Drei Kinder und zwei berufstätige Eltern – was uns als Familie hilft (ein Au-Pair!)

Schon seit einer Weile wollte ich hier mal berichten, wie das nun so ist bei uns. Zu fünft. Ein Schulkind, ein wildes Kleinkind und ein brabbelndes Baby. Und zwei berufstätige Eltern. Ganz klar ist - Reality-Check zu Beginn - unser Familienleben würde nicht funktionieren, wenn ich in einer unflexiblen Festanstellung arbeiten würde. Und es würde definitiv auch nicht funktionieren, wenn wir nicht tatkräftige Unterstützung hätten: Unser Au-Pair.

Denn bei uns gibt es keine Großeltern in der Stadt, keine Tanten oder Onkels, die mal von der Kita abholen können. Uns war relativ schnell klar: Wenn wir beide lohnarbeiten wollen, dann brauchen wir Unterstützung. Wenn wir auch als Paar noch ab und zu existieren wollen, schaffen wir das nicht alleine. Wenn das Leben als Familie zu fünft funktionieren soll, ohne dass wir ständig am Rande eines Burn-Outs stehen, dann geht das nicht einfach so. Denn den Haushalt schmeißen, die Kinder zur Schule und Kita bringen, die Nachmittagsbeschäftigung, die unruhigen Nächte, Aufräumen, Einkaufen, Kochen, Brotdosen packen, Zuhören, Spielen, Windeln wechseln, Einschlafbegleitung… – all die ganze Care- und Haushaltsarbeit wäre nicht machbar. Oder eben nur, wenn einer zu Hause bleibt, und auch der- oder diejenige wäre wohl mehr als ausgelastet. Meine Elternzeit war relativ kurz (hallo Selbstständigkeit!) und die Elternzeit meines Partners ist auch kurz (Arbeit im Krankenhaus während einer Pandemie…), insofern brauchten wir schnell eine Lösung.

Die Entscheidung 

Wir ahnten also bereits in der letzten Schwangerschaft, dass das viel wird – zu viel. Und haben deshalb schon Anfang des Jahres mit der Suche nach einem Au-Pair begonnen. Wir hatten uns bei verschiedenen Online-Portalen angemeldet. Relativ schnell war allerdings klar: Das ist eine Wahnsinnsarbeit! Wie viele Profile wir angeschaut haben, auf der Suche nach jemand Passendem! Und wenn jemand nett schien, wurde oft ewig hin- und her geschrieben, Video-Anrufe verpasst (Zeitverschiebung!), es gab Missverständnisse. Einmal waren wir schon wirklich weit mit einem Au-Pair, wir fanden sie toll, aber dann entschied sie sich doch für eine andere Familie. Es war zum Verrücktwerden! Und dann der ganze Papierkram! All die Dokumente, die besorgt, ausfüllt, richtig abgeschickt werden sollten. Wahrscheinlich ist dieser Prozess einfacher, wenn man ihn schon mal durchlaufen ist, es nicht das erste Au-Pair ist. Bei mir, hochschwanger, Vollzeit arbeitend und mit Schul- und Kleinkind, blieben einfach nicht genug Kapazitäten übrig, um mich voll und ganz in die Au-Pair-Suche zu stürzen.  Wir brauchten Hilfe und da kam uns die Empfehlung für eine Agentur gerade richtig.

Julia und Svenja von My Family Au-Pair erhielten ein paar Infos von uns als Familie, in einem Telefonat wurde festgestellt, welche Bedürfnisse wir haben, was uns wichtig ist. Ehrlich gesagt wusste ich das selbst nicht. Erst durch Julias gezielte Fragen wurde mir klar, welche Hilfe wir im Alltag brauchen. Schon der erste Vorschlag von Julia war ein Match. Eine junge Frau aus Tadschikistan – eine Region, zu der ich einen Bezug hatte, da ich schon mal durch Usbekistan gereist war. Spannend fand ich das! Außerdem finde es ich für die Kinder schön, ein wenig über ein anderes Land zu lernen, eines, das vielen erstmal sehr weit weg erscheint. Im Video Call waren wir uns gleich sympathisch. Es dauerte dann noch ein wenig, bis sie zu uns kam – der Termin in der Deutschen Botschaft ließ auf sich warten (Pandemie) und dann kam ja auch noch die Afghanistan-Krise, das Nachbarland von Tadschikistan. Vor einigen Wochen kam sie aber an – und ist seitdem festes Familienmitglied.

Jemand “Fremden” im Haus haben?

Ganz oft höre ich von Bekannten: “ich könnte das nicht, so jemand Fremden zu Hause haben”. Hier muss ich ganz klar sagen, unser Au-Pair ist keine Fremde und das war sie eigentlich von Anfang an nicht. Natürlich muss sich das gemeinsame Leben erstmal einspielen, aber sie ist wirklich viel mehr wie eine Gastttocher, als “jemand Fremdes”. Wir haben uns jedenfalls sehr schnell daran gewöhnt und es fühlt sich gar nicht komisch an. Zudem hatten wir in unserer Vier-Zimmerwohnung ohnehin noch ein Zimmer übrig, weil sich die Kinder meistens eh im Wohnzimmer aufhalten und die beiden Kleinen noch nicht wirklich ein Zimmer brauchen. Das ist natürlich ein riesen Glück – viele Familien in der Stadt haben eben nicht “noch ein Zimmer übrig”. Kann gut sein, dass sich das bei uns auch bald ändert, wenn eines der Kinder doch mehr Platz braucht (wahrscheinlich das Große). Aber im Moment funktioniert es so gut für uns.

Globale Care Chain?

Aber auch ein weiterer Gedanke hat mich beschäftigt: Wollen wir die Care-Arbeit wirklich, so ganz klassisch, an jemanden “auslagern”, quasi einer Arbeitsmigrantin, wie in der Global Care Chain (der globalen Betreuungskette) von der Soziologin Arlie Russell Hochschild benannt? Hochschild beschreibt anhand des Begriffs, wie Haushaltshilfen und Kinderfrauen aus dem Ausland für Emotions- und Carearbeit angestellt werden. Hier wird also Care-Arbeit nicht unter den Geschlechtern fairer verteilt, sondern wieder an Frauen weitergegeben. So viel zur Theorie. Allerdings trifft das nicht wirklich auf unser Au-Pair zu, finde ich. Sie wohnt bei uns, isst mit uns, lernt hier Deutsch – und ist ja auch ganz offiziell unsere GastTOCHTER. Auch für die Kinder ist sie viel mehr eine GastSCHWESTER. Ihre Arbeitstunden sind klar geregelt, das Konzept ist irgendwie ein Hyprid aus familiärem Verhältnis und Arbeitsverhältnis. Und wenn ich ganz ehrlich bin – finde ich, dass eine Partnerschaft mit Kindern ja auch so ein hybrides Verhältnis ist, also auch ein Mix aus der Verteilung von Lohn- und Care-Arbeit. Außerdem teilen mein Partner und ich uns ja auch nach wie vor untereinander auf, er übernimmt viel, 50/50 ist unser Ziel. In unserem speziellen Fall mit zwei sehr kleinen Kindern ist es aber einfach momentan nur zu viel Care-Arbeit und Haushalt für zwei Personen.

Kultureller Austausch – wir kochen jetzt halal

Unser Au-Pair ist praktizierende Muslima, etwas, das wir im Video-Call schon besprochen hatten. Wir leben in Kreuzberg, es gibt einen türkischen Fleischer um die Ecke und sogar der Rewe hat hier halal Fleisch. Für uns ist es kein Problem, einfach mal etwas weniger Fleisch zu essen und wenn, dann ist es eben halal. Natürlich gibt es auch mal Momente, in denen wir etwas erklären müssen, genauso wie sie. Es gibt kleine Missverständnisse, aber alle lernen, wie man über Dinge spricht, wie man sich verständigt: Die Kinder und auch wir. Und letztendlich stellt man eben doch immer wieder fest: Man ist sich viel ähnlicher, als man manchmal denkt. Trotzdem ist es natürlich wichtig, wenn man zusammenlebt, dass man sich sympathisch ist, klar – dass es einfach vom Gefühl her passt. Früher haben wir ja auch geschaut, wer in die WG einzieht. Und das tut es bei uns. Es passt. Dann ist es auch gar nicht mehr komisch, dass da jemand Neues ist. Für die Kinder war das bei uns übrigens sowieso kein Problem. Die fanden den Neuzugang von Anfang super, waren neugierig und haben nur circa zwei Tage gebraucht, um das Au-Pair als neues Familienmitglied zu akzeptieren (ok, beim Großen hat es ein wenig länger gedauert, aber auch der war von Anfang an offen).

Ein weiteres Familienmitglied

Ein Au-Pair ist keine Angestellte, sondern wirklich eher wie ein Familienmitglied. Sie ist bei familiären Aktivitäten mit dabei. Der Ausflug in den Zoo, Restaurantbesuche, ja sogar Urlaub: Wenn sie Lust hat, kommt sie mit. Manchmal ist das etwas ungewohnt, und sicherlich muss das auch nicht immer so sein. Wenn man sich für ein Au-Pair entscheidet, sollte das aber klar sein: Da kommt ein neues Familienmitglied, für das man als Familie auch Verantwortung übernimmt – und keine festangestellte Nanny. Nicht nur der kulturelle Unterschied kann manchmal eine Herausforderung sein, sondern auch der Altersunterschied. So ein bisschen fühlt es sich manchmal auch für uns an, als hätten wir nun eine Teenager-Tochter im Haus – im positiven Sinne. Was aber definitiv überwiegt, ist die große Hilfe, die sie für uns als Familie ist. Konkret heißt das: Morgens bleibt sie mit dem Baby zu Hause, wenn ich die anderen zwei Kinder zur Kita und in die Schule bringe. Ein paar Mal die Woche holt sie den Zweijährigen von der Kita ab und geht mit ihm auf den Spielplatz. Wenn mein Partner Abends mal länger arbeitet, bin ich nicht mehr allein – die harten Quengelstunden zwischen 17 und 19 Uhr sind plötzlich viel entspannter geworden – für alle. Einfach weil da noch jemand ist.

Wir sind nicht mehr ständig am Rande der Überforderung. Und wir können auch mal wieder zu zweit sein – als Paar. Außerdem haben wir ja Platz! In der Wohnung, am Küchentisch und in unserem Familienleben für noch eine Person. Die Kinder freuen sich über entspanntere Eltern und eine weitere Bezugsperson. Davon profitieren sie, ja wir alle eigentlich.

 

Unsere Agentur heißt My Family Au-Pair. Sie stehen einem immer zur Seite wenn es Fragen gibt, machen individuelle Vorschläge und organisieren alles rund um benötigte Dokumente und sind stets ansprechbar, auch für das Au-Pair. Auch oder vor allem wenn es Probleme gibt, sind Julia und Svenja engagiert und finden gemeinsam mit dem Au-Pair oder der Familie Lösungen. 

(Die Vermittlungsgebühr wurde uns freundlicherweise erlassen.)