Mein Bauch, dein Bauch, unser aller Bauch
Irgendwie hat man eben oft das Gefühl, ob der großen Wucht, die einem so ein Baby-Bauch entgegenstreckt, etwas kommentieren zu müssen. Dabei ist das natürlich Quatsch. Denn wenn ich während meiner beiden Schwangerschaften eines gelernt habe, dann ist es: es gibt keine Regeln. Nicht für den Verlauf der Schwangerschaft, nicht für die Geburt, und vor allem nicht für den Bauch. Es gibt kleinere und größere Bäuche, spitzere und rundere. Manchen wächst nach 10 Wochen schon eine Kugel, bei anderen sieht man bis ins dritte Trimester fast nichts. Dunkle Typen bekommen oft eine schwarze Linie, aber auch nicht alle. Bei den meisten ploppt irgendwann der Bauchnabel raus, bei vielen aber auch nicht. Manche Bäuche hängen zum Ende ganz tief, meine waren beide Male bis zum Ende hoch.
Keine Regeln…
Schon als ich mit Xaver schwanger war, hörte ich oft am selben Tag von wildfremden Personen: “Oh, das ist aber ein kleiner Bauch!” und “Boah, du siehst ja aus, als würdest du gleich platzen!”. Jeder hat eben andere Vorstellungen davon, wie so ein Bauch auszusehen hat in Woche oder Monat X und ich habe schon damals ziemlich schnell gelernt, diese Kommentare einfach zu überhören.
In der zweiten Schwangerschaft hieß es eigentlich immer: “Riesenbauch”. Er wuchs auch tatsächlich schneller, ich habe aber auch einfach schneller zugelegt. Dazu hatte ich dieses Mal eine Vorderwand-Plazenta, vielleicht hatte das auch Auswirkungen? Vor allem bin ich aber einfach klein und deshalb wirkt ein großer Bauch an mir schnell sehr wuchtig. Ari beschwerte sich dagegen immer, dass sie permanent höre, ihr Bauch sei ja so klein. Nun, Ari ist über 1,80 und ich nur knapp über 1,60 – noch Fragen? Und Ari nimmt immer fast nicht zu, ich dafür schon. Auch wie die Gebärmutter liegt, spielt eine Rolle, bei manchen liegt sie eher hinten, bei anderen vorne. Eine Freundin ist auch immer ganz neugierig auf den Bauchumfang, der beträgt ja recht bald über einen Meter, aber eigentlich ist doch auch hier nur interessant, wie man vorher war, oder? Der Meter an sich ist ja nicht so spannend, wenn man vorher schon ein Wämpchen und – sagen wir mal – einen Umfang von 80 cm hatte.
Auch was man anhat, spielt eine Rolle, in weiten Kleidern zeichnet sich der Bauch zum Beispiel einfach weniger ab und wirkt kleiner. Auch Jeans und Pulli kaschieren recht gut, finde ich. Wer dagegen immer enge Kleider trägt, bekommt sicher öfter “Riesenbauch”-Kommentare.
Provokante Kugeln
Was ich auch festgestellt habe: je größer der Bauch wird, desto öfter fühlen sich Fremde regelrecht provoziert davon. Sie MÜSSEN etwas dazu sagen, habe ich das Gefühl. Ich hörte oft Sätze wie: “Solltest du nicht mal zuhause bleiben, nicht dass du gleich hier dein Kind bekommst!” (das war in der 35. Woche und ich hatte noch recht lang…). Ich fand das total frech, darf man als Schwangere nicht mehr aus dem Haus, oder was? Haben solche Menschen Angst, dass ich sie gleich mit Fruchtwasser anspritze, oder woher kommt diese Sorge?
Andere reagierten humorvoller “Bei dir ist aber auch bald Anpfiff”, finde ich ziemlich witzig. Manche starrten mir auch einfach nur auf den Bauch und sagten “Das sieht SO krass aus.” “Es fühlt sich auch krass an”, sagte ich dann immer.
Wie gesagt – ich habe gelernt, all diese Kommentare mit Humor und Leichtigkeit zu nehmen, auch wenn sie oft doof waren. Am doofsten sind sie, wenn sie implizieren, der Gegenüber hätte irgendeine Ahnung, was sich im Inneren des Bauches abspielt. “Es ist aber sicher nur eins, ja?”, “Das ist ein Mädchen, das sehe ich sofort, Mädchen gehen immer in die Breite” (das war der PAKETMANN!!!), “Das Kind wächst aber schon normal oder, bei dem kleinen Bauch?”, oder: “Isst du auch genug, man soll nicht Diät machen, wenn man schwanger ist.” Das ist etwas, was Mütter ja dann auch in Zukunft ab und zu handlen müssen: Kommentare von Fremden, die implizieren, sie würde irgendwas falsch machen, es gäbe Grund zur Sorge, irgendwas scheine “unnormal”. Bei den Bauch-Kommentaren kann man schon mal üben, das zu ignorieren. “Keine Sorge, uns geht’s gut”, passt meist als Antwort. Bei Männern mache ich gerne auch Kommentare zu deren Bauch. Dem Paketmann musste ich ein: “Oh, dann bekommst du sicher auch ein Mädchen”, entgegenlächeln, ich glaube, das saß. Überhaupt muss ich Männern eigentlich immer einen Konter entgegenschleudern, die haben ja wohl mal überhaupt keine Ahnung!
…und eigentlich eine gute Übung!
Gegen Ende hat sich mein Bauch dann übrigens noch mal total verändert, ich hörte in den letzten Wochen fast nur noch, wie spitz und “Jungs-mäßig” und “gar nicht soooo groß” mein Bauch sei. Und natürlich war der Dialog kurz vorm Ende immer: “Oh wow, wie lange noch?” Meist sagte ich: “2 (oder 3 oder 4) Wochen, aber alle rechnen mit etwas früher”, darauf kam dann wahlweise: “Der Bauch ist aber noch total hoch!” (War er, wie gesagt bis zum letzten Tag), “Das hoffen alle, aber die ersten sind ja eigentlich immer zu spät” (Es ist mein zweites und das erste kam auch schon zu früh…), “So sieht es auch aus!”, oder “Ach, da geht schon noch mehr Umfang, oder?” Am liebsten war mir einfach ein “alles Gute” – das kam aber fast nie.
So ist das mit den Baby-Bäuchen. Die meisten finden sie schön, alle finden sie spannend. Manche finden sie furchteinflößend, viele provozierend. Die allermeisten können nicht anders, als sie zu kommentieren. Und wir Bauch-Trägerinnen können in dieser Zeit, wie gesagt, schon mal eines üben: Lächeln, Kontern, Ignorieren. Sich bloß nicht ärgern oder anfangen, sich Gedanken zu machen. Wer das gut lernt, wird diese Fähigkeit, wenn er dann erst mal Mama ist, noch sehr oft gebrauchen können!