Wann ist der richtige Zeitpunkt für das zweite Kind?

Langsam, so ganz langsam brodelt es wieder in meinem Hormonhaushalt. Wenn ich ehrlich bin, schon seit einer Weile. Und an Xavers zweitem Geburtstag, da brodelte es ganz besonders intensiv! „Jetzt ist er zwei, und es ist noch kein Geschwisterchen im Bauch!“ dachte ich. Panik machte sich breit, sollten wir nicht endlich sofort loslegen, hatten wir den richtigen Zeitpunkt vielleicht schon verpasst?

Schnell nachlegen oder warten?

Tja, wenn es den denn gäbe, den richtigen Zeitpunkt, oder? Ich kenne viele, die darauf plädieren, die ersten zwei Kinder mit möglichst kurzem Abstand zu bekommen. Zwei Jahre ist der Standard, viele sind noch schneller und die Kinder sind nur 20, 18, 16, noch weniger Monate auseinander. Der Vorteil liegt auf der Hand: die Kinder können ziemlich sicher relativ früh etwas miteinander anfangen, man hat „einen Aufwasch“ und muss nicht nachdem man mit dem ersten Kind gerade aus dem Gröbsten raus ist, wieder von vorne anfangen.

Der Nachteil liegt aber auch auf der Hand. Zwei Wickelkinder, zwei Kinder, die noch keine Treppen steigen können, sich nicht artikulieren können, nicht durchschlafen, eigentlich nichts selbst können – das ist anstrengend (Respekt an alle Zwillings-Eltern an dieser Stelle!!!) und das geben auch alle zu. Eine Freundin, deren Kinder 19 Monate Altersunterschied haben, sagt, sie habe monatelang regelrecht Angst davor gehabt, mit beiden alleine zu sein. Wenn dann auch noch das zweite Kind, sagen wir mal „anspruchsvoller“ ist, als es das erste war. Hui! Und die Schwangerschaft… Uff.

Keine Garantie für Harmonie

Zudem gibt es ja keine Garantie für Geschwister-Harmonie, auch wenn der Altersunterschied klein ist. Ich kenne ein Geschwister-Paar, das nur eineinhalb Jahre auseinander ist und sich die ersten 15 Lebensjahre regelrecht gehasst hat. Der große Bruder tyrannisierte seine kleine Schwester permanent und die armen Eltern mussten jahrelang darauf achten, die beiden nicht alleine zu lassen. Kann auch passieren, oder? Wer sagt, dass sich Geschwister immer Bombe verstehen müssen?

Für mich war schnell klar, dass ein „schneller zweiter Schuss“ nicht in Frage kommen würde. Dabei wusste ich von Anfang an, dass ich ein zweites Kind möchte. Ich bin selbst Einzelkind, fand es immer doof und außerdem spürte ich schon früh, dass Xaver einer von der Sorte sein würde, denen ein Geschwisterkind, das ihm zumindest manchmal den Thron in der Familie (den er innehat! Frechdachs…) streitig macht, gut tun würde. Er liebt außerdem Babies. Es gibt nichts Süßeres als seine Reaktion auf Mini-Menschen, er will sie beobachten, streicheln, er ist völlig einnehmend und fasziniert. Ich glaube, Xaver wird ein großartiger großer Bruder.

Panik vor einer erneuten Schwangerschaft

Trotzdem hatte ich regelrecht Panik, gleich wieder schwanger zu werden. So viel Panik, dass ich mir sogar wieder die Pille verschreiben ließ, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Aber ein „Huch, ich bin schon wieder schwanger“, wäre einfach mein Albtraum gewesen. Ich fühlte mich weder körperlich noch mental bereit dafür. Xaver war und ist ein anspruchsvolles Kind, er war ein sehr einnehmendes Baby, er war nie einfach nur dabei, lag nie glucksend im Kinderwagen – ihr wisst, was ich meine. Erst jetzt, wo er spricht, läuft, immer selbstständiger wird, merke ich, wie ich selbst befreiter bin, wie ich überhaupt das Gefühl habe, ich hätte noch Ressourcen für ein zweites Kind übrig!

Und körperlich – ich habe mich schnell von der Geburt erholt, war auch relativ bald wieder auf meinen vorherigen Gewicht – tatsächlich wiege ich jetzt sogar etwas weniger, wie geht das denn!? Aber ich war einfach nicht bereit. Mein Körper sprach zu mir: lass mich noch ein bisschen alleine sein, ein bisschen ICH sein, ein bisschen normal sein, bevor wir wieder in diesen (wunderschönen!) Wahnsinn starten. Bitte!

Wieder: erst jetzt habe ich das Gefühl, bereit zu sein für Bauchumfang, Busenumfang, eingeschränkte Bewegung und allem was dazu gehört. Inklusive der Hormone!

Und jetzt: bereit oder nicht?

Wo wir bei der nächsten Sache wären. Ich weiß ja jetzt, was auf mich zukommt. Entsprechend realistisch bin ich. Jetzt gleich schwanger werden? Dann liege ich ja genau in den Sommermonaten im Bett mit Übelkeit und Launen! Natürlich kann dieses Mal auch alles anders werden, aber während meiner ersten Schwangerschaft waren die ersten drei Monate nun mal wirklich schrecklich und ich befürchte, das wird beim zweiten Mal genauso…. Vor der Geburt habe ich dagegen gar keine Angst, wohl aber vor den ersten Monaten mit zweien. Lieber im Sommer! Dann kann man mit beiden rausgehen, denke ich.

Tja, und dann sagen mir auch wieder viele: “leg lieber einfach mal los, anstatt so viel nachzudenken.” Mit einem Kleinkind ergeben sich die Momente zum „Babies machen“ einfach seltener und ich kenne einige, bei denen der Wunsch vom zweiten Kind erst nach sehr langer Zeit und Planung realisiert werden konnte. Ich bin also völlig naiv, wenn ich davon ausgehe, dass ich (wie beim ersten Mal) sofort schwanger werde, oder?

Ihr merkt, hier ist viel Verwirrung und Ratlosigkeit. Zwei Pillenpackungen habe ich noch, danach wollte ich mir eigentlich keine mehr holen. Und wenn es dann schnell klappt, dann wären Xaver und sein Geschwisterchen genau drei Jahre auseinander. Ist das denn ein guter Abstand?

Ich bin sehr gespannt, was ihr mir sagt, raten könnt und auf eure Erfahrungen!