Weihnachten in einem minimalistischen Haushalt

Weihnachten steht vor der Tür und der Konsumzwang steigt. Besonders in meiner Wahlheimat USA. Wie ich die Feiertage trotz meiner Allergie auf zu viel “Zeugs” überstehe? Die kurze Antwort ist: es gibt nur wenige Geschenke. Im Detail ist das natürlich ein komplizierterer Prozess. Mehr dazu verrate ich Euch heute hier.

Ich gehöre zu den Menschen, die unheimlich feinfühlig auf ihre Umwelt reagieren. Das betrifft Personen, aber eben auch mein zu Hause, und wie es da so aussieht. Über die Jahre habe ich gemerkt, dass mich Unordnung unruhig macht. Sieht es chaotisch aus, kann ich mich nicht konzentrieren. Im Umkehrschluss gibt es für mich keine größere Befriedigung als auszumisten. Manche gut erhaltenen Sachen verkaufe ich, aber vieles spende ich einfach direkt, damit ich es so schnell wie möglich loswerden kann. Mit jedem Sack oder jeder Tüte, die mein Haus verlässt, fällt mir eine Last von den Schultern. Und es ist jetzt nicht so, dass wir unordentlich wären.

Weniger ist mehr

Es ist einfach so, dass ich auf “Zeugs” allergisch reagiere. Wir haben von allem nur das, was wir brauchen. (Gut, bei Klamotten und Schuhen drücke ich ein Auge zu, aber ich bessere mich.) Nichts steht überflüssig rum. Weniger ist einfach mehr. Somit ist auch schnell aufgeräumt und geputzt. Eine “win-win”-Situation sozusagen.

Weihnachten und Geburtstage sind mir folgeschlüssig aus der minimalistischen Sichtweise ein Dorn im Auge. Und ich muss mich durchaus als schuldig erklären, schon des öfteren Sachen verschwinden zu lassen haben. Zum Glück haben meine Kinder nicht einen besonderen Bezug zu Objekten. Vor jedem Geschenke-Anlass sortieren wir aus. Ich möchte auch, dass meine Kinder nichts in ihren Zimmern haben, was sie nicht wirklich mögen oder womit sie schon längst nicht mehr spielen. Manchmal hilft es auch, eine Art Rotation einzubauen. Dafür verstaue ich manchmal ein paar Dinge in der Garage und tausche sie mit anderen Spielsachen nach mehreren Wochen aus. Denn in der Regel ist es ja so, wer die Wahl hat, hat die Qual. Anders gesagt: je weniger Optionen, desto einfacher die Entscheidung. Praktisch sieht das so aus, dass die Kinder einfach besser und stressfreier spielen, wenn es nur wenige Spielsachen gibt. Und die wenigen, die wir haben, sollen natürlich auch qualitativ hochwertig sein und ihre Kreativität fördern. Batteriebetriebene Plastiksachen fallen somit direkt schon mal raus.

Qualität vor Quantität

Und somit ziehe ich Qualität jeder Quantität vor. Und auch Marie Kondo’s Prinzip, dass man nichts im Haus haben sollte, was einen nicht erfreut, habe ich verinnerlicht. Daher bin ich ziemlich wählerisch geworden, was ich mir überhaupt ins Haus hole. Das betrifft natürlich auch Spielsachen für die Kinder.

Von vielerlei Orts kommt seit Wochen die Frage, was sich die lieben Kinderlein denn zu Weihnachten wünschen. “Bücher,” war oft meine Antwort. Doch darin versinken wir mittlerweile auch, und ich spende schon großzügig an den deutschen Kindergarten und die Schulbücherei. Es wird von Jahr zu Jahr tatsächlich immer schwieriger, tolle Geschenkideen zu sammeln. Und leider wird meine “weniger-ist-mehr”-Ansicht in ein paar Familienkreisen nicht geteilt bzw. nicht respektiert. Wenn dann 20 Billigbücher anstelle von einem gescheiten, schönen Band per Post hier landen, rege ich mich leider immer wieder aufs Neue auf. Natürlich gibt es auch Freunde und Familie, die genau wissen, was gefällt und gezielt für die Kinder was schenken. Und Oma und Opa schenken sowieso am liebsten, was gebraucht und gewollt wird, steht zum Beispiel ein neues Fahrrad oder ein Bobby Car an.

Geduld, mein Kind

Aus der Reihe gibt es bei uns überhaupt keine Geschenke. Meine Kinder sollen besondere Anlässe zu schätzen wissen und auch mal auf die Erfüllung eines Wunsches warten müssen. In unserer heutigen Konsumgesellschaft ist Geduld ja durchaus eine Tugend geworden. Selbst mein Sohn schlägt mit seinen drei Jahren regelmässig vor, dass es ja nicht schlimm sei, wenn etwas kaputt ginge, denn “Du kaufst ein neues, Mama, nicht?” Und dennoch fehlt es meinen Kindern in den Monaten zwischen Weihnachten und Geburtstagen an nichts.

Trotzdem gehören Geschenke ja zu Weihnachten dazu und sie auszupacken macht natürlich Freude. Aber es müssen ja keine Geschenkeberge unter dem Baum liegen, nicht? Unsere Kinder bekommen dieses Jahr jeweils ein Wobbel Board. Die finde ich schon seit vielen Monaten toll. Darüberhinaus bekommt die Große einen Webrahmen und ein paar Bücher, und der Kleine ein Auto und ein paar Spielfiguren. Beide bekommen noch ein paar neue Anziehsachen. Basta. Und wenn Weihnachten dann vorbei ist, sind diese Geschenke super integriert. Man braucht keine neuen Boxen, Kisten, Regale. Und die zwei Wobbel Boards, die dann in den Zimmern stehen, werden mir bei jedem Anblick Freude bereiten.