Warum wir nachts nicht streiten sollten

Es ist 3:42 und alle sind wach. Denn das Kind schreit. Die Eltern kochen Milch. Das Kind schreit. Der Vater hebt es hoch. Es schreit. Die Mutter macht das Licht an, der Vater schimpft. Jetzt sei es ja wohl wirklich wach. Die Mutter ist sauer. Die Mutter macht das Licht wieder aus. Der Vater checkt die Windel. Das Kind schreit. Die Mutter sagt: die Windel ist es nie. Der Vater sagt: Es ist zu kalt hier. Die Mutter sagt: so ein Quatsch! Das Kind schreit, die Eltern streiten. Irgendwann beruhigt es sich, während Papa es herumträgt. Schmollend. Auch die Mutter schmollt. Baby schläft, Mama wach. Die Mutter kann dann auch nicht mehr einschlafen, sie ärgert sich über ihren Mann. Ist so müde, dass sie ganz sicher ist, den nächsten Tag nicht zu überleben.

Am nächsten Tag war alles gar nicht so schlimm.

Vielen von euch kommt das sicher bekannt vor, oder? Schlaflose Nächste sind kein Zuckerschlecken und wir müssen fast alle durch sie durch. Ich persönlich musste wirklich lange da durch und mein Mann mit mir. Und wenn es eines gibt, was ich weitergeben kann an Erfahrungen (und das ist nicht viel), dann ist es: streitet nicht nachts. Versucht, um jeden Preis ruhig zu bleiben.

Oft macht es Sinn, wenn man vorher abmacht, wer zuständig ist. Dann kann der andere sich schnell aus Sofa verkrümeln, wenn es losgeht. Und es bringt nichts, nachts zu diskutieren, was zu tun ist. Gar nichts!

Geholfen hat mir bei dem nächtlichen Prozess dieser Artikel über den Schlaf in der Zeit. Vor allem dieser eine Satz:

Der Körper produziert das Glückshormon Serotonin nachts nicht. Wir empfinden die Dinge schlimmer als bei Tage. Daher sollten wir uns nachts nicht so ernst nehmen.

Dieser Satz hat mein Leben verändert. Er erklärt so viel! Wir sind nachts also schon mal generell weniger glücklich, weil kein Serotonin produziert wird. Kein Wunder, dass uns ein schreiendes Kind noch mehr aus der Bahn wirft, als es das tagsüber schon tut. Und dass wir oft nicht wieder einschlafen können, weil wir Probleme hochkochen, die unter Tag viel weniger schwer wiegen.

Wir sollten uns nachts nicht ernst nehmen. Und uns das immer wieder klarmachen, wenn wir zu unmenschlichen Zeiten wach sind und die Welt zusammenzubrechen droht.

Babys und Kinder wachen nachts auf. Weil sie Nähe brauchen, weil sie schlecht träumen. Weil sie Hunger oder Durst haben, weil die Zähne wirklich nachts ganz besonders doll weh tun. Weil ein Entwicklungsschub unangenehm ist, weil weil weil. Es gibt unzählige Gründe, warum sie aufwachen und manchmal schreien sie sogar richtig und lassen sich schwer beruhigen. Bei uns hat “um jeden Preis nachts ruhig bleiben” total geholfen. Und eben aufteilen, damit wenigstens einer schläft und nur der andere zuständig ist. Was auch half: es einfach annehmen, wie es ist. Und das Wissen:

Morgen wird alles wieder gut sein.

Tja und: seit ein paar Tagen ist es einfach vorbei. Quinn hat jetzt einige Nächte sogar so richtig durchgeschlafen. Ist kein einziges Mal aufgewacht. Nicht in ihrem eigenen Bett, aber immerhin. Vier Zähne sind durch, einige der vielen, unzähligen Entwicklungsschritte sind anscheinend geschafft. Bei ihr ist (zumindest temporär) Ruhe eingekehrt. Bei uns auch. Phew!

Also Eltern, die ihr noch die Nächte durchmachen müsst:

Streitet nicht. Bleibt ruhig. Es wird vorbeigehen. Wirklich!

 

Foto: Bastien Jaillot/Unsplash