Cool Moms Don’t Judge!

Wenn es eine Sache gibt, die mir wirklich am Herzen liegt, dann ist wohl das Verhalten von Müttern untereinander. Für sie genau richtig, für mich wäre es nichts, ist so ein Ansatz. Ich habe auch schon mal geschrieben, warum wir uns einfach jede Kritik an einer anderen Mama zwei Mal überlegen sollten. Auch 10 Sprüche von Mama zu Mama, die wir nicht mehr hören wollen, haben wir mal zusammengefasst. Und doch bleibt es dabei: Frauen urteilen. Übereinander, untereinander. Männer machen das auch, aber eher so im Sinne von Kräftemessen. So gemein wie Frauen werden sie selten.

Warum ist das so? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass es meistens nicht wirklich darum geht, dass Frauen rumbitchen wollen. Mag es auch geben, aber viel öfter geht es doch darum, dass die Frau sich selbst unsicher ist, gestresst ist, vielleicht auch überfordert. Und diese Gefühle wollen dann raus. Manchmal denke ich, dass vor allem Mütter, die eigentlich selbst unsicher sind, besonders streng mit sich und anderen Müttern sind. Das Verhalten einer anderen Mutter bringt sie dann auf die Palme, und zack, da ist es:

“Wie, du stillst noch?”

“Du postest ja nur noch Bilder von deinem Kind!”

“Du weißt schon, dass das zum plötzlichen Kindstod führen kann oder?”

“Wenn du das machst, schadest du deinem Kind!”

“Isst du nichts, oder warum bist du schon wieder so dünn?”

Oft sind solche Sprüche nicht mal böse gemeint. Sie rutschen so raus. Und treffen – nicht immer, aber oft – mitten ins Herz. Und zwar wenn sie von Fremden kommen, aber natürlich besonders, wenn sie von Freunden kommen. Warum? Weil das Kinderhaben SO eine sensible Sache ist. Weil wir es alle so gerne “richtig” machen wollen. Weil wir alle so Angst haben, zu scheitern und es zu versemmeln. Und weil wir alle vor allem am Anfang und vor allem beim ersten Kind irre dünnhäutig, sensibel und müde sind.

Kommentare gegenüber Mamas, die wir nicht kennen, sind – finde ich – immer ein NO GO. Wirklich immer. Was hat Marie gelitten nach ihrem Kaiserschnitt. Und jeden Tag musste sie ihr Neugeborenes in den fünften Stock schleppen. Jede Trage, jedes Tragtuch tat an der Wunde weh, die ohnehin so schmerzte. Nur eine Trage funktionierte und erleichterte ihr den Alltag enorm. Und da erbost sich doch tatsächlich so eine gemeine Kuh und patzt sie auf offener Straße an, was sie ihrem Kind da antue, in der “Gruseltrage” und das wisse man ja wohl mittlerweile, was das für Hüftschäden zur Folge hat. Ich wäre fast handgreiflich geworden.

Immer respektvoll bleiben!

Man weiß doch nie, was die Geschichte dahinter ist. Warum die Mutter gerade ihr Kind anschreit (vielleicht geht sie gerade durch eine schlechte Phase und hat sich an diesem Tag schon 1000000 Mal zusammen gerissen), warum das Kind keinen Helm trägt (einfach heute total vergessen und schrecklicher Zeitdruck), warum das Kind die Flasche bekommt (monatelang versucht zu stillen und daran fast verzweifelt oder – auch völlig legitim – einfach überhaupt keine Lust auf Stillen), warum das Kind vorm iPad sitzt, Gummibärchen bekommt, in einer weniger optimalen Position getragen wird, früh in die Kita geht, nicht in die Kita geht … Die Liste lässt sich ewig fortsetzen. Meistens gibt es einen guten Grund, deshalb: Niemals auf der Straße urteilen, fies gucken oder blöde (“gut” gemeinte) Kommentare ablassen. Immer respektvoll bleiben. Wenn überhaupt: Hilfe anbieten. Aufmunternd sein. Freundlich, vielleicht humorvoll.

Das heißt nicht, dass wir uns nicht unseren Teil denken dürfen – wobei auch das weniger wird, kann ich aus Erfahrung sagen! Je länger man selbst Mutter ist, desto öfter war man schon mal in Situation X und kann Mutter Y deshalb gut verstehen. Aber auch heute denke auch ich noch manchmal: “Aha, na gut”. Wie zum Beispiel, als ich letztens einem maximal einjährigen Kind vom Klettergerüst helfen wollte, das da völlig verzweifelt hing und die Mutter mich anfauchte: “Lassen sie ihn!” um im Anschluss zu ihrem Sohn zu sagen: “Das musst du selbst entscheiden, Elias, ob du da hochwillst. Und wenn du es nicht wieder runter schaffst, dann klettere nicht hoch!” Ich fand das seltsam, aber ich hätte niemals etwas gesagt.

Der Ehrenkodex

Das heißt auch nicht, dass wir nicht mehr diskutieren dürfen. Aber eben mit Respekt. Nicht vorschnell urteilend. Vorsichtig. Und am besten: unter Freunden. Auch da versuche ich nie, Ratschläge ungefragt zu erteilen. Ansonsten gibt es unter meinen Freunden den unausgesprochenen Ehrenkodex, dass wir uns einfach machen lassen. Wir waren nie alle einer Meinung, wir machen vieles komplett unterschiedlich. Ich habe Freundinnen, die ihre Kinder nicht gestillt haben, und welche, die nach drei Jahren noch stillen. Ich habe welche, die aus Prinzip nicht impfen, und solche, die immer nach STIKO-Empfehlung gepiekst haben. Vegetarier, Discounter-Einkäufer, Bio-Fanatiker, bindungsorientiert-Fans und solche, die eher auf die “harte” Tour erziehen. Alles dabei! Und es gibt keinen Streit. Vielleicht mal eine Diskussion. Aber wenn man sich respektiert und schätzt, dann diskutiert man eben auf Augenhöhe und nicht unter der Gürtellinie. Dann wird nicht geurteilt und gemaßregelt. Kinder sind unterschiedlich, Mütter auch. Und wir Mütter sollten uns immer auf Augenhöhe begegnen. Wir sitzen nämlich alle im gleichen Boot.

Eben wegen dieser vielen tollen Moms in meinem Umfeld, die sich immer nur gegenseitig gestärkt und unterstützt haben, habe ich übrigens kaum so schlechte Erfahrungen mit Urteilen gemacht, auch im ersten Jahr nicht. Vielleicht habe ich mich dadurch auch so sicher gefühlt, dass ich nicht jedes Wort auf die Goldwage gelegt habe – ich weiß es nicht. Aber das ist doch die Krux: wenn wir uns alle gegenseitig stärken, fühlen wir uns alle sicherer und es kommt überhaupt nicht mehr zu doofen Situationen. Wir sind alle gleich unsicher, gleich müde und gleich überfordert mit diesem Mutterding. Wenn wir uns gegenseitig helfen, wird das besser und dann können wir uns auch wieder wichtigeren Dingen widmen. Denn – die Kinder werden so schnell groß. Anstatt uns also fertig zu machen wegen Baby-Kram, sollten wir diese Energie doch lieber verwenden, um über die Dinge zu sprechen, die uns wirklich alle umtreiben. Warum sind Frauen im Beruf immer noch so benachteiligt? Was können wir tun, damit Vereinbarkeit wirklich funktioniert? Warum werden Männer GELOBT, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern, während Frauen es nur falsch machen können? Warum verdienen wir immer noch weniger?

Lange Rede, kurzer Sinn

Cool Moms don’t judge!

Hinter dieser Kampagne stecken die coolen Mütter von Löwenzahn Organics – Liz und Carmen. Zusammen haben sie fünf Kinder und sie haben eine Firma gegründet, die Babynahrung herstellt, um Mütter im Alltag zu unterstützen. Liz und Carmen interessieren sich auch dafür, wie Mütter sich fühlen und was man da verbessern kann: Forsa machte im Auftrag von Löwenzahn eine Befragung und was dabei herauskam, ist nicht schön: 77% der Frauen sind schon mal für den Umgang mit ihren Kindern kritisiert worden. 72 % fühlten sich deshalb schon mal als schlechte Mutter. Und 27% der Mütter, die ihrem Kind die Flasche geben, fühlen sich aus diesem Grund als schlechte Mutter. 29 % stillen nur ungern in der Öffentlichkeit, weil sie befürchten dafür kritisiert zu werden.

Ist das nicht einfach saudoof? Verschwendete Energie? Habt ihr schon mal eine blöde Erfahrung gemacht? Die Blicke der anderen gespürt oder einen Spruch kassiert? Was können wir tun, damit das weniger wird, damit wir Mütter besser zusammenhalten und uns weniger dissen? Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen!

Mit dabei bei dieser Kampagne sind übrigens noch viele andere tolle Mütter: Lucie MarshallMummyMagOh WunderbarEchte MamasSmagMumlifeHebamme Maria, Primer & Laquer , Ivy und auch ein Papa ist an Bord: Johnnies Papa Blog.

Als wir alle zusammenkamen und über dieses wichtige Thema sprachen, ist übrigens ein schönes Video entstanden, das wir Euch nicht vorenthalten möchten:

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Löwenzahn Organics