Wieder Formentera – 15 Monate später

Manch einer denkt vielleicht: Boah, die Robles, die ist ja nur auf Reisen. Das stimmt nicht ganz, Formentera war erst die dritte Reise in diesem Jahr. Es stimmt aber natürlich auch doch, ich mache wahrscheinlich schon mehr Urlaub als der Durchschnitts-Deutsche. Das war schon immer so! Ich liebe das Reisen, verzichte auf vieles andere, um es zu ermöglichen, und dass Xaver überall mithingeschleppt werden würde – das war von Anfang an klar!

Zum Glück macht er das sehr gut mit, er ist ein richtiges Reise-Kind. Selbst auf langen Strecken hat er immer Bombenlaune, er mag den Wechsel und das Abenteuer und er LIEBT das Meer. So fuhren wir also, 15 Monate nach Xavers erster Reise, wieder nach Formentera. Die Balearen-Insel steht bei uns jedes Jahr mindestens ein Mal an, denn dort lebt der Vater meines Freundes, der Opa von Xaver. Wir machten also den gleichen Urlaub – nur mit einem Kind, das eben jetzt 17 Monate alt ist und nicht mehr zwei. Und damit war der ganze Trip eine völlig andere Geschichte.

Der Reise-Profi und Strand-Liebhaber

Nur die Anreise lief genauso großartig wie damals. Xaver schlummerte bereits vor dem Einstieg ins Flugzeug in einem ausgeliehenen Buggy ein (unseren mussten wir abgeben – man darf ihn angeblich nur bis zum Flieger mitnehmen, wenn man alleine reist, das fanden wir seltsam, hielten uns jedoch dran). Ein großer Dank geht hier noch mal an die nette alleinreisende Mama, die mit Ergo und Buggy ausgestattet war und uns ihren Wagen zum Einschlafen zur Verfügung stellte. Wir hoben ihn kurz danach wieder heraus, schleppten ein tiefschlafenden Xaver ins Flugzeug und genossen fast zwei Stunden Ruhe. Wunderbar! 30 Minuten vor der Landung wachte er auf, mit Bombenlaune. Bus zum Hafen, ab aufs Boot, ein Käsesandwich zwischendurch. Xaver genoss die Reise sichtlich, es ist wirklich auffällig was für eine gute Laune er immer an Reisetagen hat!

Auch auf Formentera fühlte sich der kleine Rabauke wieder pudelwohl. Xaver ist einfach ein absoluter Strand-Urlauber, er liebt das Wasser, den Sand, er ist so gerne nackig. Am Strand hat er immer gute Laune, lacht, rennt ins Wasser und wieder raus. Untersucht den Sand, zerstört Sandburgen, sammelt Steine, läuft mit Sandfüßen über fremde Handtücher, weckt verkaterte, schlafende, junge Mädchen auf, schnorrt sich andauernd etwas zu Essen, pinkelt wahllos überall hin…. Allen, die sagen, Kinder haben in dem Alter doch noch nichts vom Verreisen, denen kann ich gerne ein Video von ihm am Strand zusenden, als Gegenbeweis. Selten habe ich ihn glücklicher gesehen! Auch hat Xaver mal wieder überall geschlafen. Im Auto, am Strand… Ich glaube, das ist ein ziemlich wichtiges Kriterium, um mit einem Kleinkind zu verreisen und ich bin unendlich dankbar, dass er in dieser Hinsicht so easy ist.

Anstrengend. Und trotzdem Urlaub…

Denn sonst ist er einfach ein sehr intensives Kind. Er war nie einfach nur “dabei”. Es gibt Kinder, die sind das. Sitzen auf dem Schoß, bleiben bei den Eltern, machen keinen Quatsch. Mit Xaver am Strand dagegen – das ist anstengend. Man sitzt selten still, rennt ihm immer hinterher, schimpft, entschuldigt sich, passt auf. Natürlich hatten wir außerdem eine Riesen-Angst wegen seiner nicht vorhandenen Wasserscheu und der Gefahr des Meeres. Es ist einer meiner schlimmsten Albträume, dass er ertrinken könnte. Gleich am zweiten Tag ließ ich ihn, der IMMER furchtlos in Richtung Wellen läuft, an einem sehr ruhigen Tag und an einem sehr seichten Strand einfach mal drauflos laufen. Er wurde im klaren, türkisgrünen Wasser prompt von einer kleinen Welle erfasst und einmal untergetaucht und herumgewirbelt. Ich stand natürlich daneben, zog ihn sogleich aus dem Wasser. Geschockter Blick, er begann sofort zu weinen – das war nicht schön, aber es hat gewirkt. Tatsächlich war Xaver dann die ganzen zwei Wochen unglaublich vorsichtig mit dem Wasser. Ungeplant, aber schlau – ihn buchstäblich ins kalte Wasser fallen zu lassen, war eine gute Taktik!

Auch im Restaurant mit Xaver hatten wir eindeutig weniger Spaß als noch vor etwas mehr als einem Jahr. Damals ein schlafendes, voll gestilltes Baby – heute ein wilder Alles-Esser und Selber-Esser, inklusive Sauerei und konstantem Umherrennen. Kinderstühle gab es selten, wir bauten Konstruktionen aus Polstern, nach einer kurzen Essenspause, liefen wir aber dann vor allem permanent hinter ihm her. Angestoßene Köpfe an Tischkanten fielen nicht aus, wildfremde Menschen wurden inspiziert, bespaßt und angeschnorrt, Hunde und Katzen jauchzend bewundert. Es hat alles unheimlich Spaß gemacht, war aber superanstrengend, weshalb wir dann doch fast jeden Abend zuhause gekocht haben.
Urlaub war das alles dennoch, aber mit einem Strandurlaub, wie wir ihn vor Xaver gemacht haben, nicht zu vergleichen.

Viele Kinder, ein paar Tücken

Schön war, dass es viele Kinder gab, mit denen Xaver spielen konnte. Der Sohn eines befreundeten Paares, der nur wenige Wochen älter ist, wurde ein richtig guter Freund. Nicht so schön war, dass es in Woche zwei so heiß wurde, dass Xaver die Hitze zu schaffen machte. Er schlief schlecht, bekam von Hitze und Sonnencreme (trotz teurem Supersensibel-Kinderschutz aus der Apotheke…) Hitzepickelchen. Dazu viele Mückenstiche, die ihn aber nicht zu stören schienen. Das war in Indien auch schon so, Kinder scheinen so clever zu sein, dass sie gar nicht erst anfangen, zu kratzen! Dafür kratze er sich viel am Kopf, unser Läuseverdacht wurde zum Glück nicht bestätigt, es war wohl Sand, Sonne, Hitze….

Würde ich Formentera für den Familienurlaub empfehlen? Schon, obwohl es sicher komfortabelere Urlaubsorte gibt. Im Juli und August ist es VIEL zu voll, auch der September ist nicht gerade ruhig. Die Anreise ist beschwerlich (Flug nach Ibiza, dann mit der Fähre nach Formentera. Auf der Insel braucht man einen (überteuerten) Mietwagen, da die schönsten Strände etwas weiter abgelegen sind. Kindersitze kann man sich leihen.). Formentera ist beliebt und sehr trendy, das führt leider auch zum Aussterben von schönen, ursprünglichen Dingen, dazu wird die Insel langsam unverschämt teuer. Für uns ist es aber Heimat und wir hatten mal wieder eine schöne Zeit dort. Und ich bezweifle, dass es irgendwo anders in Europa noch mal solche tollen Strände gibt!

Das größte Abenteuer: die Abreise alleine….

Nach einer Woche verabschiedete ich mich übrigens alleine in Richtung Berlin, ließ Mann und Kind schweren Herzens zurück. Für meinen Freund und mich bedeutete das jeweils ein Riesen-Abenteuer, viel größer als alles, was wir vorher so erlebt hatten: Er blieb alleine mit Xaver auf  der Insel, vor mir stand eine Woche ganz alleine in Berlin. Im Nachhinein würde ich das nicht mehr so buchen, aber von meinen Erlebnissen, Gefühlen und Erfahrungen ohne Kind erzähle ich euch nächste Woche!