Zuhause mit… Annett Kuhlmann

Annett Kuhlmann ist zusammen mit zwei Partnern mit Marsano für die gefühlt schönsten Blumen Berlins zuständig. In der Charlottenstraße gibt es zwei Läden, ein Blumengeschäft und Marsano Vintage, dort kann man fein kuratierte Einrichtung und Accessoires kaufen. Annett hat also schon berufsbedingt einen Sinn für schöne Dinge, der Vintage Laden ist sogar auf ihren Impuls hin entstanden. Aber in der Familienwohnung, die sie zusammen mit ihrem Partner und Sohn Fritz bewohnt, sucht man vergeblich nach aufwendigen Bouquets oder sonstigen Extravaganzen. Sie mag es schlicht und Vintage, ehrlich und naturnah. Deshalb verbringt sie auch immer so viel Zeit wie möglich in ihrem "zweiten Zuhause", einem Gartengrundstück an der Havel... Wir durften bei ihr mal hinter die Kulissen schauen!

Liebe Annett, bist du eigentlich gelernte Floristin?

Ja, das bin ich tatsächlich. Ich habe Floristin in Schleswig-Holstein gelernt, später dann aber auch noch an der Ostkreuzschule Fotografie studiert und an der St. Martins School eine Summer School für Interieur Design gemacht.

Wie wohnt ihr und seid ihr zufrieden?

Wir haben eine sehr helle Wohnung in Prenzlauer Berg, an der Grenze zu Mitte. Die Behörden wissen nie, wo wir hingehören, der Elterngeldantrag für meinen Sohn ging ewig hin und her! Ich wohne hier mit meinem Mann und meinem Sohn.
Wir haben eine schöne Altbauwohnung, mit Balkon und Flügeltüren und ja, wir sind sehr zufrieden. Unter der Woche sind wir immer zentral in der Stadt, das Wochenende verbringen wir meist in unserem kleinen Sommerhaus an der Havel im Garten. Das Haus ist in einer sehr netten Anlage, wir haben viele Menschen, mit denen wir befreundet sind, in der Nähe. Für mich ist diese Kombination ein „perfect match“. Ich liebe die Natur und brauche sie auch. Insofern bin ich sehr dankbar, dass wir diese Möglichkeit haben.
Aber wenn wir am Wochenende hier sind, dann ist das auch toll. Denn die Wohnung liegt genau im Flohmarkt-Mekka zwischen Arkonaplatz und Mauerpark. Und ich liebe ja Flohmärkte!

Ihr verkauft bei Marsano Vintage ja auch Vintage Möbel und Fundstücke, ist das also auch „dein“ Bereich?

Ja, früher bin ich wirklich jeden Sonntag auf den Flohmarkt und habe so viele Sachen angeschleppt. Ich bin da ein richtiges Trüffelschwein! Irgendwann durfte ich nichts mehr nach Hause mitbringen, bzw. haben wir die Regel eingeführt, wenn ich was mitbringe, dann muss was anderes raus.
Und so habe ich dann immer mehr Sachen mit zu marsano gebracht, denn ich konnte natürlich nicht mit den Flohmarkt-Einkäufen aufhören! So ist dann schließlich marsanovintage entstanden, vor mittlerweile neun Jahren. Da haben wir den Laden nebenan noch dazu gemietet, den kann man auch für Fotoshootings mieten oder für Workshops. Und Ja! Der Einkauf hierfür ist mein Bereich bei marsano, aber meine beiden Geschäftspartner helfen beim Dekorieren im Laden auch gerne mit.

Ich hatte bei dir zuhause auffälligere Blumenbouquets erwartet, aber das ist gar nicht dein Stil, oder?

Für zuhause nicht so richtig, nein. Ich liebe das Kleine, aber selbst gezüchtete…  Oft nehme ich mir sonntags abends aus dem Garten Blumen mit für die Woche. Aber wer selbst einen Garten hat, weiß sicher, dass man nicht gerne abschneidet, was man zuvor mit viel Liebe gezüchtet hat!! Ich habe aber auch oft die tollen marsanogarten Dahlien bei mir zuhause. Im marsanogarten in Rahnsdorf bauen wir besondere Blumensorten an, die wir auf dem Blumenmarkt nicht bekommen.. Und ich liebe gerade Hagebuttenzweige! An jeder Frucht hat zuvor mal eine Rose geblüht. Ist das nicht wahnsinnig? Die Natur lehrt uns soviel, jedes Stadium ist wichtig und wertvoll.

Was ist dir sonst in Sachen Wohnen wichtig?

Licht! Sonnenlicht. Am liebsten, wenn man im Bett liegt, so dass der Wind rein wehen kann und die Sonne auf die Nase scheint. Ansonsten mag ich es gemütlich und auch praktisch. Ich liebe verschiedene, besondere, gute Materialien, wie zum Beispiel hochwertige Bettwäsche, aber mir ist auch Funktionalität wichtig. Und ich mag Einrichtung einfach gerne vintage, ich finde die neuen Sachen oft nicht so richtig wertig. Und alte Sachen erzählen Geschichten, das spürt man auch ganz oft. Dass da einfach ein Möbelstück steht, an dem schon so viele Menschen saßen, das schon viel erlebt hat. Das liebe ich.

Dein liebstes Möbelstück?

Das ist unser runder Esstisch, mit den Freischwingern von Breuer, an dem kann man wundervoll den ganzen Abend versacken, mit Freunden und Wein. Aber auch tagsüber kann man hier sehr gut kreativ arbeiten, basteln, etc . Ich finde ja, runde Tische sind super. Nicht nur weil sie schön sind, sondern auch, weil sie die Kommunikation fördern.
Mein zweiter Liebling ist der blaue Sessel bei Fritz im Zimmer. Den habe ich auf dem Flohmarkt gekauft, neu aufgepolstert für Marsanovintage und ihn sogar für ein paar wichtige Filme vermietet. Und dann ist Fritz geboren. Wir fuhren mit dem Taxi aus dem Krankenhaus nach Hause und ich rief meinem Geschäftspartner Andreas an und meinte „Kannst du mir einen Sessel zum Stillen besorgen?“ Das hat er gemacht. Kurz nachdem wir Zuhause angekommen waren, ist auch schon der „Stillthron“ angekommen. Ich habe eine so gute Stillzeit darin verbracht… Auch später, als er anfing zu krabbeln, etc war der Sessel oft mein fester Platz für das Homeoffice. Fritz wusste immer, wo er mich findet! Nun ist der Sessel also bei Fritz im Zimmer und ich lese abends dort vor. Mittlerweile sitzt er auch oft alleine darin und liest selber. Wer weiß, was dieser Sessel zuvor schon für Geschichten erlebt hat!!

Wie hat dein Sohn euer „Wohnen“ verändert?

Es ist bunter geworden! Und bei uns ist immer kreatives Chaos, was ich gut und wichtig finde. Sofa-Elemente werden zu Höhlen verbaut und mit  Kaschmir-Decken verhängt …. Ich mag es überhaupt nicht, wenn man bei Kindern und auch bei Erwachsenen dazwischen geht, während sie gerade im Prozess von etwas Neuem sind. Hinterher kann aber sehr gerne aufgeräumt werden, haha! Ich habe schon immer Spielzeit, Essenszeit und Aufräumzeit getrennt. Das habe ich im Spielraum Kurs nach Emi Pickler gelernt.
Kann ich total empfehlen. Ich glaube, wenn wir alle ihren Ansätzen folgen würden, wären viele Eltern entspannter, zufriedener und auch stolzer darauf, was ihre Kinder geschaffen haben.

Bist du gerne Zuhause?

Oh ja, sehr gerne.  Im allerersten Lockdown waren wir die ersten Wochen komplett in der Wohnung. Wir kamen gerade von einer Fernreise zurück, waren erschöpft und die Situation war ja auch am Anfang noch kaum einschätzbar. Da habe ich unsere Wohnung noch mal ganz neu lieben gelernt. Die Sonne hatte die ganze Zeit so wundervoll herein geschienen, es war wirklich schön, auch wenn diese Zeit natürlich für Viele auch sehr schlimm war. Ich habe das durchaus auch genossen… Wann ist man sonst schon mal mehrere Wochen zu jeder Tag- und Nachtzeit in der eigenen Wohnung?

Wie seid ihr ansonsten durch die Lockdown-Zeiten gekommen?

Gut.  Wir haben sogar zwei kleine Häuser auf unserem Gartengrundstück, in dem einen habe ich mich oft zurückgezogen und getöpfert.  Und dadurch, dass wir eben viel im Garten waren und somit draußen sein konnten, haben wir uns auch früh wieder mit Freunden treffen können. Wir saßen gemeinsam am Feuer und die Kinder konnten frei spielen. Sogar im Regen konnten die Kids unter der Pergola werkeln oder im Baumhaus sitzen.

Was machst du an einem gemütlichen Sonntag?

Da bin ich meist im Garten, morgens geniesse ich einen Kaffee an der Havel, dann ernte ich im Garten Obst, backe Kuchen, pflücke Blumen. Am Nachmittag einen kleinen Ausflug mit den Liebsten machen, eine Höhle im Wald bauen, lesen und dann gerne mal kurz einschlafen, ich mag die lange Mittagsstunde, wo einem die Sonne ins Gesicht scheint… Ich bin einfach sehr naturverbunden, bin gerne an der frischen Luft. Und ich geniesse am Wochenende vor allem genau das – und Ruhe!

Danke, Annett!

Fotos: AnneLiWest und Privat