Brei oder lieber Breifrei? Alle Infos rund um den Beikost-Start

Was sind „Beikostreifezeichen“? Baby Led Weaning oder Brei? Wie kann ich Verschlucken vorbeugen? Und welche Lebensmittel eignen sich? Der Beikoststart kann ganz schön aufregend sein – für Klein und Groß – und bringt viel Unsicherheit mit sich. Also haben wir dazu eine Expertin befragt. Maren Leerhoff aka. zaubertgut ist Hebamme, 2-fache Mutter und teilt ihr Hebammen Know-How auf Instagram und in ihrem Podcast. Sie hat uns alle wichtigen Fragen rund um den Beikostart beantwortet!

Liebe Maren! Viele Eltern machen sich ziemlich Stress, wenn es um den Beikost-Start geht. Brei? Baby Led Weaning? Was ist besser? Oder kann man das so gar nicht sagen?

Tatsächlich kommt das auf das jeweilige Kind an. Der Beikost-Start ist oft aufregend – besonders für die Eltern. Probieren geht über studieren! Traut euch.

Es gibt nicht DAS Baby, deswegen ist es wichtig auszuprobieren, Vorlieben kennenzulernen und somit auf das Kind eingehen zu können.

Und welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Wege?

Beide Wege haben Vor- und Nachteile, das ist sehr individuell. Manche Kinder mögen manche Konsistenzen nicht – das muss man herausfinden. Bei BLW (Baby Led Weaning) kommen Eltern oft die Portionsgrößen klein vor, dabei geht es am Anfang wirklich nur ums Erkunden und nicht um Sättigung. Essen darf also durchaus etwas Leidenschaftliches sein, was das Kind mit allen Sinnen erlebt.
Völlig egal ob Brei oder BLW, empfehle ich Eltern einen Erste Hilfe Kurs, um souverän mit dem vorgelagerten Würgereflex umzugehen. Der ist nämlich nicht so schlimm, wie er aussieht.

Welche Lebensmittel sind für einen Beikost-Start gut geeignet?

In erster Linie Lebensmittel, die saisonal, regional und möglichst unbehandelt sind. Der Klassiker ist die Möhre – aber auch hier gilt: Ausprobieren. Es kann auch Fisch (ohne Gräten) sein oder was auch immer auf den Familientisch kommt. Eisenquellen aus pflanzlichen, wie aus tierischen Lebensmitteln sollten jedoch häufig angeboten werden. Alles was gut durchgegart und weich ist, stellt ein geringes Risiko beim Verschlucken dar.
Auf Nüsse sollte verzichtet werden (nur als Mus geben), genau so auf Honig im ersten Lebensjahr. Salz und scharfe Gewürze sollten ebenso gemieden werden.

Welche Tipps hast du, damit schon ganz kleine Kinder am Familientisch mitessen können?

Kinder kommen mit Neugier auf die Welt und das ist ein super Feature.

Bedeutet aber auch: Das Kind sollte in seinem Tempo erkunden dürfen, ganz ohne Zwang. Anfangs bedeutet das vor allem ablecken oder mit den Fingern zerdrücken. Das ist ein wichtiger Vorgang für die Kinder, da sie so die Lebensmittel „begreifen“. Kinder schauen irgendwann sehr genau, was da bei den Eltern oder Geschwistern auf dem Teller liegt.

Wie weiß man, wann der richtige Zeitpunkt ist?

Dafür sind die Beikostreifezeichen sehr hilfreich:

  • Baby verfolgt interessiert das gemeinsame Essen
  • Baby kann den Kopf selbstständig halten.
  • Kind immitiert Kaubewegungen
  • Baby schaut nach dem Essen und versucht danach zu greifen
  • Baby beobachtet, wie Essen zum Mund geführt wird
  • der Zungenstoßreflex ist verschwunden
  • Kind kann mit (leichter Unterstützung) sitzen
  • Kind kann sich selbst Gegenstände zum Mund führen


Hast du Tipps, wie man Verschlucken vorbeugen kann?

Der Würgereflex ist bei Kindern vorgelagert, was eine kluge Sache ist, da sie „Gefährliches“ viel eher herausbefördern. Das sieht oft schlimm aus, zeigt aber eine unglaublich wichtige Kernkompetenz von Babies. Ruhig bleiben und das Kind loben oder vielleicht sogar vormachen, kann total sinnvoll sein, auch wenn man sich ein wenig verrückt dabei vorkommt.
Außerdem sollte man die Lebensmittel in ungefährliche Stücke schneiden, aber trotzdem noch so, dass das Kind die Stücke gut festhalten kann. Lebensmittel müssen gut gedünstet werden. Ganz wichtig ist es auch, Kinder nicht alleine bzw. unbeobachtet zu lassen. Um das Verschlucken vorzubeugen ist es auch wichtig, die oben genannten Beikostreifezeichen zu beachten.
Verschlucken wird oft mit BLW in Verbindung gebracht, kann aber mit Muttermilch und mit Breien genau so passieren.

Viele Eltern machen sich auch Sorgen, dass ihr Kind nicht genug Nährstoffe bekommt. Ist das begründet?

Nein, in der Regel nicht.

Kinder essen im Gegensatz zu uns deutlich intuitiver.

Dafür müssen sie natürlich verschiedene Lebensmittel kennenlernen dürfen. Ein guter Moment, sich selbst auch an Neues zu wagen und ein gutes Vorbild zu sein.

Was sollte man noch beachten für einen entspannten Beikost-Start?

Jede_r fängt mal klein an.

Oft geht es 3 Schritte vor und auch mal wieder 5 zurück. Das ist normal und gibt Kindern Sicherheit.

Benennt das Verhalten eures Kindes (wertfrei): „Du drehst dich weg und zeigst kein Interesse am Essen. Ich räume das Essen nun weg.“ Wenn wir Fragen stellen, kommen wir oft in einen „Sing Sang“ mit unserer Stimme. Das vermittelt Kindern vor allem: „Da ist jemand nervös.“ Klares Benennen hingegen hilft den Kindern dabei zu sehen: „Meine Grenze wird wahrgenommen. Ich werde wahrgenommen.“ Das ist für die Bindung extrem wichtig.

Und ansonsten: Lasst es euch schmecken!

Danke, Maren!

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