Exklusivzeiten mit einem Kind

Seit fast zweieinhalb Jahren bin ich jetzt Mutter von zwei Kindern. Und was sich anfangs oft unschaffbar angefühlt hat, ist mittlerweile völlig alltäglich. Weil der Vater bei uns viel verreist ist, bin ich immer wieder tagelang alleine mit den beiden - und sogar das klappt meist wunderbar. Es ist anstrengend - aber ich habe das Gefühl, beiden gerecht zu werden.

Wobei: so ganz stimmt das nicht. Wenn ich mit beiden alleine bin, werde ich ihnen eigentlich selten wirklich gerecht. Ich merke auch, dass sie sich nach ein paar Tagen fast um mich streiten, weil jedes Kind mehr Exklusiv-Mama-Zeit braucht.

Uns tut das als Familie gut: Exklusive Zeit. Die Vierer-Kombination aufzubrechen. Zum Beispiel wenn ich mit Xaver wegfahre und Quinn mit Papa bleibt. Oder wenn ich mit Quinn zur Musikklasse gehe, während Xaver etwas mit Papa unternimmt, oder bei Freunden ist. Auch schön: beide Eltern mit einem Kind. Diese Momente bekommt im Moment meist die Kleine ab, wenn der Große eingeladen ist, oder bei einem Freund übernachtet.

Wenn ich ganz ehrlich bin, sind es vor allem die Exklusivmomente mit meinem Großen, die mir das Herz aufgehen lassen. Ich habe oft das Gefühl, dass er das richtig braucht, mehr als seine Schwester. Er hat schließlich miterlebt, wie es war, als er noch Einzelkind war und ich glaube auch, im ersten Jahr nach Quinns Geburt konnten wir oft nicht so für ihn da sein, wie er das gebraucht hätte. Heute liebt er seine kleine Schwester, er verteidigt sie und ist hilfsbereit, aber auch nach über zwei Jahren ist es so, dass er entspannter und ausgeglichener ist, wenn sie mal nicht dabei ist. ich will das gar nicht auf die Goldwaage legen, aber es ist eben so. Ihre Geburt war ein großer Cut in seinem Leben und das merkt man immer noch.

Deshalb: Exklusivzeit! Wenn wir zu zweit sind, dann kann er 100% Mama haben. Und man merkt, wie sehr er das liebt. Ich liebe es auch, denn es ist einfach so wundervoll, über was man mit 5-Jährigen schon sprechen kann! Und was man alles unternehmen kann. Oft gehen wir dann zusammen ins Kino, essen Popcorn süß-salzig gemischt. Manchmal gehen wir ins Museum und anschließend noch eine Pizza essen. Alles Dinge, die mit einer Zweijährigen im Schlepptau immer noch kompliziert sind. Sogar den Mittagsschlaf von Quinn kosten wir immer voll aus, lesen zusammen, oder unternehmen Dinge (während sie im Buggy schläft).

Ich bin dann manchmal kurz wehmütig, denke: so wäre es jetzt, wenn ich nur ein Kind bekommen hätte. Ich schiebe diese Gedanken immer schnell weg, denn meine Tochter ist zauberhaft, ich würde sie gegen nichts auf der Welt eintauschen – und wollte auch immer zwei Kinder. Aber dennoch: ein Einzelkind haben hat eben auch was.

Und auch die Exklusivzeiten mit der Kleinen sind besonders. Ich habe dann Zeit, ihre Sprachentwicklung zu deuten, sie spricht viel mittlerweile, aber immer noch oft Fantasie-Sprache. Im Alltag fehlt mir oft die Ruhe, darauf einzugehen, und sie richtig zu verstehen. Wenn wir alleine sind, klappt das ganz wunderbar. Überhaupt bekomme ich auch dieses Kind einfach noch mal ganz anders mit, wenn ich mich ihm 100% widmen kann. Ich weiß wirklich nicht, wie Mütter von noch mehr Kindern das machen: auf alle Kinder eingehen, ihre Besonderheiten, Bedürfnisse verstehen und begleiten. Ich bewundere das sehr.

Bei uns wird es bei zwei Kindern bleiben, und wir werden das weiterhin so machen, dass jedes Kind seine Zeit mit einem Elternteil bekommt. Ich genieße diese kleinen Ausflüge ins Einzelkind-Mama-Dasein sehr. Sie sind wie Urlaub!