Eine Kaiserschnitt-Erfahrung

Auf die Geburt meines Sohnes habe ich mich gefreut. Ich empfand es als weibliche Herausforderung, mein Kind selbst auf die Welt zu bringen. Dementsprechend war ich sicherlich nervös, hatte aber keine Angst vor dem Ereignis. Ich blieb also zu Hause, bis die Wehen wirklich schmerzhaft wurden, hörte Musik, veratmete, badete. Um drei Uhr nachts machten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus.

24 Stunden später: Mein Sohn wird per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Nach etlichen Stunden Wehen wollen die Ärzte nicht mehr warten. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Und nach dem Kaiserschnitt glücklich und erschöpft mit Baby im Arm.

Nur ein Gefühl verlässt mich einfach nicht: Versagt zu haben in meiner ersten Aufgabe als Mutter, nämlich mein Kind auf die Welt zu bringen. Rational weiß ich, dass ich alles versucht habe und dass der Kaiserschnitt ein medizinischer Segen ist, der dazu geführt hat, dass Kind und ich wohlauf sind. Trotzdem bin ich enttäuscht, dass der Kleine so auf die Welt geholt wurde. Ich war aufgrund der langen Wehen nicht mehr sehr schmerztolerant und auch schon seit fast zwei Tagen wach – so empfand ich den Kaiserschnitt sicherlich auch deshalb als rabiateren Eingriff als manch andere. Zeitweise fühlte ich mich wirklich an Schlachterei-szenen erinnert.

Intensives Papa-Bonding

Aber so ein Kaiserschnitt hat Vor- wie Nachteile. Zum Vorteil zählt sicherlich, dass der Papa den Kleinen schnell auf die nackte Brust gelegt bekommt und die beiden so die Chance haben, von Anfang an eine sehr innige Beziehung zueinander aufzubauen. Bei mir hat es rückblickend tatsächlich ein wenig gedauert, bis ich eine ähnlich tiefe emotionale Bindung hatte.

Um bei der Verarbeitung meiner Erfahrung zu helfen, hat mir die Hebamme das Buch “Es ist nicht egal, wie wir geboren werden” des französischen Gynäkologen Michel Odent, ein Verfechter der natürlichen Geburt, der besonders geplante Kaiserschnitte ohne medizinische Notwendigkeit kritisiert, ans Herz gelegt. Darin beschreibt er viele Auswirkungen, die ein Kaiserschnitt haben kann (verstärkter Babyblues, Stillprobleme etc.). Das Deutschlandradio hat hier einen interessanten Artikel zum Buch veröffentlicht: “Er (Odent) will ihnen deutlich machen (…), dass eine normale Geburt kein grausames Martyrium bedeutet, sondern ein natürlicher Entwicklungsschritt auf dem Weg zum Leben ist.”

Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal.