Gründer-Mums: Miriam Jacks

Kennt ihr Miriam Jacks? Wir kennen sie seit Jahren und jedes Mal, wenn ich sie sehe, bin ich wieder überwältigt von ihrer Ausstrahlung und Herzlichkeit. Dazu ist Miriam auch noch in Sachen Business ein tolles Vorbild. Sie ist nicht nur ein international gefragter Hair- & Make-Up Artist, sie ist auch Art Direktorin und Unternehmerin. Ihr Store JACKS beauty department war viele Jahre lang DER Place to Go in Sachen Beauty, seit Ende 2017 - parallel zur Geburt ihres Sohnes - fokussiert sich Miriam verstärkt auf den Ausbau ihrer Eigenmarke JACKS beauty line. Vor allem die handgefertigten, wunderschönen Make-up Pinsel sind euch sicher ein Begriff.

Nebenbei hat Miriam auch noch ein Haus gekauft und komplett renoviert (Mehr darüber erzählt sie hier) und ja eben, wie gesagt, Mutter ist sie ja auch noch! Über ihren Werdegang und wie sie das alles unter einen Hut bekommt, erzählt sie uns im Interview:

Liebe Miriam, du hast ja als Make-up Artist angefangen – und dann aber relativ schnell weitere Business-Modelle für dich entdeckt, oder?

Ja, wobei für mich eigentlich relativ schnell klar war, dass ich nicht „nur“ Make-up Artist und Hairstylistin sein möchte, sondern dass die Berufswelt für mich mehr bereithält. Ich habe mit 25 Jahren meinen ersten Beauty Concept Store eröffnet und ihn auch neun Jahre lang erfolgreich geführt, mit allen Höhen und Tiefen. Dann habe ich 2017 beschlossen, ohne stationären Handel weiterzumachen, mich dafür aber mehr auf meine Arbeit als Creative Director und mein eigenes Beauty Brand JACKS beauty line zu fokussieren. Nebenbei mache ich noch leidenschaftlich gerne Interior Design Konzepte, wozu mir aber aktuell noch etwas die Zeit fehlt.

Wie hat sich dein Business durch das Kind verändert?

Es hat sich alles verändert! Mir wurde erst mit der Geburt meines Sohnes richtig bewusst, was für ein krasser Workaholic ich bin und dass es noch was anderes im Leben gibt als Arbeit! Vor der Geburt von Noah war mir das ganze Risiko, was mit den Läden einherging, relativ egal. Ich war jahrelang als Einzelunternehmerin tätig und meine ganze Familie haftete quasi für meine doch recht wilden Business-Ideen mit.
Relativ schnell nach der Geburt gründete ich meine JACKS beauty GmbH, in der ich heute selber angestellt bin. Ich lernte, auch mal Nein zu sagen und ließ mich weniger von Fotografen beirren, die unser Tun für kriegsentscheidend hielten. Meine Familie steht an erster Stelle. Ich werde wohl niemals aufhören zu arbeiten, doch auch dabei spielt mein Kind eine wichtige Rolle: Ich bin deutlich effizienter geworden und weiß, wofür ich all das tue.
Ebenso wichtig ist für mich, dass ich mich durch meine Mutter-Rolle nicht selbst vergesse. Bereits lange vor der Geburt habe ich meinem Mann immer wieder gesagt, dass das Kind Teil unseres Lebens werden soll und nicht umgekehrt. Auch wenn es manche Gegner dieses Konzepts gibt: für mich bzw. uns ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen und ich kann dadurch, dass ich meine Leidenschaft weiterverfolge, eine bessere Mama für Noah sein.

Ist dir diese Neu-Orientierung auch schwer gefallen?

Natürlich war es nicht einfach, meine sehr erfolgreiche Karriere als Make-up Artist an den Nagel zu hängen. Vor allem der Schritt, mich von L´Oréal Paris zu trennen, mit denen ich 2011 einen Markenbotschafter-Deal abgeschlossen hatte, war nicht einfach. Aber ich wusste, dass mein Herz nicht mehr für diesen Beruf brannte und dass ich aus all den Learnings, die ich in den 13 Jahren Karriere gemacht hatte, etwas Neues schaffen wollte. So arbeite ich nun als Creative Director für diverse Make-up Brands, arbeiten viel fokussierter an meiner eignen Marke JACKS beauty line und lebe zudem meinen großen Traum vom Interior Design.

Du hast insgesamt viele Hürden überwinden müssen, hat dich das stark gemacht?

Ja, ganz sicher. In den USA gilt man nur dann als erfolgreicher Business-Mensch, wenn man mindestens zwei bis drei Insolvenzen mitgemacht hat. Zwei habe ich nun schon erlebt, einmal mit meinen Eltern und einmal mit meiner ehemalige Geschäftspartnerin in München im Jahr 2016. In diesen Momenten fühlt sich das furchtbar an, aber es lässt einen im nächsten Step noch erfolgreicher werden. Ich habe in meinen Augen 13 Jahre lang eine Ausbildung gemacht. Es waren tolle, aber auch extrem harte Zeiten, in denen ich viel Geld verloren habe. Vielleicht ist „Geld verlieren“ auch die falsche Bezeichnung; es war gut investiertes Geld – in meine Ausbildung! Mit Mitte 30 fühle ich mich nun bereit für den eigentlichen Erfolg.

Wie bekommst du das mit der „Vereinbarkeit“ heute hin?

Wir haben ein Aupair-Mädchen seit Noah vier Monate alt ist; aktuell schon die dritte. Noah ist mit mir viel gereist und hat sich so von Tag eins an viele unterschiedliche Menschen gewöhnt. Wir haben immer eine tolle Zeit, wenn wir zusammen sind. Ich weiß aber auch, dass ich mir Zeit für mich nehmen muss.

Je älter Noah wird, umso wichtiger ist es mir, genügend Zeit mit ihm zu verbringen. Da quält mich dann doch hin und wieder das schlechte Gewissen, wenn es im Office mal wieder später wird. Aber um das Thema „ Mom-Guilt“ kommt man wohl eh nicht herum, wenn man gerne arbeiten geht.

Du hast jetzt wieder einen Showroom eröffnet und hast auch einige Angestellte – das bedeutet ganz schön viel Verantwortung…

Ganz ohne geht es bei mir nicht. Ich habe aktuell ein ganz kleines, aber super tolles Team von drei Leuten. Im September kommt meine langjährige Mitarbeiterin Lotte Buchholz aus dem Mutterschutz zurück und wird meine Geschäftspartnerin. Da freue ich mich total drauf! Wir wollen gemeinsam ein Firmenmodel schaffen, das Frauen, speziell Müttern eine perfekte Work-Life-Balance bietet. Also keine gebundenen Arbeitszeiten! Das einzige, was mich schon immer an Mitarbeitern gestresst hat, war die Verantwortung. Wenn jeder weiß, was er zu tun hat und seine Zeiten inkl. Urlaub eigenständig einteilen kann, fällt mir die Führung eines gutes Teams wesentlich leichter. Meine Mission für 2020: Kein Stress mehr mit Mitarbeitern!

Dann bist du also eine sehr „familienfreundliche“ Arbeitgeberin, oder?

Ja, ich denke ich schon. Mir ist es total wichtig, dass mein Team genauso leidenschaftlich wie ich den Job ausübt. Und das kann man nur, wenn man nicht zu Dingen gezwungen wird, sondern sie in seinem eigenen Pace macht. Klar kann es mal stressige Zeiten geben und vielleicht zickt man sich auch mal an, aber am Tagesende muss jeder den Job lieben und stolz darauf sein.

Viele haben Ideen, doch es hapert an der Umsetzung. Woher hast du den Drive genommen, deine Leidenschaft zum Beruf zu machen?

Für mich war immer klar, dass ich große Ziele habe und irgendwo muss man anfangen. Viele Business-Ideen habe ich auch nie in die Realität umzusetzen können; andere sind immer noch in meinem Kopf, doch es mangelt an Zeit für die Umsetzung. Aber für alles gibt es den richtigen Zeitpunkt! Wenn man es nicht schafft, eine Idee umzusetzen, gibt es wohl gerade in diesem Moment etwas Wichtigeres. Viele Wege führen nach Rom – und so lange man mit irgendwas startet, das zumindest schon mal in die Richtung geht, ist das vollkommen ok.

Frauen neigen dazu, sich kleiner einzuschätzen als sie sind, während Männer oft hochstapeln. Was rätst du den Frauen da draußen, die gründen wollen?

Mach dich nicht kleiner als du bist, sondern hau’ auf die Kacke! Lieber mehr erzählen, als zu wenig! Jeder Schritt bringt dich ein Stück näher ans Ziel. Vor allem finde ich es wichtig, dass man mit voller Überzeugung von seiner Business-Idee erzählt – niemals im Gespräch selber daran zweifeln.

Ein Unternehmen ist oft wie ein weiteres „Baby“, wie geht deine Familie damit um?

Meine Familie hat jahrelang mit darunter gelitten, dass ich so viele Höhen und Tiefen erleben durfte. Nun sind alle etwas skeptisch und ich merke, dass ich deutlich weniger erzähle. Aber das Baby ist nun auch deutlich größer und vor allem reifer geworden und man muss nicht mehr jeden Babystep erzählen. Jetzt möchte ich nur noch von den Erfolgen meines „Teenagers” berichten!

Wofür hättest du gerne mehr Zeit?

Für Interior Design – leider braucht es extrem viel Zeit.

…und womit bist du sehr zufrieden?

Dass ich es schaffe, bei dem ganzen Trubel jeden Morgen zu meditieren und zwei mal in der Woche Sport zu machen!

Wow!! Danke für den Input, Miriam!

Fotos: Sophia Lukasch