Ich und du, wir sind ein Team – Über Trennung und den richtigen Weg finden

Das Leben hört einfach nicht auf sich zu verändern. Auch wenn man das oft vergisst und alles ewig so weitergehen zu scheint. Aber meistens passiert genau das, was passieren sollte. Jedenfalls bei mir. Und so hat sich mein Leben durch Junios Geburt schon mal enorm verändert. Alles wurde auf den Kopf gestellt: Prioritäten, Selbstdefinitionen, Vorstellungen.

Ein Jahr später gab es dann wieder eine große Veränderung. Die Trennung von Junios Papa. Sicherlich ist es nicht einfach, sicherlich gab es Verletzungen und viel Traurigkeit über das Verlorende. Aber: Es gab auch viel Aufregung und Neugier. Die erste Nacht in der neuen Wohnung, die ersten Wochenenden nur zu zweit. Und das schweißt richtig zusammen. Natürlich wird Junio auch älter und er kann mehr und mehr kommunizieren. Aber es macht einen Unterschied, wenn nicht noch eine dritte Person da ist. Diese Zweisamkeit genießen wir sehr. Und wenn Junio bei mir ist, ist die Aufmerksamkeit komplett bei ihm. Er muss mit niemandem teilen (außer zugegebenermaßen doch manchmal mit meinem Telefon).

Wir sind ein Team

Er schläft jetzt auch wieder mehr in meinem Bett. Ja, ich weiß, da muss man aufpassen, dass das nicht zur Regel wird und sowieso… Aber es ist schön und tut uns beiden gut. Zusammen aufzuwachen, sich angucken und loszulachen – was gibt es Schöneres? Ich liebe auch unser Frühstück gemeinsam. Meistens ist es sehr lustig, oft hören wir Musik dabei. Denn (noch) wird ja nicht viel gesprochen, (außer Tierstimmen imitiert). Das ist schon witzig – plötzlich muss man nicht mehr mit dem Partner den Tag besprechen, sondern geht im Kopf selbst alles durch, erzählt ein wenig, während der kleine Sohn versucht, sich mit seinem Joghurt einzucremen. Auch unser Abendessen zusammen macht Spaß. Oft habe ich ihn auf dem Arm beim Kochen, erkläre alles und er nascht ein wenig mit und findet es total spannend.  Es muss auf niemanden gewartet werden, ich koche nur für uns zwei …

Natürlich gibt es Momente, wo ich mich manchmal etwas einsam fühle. Wo ich überlege, wie es jetzt wäre, zu dritt? Oder Situationen, die sich einfacher lösen lassen. Auf der anderen Seite hat man viel mehr Zeit für sich selbst: Wenn das Kind schläft, setzt man sich noch mal an die Arbeit oder man liest, ruft Freunde an, bekommt Besuch, schaut einen Film…

Von Konventionen lossagen und den eigenen Weg finden

Das soll jetzt kein “ohne Partner ist alles viel besser”-Artikel sein. Nein. Es ist anders. Und auch gut. Ich selbst habe lange gebraucht, um mich von Konventionen zu befreien. Ich habe mich als Versager gefühlt: Ich wollte für mein Kind doch die klassische Vater-Mutter-Kind-Situation. Ich habe mich dafür verurteilt – weil ich dachte, so sollte es doch sein. Aber das stimmt nicht. Wir sind glücklicher so. In dieser Situation, die nicht so “ideal” scheint auf den ersten Blick. Jede Familie ist anders. Jede Lebenssituation ist anders. Im Gegensatz zu meiner vorherigen Angst, fühlt es sich jetzt zum ersten Mal so an, als sollte es einfach so sein. Es passt. Es gibt Harmonie. Ich fühle mich wie ich selbst und als sei das einfach unser Weg.

Trotz der Trennung hören Junios Papa und ich natürlich nie auf seine Eltern zu sein. Und das ist schön. Wir bleiben, in der Hinsicht, eine Einheit. Versuchen Entscheidungen gemeinsam zu treffen, auch wenn es nicht immer alles harmonisch ablief und läuft. Es ist ein nicht einfacher Prozess, aber mit gegenseitigem Respekt (wichtig!) und Gelassenheit (nicht immer möglich) und mit Fokus auf das Wohlergehen des Kindes, kann man das hinbekommen.

The kids are alright

Und dem Kind geht es gut: Überall wo es ist, wird es geliebt. Aber auch mir geht es gut und das färbt natürlich auf das Kind ab. Wenn man plötzlich erstmal alleine dasteht, dann entwickeln sich ungeahnte Kräfte und neue Möglichkeiten ergeben sich. Durch das Kind und die Herausforderungen, die damit kamen,  bin ich irgendwie mehr ich geworden. Und so schwer manchmal alles war, blicke ich zurück und weiß: Ich würde wieder (fast ;)) alles genauso machen!

Foto: Cornelia Thonhauser