Lunch ist das neue Dinner

Dürfen wir vorstellen: LISA! Sie wird uns ab heute mit Content rund um das erste Jahr versorgen. Denn Lisas Tochter ist das jüngste Mitglied des Little Years Teams. Außerdem ist Lisa Vollblut-Journalistin und wird uns daher auch in Sachen Interviews und Porträts unterstützen. Und sonst so? Sie kennt sich ziemlich gut mit Lifestyle und Sonnenbrillen aus, ist eine absolute Strahlefrau und ein richtiger Foodie. "Essen" spielt eine große Rolle in Lisa Leben, deshalb ist ihr erster Artikel auch gleich aus dieser Rubrik. Denn seit sie Mutter ist, ist abends irgendwie alles anders geworden. Dafür hat das Mittagessen einen ganz neuen Stellenwert bekommen.

Bühne frei für Lisa!

Seit ich Mutter bin, gibt es eine neue Zeitrechnung: Die Zeit vor und die Zeit nach dem Baby. Vor meinem Leben mit Baby stellte ich mir abends nach getaner Arbeitvor allem eine Frage: Wo wollen wir heute Abend zu essen gehen?Essen gehen steht für mich synonym für „Zeit für uns“. Also Zeit für mich und meinen Partner. Es geht dabei nicht nur um Aromen und Genuss, sondern darum, dem Leben und der Beziehung die Aufmerksamkeit schenken, die im Alltag zwischen Job, kurz mal Social Media checken und bereits wieder auf dem Weg irgendwo hin allzu oft untergeht. Nichts zu tun, außer lecker essen und leicht angetrunken mit neuen Plänen nach Hause schlendern. Das ist unser Moment des Tages und mein Freund und ich waren uns ganz sicher, dass wir das auch mit Baby durchziehen würden.

Wir waren so stolz!

Wir wollten unser Leben ohnehin nicht komplett um das Baby kreisen lassen, sondern vielmehr das Baby in unsere Welt holen, in der Hoffnung dass es ihr dortgenauso gut gefallen würde wie uns. Und das hieß für uns, sie überall dorthin mitzunehmen, wo wir gerne sind und mit ihr zusammen das zu tun, was wir am liebsten tun: Essen gehen und reisen. Klingt dekadent. Ist es auch. Aber es macht Spaß! Als Frida zwei Wochen alt war, kam die erste Essenseinladung und wir haben es gewagt, mit ihr auf eine Spaghetti Bolognese zu unserem Nachbar Frankie nach oben zu gehen, der gerade aus New York zu Besuch war. Kein Restaurant also, sondern die Wohnung drei Stockwerke über uns. Das schien uns machbar. Frida schlief in der Babytrage bei Papa und wir diskutierten über Gott und die Welt. Wir waren so stolz!

Einen Monat später fuhren wir mit Frida nach Italien, in ein kleines Dorf weitab der Touristenmassen. Die Trattorien dort waren so kinderfreundlich, dass es ein Leichtes war, Frida schlafend mit dem Wagen ins Restaurant zu bugsieren oder sie einfach in der Autoschale auf einen Stuhl neben uns zu stellen. Ich stillte sie in der Fondazione Prada, wir wickelten auf dem Beifahrersitz und am Lago die Como entdeckten wir ein Museum, das über einen Wickeltisch in der Männertoilette verfügte. Bella Italia! Die Lässigkeit, die einen beim Reisen irgendwann überkommt, übertrug sich auf uns und unser Baby.

Und dann kam der neue Abend…

Zurück in Berlin wurde das Essen gehen zu dritt schwieriger: Frida begann, einen halbwegs vorhersehbaren Schlafrhythmus zu entwickeln. Abends mit ihr rausgehen wurde zum Glücksspiel: mal klappte es, mal nicht. Das war es also, wovon alle sprachen. Babys wachsen, und hat man sich gerade darauf eingestellt, dass etwas funktioniert, schwupps – ändert sich wieder etwas. Was wir außerdem merkten: seit der Geburt von Frida beschäftigten uns tausend Fragen, die gefühlt so viel wichtiger waren, als wohin wir heute essen gehen könnten. Pupsen, Stillen, Verstopfung – um nur die Highlights zu nennen, auf die sich unser einst so wichtiger abendlicher Austausch jetzt manchmal reduziert hatte.

Plus: Gerade wenn wir uns noch aufraffen wollten, in ein Restaurant zu gehen – übermannte unsregelmäßig die Müdigkeit und der Gedanke daran, dass das Baby in 2-3 Stunden wieder aufwachen würde. Abend essen hat also leider tatsächlich an Bedeutung verloren. Unser innig geliebtes Abendritual musste ersetzt werden und uns dämmerte auch recht schnell, womit: Lunchtime ist es jetzt, Baby! Tatsächlich ist unser Lunch jetzt das neue Dinner – die Mittagszeit ist mittlerweile so etwas wie ein Garant für eine gute Zeit zu dritt bei uns. Entweder Frida schläft – das passt bei uns vor allem, wenn wir draußen einen Tisch finden und das Wetter mitspielt. Oder sie ist wach und dann läuft unser Essenritual wie folgt ab: Bevor wir bestellen, wird Fridas Brei warm gemacht. Während wir auf unser Essen warten, wird sie gefüttert und darf danach mit allem spielen, was der Tisch an Entertainment zu bieten hat: Serviette, Löffel, Brot. In dieser Zeit essen wir und sind dann mit allem drum und dran in einer bisanderthalb Stunden durch.

Lunch, Baby!

Natürlich ist es so, dass man sich nicht mehr so aufmerksam unterhalten kann, weil Baby grade mal wieder mit dem Löffel auf das Glas schlägt. Aber für uns überwiegt das Gefühl, ein bisschen in der Welt zu schwelgen, die wir so mögen und es zu genießen, danach nicht den Tisch abräumen und aufräumen zu müssen, was sich so alles am Boden angesammelt hat. Wir bilden uns sogar ein, dass Frida das Essen gehen auch Spaß macht, weil sie ein sehr neugieriges Baby ist und andere Menschen und Dinge unglaublich aufregend findet. In der Liste unserer Lieblingsrestaurants rangieren im Moment die mit Krabbelmöglichkeiten oder einer Bank zum hochziehen am höchsten. Und man muss es natürlich aushalten können, auch mal zu gehen, wenn es gar nicht gut läuft und das Baby, nörgelt, schreit und so weiter. Aufzustehen und alles stehen und liegen lassen ist dann die einzige Chance.

Wir merken jetzt, dass es am besten im Alter von sechs und zehn Monaten klappte, gemeinsam draußen zu essen– sie war aktiv dabei aber nicht zu aktiv. Als Frida 11 Monate alt war haben wir uns sogar einmal mittags in ein Sterne-Restaurant gewagt, in dem es eine Art Bar gab, an der man lunchen konnte. Ich hatte mich davor ein bisschen gestresst, weil wir bislang nur an Orten mit ihr waren, die laut sind, wo ein Baby also gar nicht weiter auffällt. Und ich will auch nicht zu denen gehören, die ihr Kind einfach überall mit hinschleppen, ohne Rücksicht auf die anderen Gäste. Aber weil Frida nun schon so ein versierter Mini-Restaurantbesucher war, rang die Vorfreude den Zweifel nieder. Und was passierte? Wir kamen an und als wir auf dem Barhocker mit Frida auf dem Schoß Platz nahmen , beugte sich der junge Koch zu uns rüber und sagte: „Willkommen! Ich bin gerade zum zweiten Mal Vater geworden.“ Das ist für mich das schöne am Elternsein: Egal wo Du hingehst, Du triffst eben auch dort, wo Du es am wenigsten erwartest, auf Menschen, die auch Kinder haben. Und die sich darüber freuen, dass auch Du welche hast.

Und jetzt…

Jetzt ist Frida ein Jahr alt und na klar, je mobiler sie wird, desto schwieriger gestaltet sich das Essen gehen. Auch können wir nach der Elternzeit nicht mehr sooo oft Lunchdates zu dritt organisieren. Dennoch wollen wir an diesem Ritual festhalten. Und wir probieren einfach weiter aus, was uns zu dritt gefällt.

Seit ein paar Wochen haben wir jetzt aber auch ein neues Highlight: Wir haben einen Babysitter für Frida gefunden und gehen wieder ab und zu abends essen. Alleine!

Auf dem Foto seht ihr Lisa mit Frida beim Lunch – und zwar in Marrakesh!