Gründer-Mums: Michaela Hagemann von dasboep

Michaela heißt mit vollem Namen Dr. med. Michaela Hagemann, von ihren Freunden wird sie aber einfach Michi genannt - und genau so ist diese tolle Frau auch: Hochprofessionell, dabei aber auch unheimlich warmherzig und empathisch. Als Michaela Mutter wurde, wurde aus der angehenden Ärztin plötzlich eine Gründerin: am Anfang von dasboep stand ein Babyöl, mittlerweile gibt es eine ziemlich große Produktpalette, die man sogar bei dm kaufen kann - und Michi? Die hat zwischendurch noch ein Kind bekommen und wirkt immer noch genauso bodenständig und herzlich wie ganz am Anfang.

Liebe Michaela, wann kamst du auf die Idee, dasboep zu gründen und warum?

Als meine erste Tochter auf die Welt kam, war ich auf der Suche nach einer geeigneten Babypflegeserie für sie, doch irgendwie bin ich nicht richtig fündig geworden. Die synthetischen Produkte gefielen mir von den Inhaltsstoffen her nicht, bei den Naturserien störte mich der “kräuterige” Duft. Also habe ich beschlossen, eine eigene Serie zu entwickeln und hochwertige, natürliche Inhaltsstoffen mit einem angenehmen, dezenten Duft und einem modernen Design zu kombinieren. So entstand mein babyoelprojekt, kurz boep.

Du hast sehr schnell sehr professionell gearbeitet, eine GmbH gegründet, etc. Hattest du einen Investor und/oder Business-Erfahrung?

Also nein, ich überhaupt nicht! Ich bin eigentlich Ärztin und hatte wirklich keinerlei unternehmerische Erfahrung. Aber ich hatte von Tag eins an mein Bruder mit an Bord und der ist BWLer. Eine GmbH mussten wir aus Haftungsgründen wählen, einen Investor hatten wir keinen. Zuerst dachten wir, dass wir das Ganze neben unseren Berufen machen könnten, aber das hat schon im zweiten Monat auf dem Markt nicht mehr geklappt. Mein Fokus lag ganz klar auf den Produkten, die ich so gut fand, dass ich sie meinen Freundinnen, und die wiederum ihren Freundinnen, geben wollte – und je mehr Menschen die Produkte kannten, desto besser wurde das Feedback. Also habe ich einen kleinen Onlineshop gebastelt und mein Glück versucht. So fing das an.

Wie lange hat es von der Idee bis zum ersten Produkt gedauert und welche Hürden gab es?

Unser erstes Produkt war das Öl – daher auch „babyoelprojekt“ – denn da sah ich auf dem Markt das größte Defizit. Zwischen der Idee und dem ersten Muster ist fast ein Jahr vergangen. Ich musste einen Hersteller finden und mich in die ganze Thematik einarbeiten. Als wir dann aber ein Öl hatten, dachte ich: jetzt brauchen wir auch eine Creme; als wir eine Creme hatten, ein Shampoo… Und so sind wir am Ende mit fünf Produkten und nach fast einem weiteren Jahr online gegangen. Hürden waren vor allem die langwierigen und zahlreichen Tests, aber jetzt im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, sich dabei so viel Zeit zu lassen – schließlich ist die Qualität das Wichtigste!

Du hast dann zwischendurch noch ein Baby bekommen, wie lief das? Hattest du Hilfe mit der Betreuung, wann hattest/hast du Zeit zu arbeiten?

Genau, meine zweite Tochter kam genau auf die Welt, als wir gerade in den Listungs-Gesprächen mit dm waren, sodass ich 4 Tage nach der Geburt wieder gearbeitet habe. Natürlich von zuhause aus und nur so gut es ging, aber als Selbstständige trägt man eben auch gegenüber seinem Team eine Verantwortung und ich konnte mich nicht komplett zurückziehen. Rückblickend war das aber ok, ich hatte sie stundenlang in der Trage, während ich telefoniert habe und habe sie auf die meisten Termine einfach mitgenommen. Zum Glück hat mir außerdem meine Mutter viel helfen können und seitdem die Kleine sechs Monate als ist, ist sie tagsüber einige Stunden bei der Tagesmutter.

Wie bekommst du das mit der „Vereinbarkeit“ generell hin?

Meine Töchter sind nun vier Jahre und ein Jahr alt und auch wenn es immer wieder viel Organisation bedeutet, glaube ich schon, dass wir es gut hinbekommen. Die Große geht in den Kindergarten, die Kleine zur Tagesmutter, ich ins Büro und am Nachmittag hole ich sie wieder ab. An zwei Tagen holt sie mein Mann, der auch Arzt ist, nun aber reduziert arbeitet, sodass ich alle meine Reisen und größeren Termine auf diese zwei Tage legen kann. Wenn ich dann noch zusätzlich Hilfe brauche, hilft mir meine Mutter. Eine besondere Herausforderung sind, wie bei allen Eltern, die Krankheitstage. Aber da hilft mir die Selbstständigkeit und die Tatsache, dass ich mich nie erklären muss.

Mittlerweile hast du Angestellte und richtig viel Verantwortung. Wie fühlt sich das an?

An den meisten Tagen großartig! Mein Team leistet so tolle Arbeit und auch die Zusammenarbeit mit meinem Bruder ist super. Wir schultern alle wesentlichen Entscheidungen zu zweit und das ist ein beruhigendes Gefühl. Aber jeder Tag ist anders als der andere und die Arbeit an sich ist wahnsinnig spannend und vielseitig. Natürlich ist es oft auch belastend, weil ich nur schwer abschalten kann und der Workload mit zwei Kindern sehr hoch ist, wir auch immer wieder Tiefschläge haben und man nie weiß, ob man in einem halben Jahr noch auf dem Markt ist – doch im Großen und Ganzen bin ich sehr glücklich, dass ich diesen Schritt gewagt habe.

Viele haben Ideen, doch es hapert an der Umsetzung. Hast du einen Tipp, wie man seine Ideen umsetzt?

Wenn Ihr wirklich eine gute Idee habt, dann setzt sie einfach um. Ich wusste auch nicht, worauf ich mich eingelassen habe, war aber so überzeugt von der Idee, dass ich es einfach gemacht habe. Gerade in Müttern stecken wahre Organisationstalente und viel unternehmerisches Potenzial – also traut Euch, tauscht Euch mit anderen aus und versucht nicht alles bis ins Detail durchzudenken.

Du bist eigentlich Ärztin. Vermisst du deinen Beruf jetzt manchmal, und hättest du gedacht, so etwas „ganz anderes“ zu machen?

Ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass ich etwas so anderes mache. Ich habe sehr gerne studiert und weiß auch, dass mir der Beruf viel Freude bereitet. Doch mit einem Kind habe ich auch gemerkt, wie schwierig es ist, als junge Mutter in der Medizin Karriere zu machen und gleichzeitig noch genug Zeit für seine Familie zu haben. Der Spagat schien für mich damals fast unüberwindlich. Heute vermisse ich den Beruf schon oft und bin mir gleichzeitig sicher, dass ich irgendwann zurückkehre. Dann sind meine Kinder vielleicht schon etwas größer und ich muss nicht immer die sein, die früher geht oder der man nicht so viel zutraut.

Ein Unternehmen ist oft wie ein weiteres „Baby“, wie geht deine Familie damit um?

Zum Glück sind alle sehr unterstützend – besonders mein Mann. Er hat am Anfang akzeptiert, dass unsere Wohnung einer Lagerhalle glich und überall Versandkartons lagen, dass ich mir lange kein Gehalt zahlen konnte und er alles finanzieren musste. Heute akzeptiert er, dass ich oft unterwegs bin und wir wenig Zeit zu zweit haben. Ich wüsste nicht, ob ich in seiner Lage das gleiche Verständnis gehabt hätte und bewundere ihn dafür sehr! Für meine Große ist es manchmal witzig, wenn sie einen Zeitungsartikel von mir sieht oder die Produkte bei dm – dann sagt sie: “Guck mal Mama, da steht dein boep!” und mein Herz geht mir gleich doppelt auf.

Ach, wie schön. Danke, Michaela!!