Immer freitags! Posten wir einen Artikel aus dem Archiv. Denn wir haben SO viele Themen schon mal behandelt, die meisten sind immer noch aktuell. Wir freuen uns auf euer Feedback. Heute geht es um… den Wiedereinstieg in den Job. Läuft ganz oft so ganz anders als gedacht – oder wie ist das bei euch so (gelaufen)?
Bye bye Elternzeit – hallo Doppelbelastung!
Ich hatte eine genaue Vorstellung davon, wer ich bin. Oder zumindest davon, wer ich sein wollte. Seit ich Mutter bin, hat sich das verändert. Das wurde mir spätestens am ersten Arbeitstag nach der Babypause klar. Mein Körper schien sich mit jeder Pore dagegenzustemmen, das Haus zu verlassen. Ein ungutes Gefühl im Bauch, von dem ich glaubte, es vor langer Zeit abgelegt zu haben, tauchte wieder auf.
“Das wird super”, sagten mir alle und redeten mir gut zu. Mein erster Tag war dann auch wirklich sehr schön: Die Kollegen hatten sich richtig ins Zeug gelegt und Cremant besorgt, den wir nach getaner Arbeit alle zusammen tranken, dazu gab es ein Blumenstrauss auf dem Tisch und die Zusage, dass ich mich in den ersten Wochen flexibel aufstellen kann, was die Arbeitszeit angeht.
Soweit, so gut.
Als ich dann abends um 20:30 Uhr nach Hause kam und Frida schon schlief, war das eine echte Zäsur. Alles, was ich noch von ihr sah, waren ihre verwuschelten Haare und einen hellen Schlafsack im abgedunkelten Zimmer. So sollte das jetzt jeden Tag sein?
Ich kauerte auf dem Sofa und hielt mich an meinem Mann fest, um das alles zu verdauen.
Bauchgefühl: Nicht gut, gar nicht gut.
Tag zwei, auf dem Weg zur Arbeit. Als ich mit dem Fahrrad an der roten Ampel stehe, ist das Gefühl nicht mehr zu ignorieren: Heute ist der erste Kita-Tag meiner Tochter und ich bin nicht dabei. Das kann einfach nicht sein! Ich steige ab, nehme mein Handy und schreibe meinen Kollegen, dass ich später komme.
Wieder zuhause angekommen, erwartet mich mein überraschter Mann mit Tochter auf dem Arm. Als die beiden mich dann vor der Kita verabschieden, in die ich nicht mit rein darf, weil nur einer die Eingewöhnung übernehmen soll, fühle ich mich wie ein Top-Manager, der sich Tag für Tag den Arsch aufgerissen hat, am Tag seiner Kündigung. Einfach so ersetzbar. Mein Mutter-Selbstbewusstsein ist schwer angeschlagen und ich fahre schweren Herzens zurück ins Büro.
Vorstellung versus Gefühl
Ich will eine moderne Mutter sein, aber gerade könnte ich mir tatsächlich auch vorstellen, einfach nur mit meinem Kind zuhause zu bleiben. Crazy, oder? Hätte ich selbst wohl am allerwenigsten erwartet.
Vier Wochen später: Ich habe die Eingewöhnung dann doch übernommen, weil es mir wichtig war, dabei zu sein. Das heisst aber auch, dass ich nun jeden morgen in der Kita bin und danach direkt zur Arbeit fahre. Da die Eingewöhnung länger dauert als geplant, bin ich bald ziemlich k.o. von diesem strapaziösen Rhythmus. Die meisten anderen Eltern machen einfach nur Eingewöhnung, ich arbeite nebenbei und versuche mich an ein völlig anderes Leben zu gewöhnen.
Die Bildschirmarbeit macht mich müde, gleichzeitig ist schon wieder so viel los, dass ich im Büro kaum dazukomme, an Frida zu denken oder sie zu vermissen. Ich tauche schneller als gedacht ein in meine alte Jobstruktur.
Dann endlich: ein bisschen Groove
Als Frida dann endlich nicht mehr weint, wenn ich sie morgens übergebe, ändere ich meine Routine und fahre endlich den Wochenplan, den ich mir ursprünglich mal überlegt hatte. Zwei Tage voll, zwei Tage halb und einen Tag in der Woche frei. Als sich alles eingegroovt hat, bin ich sehr erleichtert. Hinzu kommt, dass mein Partner sich entscheidet, nur bis mittags zu arbeiten und Frida auf Platz 1 der Prioritätenliste setzt. Mit diesem Support, der keineswegs selbstverständlich ist, wenn ich mich so umschaue, sind wir jetzt als Familie sehr gut aufgestellt.
Und zack – steht auch schon die erste Businessreise an: Und zwar gleich nach Japan und Hongkong. Mir bammelt es, gleichzeitig freue ich mich riesig, denn ich reise einfach zu gerne. Dadurch, dass Papa und Frida so ein gutes Team sind, bin ich guter Dinge, dass die beiden auch ohne mich eine gute Zeit haben werden. Und genauso wird es dann auch. Dank unserer guten Teamarbeit und gleichberechtigten Partnerschaft in allen Bereichen ist Frida überhaupt nicht vor den Kopf gestoßen. Ich zeige ihr meinen Koffer und erkläre ihr, dass ich für neun Tage weg sein werde. Die beiden machen einfach weiter wie vorher, gehen nachmittags ins Museum und der Single Dad auf Zeit ist ein überall beliebter Gast.
Als ich wieder zurück bin, wird Frida nach unserem ersten souveränen Wiedersehen (Mama? Wer war das noch mal genau?) sehr anhänglich und rückt die kommenden Tage nicht von meiner Seite. Also ich habe hier doch noch eine gewissen Position, das ist doch mal beruhigend!
Wir brauchen ein paar Tage, dann sind wir wieder bei der alten Routine angelangt. Heute, drei Monate später ist dieses Wort “Routine” unser Zauberwort. Ich wünsche mir zwar noch eine bessere Morgenroutine (zu langsam, zu spät los), eine effizientere Arbeitsroutine (um pünktlicher Schluss machen zu können) und es wäre toll, abends weniger erschöpft zu sein.
Aber so ist das also, denke ich.