Zweijährige? Gar nicht “terrible”

Yep, Kinder haben ist nicht immer schön – aber manchmal eben doch! Dieser wunderbare Gastbeitrag einer Leserin erinnert uns daran. Und auch daran, dass vor allem Zweijährige sooo viel toller als ihr Ruf sind. Danke, Anne!

Ich lese gerade überall, wie anstrengend Kinder sind. Man solle sich das alles gut überlegen, es sei einfach so lebensverändernd und krass. Stimmt ja auch, aber mir kommen bei all dem „Real Talk“ die schönen Monate viel zu kurz.

Mein zweites Kind ist seit zwei Monaten zwei Jahre alt und immer wieder denke ich: Gerade Zweijährige haben SO eine schlechten Ruf. „Oh je, terrible Twos!“ Heißt es immer wieder. Völlig zu Unrecht, wie ich finde. Für mich ist sogar das Gegenteil der Fall: Zwei Jahre. Das ist mein Lieblingsalter!

Die Kinder sind keine Babies mehr, sie können laufen, die ersten Worte plappern aus ihnen heraus. Dabei sind sie aber noch ungestüm, speckig, wild und extrem verkuschelt.
Klar, sie sind kleine Wirbelstürme, können viel mehr, als sie verstehen, rennen weg, sind schwer zu bändigen. Und sie entdecken in diesem Alter ihren Willen und die Kraft ihrer Stimme.

Aber nichts ist so süß, wie zweijährige Patschehändchen, die einem über die Wange reiben. Nichts ist so weich und warm und ehrlich, wie die feste Umarmung eines zweijährigen Kindes.
Kaum etwas ist so lustig, wie Zweijährige, wenn sie so tun, als wären sie „schon groß“. Nichts ist so liebevoll, wie Zweijährige, nichts so süß und so unwiderstehlich wunderbar.

Als mein erstes Kind zwei Jahre alt war, hatte ich aber regelrecht Angst vor diesem Alter. Ich habe es schon genossen, aber hatte Immer dieses dumpfe Gefühl. Dass das Kind gleich ausflippt und alles ganz ganz schrecklich und anstrengend wird. Es war auch manchmal herausfordernd, wenn das Kind einen Anfall hatte.

Aber es war immer viel süßer, als es schlimm war.

Mein zweites Kind genieße ich jetzt vollends in seiner Zweijährigkeit. Ich kneife in die speckigen Backen, freue mich über die spitzen Zähnchen, die so lustig hervorstehen.
Es kribbelt in meinem Bauch, wenn dieses Kind mich anstrahlt, wenn ich es nach dem Mittagsschlaf bettwarm auf meinen Arm hebe, die kleine Arme schlingen sich fest um mich. Diese Momente, ich versuche sie einzusaugen und zu konservieren, denn ich weiß: bald ist es vorbei. Mit dem Mittagsschlaf zuerst. Dann werden die Umarmungen weniger innig werden – irgendwann fallen sie fast weg.

Und dieses Kind flippt sogar mehr aus, als das erste! „Mama DOOF!“ Brüllt es, die Tränen fließen wie bei einer Comicfigur. Sie wirft sich sogar auf den Boden, ihr Schluchzen und Schreien wird so laut, dass sie sich überhaupt nicht mehr beruhigen lässt.
Aber irgendwann schafft sie es doch. Und sitzt dann erschöpft auf meinem Schoß. Kuschelt sich an, wie ein Baby. Patschehändchen. „Mama“

Zweijährige sind ungestüm und unberechenbar, sie sind voller Liebe und während sie die Welt entdecken, macht es so Spaß, ihnen einfach nur zuzusehen. Meine Zweijährige liebt seit Neuestem Oliven und mit welcher Wonne und Genuss sie diese in ihren kleinen Mund steckt – ich könnte ihr stundenlang dabei zusehen.

Manchmal drehe ich durch, wenn dieses Kind so langsam läuft, wie es nur Zweijährige können. Patch, Patsch Patsch – und das liegt nicht nur an den kurzen Beinen. Der Buggy wird aber verschmäht und da muss man durch. Bäume wollen beobachtet werden, Hunde bewundert, Bagger bestaunt.

Zweijährige sind die Könige der Achtsamkeit

In jeder ihrer Handlungen steckt so viel Achtsamkeit, und immer wenn mich das nervt, weil wir losmüssen, weil ich losmuss, los will, weil es einfach SO EWIG dauert. Dann erinnere ich mich daran, wieviel Geld ich für Yogastunden und Meditations-Apps ausgebe – um genau diesen Zustand zu erreichen, den mein Kind auf natürliche Art und Weise einfach immer hat. Ihre Uhr läuft einfach anders und es tut mir meistens mehr als gut, mich einfach ein bisschen an ihren Rhythmus anzupassen.

Zweijährige sind keine Engel – aber ganz sicher auch eine Monster. Sie sind die süßesten, wildesten, lustigsten Wesen der Welt. Mit einem Schritt schon im Kleinkindalter, mit dem anderen aber noch ganz babyhaft. Das macht dieses Alter so wunderbar.
Ich bin jetzt schon traurig, wenn es vorbei ist. Und mache bis dahin das, was wir alle machen: Videos, Fotos, lustige Wortschöpfungen aufschreiben und einfach hoffen, dass ich mich an dieses warme Gefühl, das ich habe, wenn das große Nicht-Mehr-Ganz-Baby mir seine Liebe zeigt, noch lange erinnern kann.