Eine Woche drin – ein Vorgeschmack auf diesen Herbst und Winter 2020

Wie geht es euch, wenn ihr so zurück denkt an die Isolation im Frühling? Oder habt ihr es gar nicht so 100%ig durchgezogen? Wir waren damals tatsächlich von Mitte März bis etwa Mitte Mai nur zu viert in der Kleinfamilie unterwegs. Haben keine Freunde gesehen, jeden Tag das Home Schooling gerockt, die Vierjährige beschäftigt, irgendwie morgens und abends und zwischendrin gearbeitet. Jeden Tag drei Mal Essen zubereitet, ständig die Spülmaschine ein- und ausgeräumt, wir haben unser Viertel neu entdeckt, waren viel im Wald. Haben zwei Quarantäne-Geburtstage gefeiert, einen ganz ohne FreundInnen, einen nur mit zwei ausgewählten. Es war verrückt, aber wenn ich so im Nachhinein daran denke, dann war es auch ziemlich schön.

Die Kinder waren so entspannt (meistens), wir hatten einen extrem festen Rhythmus (haben wir sonst nicht), das Geschwister-Team war enger verbandelt als sonst und ich war die meiste Zeit einfach nur dankbar. Für unsere große Wohnung, die vielen Parks, die wir in Laufnähe haben, das viele gute Essen, das wir uns kaufen konnten, für unsere Gesundheit, unsere Politik, unser Gesundheitssystem und die vielen Freunde, die wir zwar nur von weitem im Kiez oder per Zoom und FaceTime sehen konnten, aber die dennoch gefühlt näher denn je waren.

Wenn ich ganz genau nachdenke, war es aber auch oft sehr ermüdend. Wir waren ganz schön kaputt, die Kinder haben auch viel gestritten und beim Home Schooling hat eigentlich jeden Tag irgendjemand die Nerven verloren. Wie so oft verkläre ich den Zustand also sicher auch im Nachhinein… Das ist mir ganz besonders aufgefallen, als es letzte Woche für unsere Familie wieder hieß: Quarantäne. Und zwar dieses Mal so richtig. Nicht nur Isolation. Denn wir hatten einen Corona-Fall im engen Freundeskreis. Und ich dachte, ich schreibe euch mal auf, wie das so läuft und so war – denn es wird sicher viele von uns diesen Herbst und Winter immer wieder treffen.
Mein Partner war Kontaktperson ersten Grades (KP1) – das bedeutet, er hat mit der positiv getesteten Person mehr als 15 Minuten face-to face Kontakt gehabt. Streng genommen nur im Innenraum und wir haben uns nur draußen gesehen, aber in unserem Fall sind auch die Kinder eng befreundet und und und. Dennoch: Nur mein Partner war KP1 – wir anderen nur KP2, also Kontaktpersonen zweiten Grades. die Ansage ist immer: KP1 muss in Quarantäne, KP2 nicht. Die gehen weiter in die Arbeit, Schule, Kita – und dürfen auch raus (Hier findet ihr noch mehr Informationen). Wir bekamen die Nachricht Ende der Woche und beschlossen dann, zuhause zu bleiben. Freitag, Samstag, Sonntag. Wir blieben zuhause. Wir wollten abwarten, was das Gesundheitsamt sagt und vor allem, ob der Rest der befreundeten Familie auch positiv getestet wird – denn dann wären wir alle KP1 geworden. Wir informierten Schule und Kita vorsichtig, ohne schon irgendwas vorweg zu nehmen. Denn bislang waren die Kinder ja nur KP2.

Wieder zuhause. So richtig.

Da waren wir also mal wieder – zuhause. Wir fuhren täglich ein Mal in den Wald oder gingen abends um den Block, achteten dabei penibel darauf, niemandem zu begegnen. Die Nachbarn erledigten die Einkäufe für uns. Mir fiel also mal wieder auf, wie großartig das ist, wenn man ein starkes Netzwerk in der Stadt hat. Dankbarkeit! Ich räumte die Kleiderschränke um, die Kinder nahmen die Bude auseinander, hörten drölfzig Folgen Hörspiel, wir übten mit dem Großen Schreibschrift, während die Kleine tuschte – und wir kochten, räumten auf, wuschen Wäsche, Spülmaschine ein, Spülmaschine aus… Wie im Frühjahr eben!

Nur, dass alle anderen raus durften und das machte es wirklich viel schwieriger. Diese Grundruhe, die im April herrschte, als einfach alle die Füße stillgehalten haben, die gibt es ja jetzt nicht mehr. Alle anderen machten weiter wie vorher. Nur wir durften nicht raus. Dieses Gefühl des Eingesperrtseins hat man deshalb tatsächlich viel schneller und stärker.
Wir haben dennoch das Beste daraus gemacht. Viel geglotzt, gegessen, gespielt, gekuschelt und gelesen. Dabei war ich auch mal wieder SO dankbar für unsere gut gefüllte Kinderbibliothek. Und habe Nadia Budde wieder lieben gelernt! Ich bin seit jeher absoluter Fan dieser Autorin. Wir haben fast alle Bücher von ihr: “Eins, zwei drei, Tier“, “Trauriger Tiger toastet Tomaten“, “Und außerdem sind Borsten schön“, “Krake beim Schneider“, “Kurz nach sechs kommt die kleine Echs“, und ich liebe sie alle!!! Auch das neueste Buch “Letzte Runde Geisterstunde” wird hier rauf- und runtergelesen. Die Kinder können quasi alle Verse auswendig!

Sie sind nicht nur lustig und genial illustriert, sie machen auch Erwachsenen spaß und ich finde sie auch für die Sprachentwicklung super. Zungenbrecher und Wortspiele sind einfach eine tolle Sache. Der Verlag Antje Kunstmann hat jetzt passend zu 2020 auch ein E-Book von Nadia Budde herausgebracht.:“Eine Woche drin.”

Es kostet 1,99 und dann kann man es direkt runterladen. Wir haben es extrem abgefeiert in unserer Quarantäne-Woche. Uns immer wieder die lustigen Figuren angesehen und entschieden, wer aus der Familie heute wer ist. Die Kinder haben sich natürlich auch als Polstermolch und Kissenschrat verkleidet, wie könnte es anders sein. Ich meine, dass das E-Book ziemlich viel gute Laune verbreiten kann in so einer Phase.

Am Montag ließen wir uns dann alle testen. Unser Freund hatte meinen Partner nicht als KP1 beim Gesundheitsamt angegeben, weil kein Treffen im Innenraum stattgefunden hatte. Ich weiß also nicht, was passiert wäre, wenn das Gesundheitsamt uns kontaktiert hätte, ich denke, dann hätte er eventuell noch länger in Quarantäne bleiben müssen. Wir anderen aber nicht, da KP2. Ich weiß, dass viele das verrückt finden, diese Unterteilung in Erstkontakt und Zweitkontakt, aber ich persönlich finde das eigentlich sehr sinnvoll. Wenn der Erstkontakt zuhause bleibt, sich isoliert und testen lässt, die anderen aber erst Mal nur die Füße still halten und verantwortungsbewusst weiter machen wie bisher (also keine Parties, nicht viele Menschen treffen und natürlich beim kleinsten Symptom auch in Quarantäne gehen). Wenn man kann, sollte man es eher ernster als lockerer sehen, denn manche Menschen sind wohl ansteckender als andere. Also zuhause bleiben, Home Office… Aber wir hatten einige Fälle im Bekanntenkreis, wo eine infizierte Person nicht mal die enge Familie angesteckt hat – und so war es dann auch bei unseren Freunden. Am Dienstag war klar, dass die Familie nicht infiziert ist, alle negativ. Sie blieben dennoch in Quarantäne, weil wirklich KP1. Unser Ergebnis kam am Mittwoch. Auch alle negativ. Und so beschlossen wir, am Donnerstag wieder (fast) so weiterzumachen, wie zuvor.

Entwarnung – aber das wird jetzt immer wieder passieren…

Für mich war diese Woche dennoch ein kleiner Vorgeschmack auf das, was im Winter wahrscheinlich immer wieder passieren wird. Wir werden sicher versuchen, unsere Kontakte klein zu halten und weiterhin vorsichtig sein. Masken tragen, die Öffis meiden, nicht in Bars gehen (dass die offen haben dürfen… Aber gut) und Freunde eher draußen treffen. Aber dennoch wird es immer wieder diese Fälle geben. Und dann sollte sich natürlich das gesamte Umfeld zuhause isolieren, bis genug Zeit vergangen ist und die negativen Tests da sind. Irgendwie macht mir das Angst, weil es sich eben doch immer wieder anfühlt wie eingesperrt sein. Dann denke ich aber wieder: da müssen wir jetzt alle durch. Und wir haben ein warmes Zuhause, genug zu essen und zauberhafte Kinder, wegen denen alleine es sich schon lohnt, so gut wie möglich das Beste aus dieser komischen Zeit zu machen. Wir schaffen das schon. Im Frühjahr hatte ich diese verrückte Vorstellung, dass irgendwann wieder Angela Merkel im Fernsehen zu uns spricht und sagt: “Jetzt ist es vorbei, Leute. Gut gemacht.” Und dass dann alles weiter geht, wie vorher. Was für ein absurder Gedanke! So wird es natürlich nicht sein. Wir müssen uns jetzt erst Mal an die neue Normalität gewöhnen. Und wir werden auch diesen Winter irgendwie gut rumbringen. Vielleicht denke ich im Nachhinein dann auch wieder verklärend positiv über diese Zeit und sage: “Ach eigentlich war es auch ganz schön.” Zumindest hoffe ich das.

Und – um es mit Nadia Buddes Worten zu sagen: “Dielenklapper, Beulenwände. Irgendwann ist es zu Ende!” Also dann wirklich.

Hier übrigens noch weitere Links, wo ihr für wenig oder kein Geld Kinder-Unterhaltung findet, falls ihr demnächst auch mal wieder Zuhause bleiben müsst:

Als Buch, oder E-Book für 2,99: Das Drin-Bleib-Monster – von Sophia M. Phildius und Claudia Müller

Kostenlos als Download: Coronavirus. Ein Buch für Kinder  von Axel Scheffler, Elizabeth Jenner, Kate Wilson und Nia Roberts

Kostenloser Ratgeber für größere Kids: Was ist was – Viren. Den Krankheitserregern auf der Spur

Für kleinere Kids: Wilma Wochenwurm erklärt: Wir halten alle zusammen! und: Wilma Wochenwurm erklärt: Virus & Co

Kostenlos als PDF: Emmi & Einschwein. Dummer Drachenschnupfen – Anna Böhm und Susanne Göhlich