Wie entgehe ich der Altersarmut? Mit Karolina Decker von finmarie

Vorsorgen, Investieren, sich um die eigenen Finanzen kümmern - für immer mehr Frauen sind das wichtige Themen, sie sprechen über Geld und kümmern sich auch darum! Und das sollten wir eigentlich alle tun, denn noch immer sind Frauen viel häufiger von Altersarmut betroffen, immer noch ist es keine gute Idee, sich auf den Ehemann zu verlassen, wenn es um die Finanzen geht. Natürlich gibt es mittlerweile auch viele Unternehmen, die sich hauptberuflich mit Frauen und Finanzen beschäftigen, eines davon ist finmarie. Europas erste Finanzplattform von Frauen für Frauen! Das Team von finmarie bietet 100% transparentes, personalisiertes Finanzcoaching und zudem auch ein inspirierendes Netzwerk und gegenseitige Unterstützung. Aber wo fängt man an? Und was lohnt sich? Wir haben Karolina von finmarie ein paar Fragen gestellt:

Liebe Karolina, ihr beratet bei finmarie ja Frauen in Sachen Finanzen. Ist denn da immer noch so viel Bedarf?

Also dieses klassische Bild “Mann kümmert sich um Finanzen, Frau hat nicht mal ein eigenes Konto“, das gibt es zwar noch, aber es wird seltener und es hat sich bereits enorm viel getan. Frauen von heute, besonders junge Frauen, sind viel unabhängiger und gestärkter, was das Thema Finanzen angeht, das merkt man total. Viele haben einfach Lust, sich Wissen anzueignen, sie suchen Ansprechpartner:innen, es gibt Webseiten, Podcasts, Blogs. Da ist viel in Bewegung. Die Tendenz ist also gut, aber es ist natürlich noch so viel Luft nach oben! Frauen bekommen ja immer noch 21% weniger Lohn, viel mehr Frauen arbeiten in Teilzeit und in Berufen, in denen man weniger verdient. Und Frauen bekommen im Durchschnitt 53% weniger Rente. Wir haben immer diese Beispielrechnung: Zwei Personen, Mann und Frau absolvieren ein Studium, dann der erste Job als Junior. Der Mann steigt bei gleichen Voraussetzungen statistisch schon mit 2 % mehr Gehalt ein. Und im Laufe der Jahre geht die Gehaltsschere immer weiter auseinander, wenn Kinder dazu kommen, Elternzeit genommen wird, Teilzeit gearbeitet wird. Die Männer werden früher Senior, steigen schneller auf, bekommen immer mehr Gehalt. Das ist einer der vielen Gründe, warum wir Frauen finanziell immer noch schlechter gestellt sind.

Und genauso viele Ansätze gibt es, damit das anders wird, denke ich… Welchen findest du besonders wichtig?

Ich finde es am Wichtigsten, dass man schon früh anfängt, über Geld zu sprechen und zwar gleichwertig mit Jungen und mit Mädchen. Es gibt Studien, dass Mädchen weniger Taschengeld bekommen, das ist doch unglaublich! Es geht also in den Familien los. Man kann ruhig auch mal beim Abendessen über Finanzen und Anlagen sprechen. Des Weiteren fände ich Finanzbildung im Schulsystem wahnsinnig wichtig. Wir hatten vor der Corona-Zeit eine tolle Initiative, sie hieß Schulgold. Da haben wir Finanzwissen in Schulen vermittelt, haben Workshops gegeben und einfach aufgeklärt. Gerade die älteren – etwa ab der 6. Klasse – hat das wahnsinnig interessiert. Solche Finanzbildungsprogramme können das Leben ja wirklich nachhaltig verändern, sie helfen Lehrer:innen, Schulen und Jugendlichen, kluge und selbstbewusste finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Und was bietet ihr den Frauen bei finmarie?

Wir bieten die „One Stop Lösung“ – also wirklich alles. Und ganz vielfältig kombinierbar. Wir machen klassische, unabhängige Beratung, Workshops, Master Classes, Online Tools, Robo-Adviser. Mit uns kann man das eigene Portfolio perfektionieren, aber wir können auch von Anfang an unterstützend dabei sein oder gar ein Portfolio für Kundinnen anlegen, je nach Wunsch. Vorher kann man auch einen „Finanz-Check“ machen, also wirklich Einnahmen, Ausgaben, Versicherungen überprüfen, was macht Sinn. Und wie gesagt: Entweder man macht dann alleine weiter, oder wir kümmern uns. Finanzielle Themen sind so vielfältig, wie die Frauen selbst – sei es die Finanzierung der eigenen vier Wände, Altersvorsorge, Kauf des ersten Autos, Schutz der Familie oder der Sparplan fürs Enkelkind. Jede Frau hat andere Themen, die ihr am Herzen liegen, die ihr wichtig sind. Unsere Motivation ist, Frauen auf ihrem Weg zu begleiten und sie finanziell fit zu machen, egal in welche Richtung sie wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie gerade erst ins Berufsleben starten oder schon fest im Leben stehen, ob Sie viel, wenig oder keine Erfahrung mit Finanzen haben.

Das ist ein gutes Stichwort. Viele verdienen nicht wirklich genug, um viel zurückzulegen, was würdet ihr raten?

Es geht immer darum, den ersten Schritt zu machen. Auch kleine Beträge lohnen sich, bei vielen Anbietern sind 25 Euro der kleinste Betrag für einen ETF-Sparplan und auch ein kleiner Sparplan kann helfen, Vermögen aufzubauen. In Zeiten wie diesen, wo die Zinsen der meisten Anlagen unser Geld nicht vermehren, sondern nur die Verluste der Inflation minimal verringern, brauchen wir nun mal Alternativen.

ETFs sind ja in aller Munde. Aber ist das was für Jede? Welche Geldanlage macht denn Sinn?

Es empfiehlt sich bei der Geldanlage immer eine breite Streuung über unterschiedliche Produktklassen und Laufzeiten. Neben Tagesgeld und Festgeld kommen auch der Kauf von Investmentfonds, ETFs, Edelmetallen oder Aktien in Betracht. Grundsätzlich eignen sich Investitionen in Sachwerte (Aktien, Aktienfonds, Immobilien) als Mittel gegen die Inflation.
Wie die konkrete Aufteilung aussehen sollte, ist individuell sehr verschieden. Dies hängt von der Höhe des Vermögens, aber natürlich auch von der persönlichen Bereitschaft zum Risiko ab.

Hier findet ihr einen Überblick über verschiedene Anlageformen nach Renditechancen:

Viele schrecken vor Anlagen auf dem Kapitalmarkt zurück, wo würdest du empfehlen, sich zu informieren?

Ich würde immer auf die klassischen Medien setzen, es gibt viele Fernsehsendungen mit Fokus auf Finanzthemen und politische Themen auf einschlägigen Kanälen wie ntv, N24 oder Bloomberg zum Beispiel. Und es gibt auch viele Fachbücher und Finanzratgeber. Außerdem natürlich Blogs und Webseiten, dort kann man auch oft kostenlos unzählige Informationen, News und Daten zu Aktien und auch weiteren Börsen- und Finanzthemen aufrufen.

Lohnt sich ein Riester für Frauen mit Kindern und worauf muss man achten?

Ja, Riestern kann sich für Frauen lohnen, die Kinder haben und tatsächlich die entsprechenden Zulagen bekommen. Auch eine hohe Steuerlast kann über die Beiträge zur Riester-Rente gemindert werden.

Gibt es sonst noch einfache Tricks, sich in Sachen Altersvorsorge etwas besser aufzustellen?

“Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen” – dieses Sprichwort gilt auch beim Sparen oder Geld anlegen. Je früher du beginnst, desto länger hat dein Vermögen Zeit, um zu wachsen. Das gilt für regelmäßiges Sparen genauso wie für eine langfristige Geldanlage.
Ob Altersvorsorge, Immobilienfinanzierung oder finanzielle Absicherung – Anlageziele sind vielfältig. Je nach Sparplan ist eine andere Spar- oder Anlageform die richtige. Wenn du weißt, wofür du das Geld brauchst, kannst du die passende Anlage wählen. Und eine Immobilie ist natürlich eine sehr solide Kapitalanlage und zugleich eine Investition in deine Altersvorsorge.

Aber die lohnt sich doch erst ab einem gewissen Kapital, oder?

Ja, auf jeden Fall. „Betongold“ lohnt sich nicht in jeder Anlagestrategie. Und nicht jede hat diese Möglichkeit, aber auf lange Frist, wenn man beobachtet, wie sich der Markt entwickelt, hat es sich bislang für die meisten gelohnt. Aber ja, es geht immer darum „Welche Ziele habe ich?“ Und auch „Was ist möglich?“

Würdet ihr empfehlen, auch mit dem Ehemann (falls vorhanden) einen Deal auszuhandeln, wenn dieser sehr viel besser verdient?

Ja, auf jeden Fall. Offene Gespräche über Finanzen sind immer eine gute Idee. Am besten vor der Ehe! Wenn es Vermögen gibt, dann empfehlen wir immer, einen Ehevertrag abzuschließen. Ansonsten muss man muss sich fragen: Was macht Sinn? Und wie fühlen sich alle Parteien fair behandelt? Das ist meistens nicht der Fall, wenn man 50/50 teilt in Sachen Finanzen. Im Idealfall kann der Mann das ausgleichen, was Frau beispielsweise durch Kinderbetreuung verliert, aber das ist selten möglich. Es ist aber wichtig, den Cashflow für die Frau zu sichern, damit sie nicht oder nur wenig an ihre Erspartes gehen muss. Es gibt da die 4 %-Regel, diese ist auch bekannt unter dem Namen „Safe Withdrawal Rate“ (SWR) oder „sichere Entnahmerate“. Mit ihr lässt sich darstellen, wie viel Geld du pro Jahr von deinem Vermögen abheben darfst, ohne, dass dein Vermögen weniger wird. Nehmen wir mal an, dein Vermögen beträgt 100.000 € – so dürftest du jedes Jahr 4.000 € entnehmen, damit dein Vermögen gleich groß bleibt. Das funktioniert aber nur, wenn du dein Geld so anlegst, dass es jedes Jahr um mindestens 4 % steigt. Das ist nicht einfach, aber möglich: z. B. mit einem guten Aktien- und ETF-Depot.
Oder man teilt am besten die Elternzeit und es geht auch nicht nur eine Person in Teilzeit, sondern man wechselt sich ab, wenn das geht!

Danke, Karolina!