Seit ich Mutter bin, bin ich mir selbst eine bessere Mama

Neulich kursierte dieser Tweet von dem Comedian El Hotzo: „[Das] Schlimmste an Selfcare ist, dass man sich selbst drum kümmern muss“. Ich musste sehr lachen und in meiner Bubble wurde der Tweet auch wie wild geteilt. Denn ja, das ist tatsächlich die Krux mit der Selbstfürsorge – man muss es machen, sonst macht es keiner. Aber sich um sich selbst kümmern ist total wichtig – und ich habe festgestellt, dass ich das viel mehr tue, seitdem ich Mutter bin.

Ich bin mir jetzt eine richtig gute Mama. Wobei, warum eigentlich Mama! Ich bin ein besseres Elternteil, kümmere mich gut um meine eigene Fürsorge. Vielleicht muss man erst ein Kind haben, um zu merken, wie wichtig das eigentlich ist. Meine Nachbarin meinte neulich: „In dem Moment, in dem du Mutter wirst, übernehmen deine Eltern ja auch eher die Großeltern-Rolle, und dann musst Du eben in diese Rolle schlüpfen“, was ich sehr treffend fand.

Woran könnte das außerdem liegen? Ich beobachte, dass ich einfach den Wert des Kümmerns und Sorgens ganz anders begreife, seitdem ich es den ganzen Tag für ein kleines Lebewesen tue. Und klar, es ist wahnsinnig schön, von anderen umsorgt zu werden und ich freue mich, wenn mein Freund für uns kocht, mir einen Tee bringt oder mir ein Bad einlässt. Aber dafür ist eben im hektischen Alltag mit Kleinkind auch nicht immer Zeit.

Sich selbst vernachlässigen ist keine Option

Sich die Zeit für Selbstfürsorge zu nehmen – und die Energie aufbringen, am Ende eines Tages nicht einfach auf der Couch zu kollabieren und wie ein Zombie auf das Smartphone zu starren (kennen wir alle, oder?) ist nicht leicht. Ich zelebriere das aber in letzter Zeit richtig. Ich versuche, in mich hineinzuhören und die wenige freie Zeit, die ich habe, für mich schön zu gestalten. Gerade nach diesem Jahr, in dem die Müdigkeit und der Frust über die Pandemie gefühlt sehr oft einen zu großen Stellenwert hatten.

Dabei können das schon ganz kleine Dinge sein: Mir einen Tee zu kochen und ein paar Seiten zu lesen. Oder Zeit für einen Yoga-Videostream zu finden. Neulich wollte ich unbedingt Polsterbezüge für unser Balkon-Sofa nähen und habe mir dann diese Zeit einfach genommen und fand sogar das Abstecken richtig meditativ. Dabei waren sicherlich dringendere Dinge auf der To-Do-Liste, aber ich habe mir einfach zugestanden, die Nähmaschine auszupacken und mal wieder kreativ zu sein.

Früher ist mir es nicht immer gelungen, so gut mit mir umzugehen. Da habe ich nach einem stressigen Tag eher noch weitergearbeitet, Alkohol getrunken, habe meine Grenzen nicht so gut, manchmal auch gar nicht, geachtet. Im Rückblick hatte ich damals zwar verglichen mit jetzt gar nicht so viel Stress (Kleinkinder verschaffen einem da eine andere Perspektive, habe ich Recht?!). Aber ich glaube, zentral ist, dass mit der Elternschaft ein neues Selbstbewusstsein kommt und die Einsicht, wie viel man eigentlich leisten kann und wie gut man das beherrscht, dieses Kümmern.

Selbstfürsorge ist feministisch!

Dieses hat zwar in unserer Gesellschaft immer noch nicht den Wert, den es haben sollte – weil Sorge-Arbeit eben weiblich konnotiert ist und somit im Patriarchat oft abgewertet wird – aber ich finde, es ist jedes Mal auch ein radikaler Akt, sich um sich selbst so zu kümmern, wie man es für andere tut. Denn dazu benötigt es auch eigene Wertschätzung. Als (in einer Paarbeziehung lebende) Mutter erfordert es, Grenzen zu setzen und den Partner oder die Partnerin auch in die Pflicht zu nehmen und sich Raum für sich einzuräumen.

Von daher liegt in dem Gedanken, dass man Selfcare selber machen muss, auch eine Form der Ermächtigung.

Und dann fühlt es sich auch nicht mehr ganz so lästig an!

Die Pochette aus dem Titelbild gibt es übrigens bald bei Kera Till im Shop. Ein gutes Geschenk als Selfcare-Reminder, oder?