Single Mama Dating

Irgendwann, auch wenn es kuschelig im Mini-Familienbett ist und Mama und Kind sogar die perfekte Schlafposition gefunden haben, kommt der Zeitpunkt, an dem man denkt: Irgendwie war es auch schön, mit jemandem zu kuscheln, der größer als 90 cm ist. Man merkt, dass Erwachsenen-Playdates auch wichtig sind, so gerne man auch Mami ist und zeitweise das Gefühl hat, man bräuchte gar nichts anderes.

Der Spielplatz als Paarungsreservoir

Ich bin also wieder auf dem Markt. Wenn trotz Kind überhaupt mal Zeit ist, abends auszugehen, bleiben im Alltag nicht viele Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen. Regelmäßig dient deshalb der Spielplatz als Paarungsreservoir. Da guckt man dann schon mal, ob der gut aussehende Papa von Finn/Oskar/Ella vielleicht keinen Ring am Finger hat. Generell sind Männer mit Kindern natürlich ziemlich anziehend. Da schlägt wahrscheinlich mal wieder unsere Natur durch: Der Mann, der Versorger. Auch die Väter in der Kita sind natürlich nicht alle vergeben, die große Herausforderung auch hier erst mal: Das herauszufinden.

OkStupid

Was für Optionen hat man noch? Online-Dating. Genau. Meine Wahl fiel auf OkCupid. Tinder wurde auch ausprobiert, allerdings hatte das App bei mir einen Fehler (oder ich habe etwas falsch gemacht) und wischte konsequent in die falsche Richtung. Ihr könnt euch das unangenehme Resultat vorstellen. Tinder wurde also schnell wieder gelöscht (in der großen Hoffnung, dass mich niemand dort gesehen hat). Die zweite Wahl fiel dann auf OkCupid. Auch hier gilt: Nur Foto hoch laden und los gehts. Ich habe mich natürlich aus reinen Recherchezwecken angemeldet… Schon seltsam, dieser Jahrmarkt der Selbstdarsteller, die sich alle nach einem ähnlichen Muster präsentieren (sehr lesenswert dazu Helene Hegemanns Essay in der FAS). Kurz stellte sich die Frage, ob ich ein Häkchen bei “Hat ein Kind” mache. Aber auch wirklich nur sehr kurz, denn klar, das muss mit rein! Es gibt mich eben nur im Doppelpack und so kann man auch die “Casual Sex”-Anbieter ganz gut herausfiltern. Der nächste Schritt wäre ja dann, sich mit jemanden zu treffen. Ich muss zugeben, dass ich meinen Account nach weniger als 24 Stunden wieder gelöscht habe und ganz erleichtert war. Für mich war das einfach nichts. Irgendwie haben mich so viele “fremde” Männer eher eingeschüchtert. Es fühlte sich weniger aufregend an, viel mehr creepy. Und vor allem ist es eines: Richtig, richtig viel Arbeit! Das ständige Kommunizieren und Ausfiltern ist anstrengend und stumpft irgendwie ab. Da vertraue ich lieber aufs analoge Leben und so eilig hab ich es dann auch nicht. Für andere mag Online-Dating funktionieren, ich bin nicht der Typ dafür.

Freunde von Freunden

Am ehesten funktioniert vielleicht Möglichkeit Nummer drei: Man lernt jemanden über andere Freunde kennen. Zum Beispiel beim Dinnerabend, Kindergeburtstag oder Picknick im Park. Hier steigen natürlich die Chancen, vielleicht einen Single-Papa kennenzulernen – nicht ganz unpraktisch! Über Freunde ist es in den meisten Fällen safer und so kann ich wenigstens vorab schon einige wichtige Infos über die Flamme erhaschen.

Schwieriges Timing

Sollte ich also durch wundersame Weise jemanden gefunden haben, kommt es zur nächsten Herausforderung: Das Timing. Wann kann ich mich treffen? Klar, nur ohne Kind und am Besten abends. Wenn es ein Wechselmodell gibt, hat man jedes zweite Wochenende etwas Zeit. Wenn nicht, muss ein Babysitter her und hier ist natürlich das Problem, dass man nur ein kurzes Zeitfenster hat. Nicht ganz einfach ist es, schnell den Modus zu wechseln: Ich bin mit meinem Kind, voll in der Rolle der Mama und dem Häuslich-sein: Kochen, Kuscheln und Spielen. Dann auf den Frau-Sexy-Vamp-Modus umzuschwingen – not easy. Noch komplizierter wird es, wenn die Affäre im vollem Gange ist: Man hat einfach keine Zeit!

Und wenn es ernster werden sollte, kommen die nächsten Fragen: Wann darf er das Kind kennenlernen? Bin ich mir wirklich sicher, dass es funktionieren wird? Kann man das je wirklich sein? Auf keinen Fall will ich meinem Kind zumuten, eine Bezugsperson zu gewinnen, nur um sie dann wieder zu verlieren. Da kommt schnell der Löwenmama-Instinkt hoch, um meine Mini-Familie zu schützen. Das macht das lockere Sich-auf-jemanden-einlassen natürlich schwierig. Und bei älteren Kindern spielt natürlich auch eine Rolle, ob die beiden sich mögen werden. Aber auch für die Männer ist es nicht ganz einfach, besonders wenn selbst noch keine Kinder da sind: Egal wie sehr man sich verliebt, das Kind ist natürlich immer Priorität Nummer eins. Auch daran muss man(n) sich erstmal gewöhnen.

Bis es aber erst mal so weit kommt, werden schon ziemlich viele Checklisten durchgegangen. Ich weiß, was wichtig ist und was ich nicht mehr tolerieren kann. Man ist ja keine zwanzig mehr. Zum Glück. Man hat die doppelte Verantwortung und wenig Zeit. Und bis dahin genieße ich unser Mini-Familienbett, das innige zu zweit sein und überlasse dem Universum den Rest.

 

Photo by Staffage via: kaboompics.com