich das total gut und wichtig, es wird ja oft das Bild vermittelt von dem armen Kind, das seine Sachen packen muss – und so ist es bei uns überhaupt nicht, sie haben einfach zwei Zuhause. Bisher gab es noch nie den Fall, dass etwas dann in der anderen Wohnung war und schmerzlich vermisst wurde (unsere Kinder sind auch keine Kleinkinder mehr und können das abstrahieren, denke ich), und wenn das mal so sein sollte, dann würden wir Eltern das irgendwie organisieren.

2. Wie wohnt ihr jetzt?

Wir hatten das maßlose Glück, eine zweite Wohnung zu finden, die groß genug, bezahlbar und nicht zu weit weg ist. Ich bin in der Familienwohnung geblieben, der Papa ist in der neuen Wohnung, im neuen Kiez, der aber noch so nah ist, dass die Kinder gut zur Schule kommen. Die ersten Wochen war es sehr komisch, alleine in der Familienwohnung zu sein, jetzt habe ich mich daran gewöhnt und genieße es sehr. Unsere Wohnung war immer groß genug, aber so großzügig geschnitten, dass es dennoch oft zu wenig Rückzugsräume gab, zu viert. Jetzt ist sie groß genug – sogar mehr als das! Haben wir uns wegen der Möbel gestritten? Nein. Aber der Papa hat zum Beispiel das Sofa und das USM Haller mitgenommen. Am Anfang dachte ich noch: ich baue gleich alles ganz um. Mache das Wohnzimmer zum Schlafzimmer, die Kinder bekommen zwei Zimmer, ich stelle die Wohnküche um, sodass da dann ein Sofa reinpasst. Ich merkte aber, dass ich keine Kapazitäten für dieses Projekt hatte, weder finanziell, noch energetisch. Auch wenn bei uns alles sehr gut und ruhig vonstatten gegangen ist, muss man so einen Lebenseinschnitt erstmal verdauen. Das dauert – und in der Zeit ist einfach kein Raum für andere große Projekte. Das sagte mir im Mai dann eine Freundin ganz klar ins Gesicht: „Lass das mit dem Umbau. Lass alles so, wie es jetzt ist, besorg dir ein Sofa und ein neues Sideboard und fertig.“ Ich war so erleichtert, denn das war die beste Idee. Zwischenzeitlich hatte ich mir das Sofa aus dem Büro ausgeliehen, damit das Wohnzimmer nicht so leer aussieht. Mein neues Sofa ist dann sogar HELL geworden.

Ja, jetzt ist wieder Raum in meinem Leben für ein helles Sofa!

Die Kinder sind groß genug und nur jede zweite Woche da. Das Modell heißt Clara, es ist von Sofa Company, es ist ein Schlafsofa, was mir wichtig war, denn Gäste hab ich ab und zu. Sofa Company ist außerdem ein Partner von uns, ich wusste, dass die Qualität top ist und ich es nicht unbedingt “Probesitzen”muss. Und als es dann ankam – da fühlte sich mein neues Leben wirklich und endgültig komplett an.

In Sachen Sideboard habe ich übrigens wieder ein USM gekauft. Bei Kleinanzeigen, es wurde sogar geliefert und ich mag es sehr. Mein neues Wohnzimmer symbolisiert für mich meinen neuen Lebensabschnitt, die Wohnung, in der wir 11 Jahre zu viert gewohnt haben – jetzt ist es eben einfach meistens “meine Wohnung”.

3. Wie geht es dir?

Gut. Mittlerweile sogar sehr gut. Klar, es ist nicht alles perfekt, das Alleinsein ist immer noch manchmal komisch. Wir fahren in diesen Sommerferien das erste Mal nicht zusammen weg (in Zukunft können wir uns aber sogar vorstellen, auch mal was zu viert zu machen), das wird gewohnheitsbedürftig. Anfang des Jahres hatten wir ziemlich viele Probleme hier in der Firma, das hat mich natürlich zusätzlich belastet, denn ich bin jetzt anders finanziell für mich und die Kinder verantwortlich, zum Glück haben wir das ganz gut geregelt bekommen. Zudem habe ich einfach die besten Freundinnen, die mich auf allen Ebenen in dieser schweren Zeit unterstützt haben. Die da waren, zugehört haben, die mit mir ausgegangen sind, die nicht wertend und klar waren und mir immer nur wohlwollende und richtige Hilfestellungen gegeben haben. Das weiß ich sehr zu schätzen und ohne sie hätte ich das alles nicht so gut geschafft. Es ist jetzt aber ganz klar weniger Geld da, wir zahlen ja zwei Mieten und es ist kein leichtes Jahr, aber ich merke gerade: Das ist nicht so wichtig, wenn es nicht unters Existenzminimum geht und wenn es einem einfach gut geht. Ich kann gut auch mit weniger Geld auskommen, mache nur wenig Urlaub dieses Jahr, habe kein Auto mehr.

Es gibt auf beiden Seiten übrigens keine neuen Partnerschaften, das fragen lustigerweise immer alle, wenn sie merken, wie gut es mir geht. Man kann auch ohne Partner sehr glücklich sein, breaking news! Ehrlich gesagt geht es mir wahrscheinlich gerade deshalb blendend. Zehn Jahre lang war ich fast jeden Tag und den ganzen Tag lang “Mutter, Mutti, Partnerin”, habe mich gekümmert und organisiert, geschaut, dass alles läuft und es allen gut geht. Und obwohl wir eine sehr gleichberechtigte Partnerschaft hatten, war das eine Rolle, die mir nicht sonderlich lag.

Jetzt bin ich fast gar nicht mehr die “Mutti”.

Wenn ich mit den Kindern bin, sind wir ein Team. Wir waren schon ein paar Mal auf kleinen Trips zu dritt, da merke ich das immer besonders. Aber auch im Alltag spüren die Kinder, dass sie mithelfen müssen, dass eben nur noch eine Person da ist. Und der Papa der Kinder ist natürlich in seinen Wochen ebenfalls total am Start, kümmert sich jetzt wirklich um alles, fühlt sich vor allem verantwortlich – ich kann mich in den Wochen ohne Kinder also tatsächlich entspannen und auf andere Dinge konzentrieren.

„Mach dir keine Sorgen, da wird bald wieder jemand kommen.“ sagen manche und ich weiß, dass sie es nett meinen, aber was soll das? Welches Bild steckt dahinter? Man kann auf jeden Fall nur in einer Partnerschaft ein gutes Leben haben? Ich finde mein Leben gerade richtig grandios. Ich habe wundervolle Zeiten mit den Kindern, ich kann sie jetzt noch mal ganz anders genießen, es ist unglaublich harmonisch und ich klopfe mir jeden Abend auf die Schultern, weil ich das so gut rocke. In den Wochen ohne Kinder ist es ruhig. Ich kann arbeiten ohne Deadline, ich gehe mit Freundinnen essen, ich mache viel mehr Sport als früher, gehe aus, manchmal spiele ich eine Stunde am Stück Klavier oder lese an einem Vormittag ein halbes Buch durch. Die Wohnung ist immer sauber und ordentlich. Ich wasche viel weniger Wäsche und habe überhaupt nie mehr das Gefühl, dass mich der Haushalt erschlägt und ich nicht hinterherkomme. Manchmal stehe ich alleine in meiner sauberen Küche, es ist leise, ich schmiere mir ein Brot, esse es im Stehen und feiere, dass ich kein Abendessen zubereiten muss. Warum sollte man da gleich wieder versuchen, das alte Muster, von dem man sich gerade befreit hat, neu zu spinnen? Manchmal denke ich gar: vielleicht will ich nie wieder mit einem Mann zusammenleben. Ich hatte das ja jetzt viele Jahre und vielleicht ist mein Modell, viel alleine sein zu dürfen. Die Zeit wird zeigen, was kommt. Aber auf jeden Fall solltet ihr euch auf die Zunge beißen, wenn ihr frisch getrennten Paaren sowas sagt. Die wollen das ganz oft überhaupt nicht. Und um alles zu verarbeiten, zu heilen, zu verstehen und vielleicht auch, um Muster aufzubrechen, sind Alleine-sein-Phasen nicht nur hilfreich, sondern sogar notwendig.

4. Vermisst du die Kinder nicht ?

Doch, natürlich. Ich hätte deshalb auch gerne einen kürzeren Wechsel gehabt, ich wusste, dass mir die Woche zu lang ist. Am Anfang wurde das Vermissen gegen Ende immer richtig körperlich, mittlerweile habe ich mich etwas daran gewöhnt, außerdem sehe ich meist mindestens ein Kind mindestens ein Mal in der Woche, in der sie eigentlich bei Papa sind, mal am Nachmittag. Was auch hilft: mein Großer hat jetzt ein Handy und ruft mich ab und zu an, vor allem abends. Und ja, man gewöhnt sich an alles – sogar an das Vermissen. Und dann freue ich mich immer maßlos, wenn ich sie wieder von der Schule abholen kann!

5. Ist es nicht anstrengend, alleinerziehend zu sein?

Ich bin ja nicht alleinerziehend. Ich bin getrennt erziehend und ich habe zum Glück einen Partner dafür, der wirklich super ist. Die Kinder haben einen Papa, der die gleichen Prioritäten hat, wie ich: ihnen soll es gut gehen. Und uns aber ebenso! Wie gesagt, manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass das Eltern-sein besser funktioniert als vorher. Vielleicht waren war immer ein bisschen Rivalen, als wir noch zusammen gelebt haben? Wer macht es besser, wer macht mehr? Jetzt sind wir einfach ein Team. Klar, beide wollen, dass die Kinder sich wohlfühlen, bei beiden Eltern gleich wohl. Vielleicht gibt man sich ein bisschen mehr Mühe. Vor allem aber sind wir viel im Austausch, besprechen Probleme und wie es den Kids an dieser und jener Stelle geht.

Und nein, ich finde es nicht anstrengend. Von mir wird kein Content in die Richtung kommen, weil ich mich nicht als alleinerziehend empfinde – und weil meine Kinder schon groß sind und es deshalb einfach wirklich nicht anstrengend ist. Vor ein paar Jahren, als ich noch so viel schleppen musste, nicht gut schlafen konnte und im Dauer-Modus war, da wäre das was anderes gewesen. Aber jetzt sind beide Schulkinder. Sie helfen, die Einkäufe hoch zu tragen. Sie schlafen durch. Am Wochenende manchmal lang. Sie treffen sich mit Freunden, sie duschen sogar selbst und nach ein paar Hinweisen räumen sie ihre Wäsche in den Wäschekorb. Klar, ich bin oft platt, wenn die abends im Bett liegen. Wir haben auch mal Konflikte und es gibt Tage, die sind kräftezehrend. Aber dann gehe ich früh schlafen und morgen sieht die Welt schon anders aus. Da hilft es sicher, dass ich mich an so einem Abend nicht noch mit jemand anderem beschäftigen muss. Ich kann dann in Ruhe die Küche aufräumen und einfach um 21:30 ins Bett kriechen. Es ist nicht anstrengender, als das Familienleben zu viert. Für mich zumindest ist es das gar nicht. Wie gesagt, ich genieße die Zeit mit den Kindern einfach – und die Zeit alleine ganz genauso.

So ist das jetzt!

Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen und ich mag ihn. Sicher werden auch noch mal schwere Zeiten kommen. Aber im Großen und Ganzen ist alles gut so, wie es ist. Ich bin glücklich, mir damals einen so vernünftigen und guten Mann ausgesucht zu haben, zum Kinderkriegen. Mein “Beuteschema” war nicht immer so und der Papa der Kinder ist ein Glücksgriff, auch jetzt, wo wir kein Paar mehr sind (und auch, wenn es natürlich immer was zu Meckern gäbe – aber das mache ich eben einfach nicht), wir arbeiten weiterhin ganz gut zusammen, finde ich. Wir haben viele gemeinsame Freunde, die laden uns auch zusammen zu Geburtstagen ein, manchmal gehen wir dann sogar beide hin. „So schön, mal so eine Trennung zu sehen!“ sagte ein Freund letztens und umarmte uns beide, ich war ganz gerührt. Es ist nicht immer alles superduper, das ist ja klar, aber ich finde, wir machen das ziemlich toll. Ich bin außerdem glücklich, dass es den Kindern so gut geht, dass sie so flexibel sind und ihr neues Lebensmodell so angenommen haben. Das ist eh das Wichtigste – würde es den Kindern schlecht gehen, würden wir sofort nach einer Alternative suchen. Aber gerade geht es wirklich allen gut.

 

Fotos: Lina Grün