Hat es sich ausgezweifelt?

Selbstzweifel kennt jeder. Manchmal führen sie dazu, das Beste aus uns rauszuholen, manchmal machen sie traurig. Aber wie ist das eigentlich, wenn man Mutter wird? Zweifeln wir dann immer noch genau so viel? Oder gehen wir eine zweifellose Beziehung mit unseren Kindern, und letztendlich auch mit uns, ein?

Hat mein Körper die richtige Form? War ich neulich Abend einfach nur witzig oder habe ich übers Ziel hinaus geschossen? Bin ich eine gute Freundin? Hab ich mich am meinem Geburtstag neulich um alle Gäste gleichermaßen gekümmert? Sieht das gut aus? Steht mir das? Mögen die anderen mich? Und was genau kann ich eigentlich richtig gut? So oder so ähnlich sind Selbstzweifel ein fester Bestandteil meines Lebens. Mal mehr, mal weniger. Früher deutlich mehr als die letzten Jahre. Mal stell ich mir selber diese Fragen, mal sind es andere um mich herum, die Unsicherheit ausstrahlen.

Alles hinterfragen

Wir Frauen, und sicher auch viele Männer, lieben es, uns zu hinterfragen, zu grübeln und wollen es gerne allen recht machen. Wie richtig und wichtig Selbstzweifel sein können, hat die wunderbare Sophie Passmann für Zeit Online aufgeschrieben. Ich möchte also gar nicht erst versuchen, es ihr gleichzutun. Dabei würde ich eh nur scheitern und dann schrecklich an mir zweifeln. Denn mich und meine Leistungen hinterfragen, liegt mir so wahnsinnig gut. Diesen Schritt kann ich mir also sparen, ich möchte eh auf etwas anderes hinaus. Denn während ich Frau Passmanns Text also so lese, wird mir etwas bewusst. Ich hab schon ganz schön lang nicht mehr an mir gezweifelt. Liegt das etwas neuerdings am Mutter-sein?

Zweifellos 

Eigentlich komisch, denn die neue Rolle als Mutter birgt so viele Schlupflöcher zum Zweifeln. Und bis vor kurzem hatte ich doch noch absolut gar keine Vorstellung davon, wie man sich als Mutter eigentlich verhält. Klar, ich hatte eine Idee davon wie ich gerne seine würde bzw. nicht sein wollte und eindrucksvolle Beispiele im Freundeskreis waren meine Vorbilder, doch im Großen und Ganzen bin ich ganz schön planlos in die Sache reingestolpert. Wird schon schief gehen, dachte ich. Und auf die Gefahr hin, dass es furchtbar kitschig klingt; selten hat sich etwas so natürlich angefühlt. Und auch wenn ich keine 24/7 Mutter bin und es wahrscheinlich niemals sein werde, freue ich mich darüber, eine zweifellose Beziehung mit meinem Kind zu führen. Kein Hinterfragen, kein Grübeln, keine Unsicherheiten. Ich zweifle nicht daran, dass mein Sohn mich lustig findet und er merkt, wie wichtig er mir ist. Ich zweifle nicht daran, dass wir eine gute Zeit haben, es ihm gut geht bei uns, er glücklich ist mit uns. Es gibt kein Zweifel daran, dass er sich gern von mir beruhigen lässt und mir nah sein will. Nicht zu zweifeln tut gut. Vielleicht liegt es daran, dass wir mit unseren Kindern, die reinste und ehrlichste Form von Beziehung leben, die wir je hatten. Kein verstellen, entschuldigen, imponieren, Eindruck schinden wollen. 100% echt.

Eine Frage der Zeit 

Unsere Kinder zeigen uns, ohne das sie es wissen, dass wir genau richtig sind, so wie wir sind. Ihnen ist es egal ob wir mal einen Tag mit fettigen Haaren und Schlafanzug rumlaufen, ob wir unsere To Do Liste geschafft haben, wir zu laut lachen, zu klein oder zu groß sind, beim Sport waren oder nicht. Sie zweifeln nicht an uns, also sollten wir das auch nicht tun. Wie lange das wohl so bleibt? Höchstwahrscheinlich bis zu dem Moment, wo es tatsächlich anfängt, um Erziehung zu gehen. Wo erste kleine Regeln eingeführt werden und Grenzen ausgetestet werden. Mama und Papa nicht einzig allein der Mittelpunkt der Welt sind. Eine Zeit, die ich mit Spannung erwarte. Bis dahin genieße ich es, mir meiner Sache bzw. meiner selbst mal so richtig sicher zu sein. Vielleicht fühlt sich ja so erwachsen werden an!?