Die elendige Einschlaf-Sache oder auch: alles Einstellungssache

Immer wieder freitags… posten wir einen Artikel aus dem Archiv! Heute geht es um etwas, das die meisten Eltern nicht so gerne machen, alleine schon deshalb, weil man es JEDEN Abend machen muss: Einschlafbegleitung!

Hier werden keine SUPER Tipps gegeben, aber manchmal hilft es auch schon, einen Schritt zurück treten und die eigene Einstellung ein bisschen zu verändern:

Die Sache, die mich am allermeisten nervt am Kinderhaben – oder vielmehr genervt hat – war immer das Ins-Bett-Bringen. Ich fand es so mega-anstrengend, wenn nach dem gemeinsamen Abendessen der Stress gleich weiter ging. Einer macht die Küche (auch kein Spaß), der andere macht die Kinder fertig. Diskussion: Zähne putzen jetzt, dann Schlafanzüge an, dann wieder Diskussion: es ist echt Zeit, ja jetzt! Noch mal Pipi machen. Ja, auch wenn du nicht musst! Dann Geschichte und Geschichte, aber nur zwei, nein, nicht drei! Bei Kind 2 dann Milch und weg war sie (wenn es gut lief), oder eben noch streicheln, singen, kuscheln. Bei Kind 1 weiter Diskussion: man sollte jetzt echt mal schlafen, morgen muss man wieder aufstehen, echt jetzt.

Jeden Abend schlechte Laune

Wenn dann beide endlich schliefen, waren der Mann und ich platt. Und so angefressen. Warum können die sich nicht alleine ins Bett bringen? Warum sind wir nicht reich und können uns eine Nanny leisten, die die Kinder ins Bett bringt? Wenn uns das ins-Bett-bringen einer abnehmen würde, dann hätten wir keine Probleme mehr.

Irgendwann beschloss ich: Schluss jetzt. Es kann nicht sein, dass ich einer so banalen Sache so wenig abgewinnen kann. Ich nahm: den Druck raus. Und beschloss, meine Einstellung zu ändern. Ich will nicht behaupten, dass mir das immer gelingt, aber manchmal eben schon.

Wie? Erstens: wir fangen jetzt früher an mit dem Bett-Ritual. So bleibt oft genug Zeit, noch eine Runde Lego zu bauen, bevor wir Zähne putzen gehen. Außerdem darf Kind 1 jetzt oft mit uns Nachrichten schauen, das mag er (warum auch immer, ich finde Nachrichten überhaupt nichts für einen Vierjährigen) und danach ist er oft so platt, dass alles nicht mehr lange dauert.

Druck raus, und versuchen: zu genießen

Außerdem ist mir irgendwann aufgefallen, dass es eigentlich diese Minuten abends sind, in denen mein Sohn und ich so richtig cool miteinander quatschen. Er packt dann oft die lustigsten Geschichten aus der Kita aus, erzählt, was schön war, was gemein war. Was ihm peinlich war und was er gut fand. So viel bekomme ich sonst nie aus ihm raus, denn am Essenstisch – das ist der Ort, den der Mann und ich gerne nutzen, um den Tag Revue passieren zu lassen – ist unser Sohn meist schweigend mit Essen beschäftigt und will dann schnell wieder spielen gehen.

Also nahm ich die abendliche halbe Stunde als genau das an: Als Zeit für uns beide. Kuschelzeit, Redezeit, die schönste Zeit des Tages eigentlich. Anstatt zu hoffen, dass er schnell einschläft und ich meine Ruhe habe, genieße ich jetzt und schaue nicht andauernd auf die Uhr. Manchmal lese ich auch ausnahmsweise ein Buch zwei Mal, wenn er sich das wünscht. Und meistens geht es wahrscheinlich sogar trotzdem schneller!

Bei der Tochter ist das übrigens das Gleiche: Wenn sie extra Kuschelzeit braucht, denke ich: Na dann. Bald ist es vorbei. Schön, dass sie jetzt noch so klein ist. Ich muss zugeben, dass es bei ihr schwerer ist, die Zeit wirklich zu genießen, denn ein Kleinkind, das gerade eine “Phase” hat, überdreht und übermüdet ist, oder zahnt, in den Schlaf zu schuckeln, macht wahrlich noch weniger Spaß, als einem Vierjährigen gut zuzureden, aber die Kleinen machen das ja nicht mit Absicht…

SCHLAF – hilft immer

Eine weitere Maßnahme war: ich gehe jetzt ein bis zwei Mal bewusst und geplant mit den Kindern ins Bett. Also nicht versehentlich neben ihnen einschlafen, sondern im Schlafanzug und abgeschminkt. Oft wenn ich mit ihnen alleine bin, dann machen wir uns alle zusammen fertig und kuscheln uns ins Elternbett. An diesen Abenden bekommt Kind 1 endlich das, was ich ihm sonst entsage: ich bleibe bei ihm liegen, bis er eingeschlafen ist. Der große Vorteil: man bekommt mal so richtig viel Schlaf. Wenn ich das zwei Mal die Woche mache, bin ich unendlich fit und habe viel mehr Energie für alles.

Und die Paar-Zeit?

Man könnte jetzt denken: und wann habt ihr Paar-Zeit? Aber dadurch, dass wir alles nach vorne gelegt haben, klappt es meistens auch so, dass beide Kinder vor 21 Uhr schlafen. Dann bleiben uns noch ein paar Stunden für uns. Außerdem ist die Kleine jetzt auch schon in dem Alter, in dem man ab und zu bei Oma schlafen kann. Wir gehen jetzt also an und zu zusammen aus und können ausschlafen. In zwei Wochen steht gar die erste Reise zu zweit an, seit wir zu viert sind. Ein ganzes Wochenende, nur wir beide! Die Paar-Zeit bekommen wir also auch so irgendwie hin. Und abends sind wir entspannter. Viel entspannter!

Ein Freund von mir sagte vor kurzem:

“Die schönste Zeit des Tages ist doch, wenn die Kinder abends endlich schlafen.”

Ich konnte das so gut nachvollziehen, denn ja, oft ist das so, dass man einfach nur froh ist, wenn sie einen abends endlich mal in Ruhe lassen. Aber ich war in dem Moment auch sehr dankbar, dass es bei uns gerade nicht so ist. Dass wir die Abende mit den Kindern genießen und trotzdem nicht zu kurz kommen!

Es werden wieder andere Zeiten kommen, deshalb: Chapeau!

Foto: Unsplash / Michael Bar Haim